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Albert Weber 16 Juli 1883 in Tann Gemeinde Durnten 17 Mai 1957 in Mexiko Stadt war ein Schweizer Lehrer und Dialektologe Seine Zurichdeutsche Grammatik von 1948 ist die erste umfassende Grammatik einer schweizerdeutschen Mundart und sein Zurichdeutsches Worterbuch von 1961 beziehungsweise dessen dritte Auflage von 1983 war Ausloser eines bis heute ungebrochenen Booms schweizerdeutscher Dialektworterbucher Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schaffen 2 1 Zurichdeutsche Grammatik 2 2 Zurichdeutsches Worterbuch 2 3 Charakterisierung 3 Publikationen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWeber Burger von Winterthur wuchs als Sohn eines Schlossers und einer Lehrerstochter im Zurcher Oberland auf 1903 erhielt er am Lehrerseminar Kusnacht das Primarlehrerpatent 1908 1904 1 schloss er an der Universitat Zurich das Sekundarlehrerstudium ab Seine Abschlussarbeit schrieb er uber Rudolf Hildebrand einen Volkserzieher sowie Mitarbeiter am Deutschen Worterbuch 1906 erhielt er eine Stelle an der Sekundarschule Zurich Wiedikon ging aber 1910 nach London um sein Englisch zu perfektionieren In die Schweiz zuruckgekehrt nahm Weber den Lehrerberuf wieder auf und begann ein Germanistik und Anglistikstudium an der Universitat Zurich Das Doktorexamen legte er 1918 bei Albert Bachmann ab Seine erweiterte Dissertation uber die Laute und Formen des zurichdeutschen Dialekts des Zurcher Oberlands erschien 1923 als 15 Band der Reihe Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 1919 wurde er zum Professor fur Deutsch und Englisch an der Kantonalen Handelsschule in Zurich gewahlt 1955 wanderte Weber nach Mexiko Stadt aus wo er zwei Jahre spater infolge eines Hirnschlags verstarb Begraben liegt er in Zurich 2 Schaffen BearbeitenWeber verfasste mit der Zurichdeutschen Grammatik und dem Zurichdeutschen Worterbuch zwei wegweisende Grundlagenwerke Eine dritte Schrift namlich ein Synonymenworterbuch der schweizerdeutschen Mundarten 3 blieb unvollendet Zurichdeutsche Grammatik Bearbeiten Der Anstoss fur die Grammatik kam von der damaligen in der Zeit der Geistigen Landesverteidigung gegrundeten Arbeitsgemeinschaft heute Stiftung Pro Helvetia Vorlagen fur eine synchronisch ausgerichtete Mundartgrammatik gab es noch kaum Webers erste Grundlagen waren seine eigene diachronisch angelegte Dissertation sowie das von Karl Stucki 1921 veroffentlichte Lehrbuch Schweizerdeutsch welches zwar ziemlich unbeachtet geblieben war aber die erste 4 synchronische Darstellung des Schweizerdeutschen bildete und Weber damit eine grosse Hilfe war 5 Uberdies stand ihm der Phonologe und Dialektologe Eugen Dieth mit Rat und Tat zur Seite Die 1948 erschienene Grammatik erwies sich schliesslich als bahnbrechend da sie ausser von den Lauten Phonologie und der Wortbeugung Deklination und Konjugation wie man es sich von den herkommlichen Grammatiken gewohnt war auch umfassend von Syntax Morphosyntax und Wortbildung handelte Webers Zurichdeutsche Grammatik wurde zum unmittelbaren Vorbild von Ludwig Fischers Luzerndeutscher Grammatik 1960 Hans Bossards und Peter Dalchers Kurzgrammatik im Zuger Mundartbuch 1962 sowie Rudolf Suters Baseldeutsch Grammatik 1976 Die beiden Neuauflagen von 1964 abgesehen von deren umgeschriebener Einleitung und von 1987 sind nur Nachdrucke da sich niemand daran wagte Webers Werk zu uberarbeiten 6 Zurichdeutsches Worterbuch Bearbeiten Sein Worterbuch hingegen konnte Weber nicht mehr selbst abschliessen als er starb stand es beim Buchstaben S Jacques M Bachtold ein Freund Webers brachte es daraufhin zum Abschluss wobei er nicht nur die fehlende Wortstrecke ausarbeiten sondern auch den vorangehenden Teil stark kurzen musste Ein Ausschuss des Bund Schwyzertutsch bestehend aus Bruno Boesch Ernst Buss und Adolf Guggenbuhl stand Bachtold zur Seite 7 finanziell wurde die Arbeit von Webers Tochter unterstutzt Mit diesem 1961 herausgekommenen Worterbuch wurde eine rund achtzig Jahre anhaltende Phase uberwunden in der nach den fruhen Werken von Titus Tobler 1837 Appenzellerdeutsch Valentin Buhler 1870 1886 Davoserdeutsch Jakob Hunziker 1877 sudwestliches Aargauerdeutsch Gustav Adolf Seiler 1879 Baseldeutsch und Martin Tschumpert 1880 ff unvollendet Bundner und Walserdeutsch angesichts der lexikographischen Konzentration auf das Schweizerische Idiotikon kein einziges Worterbuch einer regionalen schweizerdeutschen Mundart mehr erschien 8 Nach der ersten Auflage von Webers und Bachtolds zurichdeutschem Worterbuch kamen zwar 1962 das von Hans Bossard und Peter Dalcher erarbeitete Zuger Mundartbuch und 1976 das auf den Arbeiten von Otto von Greyerz beruhende Berndeutsche Worterbuch von Ruth Bietenhard heraus doch es war die dritte von Jacques M Bachtold Johannes Jakob Sturzenegger und Rudolf Trub stark erweiterte und modernisierte Auflage von Webers Worterbuch die 1983 den Ausloser bildete fur die Erarbeitung mehrerer Dutzend neuer regionaler und lokaler Dialektworterbucher die seither in rascher Folge erscheinen 9 Charakterisierung Bearbeiten Der Dialekt den Weber betrachtete ist derjenigen der Dorfer am Zurichsee im Limmattal und in der Stadt Zurich in erster Linie aber derjenige seiner engeren Heimat um Ruti und Hinwil Weil Zurichdeutsch insgesamt recht homogen ist gelten Grammatik und Worterbuch mutatis mutandis gleichwohl fur fast den ganzen Kanton Zurich vom Weinland nordlich der Thur und vom Rafzerfeld nordlich des Rheins abgesehen wo schon schaffhausisch thurgauisches Ostschweizerdeutsch gesprochen wird Sowohl die Grammatik wie auch das Worterbuch sind deskriptiv und normativ zugleich deskriptiv indem sie den Dialekt beschreiben normativ indem sie auch sagen was richtig ist und was nicht Sie sind kontrastiv zur Hochsprache angelegt und legen ein besonderes Augenmerk auf die Unterschiede zwischen Schriftsprache und Mundart Beide Werke sind synchronisch ausgerichtet beschreiben aber ein Zurichdeutsch das Weber in seiner Kindheit und Jugend gehort hatte und diachronische Anmerkungen finden sich in der Grammatik an zahlreichen Stellen Die Grammatik weniger das Worterbuch ist wissenschaftlich basiert bleibt aber allgemeinverstandlich Das Ziel schliesslich war dass die beiden Bucher in die Hand der zurcherischen Lehrerschaft kamen 10 und als Wehr und Waffe gegen die Einbruche der Schriftsprache in die Mundart dienten 11 dies freilich blieb Wunschdenken Publikationen BearbeitenDie Mundart des Zurcher Oberlandes Huber Frauenfeld 1923 Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik XV unter Mitwirkung vom Eugen Dieth Zurichdeutsche Grammatik Ein Wegweiser zur guten Mundart Schweizer Spiegel Zurich 1948 Nachdrucke ebd 1964 und Hans Rohr Zurich 1987 Grammatiken und Worterbucher des Schweizerdeutschen in allgemeinverstandlicher Darstellung I ISBN 3 85865 083 8 abgeschlossen von Jacques M Bachtold Zurichdeutsches Worterbuch Schweizer Spiegel Zurich 1961 3 uberarbeitete und stark erweiterte Auflage Hans Rohr Zurich 1983 Grammatiken und Worterbucher des Schweizerdeutschen in allgemeinverstandlicher Darstellung III ISBN 3 85865 054 4 Literatur BearbeitenC S Albert Weber In Neue Zurcher Zeitung vom 28 Mai 1957 Morgenausgabe Nr 1559 Blatt 3 Christian Baertschi Weber Albert In Historisches Lexikon der Schweiz Vorworte der verschiedenen Auflagen der Zurichdeutschen Grammatik und des Zurichdeutschen Worterbuchs besonders desjenigen von Kurt Meyer und Rudolf Trub in der 2 Auflage der Grammatik 1964 Einzelnachweise Bearbeiten 1904 laut dem in der Neuen Zurcher Zeitung erschienenen Nachruf 1908 laut dem Historischen Lexikon der Schweiz Todesursache und Ort der letzten Ruhe laut der in der Neuen Zurcher Zeitung publizierten Todesanzeige Erwahnt im Nachruf in der Neuen Zurcher Zeitung Franz Joseph Stalders Dialektologie von 1819 war zwar auch synchronisch angelegt stammt aber noch aus der Zeit vor der modernen Sprachwissenschaft Weber schreibt im Vorwort zur ersten Auflage seiner Grammatik S 7 War sie namlich Stuckis Grammatik auch infolge ihrer Zweckbestimmung und wegen der verwirrenden Fulle an Lauten und Formen als Lernbuch wenig wirksam so ist sie doch fur mich als methodisches Muster gemeinverstandlicher Betrachtungs und Ausdrucksweisen und als erstmaliger Versuch einer Darstellung der Mundart zu praktischen Zwecken von grosstem Nutzen gewesen Rudolf Trub schreibt im Vorwort zur dritten Auflage der Grammatik S 8 Gerne hatte der Bund Schwyzertutsch eine dritte Auflage in uberarbeiteter Form vorgelegt Diese Aufgabe erwies sich aber als so anspruchsvoll und zeitraubend dass der Vorstand beschloss einstweilen den Text der zweiten Auflage von 1964 wieder verfugbar zu machen Robert Hinderling Rezension In Zeitschrift fur deutsche Philologie 84 1965 S 444 f Vergleiche hierzu Thomas Arnold Hammer Kontinuitat und Wandel im Schweizerdeutschen Worterbuch in Schweizerdeutsches Worterbuch Schweizerisches Idiotikon Bericht uber das Jahr 2008 S 19 31 bes 20 22 Man vergleiche hierzu die Zusammenstellung auf der Homepage des Schweizerischen Idiotikons im Untermenu Dialektworterbucher Vorwort Albert Webers in der ersten Auflage der Grammatik S 8 Vorwort von Kurt Meyer und Rudolf Trub zur zweiten Auflage der Grammatik S 8 Normdaten Person GND 1044608234 lobid OGND AKS LCCN n50023770 VIAF 101370313 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weber AlbertKURZBESCHREIBUNG Schweizer Lehrer und DialektologeGEBURTSDATUM 16 Juli 1883GEBURTSORT Tann Gemeinde DurntenSTERBEDATUM 17 Mai 1957STERBEORT Mexiko Stadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Albert Weber Dialektologe amp oldid 235502943