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Die Alte Bruderkirche ist das alteste hochgotische Baudenkmal und das zweitalteste noch stehende Kirchengebaude der Stadt Kassel Die Bruderkirche ist ein Bestandteil des Renthofs Alte Bruderkirche Aussenansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bau 3 Ausstattung 4 Heute 5 Literatur und Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Ordensgemeinschaft der Karmeliten wurde moglicherweise durch Landgraf Heinrich I im Jahr 1262 in Kassel angesiedelt Diese auf spatere Chroniken zuruckgehende Angabe gilt aber als zweifelhaft Die erste Ansiedlung lag abseits des spateren Klosters moglicherweise in der Fleischhauergasse in der Altstadt wo spater ein Haus im Besitz des Ordens bezeugt ist auf eine Niederlassung Terminei dort deuten urkundliche Nachrichten hin Den Bau eines festen Konvents mit Kirche verhinderten aber zunachst die Nonnen des Klosters Ahnaberg denen damals das Patronat uber die Kirchen in Kassel zukam Sichere erste Nachricht liegt vor fur 1292 als Erzbischof Gerhard II von Eppstein den Brudern den Bau einer Kirche in Kassel unter Wahrung der bisherigen Pfarrverhaltnisse erlaubte Nachdem es Landgraf Heinrich I 1294 gelungen war die verbliebenen Streitpunkte zu schlichten konnte mit dem Bau begonnen werden Das Kloster offiziell domus ordinis beatae Mariae virginis de monte Carmeli hiess im Volksmund das Bruderkloster Als Baugrund fur Kirche und Konvent kaufte der Orden ein Grundstuck im Vorfeld der alten koniglichen Burg nahe der Fulda Die Ordensbruder durften in ihrer Kirche predigen ihnen war aber zum Beispiel die Annahme von Gutern oder Testamenten untersagt auch die Aufnahme von Burgern als Novizen unterlag Beschrankungen Dementsprechend blieb das Konvent immer relativ arm 1492 verzichtete etwa Landgraf Wilhelm I wegen dessen Armut auf sein Recht das Kloster zu reformieren 1526 klagte Subprior Gottfried Hagedorn von Guxhagen beim Landgrafen Philipp I dass sie nicht in der Lage waren sich und das Kloster zu erhalten und willigten deshalb in seine Auflosung ein Damals waren 24 Bewohner im Kloster verburgt Um 1300 wurde festgelegt dass die Karmeliten den Gottesdienst in der Kapelle der nahegelegenen Burg an der Stelle des spateren Landgrafenschlossses durchfuhren sollten dafur wurde ihnen die immer noch ausstehende Halfte des Kaufpreises fur das Kirchen und Klostergrundstuck erlassen Bedeutende Karmeliten in Kassel waren etwa Konrad von Arnsberg spater Weihbischof in Koln Johannes von Hildesheim 1358 Prior spater Prior des Klosters Marienau bei Hameln und Eberhard Billick Theologe und gewahlter Weihbischof in Koln Johannes in Campis wurde nach Auflosung des Stifts evangelischer Pfarrer der Martinskirche Mit dem Bau der Kirche wurde moglicherweise bereits 1294 begonnen Fur dieses Jahr ist die Weihe von zwei Altaren bezeugt die wohl in einem provisorischen Notbau standen 1299 ist ein vierzigtagiger Ablass zugunsten des Baus verburgt 1304 weihte der Kolner Weihbischof Heinrich Jonghen den der Gottesmutter Maria geweihten Hauptaltar Der Bau ging aber offenbar schleppend voran Erst 1331 wurde der Chor fertiggestellt und geweiht Eine fruher vorhandene Bauinschrift gab den Schluss des Gewolbes und damit die Fertigstellung des Kirchenschiffes fur das Jahr 1376 an Baunahte am Gebaude zeigen an dass der Chor in zwei Bauabschnitten und das Langhaus in zwei weiteren errichtet wurden Aufgrund spaterer Stiftungen Kasseler Burger sind fur die Kirche mindestens sieben Altare uberliefert Mit der Einfuhrung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen wurde das Kloster 1526 aufgelost Da die benachbarte Pfarrkirche auf dem Marstaller Platz abgerissen wurde fanden die Gottesdienste nun in der Bruderkirche statt 1527 wurde das westlichste Joch des Langhauses beim Abbruch der alten Altstadter Pfarrkirche beschadigt und daraufhin abgerissen und 1529 wurde eine neue Westwand errichtet Der Bau blieb ansonsten zunachst fast unverandert 1530 wurde der Hochaltar vereinfacht Der calvinistische Landgraf Moritz ersetzte ihn dann durch einen einfachen Tisch Es wurde eine Empore eingebaut die Grabsteine und der Lettner wurden entfernt Von 1685 bis 1794 diente die Bruderkirche auch der altstadtischen hugenottischen Gemeinde als Pfarrkirche Das Innere wurde 1859 renoviert 1870 1871 der Westgiebel regotisiert und dabei wurden grosse Masswerkfenster neu eingebrochen Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde die Bruderkirche in der Nacht vom 22 zum 23 Oktober 1943 beim schweren Bombenangriff auf die Stadt zerstort Die Ruine wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut und die Kirche dann am 23 Oktober 1955 wieder eingeweiht nbsp Mahnender EngelAn der Nordseite des Gebaudes wurde im November 1958 durch den Gesamtverband der evangelischen Kirchengemeinden das Erinnerungsmal an die Opfer der Bombenangriffe Mahnender Engel angebracht Die Skulptur wurde von Kurt Lehmann geschaffen 1 1971 wurde fur die Altstadter Kirchengemeinde ein neues Gemeindezentrum mit der Neuen Bruderkirche in der Weserstrasse 26 errichtet Die Alte Bruderkirche wurde daraufhin entwidmet und eine Stiftung Bruderkirche gegrundet Bau BearbeitenDie Bruderkirche ist eine hochgotische asymmetrisch zweischiffige kreuzgewolbte Hallenkirche mit polygonalem Funfachtelschluss des Chores ahnlich anderen Bettelordenskirchen der Region Der Bau besteht aus vier ehemals aus funf Jochen des Langhauses und drei Chorjochen neben dem Hauptschiff mit nur einem Seitenschiff von 5 7 m Breite im Norden Das Hauptschiff erreicht eine lichte Breite von 8 3 Metern bei einer Hohe von 14 4 Metern Vor dem Abbruch des westlichsten Jochs des Langhauses ist eine Lange von 49 Metern zu rekonstruieren Das Innere ist auf drei schlanken achteckigen Pfeilern und Wandkonsolen rippengewolbt die Gewolbe nach Kriegszerstorung erneuert Die erhaltenen Schlusssteine zeigen figurliche Plastik unter anderem springende Lowen als Wappensteine Die Wandkonsolen des Langhauses sind als einfach handwerklich gestaltete Kopfe gebildet Der Bau ist uberwiegend aus bis 1870 verputztem einfachen Bruchmauerwerk aus Sandstein errichtet die tragenden Architekturteile und Zierformen aus behauenen Sandsteinquadern mit vereinzelten Steinmetzzeichen Die Formensprache des Baus unterscheidet sich von fruheren Bauten in Niederhessen die meist von der Marburger Elisabethkirche abgeleitet werden konnen Fur die Bruderkirche sind Bezuge zu Thuringer Kirchen in Erfurt besonders aber Vorbilder aus der Architektur der Kirchen des Dominikanerordens anzunehmen Dem spitzbogigen Nordportal ist ein halbkreisformig tonnengewolbter spatgotischer Vorbau vorgelagert im Tympanon des Portals ein Relief der Beweinung Christi hessisch thuringische Arbeit mit niederlandischen Anklangen Die Gewolbe sind an der freien Nordseite und am Chor durch einfache Strebepfeiler abgefangen an der Sudseite unterblieben diese wegen der anschliessenden Klausur hier wurde stattdessen die Wandstarke erhoht Die Fenster sind einfach zwei bzw dreibahnig mit Dreipass Vierpass und herzformigem Masswerk in den ostlichen Seitenschifffenstern spatgotisches Fischblasenmasswerk Wegen der ehemals anschliessenden Klausur setzten die Fenster auf der Sudseite hoher an Ausstattung BearbeitenVon der historischen Ausstattung der Kirche ist nach calvinistischer Sauberung und Kriegszerstorung nichts erhalten Im Bau befinden sich noch beschadigte Epitaphien An der Sudwand fur Otto Georg von Scholley Kammerer und Festungskommandant zu Cassel gestorben 1583 in der Mitte mit Vollbild des Verstorbenen kniend in oval geschlossenem Feld mit bekronendem Wappen Ausserdem fur Simon Bing Kommandanten der Festung und Grafschaft Ziegenhain und Berater der Landgrafen Philipp und Wilhelm gestorben 1581 Im Chorpolygon ist der ursprungliche Wandtabernakel erhalten er zeigt einfaches Masswerk und Reste der originalen farbigen Fassung Heute BearbeitenHeute finden in der Bruderkirche kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen statt An bestimmten Tagen wie der Osternacht oder am Heiligen Abend finden in der Alten Bruderkirche wieder Gottesdienste statt Wahrend der documenta IX war die Kirche ein Ausstellungsort Literatur und Quellen BearbeitenFrank Roland Klaube Chronik der Stadt Kassel Wartberg Verlag 2002 ISBN 9783831311941 Georg Dehio Begrunder Magnus Backes Bearbeiter Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Hessen Deutscher Kunstverlag Munchen und Berlin zweite Auflage 1982 ISBN 3 422 00380 0 S 476 A Holtmeyer Die Bau und Kunstdenkmaler im Regierungsbezirk Cassel Band VI Kreis Cassel Stadt erster Teil Selbstverlag der Landesverwaltung Auslieferung Ferd Kesslersche Buchhandlung 1923 scan bei ORKA Open Repository Kassel Universitat Kassel Karmeliterkloster S 143 156 Christian Presche Kassel im Mittelalter Zur Stadtentwicklung bis 1367 Kasseler Beitrage zur Geschichte und Landeskunde Herausgegeben vom Zweigverein Kassel im Verein fur Hessische Geschichte und Landeskunde Kassel 1834 e V Band 2 1 kassel university press 2013 ISBN 978 3 86219 618 0 Die Bruderkirche auf S 393 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bruderkirche Kassel Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Dietfrid Krause Vilmar Orte der Erinnerung und Mahnung Kassel 1933 1945 Memento des Originals vom 17 Februar 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www uni kassel de Broschure Seite 21 51 3148017 9 50464368 Koordinaten 51 18 53 3 N 9 30 16 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Bruderkirche Kassel amp oldid 234429723