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51 18833 10 05845 Koordinaten 51 11 18 N 10 3 30 OCyriakusstift Eschwege Das Cyriakusstift Eschwege in der nordhessischen Stadt Eschwege mit dem Patrozinium des St Cyriakus wurde um 1000 gegrundet Das Frauenstift gehorte zeitweise zum Stift Gandersheim und zum Bistum Speyer ehe es vom 13 Jahrhundert bis zur Sakularisation im Zuge der Reformation 1547 ein Reichsstift war Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Strukturen 2 1 Abtissin und Konvent 2 2 Besitzungen 2 3 Vogtei 3 Baulichkeiten 4 Einzelnachweise 5 LiteraturGeschichte BearbeitenAn der Stelle des spateren Stifts wurde 973 74 ein Konigshof erstmals erwahnt den Kaiser Otto II den Hof seiner Frau Theophanu zu Eigen schenkte 1 Otto III uberliess seiner Schwester Sophia auf Wunsch von Theophanu 994 den Besitz 2 Dieser Hof bildete die materielle Basis fur das von Sophia moglicherweise wahrend des Hoftages von 997 gegrundete Kanonissenstift Sophia war Eigenherrin des Stifts constructrix et procuratrix 3 Das Stift kam spatestens 1039 beim Tode Sophias an das Stift Gandersheim Heinrich IV ubertrug es 1075 an das Hochstift Speyer Der Bischof erhielt das Recht die gewahlte Abtissin einzusetzen 4 Im Jahr 1188 stritten die Abtissin Gertrud mit dem Vogt des Klosters Ludwig von Lohra um Marktrechte Munzrecht und Gerichtsbarkeit Friedrich I entschied dass die Abtissin Markt Marktzoll und Munze erhalten sollte die Blutgerichtsbarkeit fiel an den Grafen da geistliche Herren diese nicht ausuben durften 5 Im Jahr 1217 kam das Stift zuruck an das Reich Die Abtissin Cunegundis uberliess 1278 den Augustinern ein Grundstuck fur ein Kloster Zwischen dem Stift und den Landgrafen von Hessen die inzwischen im Besitz der Stadt Eschwege waren kam es Ende des 13 Jahrhunderts zum Streit und die Ministeriale des Landgrafen versuchten Stiftsbesitzungen und Rechte an Hessen zu bringen Wahrend der langen Amtszeit der Abtissin Elisabeth von Wallenstein von 1333 bis 1362 erlebte das Stift einen Hohepunkt seiner Bedeutung In dieser Zeit kamen durch Schenkungen Kauf und Pfandschaften eine Reihe von Besitzungen an das Stift Diese okonomische Hochphase setzte sich auch unter der Nachfolgerin fort Zur Zeit der Adelheid von Boyneburg Hoenstein begann Ende des 14 Jahrhunderts jedoch ein Verfall Erst Agnese von Wallenstein gelang es nach 1413 die wirtschaftlichen Verhaltnisse noch einmal zu stabilisieren Einen Tiefpunkt erlebte die Gemeinschaft wahrend des langen Abbatiats der Agnes von Boyneburg Hoenstein von 1471 bis 1504 Es gab keinen Vermogenszuwachs mehr durch Schenkungen die Bindungen der Lehnsleute und Abgabenpflichtigen hatten sich gelockert wahrend sich die Versuche dritter mehrten Stiftsrechte zu beanspruchen Hinzu kam eine schlechte Verwaltung Alles zusammen fuhrte zu grossen wirtschaftlichen Schwierigkeiten Besitz mussten verpfandet oder verkauft werden Schliesslich resignierte Agnes ihrer Wurde als Abtissin Nicht nur die wirtschaftlichen Verhaltnisse hatten sich verschlechtert auch die klosterliche Disziplin hatte sich gelockert Beeinflusst von der Bursfelder Kongregation versuchte Landgraf Ludwig I auch das Cyriakusstift zu reformieren Die neue Abtissin kam 1504 mit Benedicta von Glune von aussen In dieser Zeit wurden die Rechte der Abtissin eingeschrankt Grossen Einfluss auch auf die inneren Angelegenheiten hatte nun der Abt des Klosters Breitenau Ein Abgesandter von Breitenau amtierte seither als Propst im Stift mit erheblichen Befugnissen nicht nur als Beichtvater sondern auch in weltlichen Angelegenheiten Dieser letzte Reformversuch hatte keinen nachhaltigen Erfolg Die Stiftsschule ging ein weiterer Besitz ging verloren Lehnsleute versuchten sich ihren Verpflichtungen zu entziehen und kostspielige Prozesse belasteten die Gemeinschaft Auch die Versuche der Landgrafen die Gemeinschaft zu unterstutzen halfen kaum noch Unter Catharina von Affeln 1523 1527 verbesserte sich die Lage nicht Nach der Einfuhrung der Reformation in Hessen durch Landgraf Philipp I im Jahre 1526 wurde das Stift 1527 sakularisiert Die Stiftsdamen wurden finanziell abgefunden und die Besitzungen gingen in landgraflichen Besitz uber Strukturen BearbeitenAbtissin und Konvent Bearbeiten Das Stift lag auf dem Cyriakusberg im Norden der Stadt Eschwege Die Regeln entsprachen denen in Gandersheim und Quedlinburg Die Stiftsdamen kamen aus adeligen Familien der Umgebung Die Zahl der Kanonissen anderte sich im Lauf der Zeit Wegen schlechter Einkunfte der Gemeinschaft beschrankte der Mainzer Erzbischof in der Mitte des 14 Jahrhunderts ihre Zahl auf sechzehn Bei der Aufhebung im Jahre 1527 betrug ihre Zahl zwanzig Die Kanonissen brachten bei ihrem Eintritt in das Stift eine Mitgift mit Spater erhielten sie Einkunfte aus ihren Pfrunden Sie lebten in der Gemeinschaft zusammen durften aber Eigentum besitzen An der Spitze stand die Abtissin Sie wurde vom Konvent gewahlt Meist waren dabei die zum Stift gehorenden Geistlichen anwesend Bestatigt wurde ihre Wahl abgesehen von der Zeit als das Stift zum Bistum Speyer gehorte vom Mainzer Erzbischof Die Abtissin genoss grosse Vorrechte Sie besass das Patronatsrecht besetzte die dem Stift unterstehenden Pfarreien vergab die Lehen und stellte die Bediensteten an Sie verfugte uber einen besonderen Wohnsitz hatte einen eigenen Haushalt und verfugte uber besondere Einkunfte Die Abtissin fuhrte ein eigenes Siegel das meist auch ihr Familienwappen enthielt Zwischen Abtissin und Konvent kam es wegen wirtschaftlicher Fragen mehrfach zu Streit 1413 kam es zu einem Vergleich bei dem die Abtissin dem Konvent eine Muhle abtreten musste Der Konvent ubernahm dafur eine Reihe von Verbindlichkeiten Spater nahm die Trennung von Stifts und Abtissinenvermogen ab Das nachstwichtigste Amt war zunachst das der Dechantin An deren Stelle trat um 1500 eine Priorin Darunter stand die Kusterin Anfangs gab es ein eigenes Vermogen fur die Kusterei dies wurde spater mit dem Stiftsvermogen zusammengelegt Die Kusterin fuhrte ein eigenes Siegel Auch dieses Amt verlor um 1500 an Bedeutung An seine Stelle traten eine Sacristana und eine Cantrix Daneben gab es an Amtern die Muhlmeisterin und die Kellnerin Seit dem Anfang des 16 Jahrhunderts trat ein mannlicher Propst hinzu Von den Stiftsbediensteten war der Schultheiss fur die Rechtspflege zustandig Ein Zollner uberwachte die Zolleinnahmen und ein Stiftsvogt war fur die wirtschaftlichen Belange zustandig Bei schwerwiegenden Entscheidungen wurden die Stiftsgeschworenen die Geistlichen und teilweise auch Vertreter des Landgrafen als Berater zugezogen 6 Besitzungen Bearbeiten Das Stift hatte das Patronatsrecht uber sechzehn Pfarrkirchen und eine Reihe von Vikarsstellen und Altare Diese Rechte waren uber ein Gebiet vom Eichsfeld und der Gegend um Muhlhausen bis in das Amt Sontra verteilt und gehorten wahrscheinlich zur materiellen Grundausstattung des Stifts 7 Daneben verfugte das Stift auch uber weltliche Lehen Diese lagen ebenfalls im Eichsfeld bei Muhlhausen und in den spateren Amtern Wanfried Eschwege und Sontra Im Laufe der Zeit lockerte sich das Band zu den Vasallen und diese vernachlassigten ihre Pflichten gegenuber dem Stift 8 Dem Stift gehorte auch erheblicher direkter Besitz Bedeutend war das Munz und Zollrecht in Eschwege Auch hatten die Hausbesitzer Abgaben zu zahlen Im Laufe der Zeit versuchten die Vogte und spater die Stadt dem Stift diese Rechte streitig zu machen Im 14 Jahrhundert trat das Stift die Munzrechte an die Stadt ab Auch die richterlichen Rechte gingen in stadtische Hande uber Auch die Zollrechte des Stifts wurden von stadtischer Seite in Frage gestellt Erst 1519 kam es zu einem Ausgleich Ahnliches galt auch fur eine Reihe von Muhlen Diese gingen im 15 Jahrhundert an den Landgrafen gegen die Errichtung eines Jahreszinses uber Insgesamt war fast die gesamte Stadt Eschwege auf Stiftsbesitz errichtet Auch besass das Stift eine Fischerei eine Schaferei und Einkunfte aus Wald Garten Ackerland und Hausern Der Ort Berneburg gehorte wohl zur ursprunglichen Ausstattung Dort ubte das Stift die Obrigkeit und das Gerichtsrecht mit Ausnahme der Hochgerichtsbarkeit aus Dort besass das Stift zahlreiche Lehen und Zinsguter Besitz hatte es in verschiedenen anderen Orten 9 Vogtei Bearbeiten Die Schutzvogtei ubten zunachst die Grafen von Bilstein als die Amtsgrafen der Germarmark aus Spater waren dies die Grafen von Lohra dann die Landgrafen von Hessen Diese ubten grossen Einfluss auch auf das innere Stiftsleben aus So versuchte Ludwig I 1455 das Stiftsleben zu reformieren Um die Baulichkeiten zu erneuern gewahrte Ludwig II 1466 einen Almosenbrief Anfang des 16 Jahrhunderts veranlasste Wilhelm II noch einmal einen Versuch das Stiftsleben zu reformieren Auch Philipp der Grossmutige setzte sich noch fur die Interessen des Stifts ein ehe er die Reformation in der Landgrafschaft einfuhrte und die Kloster sakularisierte 10 Baulichkeiten BearbeitenDas Stift befand sich auf dem Plateau des Cyriakusberges Sudlich lagen die Stiftsgebaude Ein Kreuzgang verband diese mit der nordlich gelegenen Stiftskirche Diese hatte im Westen zwei Turme Den Haupteingang zierten Phantasiewesen Bei der Belagerung der Stadt Eschwege durch den Herzog von Braunschweig im Jahr 1250 wurden ein Turm und ein Teil der Kirche abgebrochen um die Steine fur den Bau von Befestigungen zu verwenden Kurze Zeit spater wurde das Stift durch einen Brand stark in Mitleidenschaft gezogen Zum Wiederaufbau gewahrte Erzbischof Gerhard von Mainz denjenigen die dazu beitragen wurden einen Ablass Zwei Jahrhunderte spater waren die Baulichkeiten verfallen und Ludwig von Hessen half mit einem Almosenbrief um die Glaubigen zu Spenden fur eine Wiederherstellung zu bewegen Auch die Abtissin bat alle frommen Christenleute um einen Beitrag Zahlreiche Bischofe beteiligten sich mit Ablassbriefen Die Stiftskirche hatte zwei Chore Einer war dem Konvent vorbehalten der andere wurden von den Stiftsgeistlichen genutzt Die Kirche verfugte uber sechs Altare Mit der Kirche waren zwei Kapellen verbunden die eine war dem Evangelisten Johannes und die anderen dem Heiligen Nikolaus geweiht Zeitweise war die Kirche Ziel von Wallfahrten Nach der Aufhebung des Stifts wurden Teile der Baulichkeiten als Knabenschule andere als Kornspeicher genutzt Insgesamt verfielen die Gebaude immer mehr Der Nordturm der Stiftskirche wurde 1636 durch ein Erdbeben zerstort Der Sudturm wurde 1637 durch einen Orkan beschadigt Im Jahr 1735 wurde die Kirche zum grossen Teil abgebrochen um Steine fur den Bau einer Schleuse an der Werra zu gewinnen Langer existierte die Nikolauskapelle Nach der Verlegung der Knabenschule 1822 dienten die noch vorhandenen ehemaligen Stiftsgebaude als Unterkunft fur die Gendarmerie Im Jahr 1828 wurde dieses Gebaude dann ebenfalls abgebrochen Von den Baulichkeiten des Stifts ist heute lediglich der sogenannte Schwarze Turm oder Karlsturm am Sophienplatz erhalten Er stellt den Rest des Sudturms der Stiftskirche da Einzelnachweise Bearbeiten Otto II RI II n 656 Regest RI Online Otto III RI II n 1115 Regest RI Online Hans Goetting Die Bistumer der Kirchenprovinz Mainz Das Bistum Hildesheim 1 Das Reichsunmittelbare Kanonissenstift Gandersheim Berlin 1973 Germania sacra NF 7 S 92 265 Heinrich IV RI III 2 3 n 739 Regest RI Online Friedrich I RI IV 2 n 3165 Regest RI Online Julius Schmincke Geschichte des Cyriakusstifts in Eschwege In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde Bd 5 Kassel 1854 S 230 232 Julius Schmincke Geschichte des Cyriakusstifts in Eschwege In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde Bd 5 Kassel 1854 S 247 256 Julius Schmincke Geschichte des Cyriakusstifts in Eschwege In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde Bd 5 Kassel 1854 S 256 259 Julius Schmincke Geschichte des Cyriakusstifts in Eschwege In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde Bd 5 Kassel 1854 S 259 262 Julius Schmincke Geschichte des Cyriakusstifts in Eschwege In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde Bd 5 Kassel 1854 S 224 226Literatur BearbeitenGerhard Kobler Historisches Lexikon der deutschen Lander Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart 4 vollstandig uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 1992 ISBN 3 406 35865 9 S 159 Julius Schmincke Geschichte des Cyriakusstifts in Eschwege In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde Bd 5 Kassel 1854 S 217ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cyriakusstift Eschwege amp oldid 235540919