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Die Almstadtstrasse ist eine 400 Meter lange Strasse im Berliner Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks Sie befindet sich im historischen Stadtteil Spandauer Vorstadt Die bis 1951 Grenadierstrasse benannte Strasse war bekannt fur die hier von den 1880er bis Mitte der 1930er Jahre lebenden osteuropaischen Juden und wurde als Teil des Scheunenviertels verstanden AlmstadtstrasseWappenStrasse in BerlinAlmstadtstrasseAlmstadtstrasse 2015BasisdatenOrt BerlinOrtsteil MitteAngelegt um 1700Hist Namen Verlohren Gasse Verlohrene Strasse Grenadierstrasse bis 1951 Anschluss strassen Rosa Luxemburg Strasse nordlich Munzstrasse sudlich Querstrassen Hirtenstrasse SchendelgasseBauwerke siehe Liste der Kulturdenkmale in Berlin Mitte Spandauer VorstadtNutzungNutzergruppen Fussverkehr Autoverkehr RadverkehrTechnische DatenStrassenlange 400 MeterTempo der Grunderjahre Bauarbeiten in der Grenadierstrasse heute Almstadtstrasse um 1875 Man sieht die bereits 1875 einsetzende Abrisswelle im ScheunenviertelDas Logierhaus Centrum 1905 an der Ecke Grenadierstrasse und Hirtenstrasse Die Pensionen dort waren oft Ort der ersten Unterkunft fur Migranten aus Ostmittel und Osteuropa in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg 1 An dieser Stelle steht jetzt ein Plattenbau Die fruhere Grenadierstrasse um 1930Gross Razzia der national sozialistischen Ordnungspolizei und der Hilfspolizei in der Grenadier strasse April 1933 Das Haus auf der linken Seite des Bildes steht noch in dem Nahmaschinen laden befindet sich aktuell eine Buchhandlung Almstadtstrasse Blick zur Munzstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Verlauf 2 Geschichte 2 1 Namenserlauterung 2 2 18 Jahrhundert bis 19 Jahrhundert 2 3 Ab 20 Jahrhundert 3 Bauten und Denkwurdigkeiten 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage und Verlauf BearbeitenDie Almstadtstrasse beginnt an der Munzstrasse und mundet in die Rosa Luxemburg Strasse vor dem Umbau des Scheunenviertels allerdings in die Linienstrasse Die Strasse hat eine wechselseitige Hausnummerierung von den Hausnummern 1 und 2 an der Ecke Munzstrasse bis zur Hausnummer 57 an der Rosa Luxemburg Strasse Geschichte BearbeitenNamenserlauterung Bearbeiten Ihren heutigen Namen erhielt die Almstadtstrasse am 31 Mai 1951 nach dem kommunistischen Widerstandskampfer Bernhard Almstadt Dabei wurden auch die Hausnummern von der preussischen Hufeisennummerierung die bis zum 15 Januar 1929 fur alle Alt Berliner Strassen galt auf die erstmals in Paris eingefuhrte zickzackformige Orientierungsnummerierung umgestellt Von 1817 bis 1951 hiess die Almstadtstrasse Grenadierstrasse im Kontext zur parallel verlaufenden Dragonerstrasse heute Max Beer Strasse Die Strasse entstand um 1700 und verlief mit offenem Ende ausserhalb der alten Berliner Befestigungsanlagen zunachst als Verlohren Gasse spater als Verlorene Strasse 18 Jahrhundert bis 19 Jahrhundert Bearbeiten Ausgehend von preussischen Gesetzen und Zuwanderungen nach Berlin erfuhr die Strasse zusammen mit anderen europaischen Ereignissen einen erheblichen Bedeutungswechsel Nach einem todlichen Attentat auf Zar Alexander II im Jahr 1881 kam es im Russischen Reich zu schweren antijudischen Pogromen die meist polnische Juden zur ubersturzten Flucht veranlassten Viele von ihnen kamen nach Deutschland insbesondere in die Grossstadte In Berlin siedelten sich die meist sehr orthodox lebenden Juden seit jenem Jahr vornehmlich im Scheunenviertel an Friedrich Wilhelm I befahl bereits 1737 allen Berliner Juden die kein eigenes Haus besassen ins Scheunenviertel zu ziehen Fur viele ostjudische Einwanderer war es angesichts dieser Bedingungen naheliegend sich hier ebenfalls anzusiedeln Obwohl in dieser Zeit die Ostjuden nur eine grossere Minderheit stellten fielen sie jedoch in Aussehen Sprache und religiosen Gewohnheiten deutlich auf 2 So entwickelte sich die Grenadierstrasse seit dieser Zeit zum Zentrum der polnischen Juden des judischen Schtetl mit vielen Geschaften in hebraischer oder jiddischer Sprache Kneipen 19 Betschulen und Stibbeleks kleine Synagogen Die Betstuben befanden sich im hinteren Teil der Hauser alte Hausnummern 6a 36 37 32 43 Wahrend und nach dem Ersten Weltkrieg stieg im Scheunenviertel die Zahl der aus Osteuropa fluchtenden Juden noch einmal stark an Den billigsten Wohnraum das hatte sich rumgesprochen gab es im Scheunenviertel vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee von den Karpaten bis zum Ural konnten die Juden den Namen seiner Magistrale buchstabieren Grenadierstrasse Dort konnten sie zusammenrucken dort waren sie unter ihresgleichen 3 Die Behorden verweigerten ihnen jedoch fast immer die deutsche Staatsburgerschaft 4 Die Grenadierstrasse wurde aufgrund dessen oft auch als Ghetto mit offenen Toren bekannt und bildete ein Gegenpol zu den schon lange in Berlin lebenden liberalen Juden die sich um weitgehende Assimilation bemuhten Sie empfanden die Ostjuden als Bedrohung ihrer gesellschaftlichen Anerkennung Viele der judisch orthodoxen Neuankommlinge aus Osteuropa die in der Grenadierstrasse ankamen befanden sich oft nur auf Durchreise Permigration um in einen anderen Berliner Stadtteil in andere Teile Europas oder in die USA zu ziehen Mit Beginn der zwanziger Jahre aber hatten die USA ihre Einwanderungsquoten gesenkt Also richtete man sich ein im Ghetto wie man damals sagte 2 Ab 20 Jahrhundert Bearbeiten Wahrend der Hyperinflation im November 1923 erhielten Tausende Erwerbslose vom Arbeitsamt in der nahen Gormannstrasse keine Unterstutzungsgelder und losten das Scheunenviertelpogrom aus 5 Dabei verbreiteten Agitatoren Geruchte die Ostjuden aus dem Scheunenviertel hatten das vorhandene Geld planmassig aufgekauft Die aufgebrachte Menge zog anschliessend vor allem durch die Grenadierstrasse Am helllichten Tag wurden Juden uberfallen nackt ausgezogen und beraubt 2 6 Die Polizei verhielt sich passiv Die Hauser der Strasse waren wahrend der Zeit der Weimarer Republik selbst ofter Ziel von Razzien der Polizei Der Transit Kontext und die gesellschaftlich verursachte schwierige soziale Situation der Anwohner und nicht deren Religions oder Ethnienzugehorigkeit forderten die Kleinkriminalitat in der Strasse und im umgebenden Scheunenviertel Eine zeitgenossische Schilderung judischen Leben um die Grenadierstrasse herum stammt von Fischl Schneersohn Ende der 1920er wurden viele Ostjuden abgeschoben oder emigrierten nach Nordamerika Die Grenadierstrasse verlor aufgrund dessen bereits kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten als judisches Zentrum an Bedeutung Die ersten judischen Bewohner kamen im April 1933 nach dem Judenboykott in wilde Konzentrationslager Bis zum Jahr 1942 wurden die verbliebenen Juden deportiert und ermordet Lange erinnerte in der Almstadtstrasse ausser einigen Stolpersteinen nichts mehr an ihre fruhere Bedeutung als wichtigste Strasse der osteuropaischen Juden in Berlin Im Jahr 2021 installierte der Kunstler Sebestyen Fiumei dann ein Strassennamenschild auf Jiddisch auf dem der ehemalige Name Grenadierstrasse mit hebraischen Buchstaben geschrieben wurde um die einzigartige und vergessene Geschichte dieser Strasse sichtbar zu machen und an sie zu erinnern 7 8 Bauten und Denkwurdigkeiten Bearbeiten Liste der Kulturdenkmale in Berlin Mitte Spandauer VorstadtIn der Almstadtstrasse gibt es 19 Baudenkmaler Wahrend und nach dem Zweiten Weltkrieg hier insbesondere wahrend des Stadtumbaus 1987 ging mehr als die Halfte der historischen Bausubstanz verloren Anders als in den Nachbarstrassen des Scheunenviertels wurden samtliche Kellergewerberaume umgewidmet und sind fur die Offentlichkeit heute nicht mehr zuganglich Einzig ein versperrter Zugang in der Almstadtstrasse 16 erinnert an vergangene Zeiten dieser Kellergewerbe Das alteste noch erhaltene Objekt ist ein Ziegelsteinbrunnen mit einer massiven Brunnenrohre von 4 5 Meter Tiefe im Hof des Hauses Nr 16 Er entstand um 1750 und stellt ein ausserordentlich seltenes Zeugnis der fruhen innerstadtischen Wasserversorgung 9 dar Die beweglichen Teile des Brunnens befinden sich heute im Museum im alten Wasserwerk In der Almstadtstrasse 25 steht das alteste heute noch erhaltene Haus der Strasse Es wurde um 1825 1830 erbaut Im Jahr 1855 errichtete der Drucker Ernst Litfass an der Ecke Munzstrasse und Grenadierstrasse heute Almstadtstrasse seine erste Annonciersaule dessen zylinderformigen Werbetrager eine beispiellose Erfolgsgeschichte startete Seit 2006 steht in der Nahe eine von der durch die VVR Berek GmbH gestiftete bronzene Litfass Gedenksaule Literatur BearbeitenHorst Helas Die Grenadierstrasse im Berliner Scheunenviertel Ein Ghetto mit offenen Toren Hentrich amp Hentrich Berlin 2010 ISBN 978 3 941450 21 9 Tobias Brinkmann Migration und Transnationalitat Ferdinand Schoningh Verlag Paderborn 2012 ISBN 978 3 506 77164 3 Fischl Schneersohn Grenadierstrasse Roman 1935 Literarishe bleter Warschau Als Neuauflage aus dem Jiddischen von Alina Blothe Grenadierstrasse Wallstein Verlag Gottingen 2012 ISBN 978 3 8353 1082 7 Martin Beradt Beide Seiten einer Strasse Roman 1940 erstmals verlegt 1965 Als Neuauflage Die Strasse der kleinen Ewigkeit Ein Roman aus dem Berliner Scheunenviertel Mit einem Essay und einem Nachruf von Eike Geisel Eichborn Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 8218 4190 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Almstadtstrasse Berlin Mitte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Residential buildings in Almstadtstrasse Berlin Mitte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Almstadtstrasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Kathrin Chod Herbert Schwenk Hainer Weisspflug Almstadtstrasse In Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Hrsg Berliner Bezirkslexikon Mitte Luisenstadtischer Bildungsverein Haude und Spener Edition Luisenstadt Berlin 2003 ISBN 3 89542 111 1 luise berlin de Stand 7 Oktober 2009 Almstadtstr 16 Talmud Thora Ez Chaim In Berlin Transit Judische Migranten aus Osteuropa in den 1920er Jahren Almstadtstr 15 Kemplers Krakauer Cafe und koschere Konditorei In Berlin Transit Judische Migranten aus Osteuropa in den 1920er Jahren Almstadtstr 10 Hebraische Buchhandlung und Plattenfirma Semer In Berlin Transit Judische Migranten aus Osteuropa in den 1920er Jahren Suche nach Almstadtstrasse In Deutsche Digitale BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Stadt ist Migration Die Berliner Route der Migration Grundlagen Kommentare Skizzen Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive PDF a b c Karsten Krampitz Strasse der Verlorenen In Berliner Morgenpost 6 April 2003 Karl Heinz Kruger Im Kiez der armen Schlucker In Der Spiegel Nr 7 1991 online Baustein 12 Das Berliner Scheunenviertel das freiwillige Ghetto In Baustein Ghettos Vorstufen der Vernichtung LpB Baden Wurttemberg Karsten Krampitz Strasse der Verlorenen Als Berlin geschandet wurde mp3 Audio 40 MB 43 54 Minuten In Deutschlandfunk Feature 7 November 2023 abgerufen am 7 November 2023 pdf 390 kB txt Karsten Krampitz Es begann am Arbeitsamt In Berliner Zeitung 5 November 2003 abgerufen am 7 November 2023 Lena Fiedler Wie ein Kunstler die ehemalige Grenadierstrasse in Mitte zum Stolperstein machte In Berliner Zeitung 22 August 2021 abgerufen am 15 September 2021 גרענאדיערשטראסע Ein Kunstprojekt von Sebestyen Fiumei In haGalil 28 Juni 2021 abgerufen am 12 April 2023 Berlin Almstadtstrasse 16 Landesdenkmalamt Berlin in der Deutschen Digitalen Bibliothek52 526482 13 409707 Koordinaten 52 31 35 N 13 24 35 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Almstadtstrasse amp oldid 238924572