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Die alte Pfarr und Stiftskirche 1 St Aegidii war ein Kirchengebaude in Munster das von der ersten urkundlichen Erwahnung 1184 2 bis zur Sakularisation und zum Abriss 1821 in verschiedenen Baugestalten bestand Sie lag mit den Konventsgebauden die sich nach Westen bis zur Aa erstreckten gegenuber dem Sudwestzugang zur Domburg Pferdegasse bei der Einmundung der Aegidii in die Johannisstrasse heute Aegidiimarkt St Aegidii war seit der Grundungszeit Pfarr und Zisterzienserinnenkirche Die Abtei schloss sich 1465 der benediktinischen Bursfelder Kongregation an Ihre Funktion als Pfarrkirche ging zusammen mit dem Patrozinium des heiligen Agidius nach 1821 auf die nahegelegene ehemalige Kapuzinerkirche uber Everhard Alerdinck Vogelschau Plan der Stadt Munster 1636 Ausschnitt gelb umrandet die Pfarr und Abteikirche St Aegidii westlich anschliessend bis zur Aa Kreuzgang und Konventsgebaude rot umrandet die Klosterkirche der Kapuziner die nach 1821 Pfarrkirche der Aegidiengemeinde wurde und seitdem St Aegidii heisst links oben St Petri rechts oben der Domplatz rechts unten St LudgeriSt Aegidii 1821 vor und nach dem Einsturz des Turms zeitgenossisches Aquarell Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Entwicklung 2 Gebaude 3 Erhaltene Ausstattungsgegenstande 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten In der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts erfuhr Munster eine Erweiterung seines Stadtgebiets vor allem im sudlichen und ostlichen Bereich Wohl durch die planerische Hand der Bischofe wurden im Sudwesten die Pfarre St Aegidii im Suden St Ludgeri im Sudosten St Servatii und im Nordosten St Martini gegrundet Alle neu entstandenen Pfarreien waren reine Stadtpfarreien Die Kirche mit dem Patrozinium des damals hochverehrten hl Agidius entstand vor 1184 als fromme Stiftung zur Verbesserung der Seelsorge in der wachsenden Stadt und gehorte zunachst zur Stadtpfarrei St Lamberti 3 Eine Grundstucksschenkung im Jahr 1184 schuf die Voraussetzung fur die Klostergrundung die jedoch erst um 1205 erfolgt sein durfte 4 Es war das erste Zisterzienserinnenkloster in Westfalen Wohl noch spater wurde die von Anfang an geplante Errichtung der Pfarrei Realitat erst ab 1229 ist die Bezeichnung des Propstes der Abtei als plebanus Leutpriester Pfarrer bezeugt 5 Entwicklung Bearbeiten Das zisterziensische Ideal der Abgeschiedenheit war im Stadtkloster St Aegidii von Anfang an nur eingeschrankt zu verwirklichen Die Wirtschafts und Lebensweise glich sich dem eines adligen Damenstifts an Um 1350 verursachten okonomische Veranderungen sowie eine Pestepidemie eine Krise 6 Die Reformimpulse die in dem mit St Aegidii historisch verbundenen mannlichen Zisterzienserkloster Marienfeld wirksam wurden setzten sich hier nicht durch 7 1465 wurde St Aegidii dann auf Betreiben des Liesborner Reformabts Heinrich von Kleve in eine Benediktinerinnenabtei der Bursfelder Observanz umgewandelt was einschneidende Veranderungen des Klosterlebens mit sich brachte vor allem eine strenge Klausur 7 Der zu diesem Zweck geplante Bau einer eigenen anstatt der mit der Pfarrei gemeinsam genutzten Kirche unterblieb jedoch Ab 1530 fasste die lutherische Reformation in Munster Fuss Furstbischof Franz von Waldeck uberliess nach anfanglichem Widerstand im Februar 1533 die sechs Pfarrkirchen der Stadt darunter auch St Aegidii dem Stadtrat zur Einfuhrung der neuen Lehre und Kirchenordnung Die Kloster und Stifte sollten katholisch bleiben 8 Als im Sommer desselben Jahres niederlandische Taufer in Munster eintrafen und Anhanger fanden kam es am Nachmittag des 10 August auch in St Aegidii zu einem Eklat Ein lutherischer Ratsherr fiel einem niederlandischen Taufer ins Wort der unter grossem Zulauf vor allem weiblicher Zuhorerinnen dort predigte Es kam zu einem Tumult woraufhin die Kontrahenten das Weite suchten In den ersten Tagen des Jahres 1534 hielt Heinrich Roll mehrere Predigten in St Aegidii nach einer von ihnen liess der Stadtrat die Kirche raumen und schliessen 9 Von den Benediktinerinnen gingen sieben zu den Taufern uber und empfingen die Glaubigentaufe was ihnen schwere Konflikte mit ihren Herkunftsfamilien eintrug Ende Februar wurden alle Kirchen der Stadt gesturmt die Kirchenschatze geraubt oder zerstort die Gebaude schwer beschadigt Die opponierenden Nonnen flohen andere blieben und heirateten Nach der Einnahme der Stadt durch den Furstbischof am 25 Juni 1535 wurde Bernd Krechting im Aegidiikloster festgenommen 10 Zur Deckung der Belagerungskosten wurden auch die geistlichen Institutionen in Stadt und Land mit einer Sondersteuer belegt Die Besteuerung des Aegidiiklosters war mit 350 Goldgulden unverhaltnismassig hoch vielleicht wegen der grossen Resonanz die die Tauferpredigt im Konvent gefunden hatte 11 1571 visitierte Bischof Johann von Hoya Pfarrei und Abtei und prufte Rechtglaubigkeit und Disziplin Der als zufriedenstellend beurteilte Befund gibt interessante Einblicke in Stand und Desiderate der Katholischen Reform 11 1588 fand an der Kirche St Aegidii folgende Begebenheit statt Die Domherren Bernhard von Oer und Johann von Westerholt ermordeten dort den Ritter des Deutschen Ordens Melchior Droste zu Senden Auf der Grundlage eines gerichtlichen Vergleiches unterzeichnet durch Furstbischof Bernhard von Raesfeld 1558 stand es der Stadt Munster zu straffallig gewordene Geistliche bis zur Ubergabe an die Gerichtsbarkeit des Bischofs gefangenzusetzen allerdings nur in gelinde Haft Der Ratsherr Bernhard II von Droste zu Hulshoff dringt in das Kapitelhaus ein und bewirkt durch sein energisches Auftreten dass die beiden Morder ausgeliefert werden 1656 wurde St Aegidii bei der Belagerung Munsters durch Furstbischof Christoph Bernhard von Galen schwer beschadigt Die meisten Konventualinnen flohen vorubergehend in ein anderes Kloster 12 Weitere Bauschaden brachte ein Blitzeinschlag 1666 Einer der Probste war 1689 Johann Benedikt von Droste zu Hulshoff Der Siebenjahrige Krieg hatte neue Belagerungsnot Einquartierungen und eine todliche Typhusepidemie zur Folge 13 Berichte vom Ende des 18 Jahrhunderts zeichnen ein desolates Bild vom Leben des Konvents 14 Die Ablehnung eines Klosterwesens ohne sozialen Nutzen seitens der Fursten aller Konfessionen bereitete die Sakularisationen des 19 Jahrhunderts vor 15 Nach dem Ende des Furstbistums untersagte der preussische Kriegs und Domanenerat Wolfframsdorff der Abtei St Agidii zunachst die Neuaufnahme von Novizinnen die Aufhebung des Klosters erfolgte unter napoleonischer Verwaltung 1811 16 Bis 1813 wurden die Liegenschaften und das liturgische und profane Inventar zugunsten der Staatskasse verkauft 17 Gebaude BearbeitenDie Kirche war einschliesslich des 10 10 m starken Turms rund 30 m lang und 16 m breit 18 Ursprunglich eine romanische Basilika wurde sie nach starken Zerstorungen in der Endphase des Tauferreichs von 1544 bis zur Neuweihe 1577 als spatgotische Hallenkirche wiederaufgebaut Die Kosten teilten sich die Pfarrgemeinde und das Kloster 19 In den folgenden Jahrhunderten traten unter anderem durch einen Blitzschlag von 1666 fortschreitende Bauschaden auf die Pfarrei und Abtei nur unvollkommen beheben konnten 1821 wurde die in Staatseigentum ubergegangene Kirche von der preussischen Verwaltung geschlossen kurz darauf sturzte der Turm ein und es erfolgte der Abriss Die Fundamente der Kirche kamen bei einer Verbreiterung der Aegidiistrasse grosstenteils unter dieser zu liegen Auf dem ubrigen Grundstuck wurde eine Kaserne gebaut Nach deren Zerstorung im Zweiten Weltkrieg und der Nutzung des Gelandes als Parkplatz entstand in den 1970er Jahren die heutige Mehrzweckbebauung mit dem Namen Aegidiimarkt 20 Sudlich grenzte an die Kirche der Friedhof der von der Pfarrgemeinde und vom Konvent gemeinsam genutzt wurde Nur die Abtissinnen wurden im Chor der Kirche die Propste meist im Kreuzgang bestattet 21 Zum Kloster gehorte ein umfangreicher Komplex von Wohn und Wirtschaftsgebauden der sich im Einzelnen jedoch nicht mehr rekonstruieren lasst 21 Erhaltene Ausstattungsgegenstande BearbeitenVon den Altaren und Bildwerken der St Aegidii Kirche darunter der Hochaltar von Gerhard Groninger aus dem Jahr 1633 ist fast nichts erhalten Vieles wurde bei den verschiedenen Bildersturmen und Belagerungen und beim Turmeinsturz 1821 zerstort Der Taufstein von Albert Reininck 1557 steht seit 1821 in der heutigen Aegidiikirche 22 Ebenso stammt die Uhrglocke im Dachreiter der neuen Aegidii Pfarrkirche aus dem Vorgangerbau Sie ist dem hl Josef geweiht und wurde im Jahr 1690 gegossen 23 Im Westfalischen Landesmuseum befindet sich eine 88 cm hohe Muttergottes aus Holz vom Ende des 15 Jahrhunderts 24 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alte St Aegidii Kirche Munster Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenWilhelm Kohl Die Bistumer der Kirchenprovinz Koln Das Bistum Munster 10 Das Zisterzienserinnen spater Benediktinerinnenkloster St Aegidii zu Munster Germania Sacra Dritte Folge 1 Berlin New York 2009 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Die Abtei hatte von Anfang an Merkmale eines Kollegiatstifts die sich im Lauf ihrer Geschichte verstarkten Kohl S 42 S 47f Kohl S 33 Kohl S 44 Kohl S 42 Kohl S 45 Kohl S 47 a b Kohl S 49 Kohl S 50 Kohl S 51 Kohl S 52 a b Kohl S 53 Kohl S 54 Kohl S 55 Kohl S 56 Kohl S 59 Kohl S 67 Kohl S 68 Kohl S 13 Kohl S 14 Kohl S 16 a b Kohl S 18 Kohl S 21 Kirchenfuhrer St Aegidii Munster Schnell u Steiner 1991 S 10 u 12 Kohl S 2351 96052 7 62371 Koordinaten 51 57 37 9 N 7 37 25 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Pfarr und Stiftskirche St Aegidii amp oldid 236588872