www.wikidata.de-de.nina.az
Ein Chhatri von Sanskrit chhattra Schirm ist ein charakteristisches Bauelement der indischen Architektur besonders der hinduistischen Architektur Nordwestindiens und des Mogulstils Die Chhatris auf dem Mausoleum Mohammed Shahs IV in Delhi gehoren zu den fruhesten ihrer Art in Indien um 1445 Grabmal Sher Shah Suris Bihar um 1540 Humayun Mausoleum Delhi um 1570 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Geschichte 4 Beispiele 5 Sonderform 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenChhatris sind kleine seitlich offene Pavillons mit einer von vier oder mehr Saulen getragenen Kuppel und meist quadratischer runder oder oktogonaler Grundflache die entweder auf einem Sockelunterbau stehen oder als Zierpavillons die Dacher von Profan Memorial oder Sakralbauten kronen Im weiteren Sinne werden auch manche aus mehreren Kuppeln bestehende grossere Mausoleen als Chhatris bezeichnet Chhatris wurden seit dem ausgehenden Mittelalter haufig als Kenotaph Leergrab Ehrengrab an der Stelle der Feuerbestattung wohlhabender oder bedeutender Hindu Personlichkeiten errichtet wo sie entweder alleine stehend oder in Gruppen als einfache Einkuppel Pavillons zuweilen auch als komplexere Bauwerke mit mehreren Kuppeln errichtet wurden Verbreitung BearbeitenDie fruhesten echten Chhatris finden sich auf Grab und Palastbauten der islamischen Herrscher Nordindiens von dort gelangten sie in die Palast und Memorialarchitektur der Rajputen in Rajasthan dem fruheren Rajputana Mausoleen oder Memorial Chhatris finden sich meist in der Umgebung stadtischer Machtzentren z B Delhi Agra Gwalior Orchha Udaipur Jaipur Bikaner Jaisalmer etc oder an heiligen Statten wie Vrindavan Varanasi u a in landlichen Regionen sind derartige Bauten ausserst selten In Sudindien sind Chhatris nur selten zu finden und erscheinen nur auf Bauten des 19 und fruhen 20 Jahrhunderts z B auf dem Palast in Mysuru Interessant ist die Tatsache dass Chhatris zwar regelmassig auf Mausoleen Palasten Torbauten Trommelhausern naqqarkhanas etc erscheinen jedoch nur selten auf Moscheen Ausnahmen sind allerdings die Freitagsmoscheen von Fatehpur Sikri und Agra wo sie ungewohnlich zahlreich sind Geschichte Bearbeiten nbsp Stupa Relief mit Schirmen und Schirmtragern nbsp Diwan i Khas in Fatehpur Sikri Rajasthan um 1580 nbsp Taj Mahal und seine vier Minarette Agra Uttar Pradesh um 1650 nbsp Chhatris als Kenotaphe der Maharanas von Udaipur Rajasthan 17 20 Jh nbsp Chhatris als Kenotaphe Jaisalmer Rajasthan 17 20 Jh nbsp Chhatris im Distrikt Mathura Uttar Pradesh 18 19 Jh Chhatris lassen sich etymologisch auf die als Chattra pl Chattravali bezeichnete schirmartige Bekronung eines buddhistischen Stupa der klassischen Zeit zuruckfuhren auch hinter stehenden Buddha Statuen des 5 6 Jahrhunderts standen manchmal derartige Ehrenschirme einige sind im Museum von Sarnath zu sehen derartige Schirme hatten allesamt eine hoheitlich reprasentative Bedeutung und gehorten wahrscheinlich schon zum Hofzeremoniell vorbuddhistischer Herrscher Chhatris erscheinen nicht in den altesten erhaltenen freistehenden hinduistischen Tempeln des 5 und 6 Jahrhunderts z B Gupta Tempel oder Talagunda Spater tauchen ahnliche Formen in der hinduistischen Architektur erst wieder als sogenannte Schirmkuppeln uber Scheingebauden im sudindischen Dravida Stil auf z B in Mamallapuram oder in Kanchipuram ansatzweise finden sie sich auch im Chalukya Stil des 7 8 Jahrhunderts von Badami und Umgebung sowie in der Chola Architektur Ob und inwieweit diese fruhen Bauten Auswirkungen auf die ca 400 bis 800 Jahre spateren Chhatris der indo islamischen Architektur und rajputischen Architektur Indiens hatten ist unklar mogliche Anregungen konnten auch die allerdings immer nur einzeln und nicht in Gruppen auftauchenden pavillonahnlichen Gebaudeaufsatze der Zeit um 1000 bis 1200 n Chr in der armenischen Architektur gewesen sein oder aber die persisch osmanischen Kioske von denen allerdings nur ebenerdige Exemplare bekannt sind Bei fruhen Bauten der indo islamischen Architektur treten Chhatris noch nicht in Erscheinung siehe z B die Grabmaler von Ghiyas ud din Tughluq Shah I um 1325 von Firuz Schah Tughluq um 1388 in Delhi oder von Hoshang Shah in Mandu um 1435 fruhestes Beispiel ist das um 1445 fertiggestellte Mausoleum von Mohammed Schah IV in Delhi einem Herrscher aus der Sayyid Dynastie Ein weiterer bedeutender Bau mit Chhatris ist das Grabmal fur Sher Khan Suri um 1540 in Sasaram Bihar Von den Mogulherrschern wurden sie sofort adaptiert und erscheinen bereits am Grundungsbau der Mogul Architektur dem Humayun Mausoleum in Delhi wenige Jahrzehnte spater dann auch auf verschiedenen Bauten in Fatehpur Sikri am Itimad ud Daula Mausoleum und am Taj Mahal in Agra sowie am Bibi Ka Maqbara Mausoleum bei Aurangabad Von der reprasentativen Architektur der Moguln fanden Chhatris im 17 Jahrhundert ihren Weg in die Palast Architektur der Rajputen und von dort in deren meist auf einem Sockelunterbau stehende Memorialbauten die insgesamt als Chhatris bezeichnet wurden Einige dieser Chhatris haben bengalische Dacher was dem Zeitgeschmack manchmal anscheinend besser entsprach Auch bei Bauwerken im indo sarazenischen Stil der britischen Kolonialzeit wurden sie als reprasentative Zierelemente eingesetzt z B am Victoria Memorial in Kalkutta am Gateway of India in Bombay oder am Government Museum in Madras Beispiele BearbeitenFatehpur Sikri Uttar Pradesh 16 Jh Das Dach der privaten Audienzhalle Diwan i Khas ziert an jedem Eck ein quadratisches viersauliges Chhatri An der Freitagsmoschee Jama Masjid werden der Portalbau Pishtaq und die Konsoldacher der spitzbogigen Hofarkaden von Chhatris gekront Jaipur Rajasthan Moosi Maharani ki Chhatri Kenotaphe der Koniginnen von Jaipur Jodhpur Rajasthan Jaswant Thada 1899 Mausoleum zu Ehren des Maharaja Jaswant Singh II aus weissem Marmor Shekhawati Region Rajasthan Zu den bekanntesten Beispielen gehoren der schone Chhatri des Ram Dutt Goenka 1888 in Dundlod sowie die Chhatris in Bissau Parsurampura Kirori Jhunjhunu Ramgarh Mukungarh Churu Mahansar und Udaipurwati Indore Madhya Pradesh Krishnapura Chhatri Bolia Sarkars Chhatri 1858 Shivpuri Madhya Pradesh Die Royal Chhatris Kenotaphen der Scindia Dynastie Marmormausoleum des Madho Rao Scindia mit prachtvollen Reliefarbeiten Sonderform Bearbeiten nbsp Chhatris am Government Museum 19 Jh Chennai Tamil NaduChhaparkat heisst eine seltene langliche Form des Chhatri dessen gestreckte Kuppel von vier oder acht Pfeilern getragen wird sie findet sich oft uber einem Moscheeportal oder aber wie beim Akbar Mausoleum oder beim benachbarten Grabbau seiner Lieblingsfrau Mariam uz Zamani in der Mitte aller vier Seiten Ein kleiner turmartiger Dachaufbau der in einer sich offnenden Lotosknospe endet heisst Guldasta Siehe auch BearbeitenAuf bengalischen Tempeln finden sich ahnliche aber turmartig erhohte Aufsatze dieser Art Auch bei einigen Skizzen Leonardo da Vincis zum Thema Zentralbau aus der Zeit um 1490 erscheinen derartige Pavillons 1 Die um 1590 fertiggestellte Hauptkuppel des Petersdoms ist von kleineren Begleitkuppeln umstellt die ebenso an Orthodoxen Kirchenbauten erscheinen Literatur BearbeitenMelia Belli Bose Royal Umbrellas of Stone Memory Politics and Public Identity in Rajput Funerary Art Brill 2015 ISBN 978 90 04 30054 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chhatri Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Leonardo da Vinci Begleitpavillons bei Zentralbauten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chhatri amp oldid 225454461