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Bockschaft ist ein Dorf mit rund 400 Einwohnern im Landkreis Heilbronn in Baden Wurttemberg das seit 1971 zu Kirchardt gehort Der Ort geht auf ein seit 829 uberliefertes spater reichsritterschaftliches Hofgut zuruck das sich seit 1718 in Stiftungsbesitz befindet und war von 1841 bis 1971 selbststandige Gemeinde BockschaftGemeinde KirchardtWappen von BockschaftKoordinaten 49 12 N 8 58 O 49 202222222222 8 9663888888889 233 Koordinaten 49 12 8 N 8 57 59 OHohe 233 m u NNFlache 2 12 km Einwohner 427 2021 1 Bevolkerungsdichte 201 Einwohner km Eingemeindung 1 Juli 1971Postleitzahl 74912Vorwahl 07266 Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Politik 3 1 Wappen 4 Sehenswurdigkeiten und Kultur 4 1 Kultur 4 2 Bauwerke 5 Verkehr 6 Literatur 7 Quellen 8 WeblinksGeographie Bearbeiten nbsp Blick von Bockschaft westwarts ins Ittlinger Tal mit der Baumreihe folgendem Bockschafter Graben Bockschaft liegt im nordostlichen Kraichgau etwa 1 km westlich von Kirchardt im Ittlinger Tal das weiter nach Westen in Richtung Ittlingen verlauft In diesem Tal entwassert der so genannte Bockschafter Graben die umliegenden Hugel sowie mehrere um Bockschaft entspringende Quellen eine einstmals im Ort nachgewiesene Quelle ist inzwischen versiegt Der Graben speist einen ausserhalb von Ittlingen gelegenen Fischteich bevor er zwischen Ittlingen und Reihen in die Elsenz mundet Die Gemarkung von Bockschaft umfasst 214 Hektar und liegt zwischen 205 und 258 Meter uber NN das Jahresniederschlagsmittel betragt rund 750 mm Geschichte Bearbeiten nbsp Blick auf das Wohngebaude 1892 des Gutshofs BockschaftBockschaft war vermutlich aufgrund der gunstigen Gelandelage schon in vorchristlicher Zeit von einem Gutsbestand mit Viehwirtschaft besiedelt Die erste Erwahnung des Ortes erfolgte ebenso wie die von Kirchardt und Berwangen im Lorscher Codex aus dem 12 Jahrhundert wonach ein Engilbert im Jahr 829 in Bughenscelp die dortige herrschaftliche Hofreite nebst 150 Morgen Land einer Muhle und zehn Leibeigenen dem ublichen Umfang eines herrschaftlichen Hofguts jener Zeit dem Kloster Lorsch geschenkt hat Der Ortsname ist gemischten germanisch keltischen Ursprungs und bedeutet Bugos Hirtenhutte wobei unbekannt ist wer dieser germanische Grunder Bugo war der dort erstmals ein keltisches scelp errichtet hat Auch vom Stifter Engilbert der im selben Zug zwei weitere Hofe gleicher Grosse an Lorsch geschenkt hat ist nichts bekannt ausser dass er den Hof in Bockschaft nicht selbst bewohnte Das Kloster Lorsch besass kein geschlossenes Gebiet sondern verstreut liegende Besitztumer die aus wirtschaftlichen Grunden ab dem 12 Jahrhundert teilweise veraussert wurden bevor der Restbesitz 1232 an das Erzbistum Mainz fiel 1180 besass ein I G Stoffel bereits einen Teil des Hofguts Zwischen 1491 und 1528 erwarb Jerg Koberer Stadtjunker und Schultheiss zu Wimpfen sukzessive den gesamten Hof Von seiner Familie ging der Hof im 16 Jahrhundert an die Herren von Neipperg womit Bockschaft als freiadliges Gut keine Lehensoberherren hatte sondern lediglich der Reichsritterschaft bzw dem spateren Ritterkanton Kraichgau unterstand Laut der Dorfordnung von Berwangen aus dem Jahr 1557 war Berwangen seit alters her kirchlich und gerichtlich fur Bockschaft zustandig wo nie eine eigene Kirche bestand und dessen Einwohner nach der Reformation 1530 bis ins 19 Jahrhundert fast ausschliesslich lutherisch waren Ein Teil des Hofes wurde 1609 von Johann Christoph von Degenfeld zu Neuhaus erworben Im Dreissigjahrigen Krieg wurde der Hof vermutlich beschadigt und kam in den Besitz von Feldmarschall Ludwig von Schmidberg 1649 ging der Besitz an Major Sebastian von Moschlitz Schliesslich erwarben auch die Herren von Helmstatt einen Teil des Besitzes 1660 werden drei Hofe genannt der helmstattische der degenfeldsche und der moschlitzsche Am 4 November 1715 verkauften die Helmstatt das gesamte Hofgut an Amalia Elisabeth von Mentzingen geb von Bettendorff die 1718 testamentarisch verfugte das Hofgut zu einem Stiftsgut ad pias causas zu frommen Zwecken zu machen 1725 erhielt Bockschaft durch Karl VI per Diplom den Titel Kaiserliches Reichsfreies Adeliges Craichgauisches Frauleinstift Die grundherrlichen Rechte gingen mit eigenem Wappen auf die spater Kraichgauer Adeliges Damenstift genannte Stiftung uber die sich einst in Pforzheim befand und heute ihren Sitz in Karlsruhe hat Die adeligen Fraulein wohnten nicht selbst in dem Hofgut nur die Einkunfte aus der Bewirtschaftung flossen der Stiftung zu Als Ende 1805 die Reichsritterschaft mediatisiert wurde beanspruchten sowohl Baden als auch Wurttemberg die Besitzungen des Ritterkantons Kraichgau fur sich und besetzten sie Durch franzosischen Schiedsspruch kam es zwischen den beiden Landern zu einem Staatsvertrag vom 13 November 1806 in dem der grossere Teil des Gebiets darunter auch Bockschaft an Baden ging 2 Im Grossherzogtum Baden wurde Bockschaft zunachst dem neuen Oberamt Gochsheim jedoch bereits im Dezember 1809 dem neuen Odenwaldkreis unterstellt und kam 1810 zum grundherrlichen Amt Gemmingen im badischen Pfinz und Enzkreis im Juni 1813 mit 92 Einwohnern zum badischen Bezirksamt Hoffenheim und schliesslich durch dessen Vereinigung mit dem Bezirksamt Sinsheim 1849 zum vergrosserten Bezirksamt aus dem spater der Landkreis Sinsheim wurde Bockschaft wurde zunachst nur als Hofgut mit abgesteinter Gemarkung betrachtet von der 512 neubadische Morgen dem Damenstift und 101 Morgen einigen Hofbewohnern gehorten Die Erhebung zur eigenstandigen Gemeinde erfolgte trotz Protesten seitens des Damenstiftes mit Beschluss des badischen Innenministeriums vom 16 September 1841 Am 11 Dezember 1844 wurde erstmals ein Burgermeister gewahlt Das Hofgut Bockschaft ist bis heute im Eigentum der Stiftung wurde jedoch ab 1755 uberwiegend verpachtet ab 1878 in zwei Generationen an die mennonitische Pachterfamilie Schmutz Spater wurde das Hofgut in den 1892 neu errichteten oberen und den aus dem 18 Jahrhundert datierenden jedoch 1964 verkauften unteren Hof unterteilt Am 2 Februar 1960 ging die Verpachtung des Stiftungsguts von der Familie Schmutz an die Sudzucker AG uber und umfasste 1978 rund 167 Hektar womit es einen Grossteil der rund 200 Hektar umfassenden Gemarkung des Ortes Bockschaft ausmacht nbsp Schul und Rathaus von 1902Der Ort war bis in die jungste Gegenwart vollstandig landwirtschaftlich gepragt Da die Gemarkung zu uber 80 in Stiftsguts Besitz ist konnte die Gemeinde nur in bescheidenem Mass wachsen und sich keine bedeutende Infrastruktur entwickeln Der Gebaudebestand wuchs von 1808 14 Gebaude bis 1933 17 Gebaude nur unwesentlich an Der Ort wird von alters her aufgrund des beherrschenden Hofguts auch Bockshof genannt Ausserhalb des Hof Siedlungskerns wurde bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts lediglich das Schul und Rathaus errichtet Die Einwohnerzahl stieg von 122 Personen im Jahr 1939 durch den Zuzug von Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg kurzfristig auf uber 200 an sank jedoch danach wieder unter den Vorkriegsstand 1961 115 Einwohner 1970 110 Einwohner Die erste Vereinsgrundung erfolgte 1965 mit einem Fussballclub 1967 konnten geringe Neubauflachen ausgewiesen werden die Strassen wurden erstmals 1970 befestigt 1971 wurde der Friedhof befestigt und eine Leichenhalle errichtet Bei der Schulreform 1966 67 wurde die Schule des Dorfes geschlossen die Bockschafter Schuler besuchten von da an die Kirchardter Schule Im Zuge einer freiwilligen Vereinbarung wurde Bockschaft damals mit 115 Einwohnern die kleinste Gemeinde des Landkreises Sinsheim am 1 Juli 1971 in die Gemeinde Kirchardt damals ebenfalls noch im Landkreis Sinsheim eingegliedert 3 Mit der Kreisreform 1973 gelangte Bockschaft mit Kirchardt zum Landkreis Heilbronn 1977 wurde das 15 Hektar grosse Neubaugebiet Fuchsloch erschlossen und 1990 auf rund 21 Hektar erweitert so dass der Ort neben seiner landwirtschaftlichen Nutzung insbesondere zum Wohnort fur Pendler der umliegenden Orte wurde und heute rund 400 Einwohner hat Es besteht weiterhin keine nennenswerte Infrastruktur Politik BearbeitenSeit der Eingemeindung nach Kirchardt 1971 besteht ein Ortschaftsrat mit vier Mitgliedern Auf seinen Vorschlag hin wahlt der Kirchardter Gemeinderat einen ehrenamtlichen Ortsvorsteher Diese Gremien sind zu wichtigen die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu horen Wappen Bearbeiten nbsp Wappen von BockschaftDas Damenstift trug ein 1725 vom Kaiser verliehenes eigenes Wappen Die fruhesten Gemeindesiegel aus Bockschaft dagegen datieren um 1840 und zeigen lediglich ein B in einem Kreis Das Generallandesarchiv entwarf daher im Jahr 1900 das heutige Gemeindewappen das in Blau zwei goldene Balken und im Herzschild einen aufgerichteten schwarzbewehrten roten Bock zeigt Der Bock macht es zum sprechenden Wappen Die blau goldenen Balken stehen fur die Herren von Gemmingen welche zum Ritterkanton Kraichgau zahlten von denen jedoch kein Besitz in Bockschaft nachgewiesen ist Sehenswurdigkeiten und Kultur BearbeitenKultur Bearbeiten In Bockschaft wird das alle zwei Jahre am letzten Juni Wochenende stattfindende Kirchardter Dorffest ausgetragen Die Vereine der Gesamtgemeinde bieten dabei im Gutshof und in der Ortsmitte ein buntes gastronomisches und kulturelles Angebot Bauwerke Bearbeiten In Bockschaft befinden sich der Gutshof Bockschaft Oberer Hof mit Wohngebaude von 1892 und der 1964 in Privatbesitz verkaufte Untere Hof dessen Wohnhaus von 1735 in den Jahren 1981 83 durch einen Neubau ersetzt wurde Beide Hofe weisen noch altere Wirtschaftsgebaude auf Zwischen den beiden Gutshofen ist noch der enggedrangte Siedlungsrest der spatmittelalterlichen Ackerbauern Hofreite mit teilweise bis ins 18 Jahrhundert datierenden Gebauden zu erkennen darunter das Anwesen Talstr 4 das nach Brand um 2000 umfassend saniert wurde Etwas ausserhalb der Ortsmitte befindet sich das ehemalige Schul und Rathaus von 1902 das seit 1979 gastronomisch genutzt wird Der Dorfplatz wurde 1983 an Stelle eines abgerissenen Fachwerkgebaudes mit Kruppelwalmdach aus dem Jahr 1802 Talstr 2 errichtet nbsp Ackerbauerliches Anwesen aus dem 18 Jhd Talstr 4 nbsp Historische Wirtschaftsgebaude des Unteren Hofes Verkehr BearbeitenBockschaft ist uber die Buslinie 683 4 Gemmingen Heilbronn an den OPNV des Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehr HNV angebunden Literatur BearbeitenGustav Neuwirth Geschichte der Gemeinde Kirchardt und der Ortsteile Berwangen und Bockschaft Kirchardt 1978 Kirchardt Berwangen Bockschaft Ein Heimatbuch Kirchardt 1991 Berwangen Bockschaft Kirchardt Ein 2 Heimatbuch Kirchardt 1993 Konrad Grimm und Heinz Maag Adler und Dornenkranz 275 Jahre Kraichgauer Adeliges Damenstift Selbstverlag des Kraichgauer Adeligen Damenstifts Karlsruhe 1993Quellen Bearbeiten Abgelegenes Dorf In kirchardt de Burgermeisteramt Kirchardt 2021 abgerufen am 9 Juli 2022 Datierung nach Neuwirth 1978 S 325 Datum des Staatsvertrages zwischen Wurttemberg und Baden der den Ubergang des Ritterkantons an Baden geregelt haben soll Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 479 Buslinie 683 im HNV PDF 331 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bockschaft Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite der Gemeinde Kirchardt zur Geschichte von BockschaftNormdaten Geografikum GND 4280919 8 lobid OGND AKS VIAF 247304320 nbsp Dieser Artikel wurde am 23 April 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bockschaft amp oldid 224356064