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Bodersweier ist ein Stadtteil von Kehl im baden wurttembergischen Ortenaukreis Das Dorf hat ca 2000 1 Einwohner BodersweierStadt KehlWappen von BodersweierKoordinaten 48 36 N 7 52 O 48 6 7 8727777777778 135 Koordinaten 48 36 0 N 7 52 22 OHohe 135 mEinwohner 2000Eingemeindung 1 Januar 1975Postleitzahl 77694Vorwahl 07853Kleiner Dorfplatz in der GemeindemitteKleiner Dorfplatz in der Gemeindemitte Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Ur und Fruhgeschichte 2 2 Mittelalter 2 3 Fruhe Neuzeit 2 4 Neuzeit 3 Religionen 4 Politik 4 1 Burgermeister 1831 bis 1974 4 2 Ortschaftsrat 5 Kultur und Sehenswurdigkeiten 6 Wirtschaft und Infrastruktur 6 1 Unternehmen 6 2 Verkehr 6 3 Bildung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenBodersweier liegt im Rheintal ca 3 km ostlich des Rheins der hier die deutsch franzosische Grenze bildet und 6 km nordostlich von Kehl Die Innenstadt des franzosischen Strassburg ist 12 km entfernt Geschichte BearbeitenUr und Fruhgeschichte Bearbeiten Ein Grabfund mit reichen Beigaben einer Frauentracht im Jahre 1966 erbrachte den Nachweis dass am Ort schon in der Keltenzeit Fruhlatene 4 Jh v Chr Menschen anwesend waren Die Reste eines Brandgrabes sowie ein vollstandig erhaltenes Wasser oder Olkruglein konnten der Romerzeit zugeordnet werden Mittelalter Bearbeiten Die alteste urkundliche Erwahnung stammt von 884 n Chr als Kaiser Karl III dem Kloster Honau seinen Besitz bestatigte darunter auch Gut zu Bothalasuuileri Der Name des Ortes wurde von der alteren Forschung noch auf einen elsassischen Adligen mit Namen Bodal zuruckgefuhrt der dem Kloster Honau bereits im 8 Jahrhundert Guter stiftete Eine andere Namensdeutung bezieht sich auf die Ansilbe bod als Bezeichnung fur sumpfiges Wasser was die Gelandesituation des Ortes in einem ausgepragten Mundungsdelta der Kinzig treffend charakterisiert Mit dem restlichen Besitz des bereits fruh untergegangenen Klosters Honau fiel Bodersweier bis zum 10 Jahrhundert als Teil des districtus Honowe an den Bischof von Strassburg 1226 wurden ein Leutpriester und eine dem Taufer Johannes geweihte Kirche in Bodersweier erwahnt Die drei im 13 und 14 Jahrhundert amtierenden Strassburger Bischofe aus dem Geschlecht der Lichtenberger belehnten Familienangehorige mit bischoflichen Lehen Die Erstbelehnung mit Bodersweier erfolgte vermutlich 1274 2 Bodersweier lag in der Herrschaft Lichtenberg im Amt Lichtenau 3 1335 nahmen die mittlere und die jungere Linie des Hauses Lichtenberg eine Landesteilung vor Dabei fiel das Amt Lichtenau und damit Bodersweier an Ludwig III von Lichtenberg der die jungere Linie des Hauses begrundete 4 Anna von Lichtenberg 1442 1474 war als Tochter Ludwigs V von Lichtenberg 1417 1474 eine von zwei Erbtochtern mit Anspruchen auf die Herrschaft Lichtenberg Sie heiratete 1458 den Grafen Philipp I den Alteren von Hanau Babenhausen 1417 1480 der eine kleine Sekundogenitur aus dem Bestand der Grafschaft Hanau erhalten hatte um sie heiraten zu konnen Durch die Heirat entstand die Grafschaft Hanau Lichtenberg Nach dem Tod des letzten Lichtenbergers Jakob von Lichtenberg eines Onkels von Anna erhielt Philipp I d A 1480 die Halfte der Herrschaft Lichtenberg Die andere Halfte gelangte an seinen Schwager Simon IV Wecker von Zweibrucken Bitsch Das Amt Lichtenau gehorte zu dem Teil von Hanau Lichtenberg den die Nachkommen von Philipp und Anna erbten Fruhe Neuzeit Bearbeiten Graf Philipp IV von Hanau Lichtenberg 1514 1590 fuhrte nach dem Regierungsantritt 1538 die Reformation in seiner Grafschaft konsequent durch die nun lutherisch wurde Im Dreissigjahrigen Krieg und den nachfolgenden Kriegen des 17 und fruhen 18 Jahrhunderts hatte der Ort wie die gesamte Umgebung unter Plunderungen Brandschatzungen und Einquartierungen zu leiden Der Wiederaufbau kam wegen der fortgesetzten kriegerischen Unruhen nur zogerlich in Gang und die von der Herrschaft eingeforderten hohen Abgaben zur Zahlung der Kriegsschulden taten ihr Ubriges Der Unmut der Bauern im Hanauerland ausserte sich im Aufstand der Hanauer Bauern von 1725 Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen Johann Reinhard III 1736 fiel das Erbe und damit auch das Amt Lichtenau mit Bodersweier an den Sohn seiner einzigen Tochter Charlotte von Hanau Lichtenberg Landgraf Ludwig IX von Hessen Darmstadt Neuzeit Bearbeiten Mit dem Reichsdeputationshauptschluss wurden das Amt Lichtenau und Bodersweier 1803 dem neu gebildeten Kurfurstentum Baden zugeordnet wahrend das benachbarte Kehl zunachst an Frankreich fiel wodurch Bodersweier weiterhin Zollstelle blieb was insbesondere zu einem Aufschwung des Speditionswesens im Ort fuhrte Bei der Kreisreform am 1 Januar 1973 wurde der Landkreis Kehl aufgelost dem Bodersweier bis zuletzt angehorte Damit wechselte Bodersweier in den neugebildeten Ortenaukreis Am 1 Januar 1975 wurde die Ortschaft nach Kehl eingemeindet 5 6 Religionen Bearbeiten nbsp Evangelische KircheDas Kirchenpatronat des Ortes lag ursprunglich beim Abt des Klosters Honau ab 1398 beim Stift Alt Sankt Peter in Strassburg Seit Einfuhrung der Reformation durch Philipp IV von Hanau Lichtenberg 1590 und der etwa 1559 erfolgten Bestellung eines evangelischen Pfarrers war Bodersweier bis ins fruhe 19 Jahrhundert fast rein protestantisch 1616 liess Graf Johann Reinhard die erste grossere Kirche auf dem rechtsrheinischen Gebiet des Hanauerlandes errichten Sie ist heute das alteste Gebaude im Ort Der bekannteste am Ort wirkende Geistliche war Quirinus Moscherosch Ortspfarrer von 1655 bis zu seinem Tod 1675 der durch seine Gedichte auch uberregional bekannt wurde Bodersweier war eine der vier Gemeinden im rechtsrheinischen Hanauerland in denen ab dem 18 Jahrhundert judische Schutzburger angesiedelt wurden Die Gemeinde wuchs nach dem Ubergang an Baden im Laufe des 19 Jahrhunderts an 1812 13 wurde ein einfaches Synagogengebaude im Fachwerkstil erbaut Daneben entstand das judische Gemeindehaus mit einem rituellen Frauenbad einer Mikwe 1875 lebten 116 Juden im Ort und machten damit rund 10 der Bevolkerung aus Viele Juden verlegten ihren Wohn und Geschaftssitz in die Stadt Kehl und an andere wichtige Handelsplatze und erarbeiteten sich einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufstieg So schrieb der in Bodersweier geborene Joseph Friedrich Bensinger Industriegeschichte als er in Mannheim eine grosse Celluloid Fabrik grundete wo die Produktion der bekannten Schildkrot Puppen begann 1925 zahlte die judische Gemeinde noch 46 Personen Im Verlauf der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge verwustet alle Manner wurden im Konzentrationslager Dachau in sogenannte Schutzhaft genommen Am 22 Oktober 1940 wurden die letzten 15 Juden des Ortes mit etwa 6500 Glaubensgenossen aus Baden zum Internierungslager Gurs in den Pyrenaen deportiert Einige verstarben dort wahrend ihres Aufenthaltes 9 Personen wurden 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet Insgesamt gelten 17 Juden aus Bodersweier als Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung Die ehemalige Synagoge diente zunachst noch als Busgarage und Schafstall Die Israelitische Landesgemeinde Sudbaden verkaufte das Gelande nach der Ruckgabe als Geschaftsgrundstuck das desolate Gebaude wurde abgebrochen Politik BearbeitenSeit dem spaten Mittelalter stand dem Ort ein gewahlter Heimburge vor Ab dem 17 Jahrhundert stand dem Heimburgen auch der von der Herrschaft eingesetzte Stabhalter als Vertreter des Rheinbischofsheimer Schultheissen zur Seite der im 18 Jahrhundert vom herrschaftlichen Schultheissen umgangssprachlich Schulz abgelost wurde 1812 wandelte sich die Amtsbezeichnung von Schultheiss zu Vogt mit der badischen Gemeindeordnung von 1831 wurde der jeweilige Gemeindevorsteher als Burgermeister bezeichnet Burgermeister 1831 bis 1974 Bearbeiten Die Gemeinde Bodersweier hatte von 1831 bis 1974 folgende Burgermeister in Klammern das Jahr des Amtsantritts Hemler 1832 Lauck 1845 Johann Georg Baass 1850 Hennenberger 1868 Heinrich Braun 1876 Jakob Mull 1881 Johann Hemmler 1894 Karl Wund 1914 Michael Hemmler 1928 Karl Thorwarth 1938 Karl Murr 1945 Berthold Hetzel 1946 Alfred Murr 1967 Wilhelm Kobel 1974 kommissarisch Ortschaftsrat Bearbeiten Als Ergebnis der Gemeindereform wurde Bodersweier 1975 in die Stadt Kehl eingemeindet Es gilt die Ortschaftsverfassung mit einem Ortschaftsrat und einer Ortsverwaltung Der Ortsvorsteher ist der Leiter der Ortsverwaltung und der Vorsitzende des Ortschaftsrates Amtsinhaber ist seit 2009 Manfred Kropp 7 Die Kommunalwahl am 26 Mai 2019 brachte folgende Sitzverteilung Freie Wahler 5 Sitze Wahlergemeinschaft 4 Sitze Burgerliste 1 SitzKultur und Sehenswurdigkeiten BearbeitenDer Ortskern des Fachwerkdorfes Bodersweier steht seit 1980 als Gesamtanlage unter Denkmalschutz Im Ort sind alle im Hanauerland vorkommenden Fachwerkhaustypen vertreten Die Fachwerkbauten stammen zumeist aus dem 18 und fruhen 19 Jahrhundert Das Rathaus wurde 1829 erbaut und diente als Schulhaus bis 1882 die Schule sudlich der Kirche zur Verfugung stand Als einmaliges Exemplar unter den Fachwerkhausern darf das Kuchenflurhaus gelten das Ende der 1980er Jahre von seinem ursprunglichen Standort in den Feschmattweg umgesetzt wurde Es zeigt wie beengt die armeren Bevolkerungsschichten in fruheren Jahrhunderten gewohnt haben Man betritt die sogenannte Hausgangkuche im Flur durch die Aussentur Links und rechts schliessen sich ein Wohnraum mit Alkoven zum Schlafen und eine Kammer an Besonders haufig anzutreffen sind die fur das Hanauerland typischen Kniestockhauser in einseitig versetzter Variante anzutreffen wobei das langer auskragende Dach in Zeiten landwirtschaftlicher Nutzung oft als Raum zum Trocknen von Mais oder Tabak verwendet wurde Die zweistockigen Fachwerkhauser des Ortes hatten ursprunglich meist ein Kruppelwalmdach Wirtschaft und Infrastruktur BearbeitenUnternehmen Bearbeiten Es gibt im Jahre 2018 nur noch drei landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe die teilweise aus dem Dorfinneren ausgesiedelt wurden Der Ort verfugt uber eine gute Infrastruktur zur Versorgung der Bevolkerung Der Hersteller von Hotelkosmetik die ADA Cosmetics International GmbH der Hersteller von Korperkosmetik Carecos GmbH und der Hersteller fur Hebebuhnen und Pruftechnik die Otto Nussbaum GmbH amp Co KG haben in Bodersweier ihren Hauptsitz Verkehr Bearbeiten Die Landesstrasse 75 fuhrt durch Bodersweier Seit der Einfuhrung eines neuen Nahverkehrskonzeptes der Stadt Kehl 2018 ist Bodersweier durch die Stadtbuslinie K5 und den interkommunalen Linien 301 und 403 der SWEG mit den umliegenden Ortschaften und der Stadt Kehl verbunden Bildung Bearbeiten 1967 bezog die damalige Grund und Hauptschule den neuen Gebaudekomplex mit Sporthalle am Muhlenweg 1973 wurde Bodersweier Sitz der Hauptschule fur die nordlichen Ortschaften Kehls Sie wurde spater zur Werkrealschule aufgewertet die aber 2017 geschlossen wurde Nach und nach wird in das Gebaude nun der Kindergarten mit der Kinderkrippe einziehen Die erste Kleinkinderschule wurde 1890 in der Dorflache erbaut 1976 erhielt der Kindergarten ein neues Gebaude in der Querbacher Strasse nbsp Gasthaus zur Hoffnung nbsp Gasthof zum Ochsen nbsp Rathaus und evangelische Kirche nbsp Rathaus nbsp Gedenkstein Gurs nbsp Rastatter Strasse 37Literatur BearbeitenBodersweier Berichte Erzahlungen und Bilder aus der Geschichte eines Dorfes im Hanauerland Kehl 1984 Fritz Eyer Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202 1480 Untersuchungen uber den Besitz die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts In Schriften der Erwin von Steinbach Stiftung 2 Auflage Band 10 Pfaehler Bad Neustadt an der Saale 1985 ISBN 3 922923 31 3 268 Seiten Im Text unverandert um eine Einfuhrung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg Rhenus Verlag 1938 Friedrich Knopp Territorialbestand der Grafschaft Hanau Lichtenberg hessen darmstadtischen Anteils maschinenschriftlich Darmstadt 1962 Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt Signatur N 282 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons 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