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Graf Anton I von Oldenburg und Delmenhorst 1505 22 Januar 1573 in Oldenburg aus dem Haus Oldenburg war Landesherr und Reichsgraf von Oldenburg und Delmenhorst innerhalb des Heiligen Romischen Reichs Deutscher Nation Seine Eltern waren Graf Johann V von Oldenburg 1460 1526 und Anna von Anhalt Zerbst Graf Anton I von Oldenburg 1505 1573 Grabplatte der Kirche St Lamberti in Oldenburg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ubernahme der Macht in Oldenburg 1 2 Aussenpolitik 1 3 Verhaltnis zur Kirche 1 4 Innenpolitik 2 Nachkommen 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenUbernahme der Macht in Oldenburg Bearbeiten Anton I wurde als jungster Sohn Graf Johanns V geboren Nach dem Tode des Vaters stand er zunachst im Schatten der alteren Bruder zumal Johanns VI 1501 1546 und der bis 1526 mitregierenden Mutter Als er gemeinsam mit seinem Bruder Christoph 1504 1566 der als dritter Sohn Geistlicher geworden war und wohl von ihm motiviert ohne Wissen Johanns VI und des letzten Bruders Georg eine Politik der oldenburgischen Annaherung an die Grafschaft Ostfriesland betrieb konnte er eigenes politisches Profil gewinnen Anton I uberbruckte so den uberkommenen oldenburgisch ostfriesischen Gegensatz wegen der friesischen Wesermarsch zugunsten Oldenburgs und wegen der beiderseitigen Anspruche auf Jever zugunsten Ostfrieslands Johann VI verhielt sich in dieser Sache zogerlich und hielt auch in Abhangigkeit von der Mutter am Katholizismus fest wahrend Anton I und Christoph wiederum auf dessen Initiative hin die Reformation in Oldenburg begunstigten Anfang Mai 1529 gelang es beiden Johann VI ganz aus der Landesherrschaft zu verdrangen Anton I wurde Graf von Oldenburg und brachte mit dem Vertrag von Utrecht am 26 Oktober 1529 die Einigung mit Ostfriesland zum Abschluss auch dank der vermittelnden Hilfe des aus seinem Land vertriebenen Konigs Christian II von Danemark und Floris van Egmond Um die Einigung zu stutzen wurde Anna die Schwester der Oldenburger Grafen 1530 mit Graf Enno II von Ostfriesland verheiratet Die ebenfalls vereinbarte Ehe Antons mit Anna der Schwester des ostfriesischen Grafen kam allerdings wegen Krankheit und raschem Tod der Ostfriesin nicht zustande 1531 wurde Anton auch offiziell von Karl V mit der Grafschaft Oldenburg Delmenhorst belehnt Nach dem Tod seines Bruders Christoph 1566 wurde er alleiniger Graf von Oldenburg und Delmenhorst Aussenpolitik Bearbeiten Neben der Einigung mit Friesland bemuhte sich Anton auch bei dem Katholiken Heinrich dem Jungeren von Braunschweig Wolfenbuttel der fur Stadland und einen Teil Butjadingens Lehnsherr der Oldenburger Grafen war um Unterstutzung Hierbei loste er sich zunehmend auch vom Einfluss seines Bruders Christophs An der engen Verbindung zu Heinrich dem Jungeren hielt Anton lange Zeit fest und bot ihm gar in Ovelgonne ersten Unterschlupf als der Schmalkaldische Bund den Welfen 1542 aus seiner Herrschaft vertrieb Erst als sich die Schmalkaldener auf Dauer in Wolfenbuttel einzurichten schienen und eine Annaherung politisch geboten erschien ging Anton auf Distanz zu ihm Als dann im Schmalkaldischen Krieg kaiserliche Truppen von Februar bis Mai 1547 das protestantische Bremen belagerten wo Antons Bruder Christoph seit seiner Kindheit Domherr war verbundete sich Anton mit den protestantischen Kommandeuren und sicherte ihnen Unterstutzung mit Soldaten Geschutzen und Proviant zu Als Gegenleistung gewann er damit ihre Zustimmung fur seinen Uberfall auf Delmenhorst das unter Kontrolle des katholischen Bistums von Munster stand Der Verlust Delmenhorsts an das Bistum Munster war seit 1482 eine offene Wunde fur die Oldenburger Grafen geblieben und die politische oder militarische Ruckeroberung der Stadt eines ihrer zentralen aussenpolitischen Ziele Bereits 1538 hatte sich Anton zwar eher unwillig in die von Christoph wegen Delmenhorst vom Zaun gebrochene blutige aber in der Sache ergebnislose Munstersche Fehde hineinziehen lassen 1547 bot sich dann eine Gelegenheit die Anton nutzte und bei der von protestantischer Seite gebotenen Ruckendeckung Delmenhorst durch einen nachtlichen Uberfall am 3 April fur Oldenburg zuruckgewinnen konnte Mit der Herrschaft Delmenhorst zog er auch einen Teil Stedingens unter die oldenburgische Herrschaft der rechtlich eigentlich dem Erzstift Bremen zugestanden hatte Verhaltnis zur Kirche Bearbeiten Anton bezog die Leitlinien seiner Politik aus den pragmatischen Bedurfnissen zur Herrschaftsbehauptung Autoritatssteigerung und Besitzvermehrung Dies kennzeichnete auch sein Verhaltnis zur Reformation die Oldenburg uber einige Pastoren darunter auch Schuler Luthers etwa 1525 erreichte Als religiose Bewegung war die Reformation Anton eher gleichgultig Allerdings unterstutzte er sie da sie ihm die Moglichkeiten materieller Bereicherung bot die er Zug um Zug nutzte namlich durch Sakularisation von Klosterbesitz durch Minderung und teilweise durch Einziehung von Pfarrpfrunden insbesondere von Vikariaten und vielerorts auch auffallig vor allem in der Wesermarsch durch Zugriff auf Kirchenkleinodien sowie auf Vasa Sacra der Pfarrkirchen Wegen der eingezogenen Johanniter Guter kam es zu einem langjahrigen Prozess den er schliesslich gewann Eine Ausnahme der Sakularisationen unter Anton bildete das Kloster Rastede das er seinem Bruder Christoph uberliess Die eingezogenen Kirchenguter nutzte er unter anderem auch fur die Aufrustung des Landes durch Ausbau der Festungsanlagen In der kirchlichen Personalpolitik blieb er zuruckhaltend und duldete auch altglaubig verharrende Geistliche Auch zeigte er keinerlei Eifer kirchliches Leben und Gottesdienste durch eine eigene Oldenburgische Kirchenordnung zu regeln Sie wurde erst nach seinem Tode 1573 in Oldenburg eingefuhrt und damit viel spater als in anderen protestantischen Territorien Anton vermied in seiner Aussenpolitik religios motivierte Parteinahmen Verantwortungsbewusstsein fur das Seelenheil seiner Untertanen als Landesherr liess er nicht erkennen Innenpolitik Bearbeiten Die Eroberung von Delmenhorst von 1547 diente Anton fur die dynastischen Selbstbestatigung des Grafenhauses und mehrte seine Einkunfte deren Steigerung eines seiner primaren Herrschaftsziele war Seine besondere Aufmerksamkeit galt hierbei dem fruchtbaren Marschland das er zur Basis von Viehzucht und eintraglichem Ochsenhandel ausbaute Den Zugriff auf dieses Gebiet hatte er aus der Herrschaftsexpansion seines Vaters nach Stadland und Butjadingen erhalten So konzentrierte er die von Johann V begonnenen Eindeichungen auf diese Gebiete und bestimmte im Gegensatz zu seinem Vater annahernd die Halfte des Neulandes unmittelbar zu graflichen Vorwerken und wurde damit deren direkter Grundbesitzer Ebenso war er auf die Vermehrung abgabepflichtiger Bauernstellen bedacht und mischte sich in die bauerlichen Eigentumsverhaltnisse der friesischen Wesermarsch ein Er versuchte zum Beispiel mit rechtlichen Mitteln wie durch Druck Bauernland an sich zu bringen und freie Eigentumer zu Pachtern nach Meierrecht herabzudrucken In Butjadingen notigte er freien Bauern Dienste und Abgaben ab ohne ihre rechtliche Stellung zu beachten Damit verfolgte er wie schon sein Vater vor ihm eine Politik der Beschrankung der alten Friesische Freiheit durch seine landesherrliche Autoritat Seit 1567 versuchten die Butjadinger Bauern sich mit Rechtsmitteln zu wehren und erlangten auch 1568 und 1571 durch ihren Oberlehnsherrn Heinrich dem Jungeren von Braunschweig Wolfenbuttel vermittelte Vergleiche die aber keine grundsatzliche Veranderung in Antons Verhalten brachten Erst durch seinen Tod entspannte die Situation in Butjadingen Antons Herrschaft wurde durch gewinnorientierte Eigensucht Harte und unduldsame Rechthaberei gepragt die allerdings der allgemeineren Zeittendenz zum Ausbau landesherrlicher Autoritat durchaus entsprach und in ihrer Realisierung Oldenburg zugutekam Mit seinem rigorosen Fuhrungsstil regierte Anton die vergleichsweise kleine Grafschaft gewissermassen noch im grundherrlichen Stil Allerdings konnte er dadurch ihre Entwicklung zu einem Staatswesen mit territorial geschlossenem Staatsgebiet und Ansatzen einer zentralen Landesverwaltung vorantreiben Weiterhin gelang es ihm regionale Sonderrechte zu reduzieren und durch Aufnahme romisch rechtlicher Bezuge die Gerichtsbarkeit zu reformieren Stande und Kirchen hielt er unter enger Kontrolle Die kleine Ritterschaft der Oldenburger Stadtrat die Stiftsherren von St Lamberti in Oldenburg und sonstige Landesreprasentanten dienten Anton zwar fur die Legitimierung des Herrschaftswechsels von 1529 konnten sich aber ansonsten nicht als dauerhaftes standisches Gegengewicht zur Landesherrschaft etablieren Dem oldenburgischen Adel soweit er zu Antons Zeit uberhaupt noch existierte war Anton okonomisch zu hoch uberlegen um auf seine Steuerbewilligungen angewiesen zu sein und auch den Stadten Oldenburg und erst recht seit 1547 dem kleinen Delmenhorst fehlte die Kraft zu politischen Eigenstandigkeiten Antons Art zu herrschen lebte aus seinem Machtegoismus befestigte aber daruber die grundsatzliche Stabilitat von Landesherrschaft in Oldenburg Nachkommen BearbeitenDer vorzeitige Tod der ostfriesischen Grafentochter und schwester Anna hob die oldenburgisch ostfriesische Heiratsabrede von 1529 auf die im Rahmen des Ausgleichs zwischen beiden Grafschaften vereinbart worden war Am 1 Januar 1537 konnte Anton daher in Oldenburg Herzogin Sophie von Sachsen Lauenburg 7 Oktober 1571 in Oevelgonne heiraten eine Tochter von Herzog Magnus I von Sachsen Lauenburg Ratzeburg und Katharina von Braunschweig Wolfenbuttel Sie hatten folgende Kinder Katharina 8 August 1538 1 Februar 1620 1561 Graf Albrecht II von Hoya 1526 18 Marz 1563 Anna 3 April 1539 25 August 1579 16 Februar 1566 Graf Johann Gunther I von Schwarzburg Sondershausen 20 Dezember 1532 28 Oktober 1586 Johann VII 9 September 1540 12 November 1603 1576 Elisabeth von Schwarzburg Blankenburg 13 April 1541 26 Dezember 1612 Christian 7 November 1544 6 August 1570 Klara 1 November 1547 30 Mai 1598 Anton II 8 September 1550 25 Oktober 1619 1600 Sibylle Elisabeth von Braunschweig Dannenberg 4 Juni 1576 9 Juli 1630 Nach seinem Tod folgte ihm sein Sohn Johann VII als Graf von Oldenburg Literatur BearbeitenHermann Lubbing Anton I In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 316 f Digitalisat Anton I In Hans Friedl u a Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Hrsg im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 PDF 4 6 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anton I Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien VorgangerAmtNachfolgerJohann V nbsp Graf von Oldenburg 1526 1573Johann VII Normdaten Person GND 133161951 lobid OGND AKS VIAF 28252346 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Anton I ALTERNATIVNAMEN Anton I Graf von Oldenburg und DelmenhorstKURZBESCHREIBUNG deutscher Adliger Graf von Oldenburg und DelmenhorstGEBURTSDATUM 1505STERBEDATUM 22 Januar 1573STERBEORT Oldenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anton I Oldenburg amp oldid 236924460