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Der Corona Leopardus Schrein ist ein 1911 1912 von dem Aachener Goldschmied Bernhard Witte fur die Aufbewahrung der Reliquien der hl Corona und des hl Leopardus angefertigter Reliquienbehalter Der vergoldete und emaillierte Schrein wurde im August 1912 im Rahmen der Sonderausstellung christlicher Kunst anlasslich des 59 Deutschen Katholikentags erstmals der Offentlichkeit prasentiert Das Reliquiar gehort zum Aachener Domschatz und wird im Depot der Aachener Domschatzkammer aufbewahrt Corona Leopardus Schrein Aufnahme 1913 Kuppelreliquiar aus dem Welfenschatz als Vorbild des Corona Leopardus Schreins Fertigung in Koln gegen Ende des 12 Jahrhunderts Grubenschmelz auf vergoldetem Kupfer vergoldeter Bronze sowie teilvergoldetem Silber Bodenplatte mit Braunfirnis Figurenreliefs aus Walrosszahn Eichenholzkern Kunstgewerbemuseum Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und Reliquien 2 Entstehungs und Restaurierungsgeschichte 3 Form und Bildprogramm 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte und Reliquien BearbeitenDie Reliquien der hl Corona wurden 996 997 zusammen mit denen des hl Leopardus von Kaiser Otto III nach seiner Kaiserkronung in einfachen Bleisarkophagen mit Giebeldachern von Otricoli in Norditalien nach Aachen uberfuhrt Ursprunglich waren die Reliquien der hl Corona fur ein von Otto III geplantes Kloster auf dem Aachener Lousberg vorgesehen Die fur das Mittelalter eher ungewohnlichen Bleisarge waren aus unterschiedlich dicken Bleiplatten grob zusammengesetzt und mit unprofessionell ausgefuhrten Inschriften versehen 1 nbsp Detail der Inschrift des LeopardussargesDer Coronasarg ist 127 Zentimeter lang 45 Zentimeter breit und 67 Zentimeter hoch und tragt die Inschrift CLAVDITVR HOC TVMVLO MA RTI R CORONA BENIGNA TERTIVS HIC CAESAR QVAM DVCENS CONDERAT OTT O In diesem Grab ist die fromme Martyrerin Corona eingeschlossen welche Kaiser Otto III hierhergebracht und beigesetzt hat Der 121 Zentimeter lange 45 Zentimeter breite und 70 Zentimeter hohe Leopardussarg wurde mit folgender Inschrift versehen CLAVDITVR HIC MAGNVS LEOPARDVS NOMINE CLARVS CVIVS IN OBSEQVIO REGNABAT TERTIVS OTTO Hier ist eingeschlossen der grosse Leopardus mit beruhmtem Namen bei dessen Translation Otto III regierte Man geht davon aus dass sich die Inschriften auch auf Tafeln an den Oktogonpfeilern in der Nahe der Corona und Leopardus Gruft befunden haben Nach Errichtung des Corona und Leopardusaltars wurden die Inschriften im fruhen 11 Jahrhundert auf den Sargen angebracht 1 die in der Corona Gruft im Nordost Joch bzw Leopardus Gruft im Sudost Joch der Munsterkirche bestattet wurden 2 Die Lage der Corona und Leopardus Gruft zeigt heute eine Inschriftenplatte aus Blaustein im Fussboden des Sechszehnecks an 3 Die beiden Heiligen wurden seit dem 11 Jahrhundert als Konpatrone des Marienstiftes in Aachen verehrt 4 Die beiden Reliquiensarge wurden im Zuge von Ausgrabungen 1843 wiederentdeckt im Jahr 1910 geborgen und die Reliquien entnommen 5 Die beiden Bleisarge wurden zunachst in die Michaelskapelle des Doms uberfuhrt die Kupferabgusse der Inschriften befinden sich heute in der Aachener Domschatzkammer 1 Heute werden die zwei Bleisarge als Dauerleihgaben im Centre Charlemagne prasentiert 3 Der Aachener Stiftspropst Alfons Bellesheim regte an fur die kostbaren Reliquien einen angemessenen Schrein fertigen zu lassen Die Goldschmiedearbeit wurde aus privaten Mitteln finanziert Alfons Bellesheim stellte selbst einen Betrag von 11 000 Mark fur die Realisation zur Verfugung 6 Eine bildliche Darstellung der hl Corona und des hl Leopardus gemeinsam mit den Erzengeln Raphael und Gabriel findet sich im Aachener Dom auch in einem Fenster der Nikolauskapelle 3 Entstehungs und Restaurierungsgeschichte Bearbeiten1911 wurden im Aachener Suermondt Museum der Offentlichkeit drei Entwurfe fur den Reliquienschrein prasentiert Neben der Aachener Werkstatt fur sakrale Kunst August Witte GmbH legte auch der Dresdner Architekt Robert B Witte einen Entwurf fur den Reliquienschrein in Form eines Baldachinaltars mit einem Kastenreliquiar vor 7 Als Dekoration sah der Entwurf zahlreiche kunstlerische Ruckgriffe auf die ottonische Kunst des fruhen 11 Jahrhunderts vor Obwohl sich das Stiftskapitel und die hinzugezogenen Sachverstandigen fur den Entwurf Robert Wittes ausgesprochen hatten bekam die August Witte GmbH den Auftrag den Corona Leopardus Schrein anzufertigen 7 Die Arbeiten an dem Reliquiar begannen im Dezember 1911 Neben Bernhard Witte arbeiteten noch etwa 50 Kunsthandwerker an der Fertigstellung des Schreins 8 Bereits im August 1912 wurde das Reliquiar auf dem 59 Deutschen Katholikentag offentlich prasentiert 7 Nachdem der Corona Leopardus Schrein zuletzt 25 Jahre im Magazin der Domschatzkammer deponiert war wurde beschlossen das Reliquiar als ein Exponat in der fur Juni 2020 geplanten Sonderausstellung Mittelalter 2 0 zur Goldschmiedekunst im Historismus zu prasentieren Seit Anfang 2020 wurde der Corona Leopardus Schrein grundlegend restauriert und anlasslich der Wiedereroffnung der Domschatzkammer ausserplanmassig bereits seit dem 12 Mai 2020 offentlich ausgestellt 8 9 Form und Bildprogramm BearbeitenVorbild fur den von Bernhard Witte geschaffenen Schrein waren die romanischen Kuppelreliquiare aus dem 12 Jahrhundert die in Koln gefertigt wurden unter anderem das Kuppelreliquiar aus dem Welfenschatz heute Kunstgewerbemuseum Berlin und das Kuppelreliquiar aus Hochelten heute Victoria and Albert Museum 10 Der 95 Zentimeter hohe 74 Zentimeter breite und 98 Kilogramm schwere Schrein beherbergt in Seidentucher eingeschlagen die etwa 6 Kilogramm schweren Reliquien der hl Corona und des hl Leopardus Der reich verzierte vergoldete und emaillierte Schrein wurde von Witte mit 375 Edel und Halbedelsteinen dekoriert 11 Uber einem profilierten Sockel erhebt sich ein Gefass in Form einer Kreuzkuppelkirche Am Sockel wurde umlaufend die folgende Stiftungsinschrift angebracht Sacra quae pius Otto III Imperator Aquisgranum transtulit sanctorum Leopardi et Coronae Martyrum ossa Dr Alphonsus Bellesheim capituli Aquisgranensis praepositus in hanc pretiosam thecam recludi curavit Pio X papa Wilhelmo II imperatore feliciter regnantibus A D MCMXII 10 Die heiligen Gebeine der heiligen Martyrer Leopardus und Corona die der fromme Kaiser Otto III nach Aachen uberfuhrte liess Dr Alfons Bellesheim Stiftspropst in Aachen in diesen kostbaren Schrein bergen als Papst Pius X und Kaiser Wilhelm II glucklich regierten im Jahr des Herrn 1912 An den Stirnseiten der Kreuzarme befinden sich portalartige Triumphbogen die von je zwei emaillierten Saulen ruhend auf Sockeln aus Elfenbein und filigranen Kapitellen getragen werden In den Portalnischen wurden getriebene Reliefs angebracht die das Martyrium der hl Corona und des hl Leopardus die Uberfuhrung der Reliquien nach Aachen durch Otto III sowie die Hebung der Bleisarge im Jahr 1910 zeigen Die Zwickel der Portalbogen sind mit Elfenbeinreliefs dekoriert die die vier Kardinaltugenden und weitere vier Tugenden zeigen In den Giebelfeldern uber den Portalbogen sind Wappen des Papstes Pius X des deutschen Kaisers Wilhelm II des Aachener Stiftskapitels und des Stiftpropstes Alfons Bellesheim angebracht Die Firstkamme der Giebel wurden dem des Siegburger Annoschreins nachempfunden die Dachflachen sind mit einer dachziegelartigen Struktur dekoriert worden In den Rundbogennischen der Kreuzarme befinden sich Statuetten der Kaiser Otto I Otto II Otto III und Heinrich II die von jeweils zwei palmenwedeltragenden Engeln flankiert werden 11 Uber der Vierung der Kreuzkuppelkirche ragt ein Arkadentambour auf der die dekorierte Faltkuppel tragt An der Basis des Tambours befindet sich ein mit Elfenbeinmedaillons verziertes Schmuckband mit der Darstellung der vier Elemente Der Tambour ist durch kleine Saulen aus Achat in zwolf Nischen gegliedert Am Fuss der Saulen sind im Wechsel vergoldete Miniaturen des Pinienzapfens und des Aachener Wolfs aufgestellt In den Nischen erscheinen Standbilder von Herrschern und Heiligen Neben Karl dem Grossen als Erbauer der Munsterkirche finden sich in den Tambournischen die Figuren von Papst Gregor V und Papst Silvester II von Bischof Bernward von Hildesheim von Adalbert von Prag von Bruno von Koln und Heribert von Koln sowie von Stephan I und seinem Sohn dem hl Emmerich vom hl Nilus und hl Romuald sowie der hl Mathilde 12 Die emailuberzogene Kuppel des Schreins ist durch Gurte gegliedert und stutzt sich auf den Achatsaulen des Tambours ab die hervortretende Kuppelflache bildet dabei jeweils den Baldachin fur eine darunter befindliche Figur in den Tambournischen Die einzelnen Kuppelsegmente sind mit zwolf Tierkreiszeichen in Grubenschmelzemail geschmuckt 11 Die Faltkuppel ist bekront mit einem verzierten Nodus und einem dreidimensionalen Kreuz das dem Lotharkreuz nachempfunden ist Die Unterseite des Nodus ist mit den Symbolen der vier Paradiesflusse Euphrat und Tigris Pischon und Gihon verziert wahrend auf der Oberseite die Symbole der vier Evangelisten zu sehen sind 12 Literatur BearbeitenAugust Richard Maier Der neue Corona und Leopardusschrein In Aachener Kunstblatter Heft 7 8 1913 S 88 92 Oscar Doering Dachau Ein Meisterwerk kirchlicher Goldschmiedekunst In Die Christliche Kunst 10 Jahrgang 1915 S 9 14 Eduard Teichmann Uber die heiligen Martyrer Leopardus und Corona im Aachener Munster In Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Band 51 1929 S 374 381 Der Corona und Leopardusschrein In Ernst Gunther Grimme Der Aachener Domschatz L Schwann Dusseldorf 1973 S 152f Weblinks Bearbeitendomradio de Reliquien von St Corona liegen in AachenEinzelnachweise Bearbeiten a b c Aachen Dom Michaelskapelle Reliquiensarge In Deutsche Inschriften Online 1992 abgerufen am 28 Marz 2020 Harald Muller Clemens M M Bayer Max Kerner Die Aachener Marienkirche Aspekte ihrer Archaologie und fruhen Geschichte 1 Auflage Regensburg ISBN 978 3 7954 2801 3 S 78 a b c Corona mal anders Dombauhutte Aachen abgerufen am 28 Marz 2020 Sanierung Mosaiken Marmorverkleidung und Fussboden im Zentralbau Abgerufen am 27 Marz 2020 Die Heilige Corona ruht in der Aachener Domschatzkammer Abgerufen am 27 Marz 2020 Oscar Doering Dachau Ein Meisterwerk kirchlicher Goldschmiedekunst In Die Christliche Kunst Band 10 1915 S 9 a b c August Richard Maier Der neue Corona und Leopardusschrein In Aachener Kunstblatter Band 7 8 Aachen 1913 S 89 a b Coronas Knochen in der Schatzkammer Abgerufen am 27 Marz 2020 Aachener Dom zeigt Corona Schrein 11 Mai 2020 abgerufen am 14 Mai 2020 a b Ernst Gunther Grimme Der Corona und Leopardusschrein In Der Aachener Domschatz L Schwann Dusseldorf 1973 S 152 a b c Ernst Gunther Grimme Der Corona und Leopardusschrein In Der Aachener Domschatz L Schwann Dusseldorf 1973 S 153 a b Oscar Doering Dachau Ein Meisterwerk kirchlicher Goldschmiedekunst In Die Christliche Kunst Band 10 1915 S 14 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Corona Leopardus Schrein amp oldid 238924500