www.wikidata.de-de.nina.az
Honore d Urfe 11 Februar 1567 in Marseille 1 Juni 1625 in Villefranche bei Nizza war ein franzosischer Offizier Hofling und Schriftsteller Sein Name ist verbunden mit L Astree einem so umfang wie erfolg und einflussreichen Schaferroman Honore d Urfe Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Rezeption 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 WeblinksLeben und Werk BearbeitenD Urfe kam als funfter von sechs Sohnen einer altadeligen Familie im Marseiller Haus seines Onkels zur Welt des Comte de Savoie Tende Gouverneur der Provence Seine Kindheit verbrachte er uberwiegend auf dem Schloss La Bastie im Forez am Oberlauf der Loire Er wurde fruh fur den Malteserorden bestimmt und besuchte bis 1584 das Jesuitenkolleg in Tournon sur Rhone wo er eine umfassende Bildung erwarb Im selben Jahr mit 17 veroffentlichte er ein erstes Schafergedicht La Sireine Mit Anfang 20 hatte er die Idee zu einem Schaferroman nach italienischen und spanischen Vorbildern das heisst vor allem Sannazaros Arcadia Tassos Aminta Guarinis Il pastor fido Der treue Schafer Montemayors Diana und Cervantes Galatea Doch wurde zunachst nichts aus dem Roman denn 1590 unterbrach d Urfe sein Leben als lesender und schreibender und offenbar nicht eben monchisch keuscher junger Edelmann und schloss sich der Armee der Katholischen Liga an die 1589 den zunachst noch protestantischen neuen Konig Heinrich IV nicht anerkannte und im Bundnis mit dem Konig von Spanien und dem Herzog von Savoyen gegen ihn einen Burgerkrieg fuhrte Zweimal geriet er hierbei in Gefangenschaft kam aber durch die Intervention von Verwandten jeweils wieder frei 1595 nach der Niederlage der Liga ging er ins Exil nach Savoyen das damals nicht zu Frankreich gehorte und mit dessen Herzog er uber seine Mutter verwandt war Dort am Hof von Turin und in einem Schlosschen seiner Mutter schrieb er wieder zwei Bande Epitres morales Moralische Episteln gedruckt 1598 und 1603 und den Anfang seines seit langem projektierten Romans L Astree 1600 heiratete er seine Jugendliebe und Ex Schwagerin Diane de Chateaumorand nachdem deren Ehe vom Papst fur nichtig erklart und er selbst von seinem Ordensgelubde entbunden war Allerdings trennten sich die Gatten ziemlich bald wenn auch gutlich L Astree die von der schwierigen Liebe des Hirten Celadon zu der Hirtin Astree erzahlt verarbeitet in vielerlei Hinsicht d Urfes zunachst lange Zeit unerlaubte und unmogliche Liebe zu seiner Schwagerin 1603 machte er so wie viele andere zuvor oppositionelle Adelige seinen Frieden mit Heinrich IV und lebte hiernach meist in Paris wo er dem Konig als gentilhomme ordinaire eine Art Edeldomestik diente mit Malherbe sowie anderen Literaten verkehrte und die einschlagigen Salons zum Beispiel das Hotel de Rambouillet frequentierte Allerdings weilte er auch oft in Turin oder auf seinen Besitzungen nbsp Frontispiz des ersten Bandes der Astree Paris 1612 Zugleich fuhrte er seinen Schaferroman fort 1607 wurde der erste Band gedruckt 1610 und 1619 Bd II und III 1624 folgte ein Teil von Bd IV 1627 schon posthum der ganze Band Diesem fugte d Urfes langjahriger Sekretar Balthasar Baro 1600 1650 1627 einen funften Band hinzu der wohl etwa der originalen Konzeption entspricht D Urfe selbst namlich hatte inzwischen am Krieg des Herzogs von Savoyen gegen Genua teilgenommen und war dabei durch einen Sturz mit dem Pferd ums Leben gekommen Spater kam noch ein apokrypher Band VI heraus Insgesamt besteht das Werk ohne Band VI aus 5 Teilen mit insgesamt 40 Geschichten die in 60 Bucher unterteilt sind und in der Originalausgabe 5399 Seiten umfassen Wie der Name der Titelfigur Astree andeutet spielt die Handlung des Romans nicht wie in den oben genannten literarischen Vorbildern in einem raumlich und zeitlich fernen legendaren Arkadien sondern in Frankreich genauer in d Urfes Heimatgegend dem Forez Immerhin wird sie zuruckverlegt in das 5 Jh n Chr das heisst die Zeit der Volkerwanderung von deren Wirren das Forez aber ausgenommen scheint D Urfe begrundet seine Wahl gerade dieser Epoche damit dass es damals noch keine Konige gab Das Werk formuliert also implizit auch die Reserven grosser Teile der Aristokratie gegenuber den zentralistischen und absolutistischen Tendenzen der franzosischen Monarchie die durch die Religionskriege zwar erschuttert aber letztlich wieder bestarkt worden waren L Astree besteht aus einer Haupthandlung in die nach dem Schubladenprinzip mehrere Nebenhandlungen zahlreiche Binnenerzahlungen sowie lange Diskussionen der Figuren uber alle Aspekte der Liebe eingebettet sind Die Haupthandlung erzahlt die Geschichte der Liebe des anfangs 14 jahrigen Celadon zu der 12 jahrigen Astree die ihn wegen seiner vermeintlichen Untreue verstosst und erst nach langwierigen Prufungen wieder aufnimmt In Bd III zum Beispiel lebt Celadon als angebliche Druidentochter unerkannt mit Astree in engster Freundschaft zusammen was ihn oft in Bedrangnis bringt L Astree ist von der Technik her eine Summe der Romankunst der Zeit Vor allem aber hatte der Roman wegen der psychologischen Einfuhlsamkeit der Personendarstellung der salongemass kultivierten Reden der Personen und des schonen Dekors in dem die Handlung spielt einen enormen und langandauernden Erfolg in adeligen aber auch in burgerlichen Kreisen Er diente als Vorlage fur andere Schaferromane Schafergedichte Schaferspiele Schaferopern und ballette sowie fur viele Gemalde Stiche Wandteppiche usw Der mannliche Protagonist Celadon wurde zum Prototyp des schmachtenden schuchternen Liebhabers sein Name ist ins franzosische Lexikon eingegangen in der Wendung etre un Celadon ein schuchterner Celadon bzw Seladon sein Rezeption BearbeitenDie Tragedie lyrique Astree mit Musik von Pascal Collasse und einem Libretto von Jean de La Fontaine basiert auf Motiven aus d Urfes Roman Sie wurde 1691 in Paris uraufgefuhrt 2007 inszenierte Eric Rohmer in seiner letzten Regiearbeit mit Les amours d Astree et de Celadon eine Verfilmung des Romans Auch in Deutschland fand der Roman Astree 1607 1627 der die Liebesauffassung der hofisch preziosen Gesellschaft schildert in Ubersetzungen Verbreitung Der Name Celadon wurde von Georg Greflinger Michael Behm Christoph Adam Negelein und Soren Terkelsen als Pseudonym benutzt Werke Auswahl BearbeitenAlfred Noe Hrsg Die Schafferinn Astrea Weideler Berlin 2004 ISBN 3 89693 237 3 4 Bde Laurence Giavarini Hrsg La Sylvanire 1627 Societe de litteratures classiques Toulouse 2004 ISBN 2 908728 24 9 Jesus Cascon Marcos Hrsg Le sireine ensayos y textos de filologia francesa Bd 1 Universite Salamanca 1979 Literatur BearbeitenChristiane Caemmerer Honore d Urfe die Schafferin Astrea In Editionen in der Kritik Editionswissenschaftliches Rezensionsorgan Bd 2 Weidler Berlin 2008 S 115 122 Renate Jurgensen Die deutschen Ubersetzungen der Astree des Honore d Urfe Niemeyer Tubingen 1990 ISBN 3 484 36502 1 zugl Dissertation Universitat Osnabruck 1987 Kathleen Wine Forgotten virgo Humanism and Absolution in Honore d Urfe s L Astree Droz Genf 2000 ISBN 2 600 00393 2 Maxime Gaume Les inspirations et les souces de l œuvre d Honore d Urfe CEF Saint Etienne 1977 ISBN 2 85145 032 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Honore d Urfe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Honore d Urfe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Druckschriften von und uber Honore d Urfe im VD 17 Internet Edition der Teile I VI der Astree herausgegeben von Reinhard Kruger Universitat Stuttgart Internet Edition des 1 Teils der Astree in der von Honore d Urfe revidierten Fassung von 1621 herausgegeben von Eglal Henein Tufts University Artikel d Urfe in Namen Titel und Daten der franz Literatur Quelle Normdaten Person GND 118803530 lobid OGND AKS LCCN n50045789 VIAF 41847426 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Urfe Honore d KURZBESCHREIBUNG franzosischer SchriftstellerGEBURTSDATUM 11 Februar 1567GEBURTSORT Marseille Provence FrankreichSTERBEDATUM 1 Juni 1625STERBEORT Villefranche Herzogtum Savoyen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Honore d Urfe amp oldid 238211132