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Der Artikel 20 des Grundgesetzes fur die Bundesrepublik Deutschland normiert die rechtliche Grundordnung Deutschlands Inhalt sind Verfassungsgrundsatze und das Widerstandsrecht Dieser Artikel darf in seinem ursprunglichen Bestand Absatze 1 bis 3 und Sinngehalt nicht verandert werden 1 Absatz 4 wurde durch die Notstandsgesetze eingefuhrt fur ihn gilt die Unabanderlichkeit nach heute allgemeiner Meinung in der Staatsrechtslehre nicht 2 Artikel 20 des Grundgesetzes fur die Bundesrepublik Deutschland in seiner ursprunglichen Fassung aus der ersten Ausgabe des Bundesgesetzblatts vom 23 Mai 1949Inhaltsverzeichnis 1 Wortlaut 2 Erlauterung zu den einzelnen Absatzen 2 1 Absatz 1 2 2 Absatz 2 2 3 Absatz 3 2 4 Absatz 4 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseWortlaut Bearbeiten 1 Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat 2 Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeubt 3 Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmassige Ordnung die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden 4 Gegen jeden der es unternimmt diese Ordnung zu beseitigen haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand wenn andere Abhilfe nicht moglich ist Erlauterung zu den einzelnen Absatzen BearbeitenAbsatz 1 Bearbeiten Absatz 1 enthalt Staatsstrukturprinzipien der Bundesrepublik Deutschland Dies sind die Demokratie das Sozialstaatsprinzip die Bundesstaatlichkeit und das republikanische Prinzip Absatz 2 Bearbeiten Das Volk wird als Souveran verstanden das durch besondere Organe der Gesetzgebung Legislative also Bundestag und Bundesrat der vollziehenden Gewalt Exekutive Regierungen und Verwaltung und der Rechtsprechung Judikative also alle Gerichte vertreten wird Diese Organe uben reprasentativ fur das Volk die Staatsgewalt aus Das Volk hat auf jeden Fall das Recht die drei Gewalten durch Wahlen und Abstimmungen zu leiten Damit folgt die deutsche Bundesverfassung weitgehend dem Prinzip der mittelbaren Demokratie ist allerdings offen fur Volksabstimmungen Daher sind die in Bezug auf direkte Demokratie oft weiter gehenden Landesverfassungen grundgesetzkonform Auf Bundesebene sind Abstimmungen nach herrschender Meinung jedoch nur zulassig soweit sie im Grundgesetz ausdrucklich vorgesehen sind also ohne eine Verfassungsanderung nur fur Neugliederungen des Bundesgebiets 3 4 5 Im Absatz 2 wird das Volk als konstitutiver Begrunder der Staatsgewalt definiert Durch die Formulierung Alle wird festgehalten dass es keine Gewalt mehr geben darf die nicht vom Volk begrundet ist Absatz 3 Bearbeiten Dieser Absatz enthalt neben einer Bekraftigung des Gewaltenteilungsprinzips durch die gesonderte Nennung der drei Teilgewalten die Grundsatze der Gesetzesbindung die da bestehen im Vorrang der Verfassung und Vorrang des Gesetzes Der Gesetzgeber muss sich an die Verfassung Verwaltung und Gerichte mussen sich ausserdem an Gesetze Rechtsverordnungen autonome Satzungen und Gewohnheitsrecht halten Vielfach wird auch der Grundsatz des Vorbehalts des Gesetzes hier verortet was jedoch umstritten ist Art 20 Abs 3 GG bildet somit die wichtigste normative Grundlage fur das Rechtsstaatsprinzip auch wenn es hier nicht ausdrucklich erwahnt wird Absatz 4 Bearbeiten Das Widerstandsrecht als Mittel der streitbaren Demokratie ist mit der Notstandsgesetzgebung in das Grundgesetz 1968 eingefugt worden 6 Der Parlamentarische Rat hatte 1949 mit grosser Mehrheit eine entsprechende Regelung noch abgelehnt da man sie als eine Aufforderung zum Landfriedensbruch Carlo Schmid ansah 7 Der Widerstand ist gegen jeden der es unternimmt die verfassungsmassige Ordnung im Sinne des Art 20 Abs 1 bis Abs 3 GG zu zerstoren 8 somit legalisiert 9 Das Widerstandsrecht ist ein Abwehrrecht des Burgers gegenuber einer rechtswidrig ausgeubten Staatsgewalt mit dem Ziel der konservierenden Bewahrung oder Wiederherstellung der Rechtsordnung 10 Im engeren Sinn richtet sich das Widerstandsrecht auch gegen Einzelne oder Gruppen wenn diese die Verfassung gefahrden es dient dann der Unterstutzung der Staatsgewalt etwa wenn diese zu schwach ist die verfassungsmassige Ordnung aufrechtzuerhalten Verfassungshilfe 11 Strittig ist wann dieses Recht greift Nach einer Meinung greift es bereits noch bevor die Ordnung gefahrdet worden ist schon die Vorbereitungen zu einem solchen Umsturz durfen bekampft werden Nach anderer Meinung greift dieses Recht aber nur wenn die Verfassungsordnung bereits ausgehebelt wurde somit bleiben selbst bei offensichtlichen Verstossen der Staatsorgane gegen die Verfassung nur der Weg uber Wahlen und Abstimmungen sowie der Rechtsweg solange letzterer noch gangbar ist 12 Deutsche nach Art 116 GG also Auslander eindeutig ausgenommen durfen dieses Recht aber nur als Ultima Ratio nutzen vorher mussen alle anderen Mittel insbesondere ein moglicher Rechtsweg ausgeschopft sein Nach Meinung einiger Staatsrechtler haben die Widerstandler auch das Recht Anschlage und Totungen z B Tyrannenmord zu begehen da das Widerstandsrecht sonst nutzlos sei Im Hinblick auf das Ziel die verfassungsmassige Ordnung zu schutzen mussen die Aktionen aber verhaltnismassig also neben dem Verfolgen eines legitimen Zwecks geeignet erforderlich und angemessen sein Weblinks BearbeitenWortlaut des Art 20 GG Bundesministerium der JustizEinzelnachweise Bearbeiten Art 79 Abs 3 GG Ewigkeitsklausel Hesse Grundzuge des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland Rz 761 Josef Isensee Demokratie ohne Volksabstimmung in Christian Hillgruber Christian Waldhoff Hg 60 Jahre Bonner Grundgesetz eine gegluckte Verfassung S 120 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Peter Unruh Der Verfassungsbegriff des Grundgesetzes S 455 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Heinrich Wilms Staatsrecht I S 45 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche 17 Gesetz zur Erganzung des Grundgesetzes vom 24 Juni 1968 BGBl I S 709 Christoph Bockenforde Die Kodifizierung des Widerstandsrechts im Grundgesetz JZ 1970 168 169 Das Recht auf Widerstand zum Schutz der Verfassung Website des Deutschen Bundestags abgerufen am 19 Februar 2019 Josef Isensee Widerstandsrecht im Grundgesetz in Birgit Enzmann Hrsg Handbuch Politische Gewalt Formen Ursachen Legitimation Begrenzung Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 S 143 162 BVerfG 5 85 zum KPD Verbot Widerstandsrecht Website der Bundeszentrale fur politische Bildung abgerufen am 19 Februar 2019 so etwa BeckOK Huster Rux Art 20 Rn 192Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Artikel 20 des Grundgesetzes fur die Bundesrepublik Deutschland amp oldid 237526363