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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Gehen Begriffsklarung aufgefuhrt Gehen ist eine Fortbewegungsart bei der es im Gegensatz zum Laufen keine Flugphase gibt Der Korper hat also in jeder Phase des Bewegungszyklus Kontakt zum Boden uber Beine und Fusse Beim zweibeinigen Gehen gibt es statt der Flugphase eine Doppelstutzphase die beim Menschen etwa 20 Prozent der Gesamtzykluszeit in Anspruch nimmt Die durchschnittliche Geschwindigkeit eines Fussgangers betrug laut einer Studie in Oregon USA beim Uberqueren einer ampelgesicherten Strasse etwa 5 km h Dieser Wert schwankte je nach Alter Geschlecht und Faktoren wie dem Gehen alleine oder als Gruppe zwischen etwa 4 5 und 5 5 km h 1 Gemachliches Spazierengehen hat eine mittlere Geschwindigkeit von etwa 3 km h 2 Einfache Animation des GehensGustave Caillebotte Gehender Mann in blauer Jacke Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Gangarten 3 Zweibeiniger Gang 3 1 Technik 3 2 Der aufrechte Gang beim Menschen 3 3 Ballengang im Alltag 3 4 Aufrechter Gang bei Menschenaffen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDas gemeingermanische Verb mittelhochdeutsch althochdeutsch gen gan beruht auf der indogermanischen Wurzel g he i klaffen leer sein verlassen fort gehen 3 Gangarten BearbeitenMan unterscheidet nach dem Bewegungsablauf folgende Gangarten Zweibeiniger Gang bipeder Gang Gehen im eigentlichen Sinne die menschliche Fortbewegung auch bei Vogeln und Nicht Vogel Dinosauriern Vierbeiniger Gang quadrupeder Gang die ursprungliche Fortbewegungsweise der Landwirbeltiere typisch fur sehr viele Amphibien Reptilien und Saugetiere hierbei kann weiter unterschieden werden in Passgang beide Extremitaten einer Korperseite setzen gleichzeitig auf Kreuzgang die sich am Rumpf schrag gegenuberliegenden Extremitaten setzen gleichzeitig auf Zweibeiniger Gang BearbeitenTechnik Bearbeiten nbsp Bei dieser Computersimulation bleibt der Kopf wahrend des Gehens auf einer Hohe wahrend die Hufte einer Sinusbewegung folgt Hauptartikel Gangphase Ein Schrittzyklus oder Gangzyklus ist die Grundeinheit des Geh Aktes Er entspricht beim Fersengang dem Zeitraum zwischen zwei Fersenauftritten desselben Fusses und ist in zwei Phasen unterteilt Standphase und Schwungphase Die Standphase beginnt mit dem Aufsetzen der Ferse und endet mit dem Ablosen der Zehen vom Boden wobei der Fuss idealerweise sorgfaltig uber den Grosszeh abgerollt wird der innere Fussrand senkt sich dabei leicht ab Pronation 4 Die nachfolgende Schwungphase endet mit dem erneuten Aufsetzen der Ferse desselben Fusses Bei normaler Gehgeschwindigkeit nimmt die Standphase etwa 60 Prozent und die Schwungphase etwa 40 Prozent der Schrittzykluszeit ein Da sich beim Gehen die Standphasen von rechtem und linkem Bein uberschneiden steht am Anfang und Ende jedes Schrittes eine bipedale Abstutzphase in der beide Fusse gleichzeitig den Boden beruhren Die Zeitspanne der bipedalen Abstutzphase ist von der Fortbewegungsgeschwindigkeit abhangig und verschwindet bei schnellerem Laufen wenn stets nur ein Fuss den Boden beruhrt Beim noch schnelleren Sprinten haben die Fusse wahrend einer kurzen Phase der sogenannten Schwebephase gar keinen Bodenkontakt mehr 5 Ein Gangzyklus wird zusatzlich zu den beiden Unterteilungen in Standphase und Schwungphase in viele kleinere Abschnitte den Gangphasen unterteilt Jede einzelne Gangphase hat sowohl in der deutschen Sprache als auch in der englischen Sprache jeweils eigene Bezeichnung Zur vereinheitlichten Kommunikation insbesondere im medizinischen Bereich zwischen Arzten Physiotherapeuten und Orthopadietechnik Mechanikern werden vorwiegend die englischen Bezeichnungen genutzt Beim gesunden Menschen spricht man vom physiologischen Gangbild Beim Patienten mit Lahmungen kommt es haufig zu sichtbaren Gangstorungen und man spricht dann vom pathologischen Gangbild 6 7 Zur Kompensation von pathologischen Gangbildern und zur Verhinderung von daraus resultierenden medizinischen Folgeschaden werden betroffene Patienten neben physiotherapeutischer Behandlung mit Orthesen versorgt 8 Der Fuss ermoglicht den Bewegungsablauf durch seine Gelenkmechanik indem er sich beim Auftreten verformt und elastische Energie absorbiert beim Abdrucken hingegen wie ein starrer Hebel wirkt der die auf ihn ausgeubte Kraft an den Boden ubertragt 9 Die eigentliche Positionsveranderung beim Geh Akt geschieht im Grunde durch ein verhindertes Fallen auf der zeitweise bodenkontaktfreien Seite Hinsichtlich des Fuss Boden Kontakts konnen neben dem Fersengang zwei weitere menschliche Geh Arten unterschieden werden Im Ballengang setzt der Mensch den Fussballen Vorfuss zuerst auf senkt sich moglicherweise aber nicht zwangslaufig bis zur Ferse und druckt sich idealerweise ebenfalls uber die Grosszehe ab Ein Mischform ist der Mittelfussaufsatz bei dem im Idealfall der ganze Fuss flach uber die Aussenkante aufsetzt Dem Gehen wie die Menschenaffen d h astumgreifend oder auf den Fusskanten entspricht keine normale menschliche Gangart 10 Die Messung und Beobachtung der auftretenden Krafte und Ablaufe beim Gehen ist Gegenstand der Ganganalyse Gehen zahlt zu den Automatismen Es ist eine Verhaltensweise die selbsttatig vom Zentralnervensystem ohne aussere Reizeinwirkung ausgelost wird Weitere Beispiele fur derartige Automatismen sind die Flossenbewegung bei Fischen oder der Flugelschlag bei Vogeln Der aufrechte Gang beim Menschen Bearbeiten Wie es zur Entstehung des obligatorisch aufrechten Ganges beim Menschen kam ist bis heute nicht endgultig geklart Fest steht einzig dass die Vorfahren des Menschen schon vor 5 Millionen Jahren zum aufrechten Gang ubergingen Ferner stammen die fruhesten Belege fur aufrecht gehende Hominini aus Bodenschichten die in ihrer Entstehenszeit den heutigen Galeriewaldern ahnelten also einem Lebensraum entstammen in dem sich Waldstucke feuchte Graslandschaften und Seeufer abwechselten Daraus wird abgeleitet dass sich der aufrechte Gang bereits als Anpassung an bestimmte Fortbewegungsweisen auf den Baumen entwickelt hat Die Umstellung von quadrupeder Fortbewegung auf den aufrechten Gang ging mit zahlreichen Veranderungen des menschlichen Skelettes einher Der Fuss ist bei Menschen anders als noch beim 4 4 Millionen Jahre alten Fossil Ardi einem Ardipithecus ramidus kein Greifwerkzeug Ardi hingegen konnte die grosse Zehe noch abspreizen und so zum Greifen verwenden Kleinkinder besitzen jedoch noch einen Greifreflex sowohl in den Handflachen als auch an den Fusssohlen der mit der Zeit allerdings verschwindet Das Becken des Menschen ist verbreitert und dient im aufrechten Gang als Schussel fur die Eingeweide Die Wirbelsaule ist doppelt S formig sigmoid geschwungen und tragt Rucken und Kopf das Hinterhauptsloch befindet sich unter dem Schadel und nicht wie bei Vierfussern relativ weit hinter dem Schadel Der aufrechte Gang fuhrt aber auch zur Belastung des unteren Teils des Korpers So neigt der Mensch im Alter zu Unterleibsbruchen Bandscheibenvorfallen Senk und Plattfussen Krampfadern infolge der Blutanstauung in den Beinen Huftgelenksarthrosen In auf die Emanzipation des Menschen bezogenen Texten der Kulturphilosophie ist der aufrechte Gang zu einer Metapher fur die Einzigartigkeit des Menschen geworden sich selber souveran umzuschauen und sein Urteil zu bilden Zu Beginn des Laufenlernens setzen Kinder die Fusse mit der ganzen Sohle oder dem Vorfuss auf und rollen gar nicht oder kaum ab Das Abrollen entwickelt sich circa sechs Monate nach dem Beginn des freien Gehens 11 Das Ausmass in dem ein Kind den Fuss abrollt wird daher als ein Mass fur die Gangreifung gewertet 12 13 Bei zunehmender Gangreifung weist der Druckverlauf zwei Gipfel auf einen beim Aufsetzen der Ferse einen beim Abstossen der Fussspitze vom Boden 13 Unter dem Begriff Schrittgeschwindigkeit wird die typische Geschwindigkeit beim Gehen verstanden Ballengang im Alltag Bearbeiten Gehen im Alltag kann im Ballengang erfolgen wobei das Aufsetzen des Fusses mit den Fussballen dem abgefederten Absetzen der Ferse dient so wie man es taglich beim Treppabsteigen ubt oder gelegentlich beim Schleichen Dafur sollte der Schuh samt eventueller Einlage nur eine geringe Sprengung haben 2 3 mm oder ganz ohne Sprengung sein Wer nicht taglich viel Treppen steigen muss kann gegen die Verkummerung der nur am Ballengang verstarkt mitwirkenden Muskeln also versuchen auf flachen flexiblen Sohlen im Ballengang einen Teil der Alltagswege zu gehen Dazu gibt es auch Vorubungen fur im Ballengang Ungeubte 14 Wo tastendes Fortbewegen von Vorteil ist besonders in warmen Landern deren Wusten keineswegs vorwiegend weichen Sanduntergrund bieten sondern eher steinigen Boden und viele Menschen traditionell barfuss gehen ist Gehen im Ballengang naturgemass eine im Alltag viel geubte Gangart Aufrechter Gang bei Menschenaffen Bearbeiten Gibbons bewegen sich am Boden wohin sie naturlicherweise aber kaum einmal geraten immer auf zwei Beinen fort Schimpansen und Gorillas halten sich zwar uberwiegend am Boden auf nutzen ihre bedingte Fahigkeit zum aufrechten Gang dabei allerdings wenig und nur fur kurze Distanzen Ihr hauptsachlich angewandter sogenannter Knochelgang galt bis zur Entdeckung des Fossils Ardi als ein Merkmal das auch den fruhen Hominini zugeschrieben wurde Die Analyse seiner Handknochen ergab jedoch keinen Hinweis auf Knochelgang woraus geschlossen wurde dass der Knochelgang eine relativ spate Sonderanpassung der beiden Grossen Menschenaffen ist 15 Siehe auch BearbeitenFussverkehr Gangerkennung Gangstorung Gehen Sport Gehhilfe Marsch Spaziergang Wandern WegstundeLiteratur BearbeitenStefan Geyer Die Kunst des Gehens Ein literarischer Wegbegleiter Marix Verlag 2019 ISBN 978 3 7374 1120 2 Ralf Risser Psychological Perspectives on Walking Interventions for Achieving Change Routledge ISBN 978 0 367 32258 8 Thomas Rogall Die Kunst des Gehens Schritt fur Schritt zu gesunden Fussen Nymphenburger Verlag 2011 ISBN 978 3 485 01343 7 Aurel Schmidt Gehen Der glucklichste Mensch auf Erden Frauenfeld Verlag Huber 2007 ISBN 978 3 7193 1446 0Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gehen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Gehen Zitate nbsp Wiktionary gehen Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Nikolaus F Troje Interaktives Wahrnehmungsexperiment online Bewegungen erkennen bewerten Dirk Asendorpf Warum verbrauchen afrikanische Frauen beim Tragen so wenig Energie In Die Zeit Nr 13 vom 21 Marz 2002Einzelnachweise Bearbeiten Nick Carey Draft Results Establishing Pedestrian Walking Speeds 31 Mai 2005 Portland State University englisch Spazieren nicht unterschatzen Auf wanderforschung de Stand 2011 eingesehen am 19 August 2016 Das Herkunftsworterbuch Der Duden in zwolf Banden Band 7 Nachdruck der 2 Auflage Dudenverlag Mannheim 1997 S 225 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Siehe auch DWDS gehen und Friedrich Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 7 Auflage Trubner Strassburg 1910 S 164 Jurgen Koebke Funktionelle Anatomie der Gelenke Schematisierte und kommentierte Zeichnungen zur menschlichen Biomechanik Thieme 3 Ausgabe 2006 ISBN 978 3 13 142214 9 S 212 Gesamter Absatz nach Karl Zilles Bernhard Tillmann Anatomie Springer Medizin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 540 69481 6 S 269 Kirsten Gotz Neumann Gehen verstehen Ganganalyse in der Physiotherapie 3 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 2011 ISBN 978 3 13 132373 6 Jacquelin Perry Judith Burnfield Gait Analysis Normal and Pathological Function 2 Auflage Slack Incorporated 2010 ISBN 978 1 55642 766 4 Dietrich Hohmann Ralf Uhlig Orthopadische Technik Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1990 ISBN 3 432 82508 0 Nikolaus Wulker Die Untersuchung des Fusses in der Sportmedizin In Deutsche Zeitschrift fur Sportmedizin Standards Sportmedizin Untersuchung Fuss Band 51 Nr 4 2000 S 141 142 germanjournalsportsmedicine com PDF der folgende Link wurde wg Urheberrecht gesperrt abgerufen am 26 Marz 2016 behandelt den menschlichen Fuss seine Anatomie und seine Beanspruchung bei Gehen Tanzen Laufen und seine Einbindung im Bewegungsapparat des menschlichen Korpers Auch ein Vergleich mit dem Gehen der Primaten ist enthalten Der zentrale Knochen beim ast umgreifenden Auftreten des Primatenfusses der ja gleichzeitig 3 oder 4 Primatenhand ist beim Gehen im Baumgeast ist auch im menschlichen Fussskelett enthalten hat aber durch die deutlich andere Fussformung als auf Gehen und evtl noch Klettern spezialisierte Extremitat nur zufallig Bodenkontakt weil der Fuss halt so gewachsen ist Ein Orang Utan geht auf dem Boden nur auf den Fuss Aussenkanten was im Vergleich zum Menschen wie ein Gangart Provisorium wirkt S Farmer Key factors in the Development of Lower Limb Co ordination Implications for the Acquisition of Walking in Children with Cerebral Palsy In Disability and Rehabilitation Band 25 Nr 14 2003 S 807 816 englisch Zitiert nach Britta Gebhard Motorik und Interaktion in der Entwicklung von Risikokindern Eine Untersuchung zur Forderung fruhgeborener Kinder auf dem Laufband Dissertation zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Philosophie Dr phil in der Fakultat Rehabilitationswissenschaften der Technischen Universitat Dortmund 2009 d nb info S 107 Britta Gebhard Motorik und Interaktion in der Entwicklung von Risikokindern Eine Untersuchung zur Forderung fruhgeborener Kinder auf dem Laufband Dissertation zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Philosophie Dr phil in der Fakultat Rehabilitationswissenschaften der Technischen Universitat Dortmund 2009 d nb info S 58 S 107 a b Caroline Maria Kruger Laufbandtraining bei Kindern mit Cerebralparese Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwurde der Medizinischen Fakultat der Christian Albrechts Universitat zu Kiel 2008 S 12 13 Video Liste mit sieben Ubungen zum Ballengang von Peter Scholten Als Vorfusslauf Propagandist bezeichnet er den Ballengang als DAS naturliche Laufen es ist aber nur eine Art des naturlichen Laufens da der menschliche Korper eben fur mindestens drei Arten des aufrechten Vorwartslaufes optimiert ist Gangart 1 den ganzen Fuss abrollend langsam oder schnell Gangart 2 schnell nur den Vorfuss abrollend im Vorfusslauf und Gangart 3 quasi tastend im Ballengang gehend die Ferse sanfter absetzend plus dem zweiten Teil des Fuss Abrollens aus Gangart 1 C Owen Lovejoy et al Careful Climbing in the Miocene The Forelimbs of Ardipithecus ramidus and Humans Are Primitive In Science Band 326 2009 S 70 70e1 70e8 doi 10 1126 science 1175827 englisch Normdaten Sachbegriff GND 4140871 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gehen amp oldid 238718530 Technik