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Die Herren von Lichtenberg waren ein elsassisches Adelsgeschlecht das vorwiegend im Unterelsass im Umfeld der Stadte Strassburg und Hagenau begutert war Im ausgehenden Mittelalter gelang es den Lichtenbergern durch konsequente Territorialpolitik eine Vorherrschaft in diesem Gebiet einzunehmen Ausgerichtet auf Strassburg hatten sie seit 1249 die Vogtei uber die Stadt inne und stellten fur dessen Diozese drei Bischofe und zahlreiche Domherren Das Geschlecht starb 1480 im Mannesstamm aus Wappen der Herren von Lichtenberg Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 13 Jahrhundert 3 Dynastische Gegebenheiten 4 Ludwig IV 5 Ludwig V und Jakob 6 Nachfolge 7 Stammliste 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 Anmerkungen 12 EinzelnachweiseHerkunft Bearbeiten nbsp Burg Lichtenberg nach einem Stich von MerianDie Herkunft der Herren von Lichtenberg bleibt im Dunklen Fur die Zeit vor dem 13 Jahrhundert fehlen Quellen Als die urkundliche Uberlieferung an der Wende vom 12 zum 13 Jahrhunderts einsetzt nehmen sie im Unterelsass bereits eine wichtige Stellung ein Ein Albert von Lichtenberg wird erstmals 1197 bezeugt und von einigen der Familie zugeordnet 1 Allerdings wird mit guten Argumenten auch angenommen dass er nicht zu der Familie der Elsasser sondern der Pfalzer Lichtenberger gehorte 2 Die in der Literatur behauptete Verwandtschaft der Lichtenberger zu den Herren von Huneburg ist ebenfalls nicht nachweisbar 3 Von Anfang an werden sie als nobilis viri bezeichnet 4 nie als ministerialis 5 gehorten also dem Uradel an Da die Heiratsbeziehungen der Familie in der Folgezeit ganz uberwiegend rechtsrheinisch orientiert sind spricht einiges dafur dass die Familie die in dieser Zeit eng mit den Staufern kooperierte unterstutzt durch diese im Unterelsass Fuss fasste 6 Ein erstes gesichertes Familienmitglied tritt mit Rudolf von Lichtenberg auf der 1203 als Domherr des Bistums Strassburg genannt wird 7 Sein Bruder Ludwig I erwahnt ab 1206 1252 ist der Stammvater des Adelsgeschlechts der Herren von Lichtenberg benannt nach der Burg Lichtenberg 13 Jahrhundert BearbeitenUm 1230 errichten die Lichtenberger ihre Stammburg Lichtenberg Mit dem Schwinden der staufischen Macht lehnten sie sich eng an das Bistum Strassburg an Von 32 mannlichen Familienmitgliedern die die Volljahrigkeit erreichten 15 Mitglieder des Strassburger Domkapitels 8 und drei wurden zu Bischofen von Strassburg gewahlt 9 Konrad III von Lichtenberg Bischof von Strassburg 1273 1299 Friedrich I von Lichtenberg Bischof von Strassburg 1299 1306 Johann II von Lichtenberg Bischof von Strassburg 1353 1365Insgesamt stellte die Familie funf Bischofe Neben den drei genannten in Strassburg waren das Sigibodo II 1291 Propst zu St Viktor Bischof von Speyer 1302 1314 Hermann II 1314 1335 Kanzler von Kaiser Ludwig dem Bayern und Bischof von Wurzburg 1333 13351249 erlangten die Lichtenberger das Amt des Vogtes uber die Stadt Strassburg 1259 verlieh der letzte Staufer Konradin Ludwig II von Lichtenberg das Amt des Landgrafen im Unterelsass allerdings mit der Einschrankung dass Ludwig II sich auf eigene Kosten selbst des Amtes bemachtigen musse Sowohl die Macht Konradins als auch die eines Landgrafen des Unterelsass reichten damals nicht mehr sehr weit 10 In der Schlacht bei Gollheim kampfte Johann I von Lichtenberg auf der Seite des Siegers Albrecht von Habsburg 11 Das brachte auch ihm unter anderem die Stellung eines Landvogts im Elsass ein 12 Dynastische Gegebenheiten BearbeitenZur Familienwurde gehorten seit 1249 das Amt des Vogtes von Strassburg und ab 1358 das Amt des Marschalls des Erzbischofs von Strassburg 13 Zwei Mal kam es zu einer Teilung der Herrschaft Lichtenberg 14 weil mehr als ein erbberechtigter Nachkomme Anm 1 vorhanden war 1252 teilte sich nach dem Tod von Ludwig I die Herrschaft zunachst mit zwei seiner Sohne in die beiden Linien Heinrich II erwahnt ab 1249 1269 Altere Linie und Ludwig II erwahnt ab 1249 1271 Die Teilung erfolgte zunachst nur genealogisch Erst etwa 80 Jahre spater um 1330 das genaue Datum ist nicht bekannt wurde auch hinsichtlich des Territoriums und der Rechte eine Realteilung zwischen Johann II von Lichtenberg von der Alteren Linie und Ludwig III von Lichtenberg vorgenommen Ludwig III war zugleich auch Vormund fur seinen noch minderjahrigen Neffen Simund von Lichtenberg Sohn seines bereits 1324 verstorbenen alteren Bruders Johann III von Lichtenberg Um einem innerfamiliaren Konflikt vorzubeugen teilte Ludwig III die von ihm aus der vorangegangenen Teilung ubernommene Halfte der Herrschaft Lichtenberg 1335 nochmals zwischen seinem Sohn und Nachfolger Heinrich IV von Lichtenberg und seinem Neffen Simund Simund begrundete so die mittlere Linie der Familie Ludwig III und sein Sohn Heinrich IV die jungere Linie des Hauses Lichtenberg Die mittlere Linie residierte in Buchsweiler die jungere Linie in Lichtenau Letztere nannte sich auch nach dem neuen Residenzort 15 Mehrfach kam es in der Folge zu weiteren Vertragen daruber welchem Familienzweig welcher Anteil an der Herrschaft zustand so 1337 1341 1342 1344 und 1346 16 Erganzend kam es zu zwei Erbvertragen auf Gegenseitigkeit 1361 zwischen der mittleren und der jungeren Linie 1362 dann auch mit der alteren Linie 17 1390 starb die altere Linie mit Konrad II von Lichtenberg 1405 die mittlere mit Johann IV dem Alteren jeweils im Mannesstamm aus 18 Ludwig IV BearbeitenSo konnte Ludwig IV die Herrschaft 1390 wieder in einer Hand vereinigen Allerdings erlitt er zwei schwere politische Niederlagen Im Bundnis mit dem Strassburger Bischof fuhrte er einen Krieg gegen Kurtrier Dabei geriet er in Gefangenschaft Um das Losegeld von 30 000 Gulden aufbringen zu konnen musste er ein Viertel der Herrschaft Lichtenberg an seinen Schwiegervater in spe Markgraf Bernhard I von Baden verpfanden 19 Die zweite politische Katastrophe war eine Niederlage in einem Krieg gegen die Burger der Stadt Strassburg Dies fuhrte dazu dass er 1429 zugunsten seiner beiden noch unmundigen Sohne Jakob und Ludwig zurucktrat Bis 1436 fuhrte so Graf Friedrich von Mors Saarwerden Schwiegervater von Jakob von Lichtenberg eine Regentschaft Ludwig V und Jakob Bearbeiten nbsp Ludwig V Grabmonument im Musee de l Oeuvre Notre Dame nbsp Glasmalerei aus Neuweiler heute im Badischen Landesmuseum Karlsruhe Der kniende bartige Pilger soll Jakob von Lichtenberg sein Die beiden Erben Jakob von Lichtenberg 1416 1480 und Ludwig V von Lichtenberg 1417 1471 waren vollkommen gegensatzliche Charaktere Der altere Jakob interessierte sich vor allem fur Wissenschaften Astrologie und Alchemie Als Altester beanspruchte er die politische Fuhrung der Herrschaft nahm sie aber nicht angemessen wahr Ludwig V dagegen hatte das politische Talent als jungerer aber nicht die Fuhrungsposition zu beanspruchen Aus dieser Konstellation entstanden jahrelange Auseinandersetzungen und mehrere letztendlich nicht durchgehaltene Kompromisse Andererseits arbeiteten beide bei Bedrohungen von aussen aber erfolgreich zusammen und versohnten sich kurz vor dem Tod Ludwigs 1471 wieder Nachdem Walpurga die Frau Jakobs 1450 ohne Nachkommen zu hinterlassen verstorben und ein Krieg gegen die Grafen von Leiningen im darauffolgenden Jahr fur Lichtenberg erfolgreich beendet wurde verlor Jakob zunehmend an Einfluss Er widmete sich seinen astrologischen und alchemistischen Interessen und wandte sich privat der nicht ebenburtigen Barbel von Ottenheim zu 1458 erhielt Jakob durch Kaiser Friedrich III die Grafenwurde verliehen 20 1462 kam es zum sogenannten Weiberkrieg von Buchsweiler einen moglicherweise von Ludwig V geschurten Aufstand gegen den Einfluss der Barbel von Ottenheim auf die Verwaltung des Landes In der Folge musste Jakob hinnehmen dass sie nach Speyer ausgewiesen wurde Jakob versuchte 1463 seine Landereien unter den Schutz des franzosischen Konigs Ludwig XI zu stellen um sie vor Machtanspruchen Ludwigs V zu sichern was aber folgenlos blieb 1466 schliesslich gab er auf und verzichtete auf seine Halfte der Grafschaft gegen eine Zahlung von 1000 Gulden jahrlich 21 Nachfolge Bearbeiten nbsp Anna von Lichtenberg auf ihrem Epitaph in der Stadtkirche von BabenhausenEin weiterer genealogischer Zufall fuhrte zum Ende der selbstandigen Herrschaft Lichtenberg Jakobs Ehe blieb kinderlos und aus der Ehe Ludwigs V gingen zwei Tochter Anna Anm 2 und Elisabeth hervor die so Erbtochter waren und die Herrschaft Lichtenberg zu gleichen Teilen an ihre Nachkommen vererbten Anna heiratete Graf Philipp I den Alteren von Hanau Babenhausen Ihre Nachkommen nannten sich kunftig von Hanau Lichtenberg im Gegensatz zur alteren Hanauer Linie den Grafen von Hanau Munzenberg Elisabeth heiratete Graf Simon IV Wecker von Zweibrucken Bitsch Nach dem Aussterben dieser Linie 1570 fiel durch deren Erbe auch die zunachst an Zweibrucken gelangte Halfte der Herrschaft Lichtenberg an Hanau Lichtenberg Hauptartikel Grafschaft Hanau LichtenbergStammliste Bearbeiten Hauptartikel Stammliste der Herren von LichtenbergSiehe auch BearbeitenHerrschaft LichtenbergLiteratur BearbeitenFriedrich Battenberg und Bernhard Metz Bearb Lichtenberger Urkunden Regesten zu den Urkundenbestanden und Kopiaren des Archivs der Grafen und Herren von Lichtenberg in Darmstadt Karlsruhe Munchen Speyer Strassburg Stuttgart und Ludwigsburg 1163 1500 Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt 2 5 Bde Hessisches Staatsarchiv Darmstadt Darmstadt 1994 1996 ISBN 3 88443 264 8 Fritz Eyer Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202 1480 Untersuchungen uber den Besitz die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts In Schriften der Erwin von Steinbach Stiftung 2 Auflage Band 10 Pfaehler Bad Neustadt an der Saale 1985 ISBN 3 922923 31 3 268 Seiten Im Text unverandert um eine Einfuhrung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg Rhenus Verlag 1938 Frank Baron Freytag von Loringhoven Europaische Stammtafeln III Marburg 1976 Tafel 90 Charles Haudot Les Sceaux des Lichtenberg et des Hanau Lichtenberg In Societe d Histoire et d Archaeologie de Saverne et Environs Hrsg Cinquieme centenaire de la creation du Comte de Hanau Lichtenberg 1480 1980 Pays d Alsace 111 112 2 3 1980 S 39 46 Johann Georg Lehmann Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau Lichtenberg 1 Die Geschichte der Dynasten von Lichtenberg enthaltend Mannheim 1862 Alfred Matt Hg Cinquieme centenaire de la creation du Comte de Hanau Lichtenberg 1480 1980 Etudes reunies Societe d Histoire et d Archeologie de Saverne et Environs Hg Pays d Alsace 111 112 Saverne 1980 Gisela Probst Die Memoria der Herren von Lichtenberg in Neuweiler Elsass Adelphus Teppiche Hochgrab Ludwigs V gestorben 1471 Heiliges Grab 1478 Glasmalereien Deutscher Verlag fur Kunstwissenschaft Berlin 2015 ISBN 978 3 87157 241 8 Peter Karl Weber Lichtenberg Eine elsassische Herrschaft auf dem Weg zum Territorialstaat Schriften der Erwin von Steinbach Stiftung Frankfurt 12 Heidelberg 1993 Diss phil Universitat Bern 1989 Weblinks BearbeitenLandeskunde online Jakob von Lichtenberg und Barbele von OttenheimAnmerkungen Bearbeiten Erbberechtigt zu gleichem Teil war jeder Sohn der nicht in den geistlichen Stand trat Freytag von Loringhoven bezeichnet sie unzutreffender als Agnes Einzelnachweise Bearbeiten Probst S 28 Eyer S 16 Eyer S 16 f Eyer S 16 Eyer S 18 Eyer S 18 f Eyer S 18 Freytag von Loringhoven Taf 90 Eyer S 21 Probst S 25 Eyer S 22 Eyer S 27 Eyer S 27 Probst S 28 Vgl Freytag von Loringhoven Taf 90 Eyer S 81 Eyer S 82ff Eyer S 89 Freytag von Loringhoven Taf 90 Eyer S 32 Eyer S 35 Eyer S 36 Normdaten Person GND 1075645425 lobid OGND AKS VIAF 317070197 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lichtenberg elsassisches Adelsgeschlecht amp oldid 238027451