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Die Cithara sanctorum ist eines der ersten in slawischer Sprache gehaltenen lutherischen Gesangbucher Inhaltsverzeichnis 1 Vorbemerkung 2 Entstehung und Entwicklung des Kantionals 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVorbemerkung Bearbeiten nbsp Cithara sanctorum Titelseite im Verlag von Alojz Bucansky Budapest 1877 1 Vor der Reformation bestand in der Heiligen Messe der Romisch katholischen Kirche der Kirchengesang aus der geistlichen Schola Cantorum an der sich die restliche Gemeinde nicht beteiligte Schon auch deshalb nicht weil diese Gesange in Kirchenlatein vorgetragen wurden die von der Mehrzahl der Kirchenbesucher der damaligen Zeit nicht verstanden wurden In der nachreformatorischen Zeit etwa ab Mitte des 16 Jahrhunderts kristallisierte sich deshalb die Gattung des Kirchenliedes jeweils in der Landessprache als fester Bestandteil der lutherischen Liturgie sowie des Gottesdienstes heraus Martin Luther war es wichtig den Glaubigen zu vermitteln dass neben dem Gebet auch der Gesang zum aktiven Dialog der Glaubigen mit Gott beitragt Neben der Lesung der Bibel und der Predigt wurde das geistliche Lied ein legitimer Bestandteil der gemeinsamen liturgischen Zeremonien und Gottesdienste in den evangelisch lutherischen Gemeinden Zu den eindrucksvollsten Leistungen des Protestantismus in jener Zeit zahlt die Erbauungsliteratur die von der Trostschrift bis zum Predigtdruck vom Gebetbuch bis zum Gesangbuch reicht Deren Funktion bestand in jedem Fall darin den Glaubigen emotional wirksame Identifikationshilfen mit den protestantischen Lehrinhalten zu vermitteln 2 Entstehung und Entwicklung des Kantionals BearbeitenDer Kantional wurde von dem aus Schlesien stammenden Dichter lutherischen Theologen und Prediger Georg Tranoscius geschaffen Die Cithara sanctorum d Harfe der Heiligen 3 ist das bedeutendste Gesangbuch nicht nur der slowakischen Lutheraner in ehemaligen Konigreich Ungarn bzw der Slowakei sondern auch in Tschechien Mahren und Schlesien Die Erstausgabe erschien im Jahre 1636 bei dem Buchdrucker Benedikt Brewer 4 in Leutschau Der Text der Titelseite lautet folgendermassen Cithara sanctorum Pisne duchovni stare i nove kterychz Cirkev krestanska pri Vyrocnich Slavnostech a Pamatkach jakoz i ve vselikych potrebach svych obecnych a obzvlastnych s mnohym prospechem uziva K nimz pridany jsou pisne Dr Martina Luthera vsecky z nĕmecke reci do nasi slovanske prelozene Od kneze Jirika Tranovskeho sluzebnika Pane pri cirkvi svatomikulasske v Liptove Vytistene v Levoci u Vavrince Brewera Leta 1636 Alte und neue geistliche Lieder die von der christlichen Gemeinde bei Jubilaen Feierlichkeiten und Gedenkfeiern sowie bei allen allgemeinen und besonderen gottesdienstlichen Bedurfnissen mit Gedeihen nutzt Beigefugt sind auch Lieder D Martin Luthers alle aus der deutschen Sprache in unsere slawische Sprache ubersetzt Von Pfarrer Georg Tranoscius Diener des Herrn in der Gemeinde von Sankt Nikolaus in Liptau Gedruckt in Leutschau bei Benedikt Brewer Im Jahre 1636 5 Die erste Ausgabe der Cithara aus dem Jahre 1636 enthielt 412 Lieder In dieser Ausgabe waren auch Noten beigefugt Tranoscius widmete sich in der Tradition Martin Luthers nicht nur Bibelubersetzungen sondern er war auch auf dem Feld des evangelischen Kirchenliedes mit eigenen Schopfungen tatig Der Kantional enthalt somit neben Choralen der Bohmischen Bruder und eigenen Schopfungen von Tranoscius auch Ubersetzungen der Lieder Martin Luthers sowie Texte anderer deutscher reformatorischer Autoren Im Kantional aus dem Jahre 1636 waren 108 eigene Schopfungen von Tranoscius enthalten 60 Lieder sind Ubersetzungen von Liedern Martin Luthers bzw anderen deutschen Autoren der Reformationszeit 6 Das Gesangbuch besteht aus insgesamt 712 Seiten recto und verso in gotischer Frakturschrift und Noten in quadratischer Notation auf einer Funflinienzeile Die erste Ausgabe benotigte eine adaquate Ausstattung fur den Druck in Buchstaben und in der Notenschrift Brewer musste deshalb seine technischen Elemente fur Typographie mit Hilfe eines Zeichengiessers aus Krakau modifizieren Als Sprache benutzte Tranoscius das Alttschechische der Kralitzer Bibel 7 Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte es sich zur Liturgiesprache der slowakischen Lutheraner und war bis in die zweite Halfte des 20 Jahrhunderts in der Liturgieagende bei Gottesdiensten im Gebrauch bis es von der von Ľudovit Stur kodifizierten slowakischen Schriftsprache abgelost wurde nbsp Cithara sanctorum gedruckt in Pest im Jahre 1828 8 Von der Leutschauer Erstausgabe aus dem Jahre 1636 ist nur ein Exemplar bekannt das sich in der Slowakischen Nationalbibliothek SNK in St Martin an der Turz befindet Zwischen 1636 und 1711 Gegenreformation wurden insgesamt dreizehn Ausgaben gedruckt in der Offizin Brewer in Leutschau insgesamt neun 1636 1638 1653 1674 1680 1684 1693 1696 1711 in Trentschin zwei 1647 1659 und in Sillein zwei 1686 1707 9 In der Leutschauer Ausgabe von 1653 werden dem Kantional erstmal Gebete beigefugt Das letzte Drittel des 17 Jahrhunderts war der Beginn der Gegenreformation im damaligen Konigreich Ungarn Dieser Trend hielt auch in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts an das Land sollte vonseiten der in Ungarn herrschenden Macht der katholischen Habsburger sowie der Amtskirche rekatholisiert werden Die Evangelischen verloren damals alle ihre Rechte worunter das kulturelle Klima betrachtlich litt An der Spitze dieser Bewegung stand der damalige Erzbischof von Gran Georg Szelepcsenyi welcher bereit war den zwischenzeitlich in Konigreich Ungarn etablierten Protestantismus auch gewaltsam zuruckzudrangen Das bekamen auch die protestantischen Druckereien in Leutschau und Bartfeld zu spuren Die Offizin Brewer musste 1740 ihre Produktion einstellen Nach 1711 durften in Konigreich Ungarn keine Neuausgaben gedruckt werden und deshalb wurden die Ausgaben der Cithara nach 1711 nach Deutschland verlegt Im Jahre 1736 wurde in Deutschland die Jubilaumsausgabe der Cithara sanctorum vorbereitet die in Leipzig gedruckt wurde Das Vorwort lautet Modlitby Krestanske ktere pred tjm syc obzwlasstne tissteny bywaly nynj pak pripogeny gsau k Kancyonalu Autorowu aby y Pjsne y Modlitby ged noho a tehoz Autora w gedne knize se zdrzowaly A dalej sa pise Kterazto prace a k dobremu obecnemu naklonnost gakoz dosawad wdecne byla od wssech wdecnych prigata a chwalena tak s welikym prospechem vzjwana tak ze pro nedostatek prwnjch Exemplaru musel Kancyonal tento giz nekolikrat znowa tlacen byti Die christliche Gebete welche vorher zwar einzeln gedruckt wurden jetzt aber mit dem Kantional des Autors zusammengefugt sind damit die Lieder und die Gebete des gleichen Autoren in einem Buch platzgefunden haben Weiter schreibt man Wobei diese Arbeit durch die Neigung fur das Wohlbefinden aller dankbaren Menschen wie immer angenommen und gelobt mit so grossem Fortgang verwendet wurde so dass wegen Mangels an ersten Exemplare dieser Kantional schon mehrmals wiedergedruckt werden musste 10 Ein Jahr nach dem 100 jahrigen Jubilaum erschien 1737 in Leipzig eine weitere Ausgabe Diese Leipziger Ausgabe fallt aus dem Rahmen der klassischen Ausgaben heraus da sie keine Gebete enthalt Der Text der Titelseite lautet folgendermassen CITHARA SANCTORUM Zgew 5 8 11 aneb Zalmy a Pisne Duchovni stare y nove kterychz Cyrkew Ewangelicka pri weyrocnich Slawnostech a Pamatkach a w Potrebach obecnjch y obzwlasstnjch k Chwale Bozi a k hognemu w Duchu obweselenj a potessenj s mnohym prospechem Bud k zpjwanj bud k tichemu modlenj se bud k wynauċenj we wsselikych ċlankach uċenj Krestianskeho uziwati muze s wernou pilnostj Z nekolik starych Bratrj ceskych kneze G Tranovskeho take z Zitavskeho y ginych Kancyonalu shledane djlem tez w nowe z nemeckeho prelozene a wssudy Podle Wjry swate Ewangelicke prawid la sporadane a nynj spolu wydane N 410 Nalezagj se w Lipsku u Sam Benj Waltera Leta P 1737 CITHARA SANCTORUM Apoc 5 8 oder Psalmen und geistliche Lieder alte und neue welche die evangelische Kirche bei den Jahresfeierlichkeiten und Jubilaen und im allgemeinen und dem besonderen Gebrauch zum Gotteslob und zur ausgiebigen Erfreuung und Vergnugung des Geistes mit vielfaltiger Begunstigung oder zum Singen oder zum stillen Beten oder zur Ausbildung in verschiedenen Artikeln der christlichen Lehre verwenden kann Mit treuen Fleiss einiger Tschechischer Bruder Pastor J Tranovsky aus dem Zitavsky und anderen Kantionalen ausgesucht teilweise auch neu aus dem Deutschen ubersetzt und uberall nach dem heiligen evangelischen Glauben und seinen Regeln angeordnet und jetzt ausgegeben N 410 Befindet sich in Leipzig bei Sam Benj Walter im Jahre G ottes 1737 12 12 Im Laufe der Jahrhunderte erschien der Kantional Cithara sanctorum in uber 140 bisher bekannten Ausgaben Diese wurden teilweise in verschiedenen Stadten und Druckereien innerhalb des damaligen Konigreiches Ungarn und Deutschlands und nach 1918 in der Tschechoslowakei gefertigt Zahlreiche Ausgaben erschienen in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts in der Offizin von Michael Landerer in Pressburg sowie bei verschiedenen Verlegern in Budapest und Bekescsaba In jeder Ausgabe der Cithara stieg stetig Anzahl der Lieder 1636 412 1674 562 1727 812 1745 998 1895 1131 In der letzten Ausgabe im Jahre 1971 enthielt sie 1305 Lieder 5 Am 27 April 1898 wurde in Liptau Sankt Nikolaus der letzten pastoralen Wirkungsstatte von Tranoscius der slowakische Buchverlag Tranoscius gegrundet der auf christliche evangelische Literatur spezialisiert war 13 In diesem Verlag erschienen zahlreiche Publikationen die Cithara sanctorum betreffend Die Cithara sanctorum gehort in der Slowakei zu den meistgedruckten Werken des Landes Deshalb wurde im Jahre 1895 vom Hymnologen Jan Mocko 14 mit dem Aufbau der Tranoscius Bibliothek 15 begonnen Sitz der Bibliothek ist Liptau Sankt Nikolaus und Trager der Bibliothek ist der Tranoscius Verein slowakischer Evangelischer Literatur BearbeitenJeno Szilady A magyarorszagi tot protestans egyhazi irodalom 1517 1711 Dissertation Budapest 1939 Die slowakische protestantische Religionsliteratur in Ungarn ungarisch o 1 nline abrufbar Evanjelicka encyklopedia Slovenska Bratislava 2001 ISBN 80 968671 4 8 slowakisch S 386f Susanne Basicova Juraj Tranovsky und sein Kantional Cithara Sanctorum Diplomarbeit Universitat Wien Wien 2009 online abrufbar 2 Weblinks BearbeitenCithara sanctorum Ausgabe 1745 von Buchdrucker Nikolaus Scholl 1680 1759 in Lauban Schlesien digitalisiert 3 Einzelnachweise Bearbeiten Der Verleger Alojz Bucansky schreibt im Vorwort zu dieser Ausgabe dass ihm als Vorlage die 8 Leutschauer Ausgabe aus dem Jahre 1696 diente Michael Marker Die protestantische Dialogkomposition in Deutschland zwischen Heinrich Schutz und Johann Sebastian Bach Koln Studio 1995 S 13 zitiert nach Susanne Basicova wortlich Zither der Heiligen Die Offizina wurde um das Jahr 1620 von den Brudern Bruno 1570 1639 und Benedict Brewer 1590 1664 in Leutschau gegrundet Uberwiegend wurde hier evangelische Religionsliteratur u a der Katechismus Martin Luthers und auch Werke von Johann Amos Comenius sowie evangelische Kalender gedruckt Nach 1740 erlebte die Offizin ihren Niedergang a b Evanjelicka encyklopedia S 386f siehe Literatur Szilady S 103 s Literatur Die Kralitzer Bibel NT 1564 gesamte Bibel 1579 war die erste Ubersetzung der Bibel in die tschechische Landessprache Die Bibel wurde von Johannes Blahoslaus ubersetzt Nahezu uber das gesamte 19 Jahrhundert hindurch wurde die Cithara sanctorum in Pest dem spateren Budapest gedruckt Die Budapester Verleger scheinen ein Monopol fur die Verlagsrechte zu haben Allein zwischen 1820 und 1864 erschienen hier 19 Ausgaben der Cithara die von drei Druckereien bewerkstelligt wurden Alojz Bucansky 6 Auflagen Viktor Hornansky 8 Auflagen und Kalman Rozsa mit Gemahlin 7 Auflagen Bucansky berichtet dass er im Jahre 1843 bei eine Auktion die Verlagsrechte von den Pressburger Verleger Ludwig Weber erworben hat Szilady S 116ff s Literatur Basicova S 65 s Literatur Off 5 8 Und als es das Buch nahm da fielen die vier Wesen und die vierundzwanzig Altesten nieder vor dem Lamm und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Raucherwerk das sind die Gebete der Heiligen Luther 2017 a b Basicova S 66 Der Verlag arbeitete als GmbH bis zum Jahre 1953 und wurde dann durch die Kommunisten im Rahmen der Kirchenverfolgngen in der volksdemokratischen Tschechoslowakei zwangsweise aufgelost Nach der Samtenen Revolution wurde er auf seiner ursprunglichen Grundlage am 29 April 1991 neu gegrundet Jan Mocko 26 Januar 1843 in Senitz Konigreich Ungarn 17 November 1911 ebd war evangelischer Pfarrer Hymnologe und Schriftsteller Er war Begrunder der Tranoscius Bibliothek in Liptau Sankt Nikolaus Die Tranoscius Bibliothek ist eine historische Bibliothek deren Trager die Evangelische Kirche A B ECAV in der Slowakei ist Der Buchbestand betragt etwa 2200 Bande Die Bibliothek besitzt zahlreiche Raritaten und Erstdrucke die bis ins 16 Jahrhundert zuruckzufuhren sind Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cithara sanctorum amp oldid 237917822