www.wikidata.de-de.nina.az
Klassifikation nach ICD 10P55 0 Rh Isoimmunisierung beim Feten und NeugeborenenO36 0 Betreuung der Mutter wegen Rhesus Isoimmunisierung Anti D Antikorper Rh Antikorper Rh Inkompatibilitat mit Hydrops fetalis ICD 10 online WHO Version 2019 Die Rhesus Inkompatibilitat Synonyme Rh Inkompatibilitat Rhesusunvertraglichkeit ist eine Blutgruppenunvertraglichkeit gegenuber dem Rhesusfaktor Antigen RhD zwischen RhD negativer veraltet auch Rh rh Genotyp dd Mutter und RhD positivem veraltet auch Rh Rh Genotyp Dd ungeborenem oder neugeborenen Kind 1 2 Sie kann zur Auflosung kindlicher roter Blutkorperchen Hamolyse der Erythrozyten fuhren zu Anamie und Hyperbilirubinamie In schweren Fallen entwickelt sich ein Morbus haemolyticus neonatorum mit Hydrops fetalis 3 Inhaltsverzeichnis 1 Symptomatik 2 Diagnostik 3 Therapie 3 1 Massnahmen beim Ungeborenen 3 2 Behandlung des Neugeborenen 4 Immunserologische Besonderheiten 5 Epidemiologie 6 Pathogenese 7 Haufigkeit bei RhD negativen Schwangeren 8 Prophylaxe mit Anti D Immunglobulin 8 1 Prapartale Prophylaxe 8 2 Postpartale Prophylaxe 8 3 Prophylaxe nach Komplikationen Eingriffen 8 4 Geschichte 8 5 Kontamination mit Hepatitis C 8 6 Wirkungsweise und Wirksamkeit 8 7 Kritik an der Anti D Prophylaxe 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseSymptomatik BearbeitenDa die Plazenta wahrend sie den Stoffaustausch zwischen mutterlichem und kindlichem Blut gewahrleistet nahezu keinen Kontakt des mutterlichen mit dem kindlichen Blut zulasst 4 wird bei der ersten Schwangerschaft einer Rh negativen Frau Genotyp dd mit einem Rh positiven Kind Genotyp Dd dieses in der Regel symptomlos und gesund geboren Die fetalen Erythrozyten kommen haufig erst wahrend der Geburt mit dem mutterlichen Blut in Kontakt und losen dabei eine Sensibilisierung des Immunsystems der Mutter aus Bei Rh negativen Frauen die zuvor schon sensibilisiert wurden und Anti D Immunglobuline bilden konnen diese das ungeborene Kind schadigen Bei positivem Anti D Antikorpernachweis mit hohem Titer besteht akute Gefahr fur den Fotus Bei Eintreten einer fetalen Anamie und intrauterinem Hydrops ist die Prognose schlecht und es kommt zu einer Fehlgeburt bzw Totgeburt 5 6 Bei etwa der Halfte der Schwangerschaften die trotz Sensibilisierung der Mutter ausgetragen werden haben die Neugeborenen nur eine milde Hamolyse mit leichtem Neugeborenenikterus 7 Die andere Halfte der Neugeborenen hat eine deutlichere Anamie und aufgrund der kompensatorisch gesteigerten Blutbildung ausserhalb des Knochenmarks eine vergrosserte Leber und Milz Hepatosplenomegalie Der Ikterus verlauft schwerer die Kinder kommen oft schon gelb zur Welt Ikterus gravis et praecox Generalisierte Wassereinlagerungen Odeme und Ergusse in Brust und Bauchhohle Pleuraerguss und Aszites finden sich beim Vollbild des Hydrops fetalis Bei der Erythroblastose wird Biliverdin und Bilirubin durch Hamolyse frei und auch im Dentin des Zahnes abgelagert Zahnkronen und Zahnwurzeln verfarben sich dadurch blaugrun Diese sog Chlorodontie nimmt nach einigen Jahren durch die weitere Dentinbildung ab 8 Diagnostik BearbeitenFur die Diagnostik entscheidend ist eine Blutgruppenbestimmung von Mutter und Kind Zum Nachweis plazentagangiger IgG Antikorper im mutterlichen Serum dient der Coombs Test wohingegen mit dem direkten Coombs Test Antikorper auf den Erythrozyten des Kindes nachgewiesen werden Zur Einschatzung des Schweregrades und der Planung der weiteren Behandlung ist ausserdem die Bestimmung eines Blutbild des Kindes verschiedener Hamolyse Parameter LDH Retikulozyten sowie des Bilirubin erforderlich Mittels Polymerase Kettenreaktion PCR lasst sich mittlerweile der RhD Status des Fetus zuverlassig aus dem Blut der Mutter bestimmen Ist der Fetus RhD negativ muss die prapartale Anti D Prophylaxe nicht mehr durchgefuhrt werden 9 Diese vorgeburtliche Untersuchung des fetalen RhD Merkmals durch nicht invasiven Pranataltest NIPT ist seit November 2020 Bestandteil der deutschen Mutterschaftsrichtlinien 10 Therapie BearbeitenMassnahmen beim Ungeborenen Bearbeiten Pranatale Uberwachung Titerbestimmung Sonografie Spektrometrie des Fruchtwassers nach Amniozentese mit Bestimmung der Bilirubinwerte Bei leichter Hamolyse In der 34 bis 36 SSW bei reifem L S Quotienten Indikator fur die Lungenreifung vorzeitige Entbindung Bei schwerer Hamolyse Vor der 32 SSW bei unreifem L S Quotienten intrauterine Bluttransfusion uber die Nabelschnur Ab der 32 SSW bei unreifem L S Quotienten ebenso intrauterine Bluttransfusion Ab der 32 SSW bei reifem L S Quotienten intrauterine Bluttransfusion oder Einleitung einer Fruhgeburt Mit fortschreitender Schwangerschaftsdauer und Reifung der Organfunktionen sinkt das postnatale Risiko so dass zugunsten einer vorzeitigen Entbindung entschieden werden kann 11 Behandlung des Neugeborenen Bearbeiten Postnatale Uberwachung wiederholte Bestimmung des Bilirubinwertes im Serum Bei Uberschreiten eines kritischen Wertes Phototherapie Bei Gefahr eines schwereren Verlaufs Blutaustauschtransfusion zur Entfernung der mit Antikorpern besetzen Erythrozyten unter Verwendung von Spenderblut der Blutgruppe 0 RhD negativ 12 Ein Hydrops fetalis ist fur den Neonatologen immer ein medizinischer Notfall der eine Vielfalt von intensivmedizinischen Massnahmen schon im Kreisssaal erfordert In der Regel mussen die Kinder sofort intubiert und kunstlich beatmet werden erhalten sofort Bluttransfusionen und die Ergusse in Brust und Bauchhohle werden zur Entlastung punktiert Immunserologische Besonderheiten BearbeitenDer Antikorper Anti D ist ein irregularer erythrozytarer Antikorper den RhD negative Menschen bilden konnen wenn sie durch RhD positive Erythrozyten sensibilisiert wurden Irregulare Antikorper sind Antikorper die im Gegensatz zu den Isoagglutininen nach Kontakt mit dem jeweiligen Antigen erst nach einer entsprechenden Immunantwort gebildet werden am haufigsten im Rahmen von Bluttransfusionen oder durch Schwangerschaften Bei der laborklinischen Untersuchung zeigt sich dass die im Serum eventuell vorhandenen irregularen Antikorper auf der Oberflache Zellmembran von sogenannten Test Erythrozyten binden konnen Handelt es sich dabei um irregulare Antikorper der Klasse IgM so wird es bereits auf dieser Stufe zu einer Agglutination kommen Zum Nachweis von irregularen Antikorpern der Klasse IgG wird zusatzlich ein Coombs Serum zugegeben indirekter Coombs Test Kommt es auf dieser Stufe zu einer Agglutination so gelten irregulare Antikorper der Klasse IgG als nachgewiesen Epidemiologie Bearbeiten nbsp Erbschemata Punnett Quadrate mit den moglichen Allel Kombinationen des Kindes einer RhD negativen Frau Etwa 85 der Bevolkerung in Europa sind Rh positiv davon je nach Literaturquelle 35 bis 40 homozygot DD und 50 bis 60 heterozygot Dd Folglich sind 15 Rh negativ dd da rezessiv immer homozygot 12 bis 15 der Paare in Europa haben die Konstellation einer Rh negativen Frau mit einem Rh positiven Mann 13 Daraus ergibt sich in Verbindung mit der dominanten Vererbung des Rhesusfaktors RhD positiv bei etwa 60 der RhD negativen Schwangeren ein RhD positiver Fotus 7 Wenn die Mutter RhD negativ ist dd und der Vater homozygot RhD positiv DD dann ist jeder Fotus heterozygot RhD positiv Dd Wenn die Mutter RhD negativ ist dd und der Vater heterozygot RhD positiv Dd dann ist der Fotus mit 50 iger Wahrscheinlichkeit heterozygot RhD positiv Dd und mit 50 iger Wahrscheinlichkeit RhD negativ dd Pathogenese BearbeitenDer Rhesusfaktor wird dominant vererbt Das Blutgruppenmerkmal RhD negativ ist mit rund 15 Anteil der Bevolkerung relativ selten Die Erythrozyten RhD positiver Menschen tragen auf ihrer Oberflache ein D Antigen Rhesusfaktor D RhD negative Menschen weisen dieses Antigen nicht auf Die Antikorper gegen den Rhesusfaktor D werden bei Menschen ohne diesen Faktor nur dann gebildet wenn sie mit ihm in Beruhrung kommen d h wenn RhD positive Blutbestandteile Erythrozyten und Bestandteile eines Menschen in den Blutkreislauf einer RhD negativen Person gelangen Das kann bei Bluttransfusionen geschehen oder unter bestimmten Voraussetzungen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt RhD positives Blut wird RhD negativen Personen heute nur noch in Ausnahmefallen Mangel geeigneter Konserven transfundiert Die Blutkreislaufe von Mutter und ungeborenem Kind sind normalerweise durch die Plazentaschranke voneinander getrennt Diese verhindert weitgehend dass Blutzellen des Kindes in den mutterlichen Kreislauf oder umgekehrt gelangen Ist dies dennoch der Fall etwa bei invasiven vorgeburtlichenen Eingriffen in der Gebarmutter und oder am Kind oder z B im Fall einer Verletzung des Kindes der Nabelschnur oder der Plazenta bei der Geburt Bedingung ist jeweils Einbringung des kindlichen Blutes in den mutterlichen Blutkreislauf kann die Mutter sensibilisiert werden und Antikorper gegen das RhD Antigen des Kindes bilden Weiterhin vermutet man als Ursache sogenannte Mikrotraumata bzw pathologische Offnungsvorgange der Plazenta 14 Trotz der Plazentaschranke kann man davon ausgehen dass in jeder Schwangerschaft einige Erythrozyten des Kindes in den Blutkreislauf der Mutter gelangen Fur eine RhD Sensibilisierung ist eine Mindestmenge erforderlich Im Verlaufe der Schwangerschaft erhoht sich die Menge an ubertretenden Erythrozyten Deshalb steigt die Wahrscheinlichkeit einer RhD Sensibilisierung ab dem dritten Trimenon Nach zuvor bereits erfolgter Sensibilisierung kann es jedoch in einer folgenden Schwangerschaft mit einem RhD positiven Fetus schon im ersten Trimenon zu einer Booster Immunisierung kommen 15 Je nach Art und Umfang der Invasivitat eines Eingriffs noch wahrscheinlicher ist eine Sensibilisierung bei induziertem Abort bzw Schwangerschaftsabbruch und durch sonstige invasive Eingriffe in die Gebarmutter etwa im Rahmen der Pranataldiagnostik die Chorionzottenbiopsie CVS Amniozentese AC und die Nabelschnurpunktion Dies trifft auch fur Bauchverletzungen in der Schwangerschaft Blutungen der Plazenta Einnistungen der Keimzelle ausserhalb Gebarmutter Fehlgeburten sowie ggf vorgenommene Ausschabungen und bei Rhesusfaktor unvertraglichen verabreichten Bluttransfusionen zu Das Risiko fur die Einleitung einer Bildung von Antikorpern und Immunisierung steigt dabei je nach Umfang der Invasivitat bzw dem Verletzungs und Blutungsrisiko oder der Menge des in den Blutkreislauf eingebrachten Blutes s Haufigkeit bei Rh negativen Schwangeren Der Zusammenhang zwischen einerseits dem erfolgten Nachweis von Beta Zellen mit dem Erbgut der Mutter der Testpersonen in der Bauchspeicheldruse 14 sogenanntem Mikrochimarismus und andererseits dem bei ehemals per Kaiserschnitt entbundenen Personen signifikant erhohtem Auftreten der Autoimmunerkrankung Diabetes mellitus Typ 1 16 lasst darauf schliessen dass es wahrend der Schnittentbindungen demnach haufiger zur Kontamination des kindlichen Blutkreislaufs mit Korperzellen der Mutter kommt Tritt eine Sensibilisierung der Mutter in der ersten Schwangerschaft ein dann geschieht sie relativ langsam und fuhrt bei der ersten Schwangerschaft ublicherweise noch nicht zu Problemen Ist die Mutter jedoch vom ersten Kind sensibilisiert das heisst ihr Immunsystem hat Gedachtniszellen gebildet dann kann erneuter Blutkontakt in der nachsten Schwangerschaft mit einem RhD positiven Kind sehr schnell zur Bildung einer grosseren Menge an Antikorpern bei der Mutter fuhren Boosterung 17 Diese D Antikorper konnen im Gegensatz zu den Erythrozyten als Immunglobuline vom Typ G leicht durch die Plazentaschranke in den Blutkreislauf des Kindes ubertreten IgG Immunglobuline nach T Zell Hilfe und Immunglobulinklassenwechsel der Anti D Antikorper von IgM zu IgG Sie binden an die RhD positiven Erythrozyten Antigene des Kindes Solche mit Antikorpern der Mutter beladenen Erythrozyten des Kindes werden in dessen Milz vorzeitig abgebaut Es kommt beim Kind mehr oder weniger ausgepragt zu einer hamolytischen Anamie Zunachst fuhrt die Hamolyse der Erythrozyten beim Kind kompensatorisch zu einer gesteigerten Neubildung von Blutzellen auch ausserhalb des Knochenmarks extramedullare Blutbildung in Leber und Milz Je nach Schweregrad kann es zu Hypoxie und Azidose verminderter Albuminsynthese und in einem Teil der Falle zu Odemen und Pleuraergussen kommen Dieses vorgeburtliche Bild eines Morbus haemolyticus fetalis nach der Geburt als Morbus haemolyticus neonatorum MHN bezeichnet kann im Vollbild zu einem Hydrops fetalis und damit schlimmstenfalls zu Missbildungen oder zum Tod des Ungeborenen oder Neugeborenen fuhren Der Schweregrad eines Morbus haemolyticus neonatorum ist aus immunhamatologischer Sicht im Wesentlichen abhangig von der Konzentration der mutterlichen Antikorper dem Anteil der die Plazenta passierenden IgG Antikorper und deren Subklassenverteilung sowie der Antigendichte und verteilung auf dem kindlichen Gewebe Daraus wiederum folgt der Grad der Hamolyse Ob gesundheitliche Folgen fur das Kind entstehen hangt vom Zeitpunkt und Grad der Hamolyse ab weiterhin davon ob diese ausreichend kompensiert werden kann Schwangerschaftsmonat Konstitution und Gesundheitszustand des Kindes und drittens falls erforderlich von den eingeleiteten therapeutischen Massnahmen s Symptomatik und Therapie Eine weitere Form der mutterlichen Unvertraglichkeit gegen Blutzellen des ungeborenen Kindes stellen die fetalen und neonatalen Alloimmun Thrombozytopenien F NAIT und Neutropenien F NAIN dar bei denen kindliche Blutplattchen oder weisse Blutzellen zerstort werden Haufigkeit bei RhD negativen Schwangeren BearbeitenVor Einfuhrung der Anti D Prophylaxe Rhesusprophylaxe waren in verschiedenen Studien zwischen 1 96 3 153 und 13 39 15 112 der Frauen in den Kontrollgruppen immunisiert woraus sich eine durchschnittliche Immunisierungsrate von 7 5 ergibt 18 19 20 21 22 23 24 25 26 Ein Morbus Haemolyticus Neonatorum MHN fand sich vor Einfuhrung der Anti D Prophylaxe bei 0 6 aller Schwangerschaften von denen 60 therapiebedurftig waren und 12 todlich endeten 27 Die o g Zahlen umfassen auch diejenigen Frauen bei denen zuvor ggf mehrfach Invasiveingriffe wie Schwangerschaftsabbruche Verletzungen Blutungen Extrauteringraviditaten inkompatible Bluttransfusionen etc erfolgten Eine Anti D Prophylaxe fur bis 1976 illegale und deshalb quantitativ und qualitativ unbekannte Schwangerschaftsabbruche und andere Invasiveingriffe Verletzungen nach Verabreichung Rh inkompatibler Bluttransfusionen etc d h Indikationen in denen diese heute erfolgt s Prophylaxe stand damals nicht zur Verfugung Prophylaxe mit Anti D Immunglobulin Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar Bitte hilf uns dabei die Situation in anderen Staaten zu schildern Das gegen den unter Pathogenese beschriebenen Immunisierungsvorgang und seine Folgen praventiv verabreichte Medikament ist ein Blutprodukt Es wird als Anti D bzw Anti D Prophylaxe bezeichnet als Wirkstoff sind Anti D bzw Rhesusfaktor Antikorper humanes Anti D Immunglobulin enthalten Rekombinantes monoklonales Anti D das nicht von Spendern gewonnen werden muss wird aktuell in Studien als Alternative zum polyklonalen Anti D erprobt 28 29 Auch im Falle einer Transfusion RhD positiven Blutes an einen RhD negativen Spender kann durch die Gabe von Anti D eine Immunisierung verhindert werden In diesem Fall werden deutlich hohere Dosen der Anti D Prophylaxe verabreicht als sie bei Schwangeren ublich sind Prapartale Prophylaxe Bearbeiten Eine Blutgruppenbestimmung in der Fruhschwangerschaft gehort zu den ublichen Schwangerschaftsvorsorgemassnahmen Vor Einfuhrung der fetalen RHD Typisierung erhielten alle RhD negativen Schwangeren vorbeugend in der 28 30 Schwangerschaftswoche die prapartale Rhesusprophylaxe Seit 2020 empfiehlt die Schweizer Gesellschaft fur Gynakologie und Geburtshilfe die Durchfuhrung der prapartalen Rhesusprophylaxe in Abhangigkeit vom fetalen RHD Status nach nicht invasivem Pranataltest NIPT 30 In Deutschland wurde der RHD NIPT im November 2020 Gegenstand der Mutterschaftsrichtlinien 10 Mittels RHD NIPT kann aus einer Blutprobe der Mutter der fetale RhD Status ermittelt werden 31 Bei einem Kind eines RhD negativen Vaters dd sowie bei einem RhD negativen Kind eines heterozygoten Vaters Dd kann die prapartale Prophylaxe ausgelassen werden da keine Gefahr der mutterlichen RhD Sensibilisierung besteht Dies betrifft in Mitteleuropa ca 40 der Schwangeren Bisher wird dieses Vorgehen nur bei Einlingsschwangeren empfohlen Da hierbei die prapartale Prophylaxe nur erfolgt wenn das Kind nachgewiesenermassen RhD positiv ist spricht man von einer gezielten Rhesusprophylaxe Das bisherige Vorgehen ist eine ungezielte Prophylaxe 32 Die Injektion von Anti D Immunglobulin entspricht einer Passiv Immunisierung der Frau Schon wenn an 20 der Antigene an vom Ungeborenen in den mutterlichen Blutkreislauf eingeschwemmten RhD positiven Erythrozyten die injizierten Antikorper gebunden haben wird eine aktive Immunantwort des mutterlichen Immunsystems gehemmt Der Grund fur diese Wirkung ist noch nicht eindeutig geklart 33 Postpartale Prophylaxe Bearbeiten Nach der Geburt des Kindes wird innerhalb von 72 Stunden der RhD Status des Neugeborenen serologisch bestimmt Ublicherweise verwandt wird hierzu das Nabelvenenblut Bei einem RhD positiven Kind erfolgt die Gabe der postpartalen Prophylaxe Auch nach zuvor erfolgtem RHD NIPT ist die serologische Testung des Neugeborenen erforderlich 10 Prophylaxe nach Komplikationen Eingriffen Bearbeiten Eine Anti D Prophylaxe erfolgt bei RhD negativen Schwangeren ebenfalls vor invasiven Eingriffen in die Gebarmutter u a im Rahmen der Pranataldiagnostik oder nach erfolgten Verletzungen Dazu gehoren induzierter Abort bzw Schwangerschaftsabbruch die Chorionzottenbiopsie CVS Fruchtwasserpunktion Amniozentese AC Nabelschnurpunktion Bauchverletzungen in der Schwangerschaft Blutungen der Plazenta Einnistungen der Keimzelle ausserhalb der Gebarmutter Fehlgeburten sowie ggf vorgenommene Ausschabungen manuelle Veranderungen der Lage des Kindes in der Gebarmutter aussere Wendung bei Rhesusfaktor unvertraglichen verabreichten Bluttransfusionen Daneben werden in der Schwangerschaft regular zwei Antikorper Suchtests durchgefuhrt mit denen auch Antikorper gegen Rhesusantigene nachgewiesen werden Steigt deren Titer wahrend der Schwangerschaft an oder zeigt der Fetus im Ultraschall schon Zeichen eines beginnenden Hydrops kann gegebenenfalls schon eine intrauterine Bluttransfusion vorgenommen werden Geschichte Bearbeiten Der Impfstoff zur Anti D Prophylaxe wurde in den 1960er Jahren durch eine britische Gruppe Ronald Finn Cyril A Clarke in Liverpool und eine US amerikanische Gruppe William Pollack Vincent J Freda John G Gorman Columbia Presbyterian Hospital entwickelt und der Impfstoff 1969 eingefuhrt Die beteiligten Wissenschaftler erhielten dafur 1980 den Lasker DeBakey Clinical Medical Research Award 34 Kontamination mit Hepatitis C Bearbeiten In der DDR waren in den Jahren 1978 und 1979 etwa 6800 RhD negative Mutter nach der Geburt von RhD positiven Kindern bei einer fur diese Konstellation damals gesetzlich vorgeschriebenen Anti D Prophylaxe zum Schutz nachgeborener Kinder mit Hepatitis C infiziert worden Die fur die Kontamination des Serums mit dem Spenderblut Infizierter verantwortlichen Personen wussten davon und wurden wegen des Verstosses gegen das Arzneimittelgesetz der DDR verurteilt Die Offentlichkeit und die Opfer aber wurden uber diese Vorgange zunachst nicht aufgeklart Schliesslich dann doch durch die DDR begonnene Entschadigungen wurden durch den Beitritt der DDR zur BRD unterbrochen und erst 2000 durch das bundesdeutsche Anti D Hilfegesetz wieder aufgenommen 35 Wirkungsweise und Wirksamkeit Bearbeiten Auch wenn diesbezuglich Hypothesen kursieren ist lt Herstellerangaben der Wirkungsmechanismus wodurch das Anti D Immunglobulin die Immunisierung durch Rh D positive Erythrozyten unterdruckt nicht bekannt Betreffend der Wirksamkeit konne eine passive Immunisierung mit spezifischen IgG Antikorpern gegen das Rh D Antigen in gt 99 der Falle verhindern dass die Rh D negative Mutter aktiv immunisiert wird Das jedoch unter der Voraussetzung dass eine ausreichende Dosis fruh genug nach Exposition mit fetalen Rh D positiven Erythrozyten verabreicht wird 36 Studien zur Wirksamkeit sind von den Herstellern bisher nicht veroffentlicht worden Kritik an der Anti D Prophylaxe Bearbeiten Anti D Immunglobuline wurden bis etwa 2020 in Deutschland bei allen RhD negativen Schwangeren prophylaktisch angewendet Das waren etwa 15 aller Schwangeren bzw etwa 110 000 Personen Seither steht ein Test zur Verfugung der anhand fetaler Blutzellen im Blut der Mutter bereits vor der Geburt sicher 99 9 feststellen lasst ob der Fotus RhD positiv ist Damit liessen sich etwa 1 3 nicht angezeigter Anti D Immuntherapien sowie nachgeburtliche Blutuntersuchungen vermeiden 37 38 Das scheint aus verschiedenen Grunden sinnvoll Anti D Immunglobulin ist ein Blutprodukt und wird aus Spenderblut sensibilisierter Manner gewonnen die in Deutschland nicht ausreichend zur Verfugung stehen 37 die Verabreichung als intramuskulare Injektion ist mit gelegentlichen und seltenen Nebenwirkungen verbunden 39 Die Wirksamkeit gt 99 der aufgrund moglicher Inkompatibilitat therapierten Frauen die sich tatsachlich inkompatibel erwiesen entwickelt keine Antikorper bei rechtzeitiger Anwendung 39 steht jedoch ausser Frage Die Schwere der moglichen Komplikationen fur das oder weitere Kinder bei Inkompatibilitat muss somit gegen Nebenwirkungen und okonomische Faktoren abgewogen werden Es musse sich erweisen ob der nachgeburtliche Test in der Praxis tatsachlich verzichtbar ist 37 Es ist bekannt dass insbesondere vorgeburtliche invasive Eingriffe den Grad der Wahrscheinlichkeit einer Immunisierung erhohen 40 worauf bereits in den 1970er Jahren die Festlegung zahlreicher Indikationen fur die praventive Gabe der Anti D Prophylaxe s Prophylaxe basiert Weblinks BearbeitenHemolytic Disease of Newborn HDN McGraw Hill Companies Inc Grafik der maternalen Sensisiblisierungsvorgange 1 Einzelnachweise Bearbeiten C Mueller Eckhardt V Kiefel Transfusionsmedizin 3 Auflage Springer 2004 Richtlinien der Bundesarztekammer 2005 Unter Schreibweise in Kapitel 4 2 5 13 zu finden im Internet bundesaerztekammer de Memento vom 1 Juli 2007 im Internet Archive Tobias J Legler Anti D Prophylaxe bei RhD negativen Frauen In Hamotherapie Beitrage zur Transfusionsmedizin Universitatsmedizin Gottingen Ausgabe 31 2018 Albrecht Pfleiderer Meinert Breckwoldt Gerhard Martius Gynakologie und Geburtshilfe 4 Auflage Thieme Verlag 2001 S 267 268 Albrecht Pfleiderer Meinert Breckwoldt Gerhard Martius Gynakologie und Geburtshilfe 4 Auflage Thieme Verlag 2001 S 348 353 B Wagner Rhesusinkompatibilitat In Therapiehandbuch Gynakologie und Geburtshilfe Springer Berlin Heidelberg 2007 a b R Roos u a Checkliste Neonatologie Das Neo ABC Stuttgart 2000 ISBN 3 13 125051 8 Peter Gangler Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie 66 Tabellen Georg Thieme Verlag 2005 ISBN 3 13 593702 X S 75 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche LADR Informiert Gezielte Rhesusprophylaxe Spritze nur wenn notig Ausgabe 258 01 2018 a b c Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses uber die arztliche Betreuung wahrend der Schwangerschaft und nach der Entbindung Mutterschafts Richtlinien in der Fassung vom 10 Dezember 1985 veroffentlicht im Bundesanzeiger Nr 60 a vom 27 Marz 1986 zuletzt geandert am 20 August 2020 veroffentlicht im Bundesanzeiger AT 23 11 2020 B3 in Kraft getreten am 24 November 2020 PDF 24 November 2020 abgerufen am 20 Februar 2021 Albrecht Pfleiderer Meinert Breckwoldt Gerhard Martius Gynakologie und Geburtshilfe 4 Auflage Thieme Verlag 2001 S 348 353 Albrecht Pfleiderer Meinert Breckwoldt Gerhard Martius Gynakologie und Geburtshilfe 4 Auflage Thieme Verlag 2001 S 352 Albrecht Pfleiderer Meinert Breckwoldt Gerhard Martius Gynakologie und Geburtshilfe 4 Auflage Thieme Verlag 2001 S 348 353 a b Mikrochimerismus im Pankreas von Diabetikern Krankheitsursache oder Therapieansatz In Arzteblatt 23 Januar 2007 Tobias J Legler Anti D Prophylaxe bei RhD negativen Frauen In Hamotherapie Beitrage zur Transfusionsmedizin Universitatsmedizin Gottingen Ausgabe 31 2018 Kaiserschnitt erhoht bei Kindern Diabetesrisiko In Arztezeitung 12 Marz 2012 Tobias J Legler Anti D Prophylaxe bei RhD negativen Frauen In Hamotherapie Beitrage zur Transfusionsmedizin Universitatsmedizin Gottingen Ausgabe 31 2018 W Q Ascari A E Allen W J Baker u a Rho D immune globulin human evaluation in women at risk of Rh immunization In JAMA 205 1 1968 S 1 4 G J Bishop V I Krieger One millilitre injections of RHo D immune globulin in prevention of Rh immunization A further report on the clinical trial In Medical Journal of Australia 2 1969 S 171 174 C A Clarke W T A Donohoe R Finn u a Prevention of Rh haemolytic disease final results of the high risk clinical trial In Br Med J 2 5762 1971 S 607 609 B Chown A Duff J James u a Prevention of Primary Rh Immunization First report of the Western Canadian Trial In Canadian Medical Association Journal 100 1969 S 1021 1024 C Dudok de Wit E Borst Eilers C H M Weerdt u a Prevention of Rh immunization A controlled trial with a comparatively low dose of anti D immunoglobulin In BMJ 211 4 1968 S 477 479 J G Robertson C M Holmes A clinical trial of anti Rho D immunoglobulin in the prevention of Rho D immunization In Journal of Obstetrics an Gynaecology of the British Commonwealth 76 1969 S 252 259 M A Stenchever I J Davies R Weisman u a Rho D immunoglobulin A double blind clinical trial In AJOG 106 2 1970 S 316 317 C A White R D Visscher H C Visscher u a Rho D immune prophylaxis A double blind cooperative study In O amp G 36 3 1970 S 341 346 J C Woodrow C A Clarke R B McConnell u a Prevention of Rh haemolytic disease Results of the Liverpool low risk clinical trial In BMJ 2 1971 S 610 612 Axel Seltsam Tobias J Legler Eduard K Petershofen Rhesus D Diagnostik in der Schwangerschaft PDF In Hamotherapie 7 2006 S 3 Anahita R Chauhan Yogeshwar S Nandanwar Aruna Ramaiah Kanan A Yelikar M D Rashmi A Multicenter Randomized Open Label Trial Comparing the Efficacy and Safety of Monoclonal Anti Rh D Immunoglobulin with Polyclonal Anti Rh D Immunoglobulin for the Prevention of Maternal Rh Isoimmunization In The Journal of Obstetrics and Gynecology of India Band 69 Nr 5 1 Oktober 2019 ISSN 0975 6434 S 420 425 doi 10 1007 s13224 019 01234 2 PMID 31598044 PMC 6765035 freier Volltext Rahul Vishwanath Mayekar Gopalkrishna Vinayak Paradkar Archana Anilkumar Bhosale Rekha Sachan Sumalatha Beeram Recombinant anti D for prevention of maternal foetal Rh D alloimmunization a randomized multi centre clinical trial In Obstetrics amp Gynecology Science Band 63 Nr 3 Mai 2020 ISSN 2287 8572 S 315 322 doi 10 5468 ogs 2020 63 3 315 PMID 32489976 PMC 7231934 freier Volltext Kommission Qualitatssicherung Expertenbrief No 68 PDF Schweizer Gesellschaft fur Gynakologie und Geburtshilfe 6 Januar 2020 abgerufen am 24 Februar 2021 fetaler Rhesus Faktor RhD Labor amp Diagnostik Abgerufen am 10 Juli 2021 Lukas Wagner Gezielte Rhesusprophylaxe Was andert sich In Magazin 65 MVZ Labor 28 GmbH Marz 2021 abgerufen am 24 Februar 2021 Tobias J Legler Anti D Prophylaxe bei RhD negativen Frauen In Hamotherapie Beitrage zur Transfusionsmedizin Universitatsmedizin Gottingen Ausgabe 31 2018 Lasker Foundation Stefan Gunther Hepatitis C Impfschadensfall Langst uberfallige Entschadigung fur die Opfer Dtsch Arztebl 2000 97 39 A 2517 B 2149 C 2013 Gebrauchs und Fachinformation Rhophylac 300 unter 5 1 Pharmakodynamische Eigenschaften Memento vom 8 Dezember 2015 im Internet Archive PDF a b c Vermeidung unnotiger Anti D Prophylaxen bei rhesus negativen Schwangeren Vorgeburtliche Bestimmung des kindlichen Rhesusfaktors wird Kassenleistung Mitteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses vom 20 August 2020 abgerufen am 27 Feb 2023 Pranataler Rhesusfaktor Test zuverlassig Nutzen unklar Arzteblatt 15 Mai 2018 abgerufen am 27 Feb 2023 a b Gebrauchs und Fachinformation zum Produkt Rhophylac 300 der Firma CSL Behring Memento vom 8 Dezember 2015 im Internet Archive PDF E Lachman S M Hingley G Bates A M Ward C R Stewart S L Duncan Detection and measurement of fetomaternal haemorrhage serum alpha fetoprotein and the Kleihauer technique In British medical journal Band 1 Nummer 6073 Mai 1977 S 1377 1379 PMID 67873 PMC 1606867 freier Volltext Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rhesus Inkompatibilitat amp oldid 237053628 Prophylaxe mit Anti D Immunglobulin