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Bukolische Dichtung Bukolik von griechisch boykolos boukolos deutsch Rinderhirte bedeutet Dichtung die sich auf das Leben der Rinderhirten oder im allgemeineren Sinne auf Hirten aller Art bezieht Salomon Gessner Bukolische Szene 1767 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Ausgaben und Ubersetzungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie Ursprunge der bukolischen Dichtung sind ungewiss Die ersten uberlieferten bukolischen Gedichte stammen von Theokritos einem sizilisch griechischen Dichter der hellenistischen Zeit der in der ersten Halfte des 3 Jahrhunderts v Chr lebte Theokritos Idyllen griechisch Eidyllia wortlich kleine Bildchen spielen in der Magna Graecia oder auf Kos und zeichnen sich durch einen mitunter kruden Realismus der Darstellung des Hirtenlebens aus Sie gelten als Ursprung der Bukolik als literarischer Gattung die sowohl Elemente des Dramas und des Epos enthalt Vom Epos borgt Theokritos das epische Versmass den Hexameter Die einzelnen Gedichte sind oft als Dialoge zweier Hirten aufgebaut was der bukolischen Dichtung einen dramatischen Charakter verleiht Als reizvoll galt die Gattung unter anderem aufgrund der Spannung zwischen ihrem heroischen Versmass und ihrer Beschreibung alltaglicher Szenen einfacher unheroischer Menschen Schon die antiken Gelehrten machten sich Gedanken uber den Ursprung der bukolischen Dichtung den sie auf eine kultische Tradition unter sizilischen Hirten zuruckfuhrten Demnach hatten die sizilischen Hirten musische Wettstreite Agone miteinander gefuhrt auf die sich Theokritos in seinen Dichtungen bezog Inwiefern diese spateren Herleitungen die wohl auf den Theokritos Kommentar des Grammatikers Theon zuruckgehen der zwei Jahrhunderte nach Theokritos schrieb 1 historisch glaubwurdig sind ist in der Forschung umstritten Zwar wird in diesem Zusammenhang auf den Kult des mythischen Hirtenjungen Daphnis auf Sizilien aufmerksam gemacht der ein Ursprung des bukolischen Kults sein konnte Daphnis findet parallele Figuren im griechischen Hirtenjungen Adonis sowie der altorientalischen Figur des Tammuz die uber phonizische Einflusse nach Sizilien gelangt sein konnte Andere Forscher betonen jedoch den Unterschied zwischen einer vermeintlichen religios kultischen Tradition und der literarischen Gattung der Bukolik wie sie bei Theokritos und spateren Vertretern deutlich wird und wollen letztere aus ihrer eigenen poetischen Logik heraus verstehen Die Mehrheit der Forscher vertritt die literaturimmanente Sichtweise eine Minderheit verfolgt den eher religionsgeschichtlichen Ansatz 2 nbsp Vergil 1 Ecloge der Hirtengedichte Titelbild der Ausgabe Sebastian Brant Strassburg 1502Auch Moschos Mitte 2 Jahrhundert v Chr und Bion von Smyrna um 100 v Chr schrieben bukolische Gedichte In der lateinischen Literatur wird die Bukolik von Vergil rezipiert der den Schauplatz seiner Hirtengedichte Eklogen nach Arkadien verlegt Der Realismus in der Schilderung des Hirtenlebens weicht stellenweise einer Verklarung und Idealisierung desselben als eines aus der Sicht des Stadtbewohners idyllischen und sorgenfreien Lebens Vergils Sichtweise und seine poetischen Techniken haben die europaische nachfolgende Tradition der Gattung massgeblich gepragt Spatere Dichter lateinischer Bukolik zur Zeit Kaiser Neros sind Calpurnius Siculus und der anonyme Verfasser der Einsiedler Gedichte Spatromische Nachfolger sind Nemesian und Severus Sanctus Endelechius Im Zuge der Karolingischen Renaissance tritt Modoinus als Verfasser bukolischer Dichtungen am Hof Kaiser Karls des Grossen auf Im Codex Gaddianus ist ein anonymes Hirtengedicht aus dieser Epoche uberliefert Carmen bucolicum Gaddianum Die Bukolik des Renaissance Humanismus findet bereits in Dante einen wichtigen Vorlaufer und in Petrarcas Bucolicum carmen eine erste noch vielfach unausgereifte Darstellung Eine bedeutende Erweiterung des bukolischen Personals erfolgt durch den herausragenden Humanisten Jacopo Sannazaro der in seinen 1526 gedruckten Piscatoriae eclogae erstmals auch Fischer auftreten lasst 3 Eine weitere wichtige Weiterentwicklung der bukolischen Dichtung in der Neuzeit stellt die sogenannte Schaferdichtung bzw Schaferromantik dar Diese behandelt ebenfalls das ruhige pastorale Leben der Hirten wesentlich ist jedoch die Verbindung mit gesellschaftlichen Idealen des Barock Wichtige Personlichkeiten wurden unter der Schafermaske dargestellt und waren nur von Eingeweihten leicht zu erkennen Ein wesentlicher Vertreter dieser Dichtung ist Friedrich Spee mit seinem lyrischen Hauptwerk Trutznachtigall oder geistlich poetisch Lustwaldlein Die Bukolik in Deutschland fand zu einem Hohepunkt in den Schaferdichtungen des Pegnesischen Blumenordens aus dem Georg Philipp Harsdorffer Johann Klaj und besonders Sigmund von Birken als Dichter herausragen Das Adjektiv bukolisch wird ebenfalls verwendet um insbesondere Landschaften als idyllisch zu charakterisieren 4 Siehe auch BearbeitenBukolik in der antiken KunstAusgaben und Ubersetzungen BearbeitenHarry C Schnur Hrsg Die Hirtenflote Bukolische Dichtungen von Vergil bis Gessner Aus dem Lateinischen Englischen Franzosischen Niederlandischen und nach dem Polnischen Nachwort von Rainer Kossling Kurzbiographien und Anmerkungen von Harry C Schnur Reclams Universal Bibliothek Band 690 Belletristik Reclam Leipzig 1978 DNB 780337158 5 Dietmar Korzeniewski Hrsg Ubers Hirtengedichte aus neronischer Zeit Texte zur Forschung Bd 1 WBG Darmstadt 1971 ISBN 3 534 04627 7 Dietmar Korzeniewski Hrsg Ubers Hirtengedichte aus spatromischer und karolingischer Zeit Texte zur Forschung 26 Darmstadt WBG 1976 XIV 148 S ISBN 3 534 06829 7Literatur BearbeitenRenate Boschenstein Bukolik Idylle In Der Neue Pauly DNP Band 13 Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01483 5 Sp 561 568 zur Wirkungsgeschichte in Mittelalter und Neuzeit Bernd Effe Gerhard Binder Die antike Bukolik Eine Einfuhrung Artemis Einfuhrungen Artemis Munchen Zurich 1989 ISBN 3 7608 1338 0 Marco Fantuzzi Karl Heinz Stanzel Bukolik In Der Neue Pauly DNP Band 2 Metzler Stuttgart 1997 ISBN 3 476 01472 X Sp 828 835 Klaus Garber Hrsg Europaische Bukolik und Georgik Wege der Forschung Band 355 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1976 ISBN 3 534 05728 7 Joachim Gruber Gunter Bernt Gunter Prinzing Bukolik In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 2 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1983 ISBN 3 7608 8902 6 Sp 909 912 Robert Kirstein Junge Hirten und alte Fischer Die Gedichte 27 20 und 21 des Corpus Theocriteum Texte und Kommentare Band 29 De Gruyter Berlin 2007 Georg Knaack Bukolik In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band III 1 Stuttgart 1897 Sp 998 1012 Konrad Krautter Die Renaissance der Bukolik in der lateinischen Literatur des XIV Jahrhunderts von Dante bis Petrarca Theorie und Geschichte der Literatur und der schonen Kunste Band 65 Fink Munchen 1983 ISBN 3 7705 2110 2 Gunter Wojaczek Daphnis Untersuchungen zur griechischen Bukolik Beitrage zur klassischen Philologie Band 34 Hain Meisenheim am Glan 1969 DNB 458692573 Dissertation Universitat Koln 1969 155 Seiten Astrid Eitel Die Wiederentdeckung der Bukolik der Dichterwettstreit zwischen Dante Alighieri und Giovanni del Virgilio Solivagus Kiel 2014 ISBN 978 3 943025 15 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Bukolik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenAnmerkungen Bearbeiten Gerhard J Baudy Hirtenmythos und Hirtenlied Zu den rituellen Aspekten der bukolischen Dichtung In Poetica Band 25 Nr 3 4 1993 S 282 318 hier S 283 Einen Uberblick zur Forschungskontroverse bietet Gerhard J Baudy Hirtenmythos und Hirtenlied Zu den rituellen Aspekten der bukolischen Dichtung In Poetica Band 25 Nr 3 4 1993 S 282 318 hier S 283 288 Vgl Henry Marion Hall Idylls of Fishermen a History of the Literary Species New York 1912 mit zahlreichen Belegen fur antike Vorbilder sowie neuzeitliches Weiterwirken in der italienischen spanischen franzosischen und besonders englischen Literatur bukolisch Duden de Dieser Band enthalt bukolische Dichtungen von Publius Vergilius Maro Titus Calpurnius Siculus Einsiedler Eklogen Aurelius Olympius Nemesianus Alkuin Modoinus von Autun Naso Theodulus Dante Alighieri Francesco Petrarca Giovanni Boccaccio Jean Gerson loannes lovianus Pontanus Baptista Mantuanus Jacopo Sannazaro Publius Faustus Andrelinus Bohuslav Hassenstein von Lobkowic Enrique Cayado Erasmus von Rotterdam Petrus Pontanus Alexander Barclay Baldassare Castiglione Andreas Naugerius Euricius Cordus Eucharius Synesius Antonius Marius Helius Eobanus Hessus Laurentius Gambara Marcus Antonius Flaminius Joachim Camerarius der Altere Gregorius Vigilantius Samboritanus Nikolaus Cisner Johannes Trencker Simon Simonides Honore d Urfe Pieter Corneliszoon Hooft Nicolaus Parthenius Giannetasius Bernard le Bovier de Fontenelle Johann Christian Alois Quirinus Mickl Jonathan Swift Julius Caesar Cordara Salomon Gessner C Arrius Nurus d i Harry C Schnur und Poetologische Texte in Ubersetzung zur Bukolik von Titus Lucretius Carus Julius Caesar Scaliger George Puttenham Martin Opitz Philip Sidney Bernard le Bovier de Fontenelle Nicolas Boileau Despreaux Johann Christoph Gottsched Rene Rapin Joseph Warton Samuel Johnson Friedrich Schiller John Aikin Hugh Blair Alexander Puschkin Salomon Gessner Georg Wilhelm Friedrich Hegel Normdaten Sachbegriff GND 4069731 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bukolische Dichtung amp oldid 237488897