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Ľudovit Stur deutsch auch Ludwig Stur oder Ludwig Stur 29 Oktober 1815 in Uhrovec bei Banovce nad Bebravou Konigreich Ungarn 12 Januar 1856 in Modra bei Pressburg eigentlich Ludevit Velislav Stur war eine herausragende Personlichkeit der slowakischen Nationalbewegung Als Philologe Schriftsteller und Politiker im Kaisertum Osterreich kodifizierte er die Grundlagen der heutigen slowakischen Schriftsprache Portrat von Ľudovit Stur auf einem Gemalde von Jozef Bozetech Klemens Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Wurdigung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenĽudovit Stur kam zur Welt als zweites Kind des Lehrers Samuel Stur und seiner Gattin Anna Sturova geb Michalcova Die Familie Stur hat ihre Ursprunge in der Stadt Trentschin ein Mann namens Benedikt Stur wurde 1558 in einer Matrikel verzeichnet Samuel Stur kam 1789 zur Welt im Ort Lubina bei Nove Mesto nad Vahom und zog 1809 als evangelischer Lehrer und Orgelspieler zuruck nach Trentschin um 1 Dort heiratete er seine Gattin Anna Tochter eines ortlichen Metzgers Schwierige Lebensverhaltnisse in der Zeit der napoleonischen Kriege fuhrten dazu dass Samuel Stur im Jahr 1813 eine neue Stelle als Lehrer beim Grafen Zay im Ort Uhrovec annahm 2 Ľudovit wuchs in einer bewusst lutherischen Familie auf und erhielt Volksschulbildung in einer Einklassenschule in der 80 Kinder unterrichtet wurden von seinem Vater Samuel Seine Bruder Karol 1811 1851 und Samuel 1818 1861 wurden Pfarrer Als zwolfjahriger Junge wurde Ľudovit in ein Gymnasium in Raab Gyor geschickt um dort vor allem Ungarisch und Deutsch zu lernen 3 1829 begann er ein weiteres Studium am Evangelischen Lyzeum in Pressburg Bratislava und wurde dort vom Anfang an Mitglied der tschechisch slowakischen Gesellschaft und wurde mit weiteren Schuljahren ein fuhrendes Mitglieder und im Schuljahr 1835 36 stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft Ein bedeutendes Ereignis war ein patriotisch gesinnter Ausflug mit anderen Gesellschaftsmitgliedern zur Burg Theben am 26 April 1836 zur Erinnerung an die Geschichte des Mahrerreichs Nach dem Ereignis nahm Ľudovit den zweiten slawischen Namen Velislav an Nach Studentenunruhen im Jahr 1837 erliess die ungarische Regierung ein Verbot aller Studentengesellschaften im Konigreich Ungarn somit musste die tschechisch slowakische Gesellschaft seine Tatigkeit am Lehrstuhl unter dem Professor Juraj Palkovic fortsetzen Erst mit dem Wechsel an die Universitat Halle 1838 konzentrierte er sich auf Geschichte Philosophie und Philologie und lernte dort die Philosophie von Hegel und Herder die seine Weltanschauung massgeblich beeinflusste 4 nbsp Ľudovit Stur Denkmal in LevocaNach dem Universitatsabschluss 1840 ubernahm er nach langen Verzogerungen eine Professur fur slowakische Geschichte und Literatur am Evangelischen Lyzeum in Pressburg die er schon als Student vertretungsweise innegehabt hatte Sturs Vorlesungen fanden grossen Anklang Dort beeinflusste er unter anderem Pawel Stalmach den Grunder der polnischen Nationalbewegung im Teschener Schlesien Als Reaktion auf den immer grosser werdenden Druck seitens der magyarischen Vertreter vor allem des Grafen Karl Zay der die Idee einer magyarischen Nation im Konigreich Ungarn befurwortete ging Stur mit seinen Gesellen nach Wien um dort eine Bittschrift zum Schutz des Lehrstuhls und der slowakischen Nation an den kaiserlichen Hof zu uberreichen Die Bitte wurde umgehend an den ungarischen Palatin weitergeleitet der alle Forderungen abgewiesen hatte Im Dezember 1843 wurde er trotz Einspruche der Studierendenschaft und von Professoren des Lyzeums wegen seiner antimagyarischen Haltung abgesetzt Als Protest gegen diese Entscheidung verliessen im Marz 1844 22 Studenten das Lyzeum und gingen nach Leutschau wo 13 von ihnen ihre Studien beendeten 4 Wahrend dieses Protestzugs wurde die spatere slowakische Hymne Nad Tatrou sa blyska erstmals offentlich gesungen nbsp Stur auf der tschechoslowakischen 50 Kronen BanknoteFast zur gleichen Zeit hatte Stur vor die romisch katholischen und evangelischen Bewegungen der Slowaken mithilfe einer gemeinsamen Schriftsprache zu vereinen Gemeinsam mit Jozef Miloslav Hurban und Michal Miloslav Hodza kodifizierte er im Sommer 1843 bei einem Treffen im Pfarrhaus in Hlboke auf der Grundlage des mittelslowakischen Dialektes die heutige Version der slowakischen Literatursprache durch Einfuhrung einer neuen phonetischen Orthographie Zur Verbreitung der neuen Literatursprache wurde der Verein Tatrin gegrundet mit der ersten Sitzung im August 1844 in St Nikolaus in der Liptau 1845 konnte Stur nach jahrelangen Verhandlungen die Erlaubnis seine Zeitung Slovenskje narodnje novini Slowakische Nationalzeitung mit der Beilage Orol tatranski Der Adler von der Tatra herauszugeben Die Verwendung von Sturs Sprachstandard in dieser Zeitung fand viele Anhanger stiess jedoch auf erbitterten Widerstand von Pavel Jozef Safarik Jan Kollar sowie einen Teil tschechischer Patrioten die dies als Trennung von den Tschechen sahen Bis dahin war gerade in der Evangelischen Kirche A B in der Slowakei die alte tschechische Sprache der Kralitzer Bibel gebrauchlich gewesen Die Katholiken verwendeten damals noch eine altere Version der westslowakisch gepragten Literatursprache von Anton Bernolak Beim Treffen von Tatrin in Cachtice im August 1847 einigten sich massgebliche Vertreter auf der Nutzung von Sturs Schriftsprache Eine Sprachreform von Michal Miloslav Hodza und Martin Hattala im Jahr 1851 fuhrte das etymologische Prinzip in die neue Literatursprache ein Im Endergebnis erreichte das slowakische Volk seine sprachliche und somit auch kulturelle und nationale Einheit nbsp Denktafel an Sturs Teilnahme am Prager Slawenkongress auf der Sophieninsel heute Slovansky ostrov in Prag1847 wurde Stur in den ungarischen Landtag in Pressburg als Deputierter fur die konigliche Freistadt Altsohl gewahlt dort engagierte er sich besonders fur die Belange der Slowaken gegenuber den Ungarn Sein politischer Rivale war vor allem Lajos Kossuth mit dem zwar in einigen Sozialfragen gleiche Ansichten teilte in Nationalitatenfragen aber verfeindet waren Im Revolutionsjahr 1848 in deren die Hofregierung in Wien Zugestandnisse an die ungarische Regierung machen musste siehe Marzgesetze und slowakische Vertreter eine verscharfte Magyarisierung befurchteten verfasste Stur das slowakische Nationalprogramm Ziadosti slovenskeho naroda deutsch Forderungen der slowakischen Nation zugleich wollte er sich am Slawenkongress in Prag teilnehmen Trotz eines Haftbefehls der ungarischen Regierung konnte Stur von Modra Kleinstadt nordlich von Pressburg uber Angern an der March sicher in Prag kommen 5 Im weiteren Verlauf als Stur immer mehr zum Anhanger des Panslawismus wurde grundete er den Slowakischen Nationalrat in Wien als das politische Zentralorgan fur die Slowakei und organisierte den bewaffneten slowakischen Freiheitskampf seitens des Kaisers fur Details siehe Slowakischer Aufstand Trotz Anfangserfolge brachte die Zusammenarbeit mit dem kaiserlichen Hof nur geringe Zugestandnisse am Ende und anderte nichts an der Zugehorigkeit der Slowakei zum Konigreich Ungarn Auch Sturs Versuche eine politische Zeitung herausgeben zu durfen die Zeitung Slovenskje narodnje novini endete ihre Existenz wahrend der Revolution sowie den Verein Tatrin offiziell zu registrieren scheiterten Enttauscht durch die Haltung Wiens und was er als Scheinheiligkeit des Westens sah orientierte sich Sturs politisches Programm immer mehr an Russland Uber den serbischen Fursten Mihailo Obrenovic dessen Gattin zu dieser Zeit ein Landschloss in Ivanka pri Dunaji bei Pressburg besass wollte er Kontakte mit dem Kreis um den russischen Philosoph Alexander Iwanowitsch Herzen knupfen wahrend er sein auf Deutsch abgefasstes Buch Das Slawenthum und die Welt der Zukunft schrieb 6 Nach dem Tod seines Bruders Karol am 13 Januar 1851 an Tuberkulose zog er in dessen Haus in Modra um dort fur die Familie des Verstorbenen Witwen und sieben Kinder zu sorgen musste aber dort unter Polizeiaufsicht leben somit waren z B Reisen in das Schloss in Ivanka heimlich organisiert Neben publizistischer Tatigkeit und Organisation des slowakischen Schulwesens schrieb er patriotische Gedichte und war auch Sammler und Herausgeber slowakischer Volkslieder und Marchen Am 22 Dezember 1855 verletzte sich Stur bei einem Jagdunfall als er beim Uberspringen eines Bachs ausrutschte und sich mit der Flinte ins Bein schoss Er starb am 12 Januar 1856 in Modra an Folge einer Blutvergiftung durch das in die Muskeln eingedrungene Pulver Seine Bestattung fand am 15 Januar 1856 in Modra statt wo er auf dem Friedhof neben dem Grab seines Bruders Karol beigesetzt wurde Die Bestattungskosten ubernahm sein Freund Jan Kalinciak der auch alle Verbindlichkeiten von Ľudovit Stur beglich Uber die Bestattung wurde unter anderem ausfuhrlich in der Beilage Svetozor der Zeitung Slovenske noviny vom 2 Februar 1856 berichtet 7 Werke Bearbeiten nbsp Titelseite des Buchs Narecja Slovenskuo alebo potreba pisanja v tomto nareci 1846 Seine Erstlingswerke Gedichte verfasste er 1831 wahrend seiner Studienzeit am Evangelischen Lyzeum in Pressburg 1835 war er eines der Autoren des Almanachs Plody 1836 erschien in der Zeitschrift Hronka das erste gedruckte Gedicht oda na Hronku Gegen 1837 verfasste er Artikel fur Zeitschriften und Zeitungen wie Tatranka Hronka slowakisch Kvety Casopis ceskeho musea tschechisch sowie Danica und Tygodnik literacki beide kroatisch Wahrend seiner Studien in Halle unternahm er eine Reise in die Lausitz und verfasste den Reisebericht Cesta do Luzic vykonana z jara 1839 der in der Zeitschrift Casopis ceskeho musea publiziert wurde 1841 schrieb er das auf Alttschechisch verfasste Werk Stary a novy vek Slovaku etwa Altes und Neues Zeitalter der Slowaken publiziert aber erst 1935 in der Originalsprache und 1994 auf slowakisch Die neue slowakische Schriftsprache legte er fest durch das Werk Nauka reci Slovenskej Die Lehre uber die slowakische Sprache 1846 und begrundete er durch das Werk Narecja Slovenskuo alebo potreba pisanja v tomto nareci Die Slowakische Mundart oder die Notwendigkeit des Schreibens in dieser Mundart 1846 geschrieben 1844 8 Er verteidigte in mehreren Schriften in deutscher Sprache die Rechte der Slowaken gegen die Angriffe der Magyaren Die Beschwerden und Klagen der Slaven in Ungarn uber die gesetzwidrigen Uebergriffe der Magyaren 1843 9 Das 19 Jahrhundert und der Magyarismus Wien 1845 10 Der Magyarismus in Ungarn 2 Aufl Leipzig 1848Von seinen Schriften sind noch Zpevy i pisne Gesange und Lieder Pressburg 1853 und das in tschechischer Sprache abgefasste Werk O narodnich pisnich a povestech plemen slovanskych Uber die Volkslieder und Marchen der slawischen Stamme Prag 1853 11 zu erwahnen Auch hinterliess er als Manuskript ein deutsch geschriebenes Werk aus den Jahren 1852 53 das eine Darstellung seiner Theorie des Panslawismus enthalt und in russischer Ubersetzung von Lamanski erschien Das Slawentum und die Welt der Zukunft Mosk 1867 dt 1931 slow 1993 und 2015 12 Wurdigung BearbeitenIhm zu Ehren wurde im Jahr 1948 die Stadt Parkan in Sturovo umbenannt obwohl er mit der Stadt sonst keine Verbindung hatte Der Planetoid 3393 Stur wurde nach ihm benannt In Bratislava ist der ehemalige Kronungshugelplatz nach ihm als Namestie Ľudovita Stura benannt Eine Banknote der Staatsbank der Tschechoslowakei im Nennwert von 50 Kronen trug 1987 ein Bildnis des slowakischen Schriftstellers Er ist auf dem von 1993 bis 2008 gultigen slowakischen 500 Kronen Schein abgebildet Die Slowakische Akademie der Wissenschaften vergibt als hochste Auszeichnung die Ľudovit Stur Goldmedaille In seinem Studienort Halle Saale wurde 2004 ein Denkmal im Park der Universitats und Landesbibliothek Sachsen Anhalt aufgestellt Ebenfalls in Halle Saale wurde die Ludwig Stur Strasse nach ihm benannt Zu seinem 200 Geburtstag gab die Slowakei 2015 eine 2 Euro Gedenkmunze heraus Der Ľudovit Stur Orden ist eine der hochsten Auszeichnungen der SlowakeiSiehe auch BearbeitenNationale Wiedergeburt der SlowakenLiteratur BearbeitenConstantin von Wurzbach Stur Ljudevit In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 40 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1880 S 218 223 Digitalisat Das Slawentum und die Welt der Zukunft Slovanstvo a svet budoucnosti nach dem deutschen Manuskript ubersetzt mit Anmerkungen und Einleitung versehen von Josef Jirasek Ucena Spolecnost Safarikova Bratislava 1931 DNB 362850283 Prameny ucene spolecnosti Safarikovy v Bratislave Band 2 Ľudovit Stur Pavol Vongrej Hrsg O poezii slovanskej Matica Slovenska Martin 1987 DNB 1025308719 Edicia Documenta litteraria Slovaca Band 29 I Chalupecky Stur Ľudovit In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 14 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2015 ISBN 978 3 7001 7794 4 S 9 f Direktlinks auf S 9 S 10 Milos Klatik Ľudovit Stur Philosophie und christlicher Glaube In Ders Evangelisch in der Slowakei Profile Positionen Perspektiven Martin Luther Verlag Erlangen 2017 ISBN 978 3 87513 193 2 S 49 65 Jaroslav Reznik Ľudovit Stur Genius naroda a Europy Slovart Bratislava 2021 ISBN 978 80 556 5358 7 S 239 slowakisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ľudovit Stur Album mit Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ľudovit Stur im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek http www stur sk http www stfx ca pinstitutes cpcs studies in post communism Baer2003 pdf PDF 572 kB Einige seiner Werke online Einige seiner Werke onlineEinzelnachweise Bearbeiten Reznik S 45 Reznik S 47 Reznik S 47 a b Ľudovit Stur In osobnosti sk abgerufen am 22 Januar 2023 slowakisch Reznik S 47 Reznik S 42 Reznik S 36 37 online PDF 311 kB Ausgabe im modernen Slowakisch online online PDF 108 kB im modernen Slowakisch online Ausgabe von 1932 im modernen Slowakisch online Ausgabe von 2003 im modernen SlowakischNormdaten Person GND 118619713 lobid OGND AKS LCCN n50010734 VIAF 39390566 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stur ĽudovitALTERNATIVNAMEN Stur Ľudevit Velislav vollstandiger Name Stur Ludwig deutsch KURZBESCHREIBUNG slowakischer Philologe Schriftsteller und PolitikerGEBURTSDATUM 29 Oktober 1815GEBURTSORT Uhrovec bei Banovce nad BebravouSTERBEDATUM 12 Januar 1856STERBEORT Modra Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ľudovit Stur amp oldid 234640062