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Carl Klinke sorbisch Karlo Klinka 1 15 Juni 1840 in Bohsdorf Vorwerk bei Spremberg Niederlausitz 18 April 1864 bei Duppel war ein preussischer Soldat Pionier Denkmal Carl Klinke von Wilhelm Wandschneider in Berlin SpandauWahrend der Schlacht an den Duppeler Schanzen im Deutsch Danischen Krieg soll Carl Klinke mit einem 30 Pfund schweren Pulversack beladen gegen das danische Bollwerk der Schanze II gelaufen sein ein Loch in die Palisadenwand und damit sich selbst in die Luft gesprengt haben Es wird uberliefert er habe dabei gerufen Ick bin Klinke Ick offne dit Tor Im Nachhinein wurde diese Attacke als entscheidend fur die Schlacht und damit den Deutsch Danischen Krieg hochstilisiert und Carl Klinke als Held und deutscher Winkelried uber viele Jahrzehnte verehrt Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Heirat und Militardienst 3 Die ersten Wochen des Krieges 4 Vorbereitungen zur Ersturmung der Duppeler Schanzen 5 Der Sturm auf die Schanze II 6 Eine Heldenlegende entsteht 7 Offizielle Berichte 8 Wilhelm Kitto der unbekannte Held 9 Theodor Fontanes Rolle bei der Heldenbildung 10 Die Denkmaler 11 Gesamtdarstellung 12 Literatur 13 Fussnoten 14 WeblinksKindheit und Jugend BearbeitenCarl Klinke wurde in Bohsdorf Vorwerk dem Vorwerk des kleinen sorbischen Heidedorfes Bohsdorf als Sohn der verwitweten Marie Klinke geb Nagork und eines unbekannten Vaters geboren und sechs Tage spater in der Kirche von Hornow getauft Sein Taufname war Carl er wurde spater jedoch oft mit K geschrieben Die Vorfahren des verstorbenen Ehemannes seiner Mutter Mathey Klinke lebten schon seit mehreren Generationen als Hausler in Bohsdorf Seine Mutter heiratete im Juni 1843 Johann Mettke der somit sein Stiefvater wurde Die Familie lebte in armlichen Verhaltnissen und besass nur etwa 10 Morgen Land Am 13 April 1845 wurde Carl mit fast sechs Jahren eingeschult und war nach den Eintragungen in den Schulbuchern in seinen ersten Schuljahren zuweilen recht wild Ehemalige Schulfreunde die 1914 vor dem 50 Jahrestag der Schlacht uber ihn befragt wurden schildern ihn als anstellig willig fleissig und dienstbereit Auch wenn Carl sicher seit fruhester Kindheit in der Landwirtschaft mitgearbeitet hat reichten die wenigen Acker nicht zur Ernahrung der Familie und so ging er nach dem Ende der Volksschule in die nahe gelegene Braunkohlegrube Felix arbeiten um zum Familienunterhalt beizutragen Zu diesen Zeiten wurde Braunkohle in der Niederlausitz noch unter Tage und nicht wie heute nur im Tagebau gefordert Wie alte Leute in seinem Heimatdorf zu berichten wussten hat es Carl wohl nicht an Mut gefehlt und er sei als Bergzimmermann bei Rettungsarbeiten mit dem Hintansetzen seines Lebens stets der Erste gewesen Inwieweit diese Einschatzung erst nachtraglich durch seinen spateren Heldenmythos gepragt wurde ist heute nicht mehr sicher zu beurteilen Heirat und Militardienst BearbeitenAls Einundzwanzigjahriger heiratete er die gleichaltrige Marie Britze 26 September 1840 einzige Tochter des Ausgedingers Britze aus Sergen heute zu Neuhausen Spree nur wenige Wochen vor der Geburt ihrer Tochter Johanne Christiane am 30 November Die Klinkes bewohnten ein kleines Holzhaus das spater von Carl Klinkes Witwe verkauft wurde als sie fortzog und heute durch ein markisches Backstein Kleinbauernhaus an gleicher Stelle ersetzt ist an dem bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine Gedenktafel hing Carl Klinkes Grosse wurde mit funf Fuss sechs Zoll also 1 73 m angegeben Bei der Generalstellung in Spremberg 1861 wurde er zunachst ausgemustert womoglich wegen seiner Rolle als einziger Ernahrer und werdender Vater und als Ersatzreserve bestimmt Der Vorsitzende suchte aber noch einen Bergmann aus den Untauglichen sodass Klinke als Pionier ausgehoben wurde Am 27 Oktober 1861 wurde der an Leib und Seele gesunde Carl Klinke zur 4 Kompanie des Pionierbataillons Nr 3 von Rauch 1 Brandenburgisches nach Torgau einberufen durfte aber zumindest zur Taufe seiner Tochter an Weihnachten nach Hause kommen Am 4 Oktober 1863 kehrte Carl Klinke nach zweijahriger Dienstzeit in sein Heimatdorf zuruck musste aber am 21 Dezember sofort wieder einrucken da Preussen mobilmachte Sein Pionierbataillon lag inzwischen in Spandau Zu diesem Zeitpunkt war seine Frau wieder schwanger und als sie am 29 Juli 1864 erneut ein Madchen zur Welt brachte war ihr Mann schon der gefallene Held von Duppel Die ersten Wochen des Krieges BearbeitenIm Deutsch Danischen Krieg wurden preussische Truppen erstmals mit der Eisenbahn in die Aufmarschraume transportiert wahrscheinlich auch Carl Klinkes Pionierbataillon Nr 3 das nach Holstein verlegt wurde Oberbefehlshaber der preussischen und osterreichischen Truppen des Deutschen Bundes war der damals bereits achtzigjahrige preussische Generalfeldmarschall Friedrich Heinrich Ernst Freiherr von Wrangel Das 1 Armeekorps zu dem auch Klinkes Bataillon gehorte wurde vom General der Kavallerie Friedrich Karl Nikolaus von Preussen angefuhrt Am 1 Februar um sieben Uhr sollte das erste Korps mit dem Vormarsch auf Missunde beginnen und dort eine Bresche in die stark befestigte Verteidigungslinie das Danewerk brechen um die danischen Truppen zu umgehen und mit den aus Richtung Rendsburg auf die Befestigungsanlagen vorruckenden Osterreichern in die Zange zu nehmen Hierbei gab es zum ersten Mal eine Aufgabe fur die 4 Kompanie des Pionierbataillons denn als die 11 Brigade kampfend bis zur Ornumer Muhle vorgedrungen war fand sie die dortige Brucke abgebrochen vor Unter dem Kommando von Lieutenant Seling wurde sie innerhalb einer halben Stunde neu aufgebaut Es ist anzunehmen dass Carl Klinke daran beteiligt war da einige seiner Vorgesetzten so der Feldwebel Fischer Sergeant Mendel und Unteroffizier Lademann dafur Orden erhalten haben Lieutenant Seling bekam den Roten Adlerorden IV Klasse mit Schwertern die ubrigen das Militar Ehrenzeichen II Klasse Der Sturm auf Missunde am 2 Februar fuhrte nicht sofort zum Erfolg und Prinz Friedrich Karl liess den Angriff abbrechen um unnotiges Blutvergiessen zu vermeiden Der Durchbruch gluckte dann am 6 Februar bei Arnis wo den preussischen Truppen ein Bruckenschlag uber die Schlei gelang und sie so in den Rucken des Feindes gelangen konnten Auch an diesem Bruckenschlag mittels einer 800 Fuss 250 m langen Pontonbrucke hatte das Pionierbataillon Nr 3 von Rauch einen grossen Anteil Vorbereitungen zur Ersturmung der Duppeler Schanzen BearbeitenDie Duppeler Schanzen danisch Dybbol Banker sicherten den Bruckenkopf am Ubergang zur Insel Alsen und zu der Stadt Sonderburg Die Halbinsel Sundewitt steigt nach Westen allmahlich an erreicht bei der Duppeler Muhle den hochsten Punkt 68 m und fallt zum Alsensund wieder ab Das Festungswerk bestand aus zehn Schanzen sie begannen im Suden am Wenningbund einem Teil der Flensburger Forde mit Schanze I und endeten vor dem Abfall zum Alsensund mit Schanze X nbsp Nachbildung der Schanzenanlagen im Museum 1864 in DybbolSieben Schanzen waren rundum raumlich geschlossen in diesen befand sich auch mindestens ein Blockhaus Drei kleinere waren offen Die danischen Soldaten hatten vor den Schanzen alle Hauser Bodenwellen und mogliche Deckungen beseitigt und so ein ubersichtliches Schussfeld geschaffen Die Schanzen hatten aus Erde aufgefuhrte Walle mit einer ungefahren Hohe von 20 Fuss 6 30 m die Graben eine Tiefe von 12 Fuss 3 80 m und eine Breite von 20 Fuss die Kehlen sind meist durch Palisaden geschlossen Zwischen den einzelnen Schanzen befinden sich mehrere mit schwersten Geschutzen armirte Batterien In wochenlangen meist nachts ausgefuhrten Schanzarbeiten dabei meist bis zu den Knien im schlammigen Lehm stehend hatten sich die Pioniere und Soldaten der preussischen Truppen durch das Anlegen von Laufgraben sogenannten Parallelen bis auf 200 m an die danischen Stellungen herangearbeitet Die Arbeiten begannen am 29 Marz mit dem Anlegen der ersten Parallele daraufhin folgte in der Nacht vom 7 zum 8 April die Anlage einer weiteren spater Halbparallele genannten Die zweite Parallele wurde in der Nacht vom 10 zum 11 April durch Hauptmann Daun mit drei Offizieren und 106 Mann der 4 Kompanie des Pionierbataillons Nr 3 sowie 16 Offizieren und 510 Mann des 2 Bataillons des Infanterie Regiments Nr 24 bis sechs Uhr morgens gebaut Es herrschte starker Nebel was das Vorhaben sicher begunstigte aber es gab auch Vorpostengeplankel Hier durfte Carl Klinke dabei gewesen sein und seine Feuertaufe erhalten haben Zwei danische Kompanien gingen gegen 5 Uhr morgens von der Schanze II aus gegen die im Bau befindliche Parallele vor An dem Feuergefecht beteiligten sich auch die zum Ausheben der Parallele eingesetzten Pioniere und Soldaten Es gelang die gegnerischen Truppen zuruckzuschlagen und am 13 April hatte der Graben eine Sohlenbreite von 6 m Auf Empfehlung des Konigs war dann noch eine dritte Parallele angelegt worden so dass die Vorbereitungsarbeiten zum Sturm in der Nacht des 15 April mit der Fertigstellung dieser dritten Parallele vollendet wurden Nun war der rechte Flugel der Preussen noch 300 m von der Schanze II und der linke 220 m von Schanze V entfernt Ursprunglich war der Sturm schon fur den 14 vorgesehen aber dann wurde von Prinz Friedrich Karl der 18 April 1864 fur den Angriff bestimmt Der Sturm auf die Schanze II BearbeitenAm 18 April um vier Uhr begann das Feuer aus den 102 preussischen Geschutzen Den Danen waren die Vorbereitungen nicht verborgen geblieben noch in der Nacht waren ihre Truppen in die Verteidigungsstellungen eingeruckt Aber bei dem anhaltenden Trommelfeuer kehrten die Infanteriebesatzungen und die Reserven der Schanzen in ihre ruckwartigen Stellungen zuruck Nur die in den Laufgraben befindliche Infanterie und die Artilleriebesatzungen der vorderen Linie harrten an ihren Platzen aus Um Punkt 10 Uhr verstummte das Artilleriefeuer und die sechs Sturmkolonnen drangten vorwarts erst schweigend dann mit lautem Hurra begleitet von den Klangen des Yorckschen Marsches Die Musikkorps der Regimenter Nr 8 18 35 und 60 insgesamt 300 Musiker waren unter Leitung des Musikdirektors Gottfried Piefke in der zweiten Parallele aufgestellt worden und spielten Marschmusik zur Schlacht Dieser Musikeinsatz zur Unterstutzung der Truppen und Steigerung der Moral war damals noch eine gebrauchliche Massnahme wurde aber dann im Deutschen Krieg 1866 letztmals in grossen Schlachten eingesetzt Um 10 06 Uhr waren bereits die Schanzen VI III V und I gesturmt und auf deren Brustwehr wehten die schwarz weissen Fahnen Preussens Der Kampf um Schanze II war einer der erbittertsten des Tages Auf danischer Seite hatte Leutnant Ancker bei Fontane steht Anker der von vielen als heldenmutiger Verteidiger geschildert wurde seine Infanteristen heranziehen konnen und seine Geschutze feuerten standig So ging auf die Angreifer die in Schutzenlinie in schnellem Lauf die 400 m bis zur Schanze zurucklegten ein verheerendes Kartatschen und Gewehrfeuer nieder Dem preussischen Hauptmann von Spies und seinen Soldaten gelang es an der rechten Seite der Schanze II einzudringen und durch sie hindurch in Richtung auf die zweite Linie zu rennen Beim ersten Ansturm warfen die Danen ihre Waffen weg und baten um Pardon nahmen sie aber kurz danach wieder auf Gemeinsam mit der vom Durchlauf unberuhrt gebliebenen Besatzung feuerten sie auf die anruckenden Pionier und Sturmkompanien Hierzu auch gehorte die 4 Kompanie des Pionierbataillons 3 unter Hauptmann Daun und somit Carl Klinke der im Zug des Seconde Lieutenants Diener eingesetzt war Unter dem Schutz des eigenen Feuers stieg Diener mit einigen Pionieren in den Graben liess einen Pulversack an die intakte Palisadenwand legen und eine Offnung sprengen Bei dieser Aktion erlitt der Pionier Klinke schwere Verbrennungen und wurde zudem von einem Schuss getroffen Pioniere verbreiterten die Offnung und die Sturmtruppen drangten hindurch so dass 10 Minuten nach Beginn des Sturms auch die Schanze II genommen war Die Verluste der Pioniere waren hier 5 Tote 3 Schwerverwundete von denen einer am nachsten Tag starb und 2 Leichtverwundete Eine Heldenlegende entsteht BearbeitenWann genau die Legende vom Opfertod des Pioniers Klinke entstand ist heute nicht mehr festzustellen Auf jeden Fall hat Theodor Fontane mit seinem Gedicht Der Tag von Duppel 2 geschrieben am 5 Mai 1864 publiziert 1866 3 einen sehr grossen Anteil an dem Bild das die nachsten 80 Jahre in der Offentlichkeit und in den Schulbuchern von der Schlacht um die Duppeler Schanzen gezeichnet wurde 4 Dabei ist hinsichtlich der Figur Klinke die historische Unrichtigkeit langst erwiesen 5 Fontane der als Kriegsberichterstatter im Mai und September am Ort der Duppeler Schlacht war beschreibt dann in seinem Buch Der Schleswig Holsteinsche Krieg im Jahre 1864 das zuerst 1866 im Verlag der Koniglichen Geheimen Ober Hofbuchdruckerei R v Decker erschien die Geschehnisse allerdings nicht so glorifizierend Als jetzt die Arbeiter Compagnie und die beiden Sturm Compagnieen heran waren fanden sie die Brustwehr aufs Neu vom Feinde besetzt der die Ansturmenden mit raschen Salven empfing Die Vordersten der Unsrigen warfen sich nieder und eroffneten ein Schnellfeuer auf die Vertheidiger der Schanze Unter dem Schutze dieses Feuers stieg der Ingenieurlieutenant Diener mit einigen Pionieren in den Graben hinab liess einen Pulversack an die Pallisadenwand legen welche das Vordringen hinderte und eine Oeffnung in dieselbe sprengen Den Pionier Klinke welcher den Pulversack anlegte verbrannte die Explosion in solcher Weise dass er einige Zeit nach der That bei der gesprengten Lucke liegend seinen Geist aufgab Im weiteren Verlauf des Textes als Fontane uber die Gefangennahme des Leutnant Ancker schreibt ist plotzlich von einem Opfertod Klinkes die Rede und eine Seite weiter schreibt Fontane Wie uber die Gefangennehmung Ankers so gehen uber den Opfertod Klinkes die Ansichten auseinander Beim Anlauf gegen die Schanze so sagt ein langerer Bericht war ein dichtes Aufschliessen der Pioniere wie es der Seconde Lieutenant Diener seinen Mannschaften anempfohlen hatte nicht zu ermoglichen da ein Theil der Leute welche mit den zur Beseitigung der Hindernissmittel erforderlichen Gerathschaften belastet waren mit den ubrigen nicht gleichen Schritt halten konnten und ausserdem viele der Vordersten gleich zu Anfang ausser Gefecht gesetzt wurden So kam es dass der Lieutenant Diener in dem Momente wo er an dem Grabenrande ankam nur den Unterofficier Lademann den Gefreiten Siedschlag mit einer Axt den Pionier Kitto mit einem Pulversack und den Pionier Klinke mit der Lunte zur sofortigen Verfugung hatte Da der Lieutenant Diener die Grabenpallisadirung fast noch ganz unversehrt vorfand und ihre Beseitigung durch die Axt nicht so schnell ins Werk gesetzt werden konnte als es der Augenblick erforderte so beschloss er in Ermangelung anderer Mittel sofort eine Sprengung mit Pulver zur Anwendung zu bringen Pionier Kitto auf Befehl des Officiers setzte den Pulversack dicht am Grabenrande nieder umfasste denselben mit beiden Handen und warf ihn sobald die Zundung des Granatzunders durch die Lunte des Klinke bewerkstelligt worden an den Fuss der dicht an der Contre Escarpe stehenden Pallisadirung in den Graben Bevor jedoch die hierbei Beschaftigten Zeit hatten der ihnen gegebenen Anweisung entsprechend sich platt auf den Boden hinzulegen erfolgte bereits die Explosion durch welche 4 Palisaden nach der Schanze zu umgebogen der Pionier Klinke links und Lieutenant Diener rechts in den Graben geschleudert wurden Letzterer mit verbrannter Hand sonst unversehrt erstieg sofort durch die entstandene Oeffnung welche durch die inzwischen herbeigekommenen ubrigen Mannschaften ohne Schwierigkeit erweitert wurde die Brustwehr Nachdem die Schanze genommen kehrte der Lieutenant Diener zur Contre Escarpe zuruck und fand dort den Pionier Klinke stark im Gesicht verbrannt und mit einer Schusswunde durch Arm und Brust noch am Leben vor Derselbe hatte diese Verwundung beim Herausklettern aus dem Graben erhalten wie er dem Lieutenant selbst sagte Er verstarb demnachst auf dem Transport nach dem Lazareth Soweit Theodor Fontane 6 Offizielle Berichte BearbeitenIm Bericht Der Deutsch Danische Krieg 1864 im Jahre 1887 vom Grossen Generalstab Berlin herausgegeben heisst es uber den Kampf um Schanze II Unter dem Schutze des Feuers der Fusiliere sprengten Pioniere eine Lucke in die Palisaden Durch diese drang Premier Lieutenant Sass Jaworski mit einem Zuge der Schutzen Compagnie in den sudlichen Teil des Werkes ein Im ersten Satz des Berichtes des Generalstabes steht das Sternchen fur eine Fussnote in der es dann heisst Unterofficier Lademann von den Pionieren entzundete den Granatzunder des 30 Pfund schweren Pulversackes Pionier Kitto warf letzteren vom Glacis aus gegen den Fuss der Palisaden Durch die sofort erfolgte Sprengung wurden zwei Palisaden umgeworfen Pionier Klinke welcher sich schon an der Palisadenwand befand wurde hierbei stark verbrannt und dann beim Herausklettern aus dem Graben von einer Kugel todlich getroffen Die seit den Tagen des Schanzensturms viel geruhmte Tat gerinnt hier zu einer Fussnote In der Geschichte des Brandenburgischen Pionierbataillons Nr 3 aus dem Jahre 1888 bleibt es bei Klinke aber die Schilderung lasst eher an ein Missgeschick denken Den Pionier Klinke welcher den Pulversack in Ermangelung der beim raschen Laufen verloren gegangenen Zundschnur mit einem Streichholz zundete verbrannte die Explosion in solcher Weise dass er kurze Zeit nachher uberdies auch noch durch eine Kugel in die Brust getroffen bei der gesprengten Lucke liegend sein Leben aushauchte Die offiziellen Darstellungen wissen also nichts von einem Opfertod des Carl Klinke Auch in der offiziellen Verlustliste der Preussischen Armee findet sich lediglich der profane Vermerk getodtet Schuss ins linke Schulterblatt 7 Nur im Fontane Gedicht und in den zahllosen spater erschienenen Zeitungsartikeln opfert er sich auf so den Sturm seiner Kameraden ermoglichend Wilhelm Kitto der unbekannte Held BearbeitenDer Pionier Wilhelm Kitto aus Cantdorf bei Spremberg berichtete dem ehemaligen Pfarrer Johannes Morbe aus Spremberg Ich war mit dem Pionier Klinke aus Hornow bei Spremberg zusammen er gehorte zur 4 Kompanie des 3 Brandenburgischen Pionierbataillons wir hatten jeder einen Hebebaum um die Palisaden zu durchbrechen Der Leutnant Diener sagte Wer freiwillig mitkommen will mit dem Pulversack um die Palisaden zu sprengen der trete hervor Ich trat hervor und sprach Herr Leutnant ich gehe mit Ich nahm den Pulversack worin etwa 30 bis 35 Pulver befindlich waren und folgte dem Leutnant Diener dem Unteroffizier Lademann und dem Sergeanten Klucko Ungefahr 18 bis 19 Schritte vor den Palisaden der Schanze II angekommen setzte ich den Pulversack auf die Erde Jetzt galt s mit Gott fur Konig und Vaterland siegen oder sterben Da die Lunte nichts taugte so wurde der Pulversack von dem Unteroffizier Lademann mit seiner brennenden Zigarre angebrannt schnell griff ich den Sack sturmte damit auf die Palisaden der Schanze II und warf den Sack hinein welcher sogleich explodierte mir geschah da ich ruhig stehen geblieben war kein Schaden weiter als dass mir die Entzundung der Masse Pulvers meine Montierung verbrannte Klinke wird hier nur am Rande erwahnt und wenn auch die Darstellung Kittos zur Freiwilligenauswahl bei der Geschwindigkeit in der sich der Schanzensturm abspielte sehr zweifelhaft erscheint so stimmt doch die restliche Schilderung mit den offiziellen Darstellungen uberein und verstarkt die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls durch das Entzunden des Pulversacks ohne zeitverzogernde Lunte in erheblichem Masse Theodor Fontanes Rolle bei der Heldenbildung BearbeitenEs ist gut moglich dass Fontane dem Wortspiel mit dem Namen Klinke nicht widerstehen konnte und mit seiner Verszeile Da springt von achtern einer vor Ich heisse Klinke ich offne das Tor den Helden Klinke schuf Spater war Fontane von seinen patriotischen Versen nicht mehr begeistert und auch aus heutiger Sicht zahlt Der Tag von Duppel nicht zu den besten Werken des Dichters In seinem schon erwahnten Buch hat er zwei Jahre spater die Ereignisse sehr viel nuchterner und durchaus nicht ohne Zweifel geschildert jedoch hatte sich seine einpragsame Schilderung in Versform zu diesem Zeitpunkt schon lange verbreitet Mit Klinke gab es zum ersten Mal einen Helden aus dem Volke zuvor waren immer die Kaiser Konige und Heerfuhrer die Helden der Schlachten gewesen Mit Klinke dem einfachen Pionier Bergzimmermann aus der Lausitz Hausler aus armlichen Verhaltnissen war eine Identifikation moglich weshalb er auch bewundert wurde Die Geschichte war beliebt und wurde in verschiedenen Versionen erzahlt Es bleiben eine Reihe von Fragen Warum kommen seriose militarische Quellen zu unterschiedlichen Darstellungen Warum ist in fast allen bekannten Zeitungsartikeln Klinke derjenige der den Pulversack warf so auch noch 50 Jahre spater Warum haben Kitto und vor allem Lademann der bis zum General aufstieg und sich durchaus Gehor verschaffen konnte nicht gegen den Bericht in ihrer eigenen Bataillonsgeschichte protestiert Lademann Kitto und Klinke sind gemeinsam unmittelbar vor der Palisade Klinke fallt und wird zum Helden obwohl in den militarischen Berichten etwas anderes vermerkt ist Ein Held Carl Klinke passte jedoch in die Zeit der Einigungskriege und eine Opfergeschichte sah die Militarfuhrung ebenfalls gerne Im Fall Klinke urteilt Konig Wilhelm dann Dem Volk darf man seine Helden nicht rauben Ein salomonisches Wort spricht Fontane im Schleswig Holsteinschen Krieg S 204 Welche Lesart aber auch immer die richtige sein mag das Volk wird sich seinen Klinke ebenso wenig nehmen lassen wie seinen Froben Mit der historischen Aufhellung die ohnehin hochst misslich ist und oft noch mehr vorbeischiesst als die Dichtung ist dem Bedurfniss des Volkes nicht immer am meisten gedient Im Stechlin lasst Fontane Schulze Kluckhuhn gegenuber der Grafin noch mehr zum Thema Held philosophieren Ja die Verluste waren gross das ist richtig Aber Verluste Frau Grafin das ist eigentlich gar nichts Naturlich wen es trifft fur den ist es was Aber ich meine jetzt das was man so das Moralische nennt darauf kommt es an nicht auf die Verluste nicht auf viel oder wenig Wenn einer eine Boschung raufklettert und nu steht er oben und schleicht sich ran immer mit nem Pulversack und nem Zunder in der Hand und nu legt er an und nu fliegt alles in die Luft und er mit Und nu ist die Festung oder die Schanze offen Ja Frau Grafin das ist was Und das hat unser Pionier Klinke getan Der war moralisch Ich weiss nicht ob Frau Grafin mal von ihm gehort hat aber dafur leb und sterb ich immer bloss das Kleine da zeigt sich s was einer kann Wenn ein Bataillon ran muss und ich stecke mitten drin ja was will ich da machen Ich muss mit Und baff da lieg ich Und nu bin ich ein Held Aber eigentlich bin ich keiner Es ist alles bloss Muss und solche Musshelden gibt es viele Das is was ich die grossen Kriege nenne Klinke mit seinem Pulversack ja der war bloss was Kleines aber er war doch gross Die Denkmaler Bearbeiten nbsp Klinkes Grab auf dem Friedhof Broacker nbsp Gedenkstein des Pionierbataillon von Rauch fur Carl Klinke und seine Kameraden nbsp Das 1945 gesprengte Duppel Denkmalauf Schanze II nbsp Kopf des Pioniers vom Duppel Denkmal auf Schanze IV ausgestellt in der Duppeler Muhle nbsp Der erneuerteKlinke Gedenkstein auf Schanze IISechs Denkmaler sind Klinke errichtet worden nachdem er zum Helden erklart worden war Das am besten erhaltene steht in seiner ehemaligen Garnisonsstadt Berlin Spandau Abbildung zu Beginn des Artikels Von Prof Wilhelm Wandschneider einem Schuler Reinhold Begas und Fritz Schapers im Jahre 1908 geschaffen stellt es Klinke im Augenblick der todlichen Verwundung dar Wandschneider soll die Gesichtszuge nach Klinkes Tochter einer Frau Kuller aus Dobern gestaltet haben da sie ihrem Vater sehr ahnlich gesehen haben soll und es kein Bild ihres Vaters gab Das Duppel Denkmal auf dem hochsten Punkt des Gelandes neben der Muhle wo fruher die Schanze IV war wurde im Fruhjahr 1945 von Unbekannten gesprengt Es zeigte gotische Spitzturme Entwurf des Berliner Architekten Heinrich Strack vier Standbilder und grossformatige Reliefs am Sockel Die Figur des Pionierstandbildes sollte Carl Klinke darstellen Der Kopf der Figur und ein Relief vom Sockel sollen die einzig erhaltenen Teile des Denkmals sein Auf dem Foto ist links neben dem Kopf eine kleine Zeichnung zu erkennen die das ganze Standbild zeigt Diese Exponate sind im Museum der Duppeler Muhle zu besichtigen welches auch noch eine Reihe Ausstellungsstucke aus der Zeit des Deutsch Danischen Krieges zeigt Auf dem Friedhof von Broacker wurde Carl Klinke in einem Gemeinschaftsgrab mit acht seiner Kameraden bestattet was darauf hindeutet dass man ihm bei seinem Tod noch keine besondere Bedeutung zusprach Die Grabstelle ziert ein schlichtes gusseisernes Grabkreuz es sind Vor und Nachname aller Gefallenen verzeichnet Klinkes Vorname wurde richtig mit C geschrieben Neben dem Grabkreuz nur durch einen kraftigen Baum vom Grab getrennt steht ein grosser Granitstein mit herausgearbeiteter Inschrift der an den Pionier Karl Klinke und seine mit ihm gefallenen Kameraden erinnern soll Gewidmet wurde er ihnen vom Pionierbataillon von Rauch 1 Brandenburgischen No 3 Die Tatsache dass er dort begraben liegt spricht dafur dass er erst auf dem Transport vom Schlachtfeld oder im Lazarett gestorben ist andernfalls ware er an der Schanze II begraben worden wie dies in anderen Fallen geschehen ist Nahe dem Gedenkstein fur Klinke auf Schanze II zeigt zum Beispiel ein Findling an dass hier Leutnant Caschiold begraben liegt Die Inschrift lautet Zum Gedachtnis der am 18 April 1864 gefallenen Koniglich Preussischen Pioniere Hier fiel der Pionier Klinke Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Tafel aus dem Beton gerissen und in zwei Teile zerschlagen worden Der 2008 verstorbene ehemalige Vorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger Gerhard Schmidt fand die zerstorte Tafel seinerzeit und versteckte sie auf dem elterlichen Dachboden Das Original befindet sich heute im Haus fur Geschichte und Kultur Nordschleswig heute Deutsches Museum Nordschleswig in Sonderborg In Bohsdorf Vorwerk wurde zum 50 Jahrestag der Schlacht von Duppel im Jahre 1914 ein eindrucksvolles Denkmal eingeweiht das aber in den 1950er Jahren im Zuge des Neubaus und der Verbreiterung der Strasse abgerissen wurde Es befand sich genau an der Ecke an der die Strasse nach rechts in Richtung Hornow abzweigt etwa 50 Meter vor dem Haus das an der Stelle von Klinkes Geburtshaus errichtet wurde Heute gibt es an der Stelle keinen markanten Punkt nur den Strassenrand und die Strasse selbst Am Giebel des Hauses welches an der Stelle des abgerissenen Geburtshauses steht wurde eine weisse Marmortafel angebracht mit der Inschrift Hier wurde am 15 Juni 1840 der Pionier Carl Klinke geboren Er starb den Heldentod vor Duppel den 18 April 1864 In den oberen Ecken sind typische Pionier Ausrustungsgegenstande zu sehen Links gekreuzt Axt und Spaten rechts Sageseitengewehr und Pickel Unter dem Text Pickelhaube gekreuzte Minenwerfer und Petarden Der Rittergutsbesitzer von Bohsdorf R Heinze hatte die Tafel bei dem Bildhauer Barheine in Berlin in Auftrag gegeben Im Gegensatz zum Denkmal gegenuber hat sie die DDR Zeit uberstanden Sie wurde auf einem Dachboden aufbewahrt und in den 1990er Jahren wieder angebracht In der ausgezeichnet restaurierten Taufkirche Carl Klinkes in Hornow befindet sich links neben dem Altar eine Gedenktafel mit dem Text Karl Klinke geb den 15 Juni 1840 zu Bohsdorf Pionier im 3 Bataillon fand den Heldentod beim Sturm auf Schanze II vor Duppel den 18 April 1864 Ein braver Soldat Treu bis in den Tod Gott und seinem Konig Die Konigl II Cavallerie Brigade Da die Kirche schon in den 1950er Jahren verfallen war und spater baupolizeilich gesperrt wurde hat sich augenscheinlich niemand um die Gedenktafel gekummert die zudem sehr solide und gut verankert ist Mitte der 1980er Jahre haben die Mitglieder der Hornower Kirchengemeinde mit eigenen bescheidenen Mitteln begonnen die Kirche zu sichern und wiederherzustellen Nach der Wende wurde die Kirche auch die Gedenktafel fur Carl Klinke auf der er wieder einmal mit K im Vornamen geschrieben wurde wieder hergerichtet Gesamtdarstellung BearbeitenDie Konstruktion des Klinke Mythos zeichnet detailliert Werner Baders Buch Pionier Klinke Tat und Legende 1992 nach Literatur BearbeitenWerner Bader Pionier Klinke Tat und Legende Bad Munstereifel Berlin Bonn 1992 Horst Bosetzky Pulversack und Heldentod Der Pionier Klinke In Derselbe Mord und Totschlag bei Fontane Berlin 1998 S 232 ff Trudla Malinkowa Sorbische Denkmale Handbuch sorbischer Gedenk und Erinnerungsstatten Domowina Verlag Bautzen 2022 ISBN 978 3 7420 2647 7 S 202f S 225f S 265f S 294 296 S 333f Fussnoten Bearbeiten Johannes Kunstmann Klinka Karlo In Jan Solta Petr Kunze Franc Sen Hrsg Nowy biografiski slownik k stawiznam a kulturje Serbow Neues biografisches Worterbuch zur Geschichte und Kultur der Sorben Ludowe nakladnistwo Domowina Budysin Bautzen 1984 S 255 Der Tag von Duppel In Theodor Fontane Samtliche Werke Bd 1 25 Band 20 Munchen 1959 1975 S 228 230 Auf zeno org Theodor Fontane Gedichte Hg v Joachim Krueger Anita Golz Bd I Gedichte Sammlung 1898 Aus den Sammlungen ausgeschiedene Gedichte 2 durchges u erw Aufl Berlin 1995 Grosse Brandenburger Ausg S 563 Vgl Duppel In Fontane Lexikon Namen Stoffe Zeitgeschichte Hg v Helmuth Nurnberger Dietmar Storch Munchen 2007 S 110 f Hans Heinrich Reuter Fontane Bd 1 Berlin DDR 1968 S 398 vgl auch Johannes Kunstmann Musshelden Theodor Fontanes Klinke Klinka und Kitto In Fontane Blatter Bd 3 1974 H 2 H 18 der Gesamtreihe S 134 140 Theodor Fontane Der Schleswig Holsteinsche Krieg im Jahre 1864 Nachdruck der Erstausgabe Berlin 1866 Verlag der Koniglichen Geheimen Ober Hofbuchdruckerei durch Eugen Diedrichs Verlag Dusseldorf Koln 1978 Preussische Verlustlisten 1864 Eintrag Karl Klinke Abgerufen am 12 September 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carl Klinke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Person GND 119085461 lobid OGND AKS VIAF 64809722 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Klinke CarlALTERNATIVNAMEN Klinke Karl Klinka Karlo sorbisch KURZBESCHREIBUNG preussischer Soldat Pionier GEBURTSDATUM 15 Juni 1840GEBURTSORT Bohsdorf Vorwerk bei Spremberg NiederlausitzSTERBEDATUM 18 April 1864STERBEORT bei Dybbol Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Klinke amp oldid 239214592