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Zacharias Fridenreich auch Friedenreich oder Friedensreich um 1573 vermutlich in Konigsberg in der Neumark zwischen 1642 und 1648 in Wien war ein deutscher Jurist Staatsrechtler und Diplomat in der Vorphase und wahrend der Zeit des Dreissigjahrigen Krieges Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 In pfalz neuburgischen Diensten 1 2 Regensburger Zeit 1 3 Agent verschiedener Herren am Kaiserhof in Wien 2 Werke 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBiografie Bearbeiten nbsp Lebensorte von Zacharias Fridenreich im Heiligen Romischen ReichDer Geburtsort und das Geburtsjahr Fridenreichs sind nicht sicher bekannt Als Geburtsort wird Konigsberg in der Neumark angenommen da sich Fridenreich in verschiedenen eigenen Werken dahingehend ausserte In seinem 1609 erschienenem Politicorum liber bezeichnete er sich als Regiomontanus Marchicus und in seinen Epigrammatum libri tres verwendete er die Herkunftsbezeichnung Regimontani Novimarchici Auch spatere Biografen gingen von diesem Geburtsort aus 1 Sein Geburtsjahr wird auf etwa 1573 geschatzt da sich Fridenreich um das Jahr 1588 an der Universitat Frankfurt Oder immatrikulierte fur dieses Jahr findet sich der Eintrag Zaccharias Friederich Cunigsbergensis ein damals durchschnittlich ubliches Immatrikulationsalter von 15 Jahren angenommen Von der Viadrina wechselte er an die Strassburger Hochschule formal eine Akademie und erst ab 1621 eine Volluniversitat Dort zahlte der Jurist Georg Obrecht zu seinen wesentlichen akademischen Lehrern 2 Nach Abschluss des Studiums in Strassburg hospitierte Fridenreich einige Zeit am Reichskammergericht in Speyer und kehrte 1606 nach Strassburg zuruck um dort von 1606 bis 1609 als Prazeptor fur adlige Studenten aus seinem Heimatterritorium Brandenburg tatig zu sein Wahrend dieser Zeit entstand sein erstes grosseres Werk Politicorum liber Buch der Politiker Das Buch war dem gerade eben zur Regentschaft gekommenen Kurfursten Johann Sigismund von Brandenburg gewidmet wohl in der Hoffnung auf eine Anstellung im brandenburgischen Staatsdienst 2 Inhaltlich und vom Aufbau her lehnte sich das Werk an die 6 Jahre zuvor erschienene Politica methodice digesta des Herborner Juristen Johannes Althusius an und ubernahm grossenteils auch dessen monarchomachische Argumentation Im Politicorum liber spricht sich Fridenreich fur eine konsolidierte Staatsgewalt aus aber gegen eine absolutistische Zentralisierung der Macht in einer Person Am Beispiel des Heiligen Romischen Reiches Liquidum est summum in Imperio magistratum amp monarcham Imperatorem esse utut potestas ipsius non sit usquequa libera et absoluta Es ist offensichtlich dass der Kaiser die Obrigkeit und das gekronte Haupt des Reiches bildet jedoch sei dessen Macht nicht vollstandig absolut und unbeschrankt 3 Im zweiten Teil des Werks vertritt Fridenreich unter Bezug auf die klassische Bibelstelle aus dem Romerbrief 13 LUT die traditionelle lutherische Obrigkeitslehre womit er einige im ersten Teil vertretenen Standpunkte wieder relativierte Moglicherweise stand Fridenreich bei Abfassung dieses zweiten Teils schon unter dem Eindruck seines anstehenden Eintritts in furstliche Dienste 2 Das Werk wurde wenige Jahre nach seinem Erscheinen in zwei Dekreten von 1610 und 1616 durch die Glaubenskongregation auf den Index gesetzt 4 In pfalz neuburgischen Diensten Bearbeiten nbsp De ignoratia Titelblatt der Doktorarbeit 1609 nbsp De Tutela et Administratione Electorali Palatina 1613 Am 2 Juli 1609 promovierte Fridenreich mit der Arbeit De ignorantia Uber die Unwissenheit an der Universitat Basel zum Doktor beider Rechte Die offenbar eilig zusammengeschriebene Doktorarbeit widmete er seinem allergnadigsten Herrn domino suo clementissimo Pfalzgraf Philipp Ludwig von Pfalz Neuburg so dass davon ausgegangen werden kann dass er zu dieser Zeit bereits in den Diensten des Pfalzgrafen stand obwohl die erste Erwahnung in den pfalz neuburgischen Akten erst fur Dezember 1609 belegt ist 2 Der Eintritt in pfalz neuburgische Dienste brachte Fridenreich in Gegensatz zu seinem ursprunglichen Landesherren dem brandenburgischen Kurfursten Johann Sigismund da seit 1609 der Julich Klevische Erbfolgestreit ausgebrochen war bei dem der Kurfurst und der Herzog und Pfalzgraf Philipp Ludwig um das Erbe des verstorbenen letzten Herzogs von Julich Kleve Berg stritten Wahrend seiner knapp vierjahrigen Tatigkeit fur den Pfalzgrafen bis zum Fruhjahr 1614 vertrat Fridenreich fur mindestens ein Jahr als Resident in Dusseldorf die pfalz neuburgischen Interessen vor Ort Neben dem Julich Klevischen Erbfolgestreit bildeten auch die Auseinandersetzungen um die Vormundschaft Friedrichs V von der Pfalz bei der reformiert kurpfalzische lutherisch neuburgische und katholisch bayrische Interessen im Konflikt standen ein weiteres Arbeitsfeld des Juristen Fridenreich Bei den Streitigkeiten bezogen namhafte Reichsjuristen Stellung und veroffentlichten Abhandlungen mit denen sie die Rechtmassigkeit der jeweilig vertretenen Interessen zu begrunden suchten Fridenreichs juristische Kontrahenten waren die beiden Heidelberger Professoren Dionysius Gothofredus und Marquard Freher der pfalzische Rat Michael Loefen und der bayrische Jurist Christoph Gewold Fridenreichs publizistischer Beitrag in dieser Streitsache war die 1613 in Koln gedruckte Schrift Controversiae quae hodie in S Rom Imperio de tutela et administratione Electorali Palatina agitatur Synopsis Zusammenfassung des Streites der derzeit uber die Vormundschaft und Verwaltung der Kurpfalz im Heiligen Romischen Reich ausgetragen wird Die Schrift widmete Fridenreich dem im Vorjahr ins Amt gekommenen Kaiser Matthias kongruent zur pfalz neuburgischen Politik die eine zunehmende Anlehnung an die Habsburger betrieb 2 Regensburger Zeit Bearbeiten Im Fruhjahr 1614 quittierte Fridenreich den pfalz neuburgischen Dienst und nahm in der Freien Reichsstadt Regensburg die Stelle eines Ratssyndikus an Das Motiv fur den Wechsel war wohl wesentlich die offentliche Konversion des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm zum Katholizismus die dem uberzeugten Lutheraner Fridenreich widerstrebte In Regensburg sah sich Fridenreich erneut mit den Konfessionsstreitigkeiten seiner Zeit konfrontiert Neben dem prononciert lutherischen Rat der Stadt residierte hier auch ein katholischer Bischof und die Stadt musste sich als haufiger Tagungsort der Reichstage auf verschiedene Konfessionen und deren Bedurfnisse einrichten Im Jahr 1618 heiratete Fridenreich hier Catharina Fadelmeyer Fedlmair oder Fedlmejer die Tochter des Hofgerichtsassessors Georg Fedlmejer 5 Zu den genauen juristischen Tatigkeiten Fridenreichs wahrend seiner 10 Jahre in Regensburg gibt es kaum schriftliche Uberlieferungen 2 Agent verschiedener Herren am Kaiserhof in Wien Bearbeiten Im Jahr 1624 wechselte Fridenreich nach Wien auf eine Anstellung als Reichshofratsagent wohl auf Vermittlung eines alten Bekannten aus Neuburger Zeit des seit 1612 in Wien tatigen Jeremias Pistorius Ab Anfang November war er fur den Grafen Anton Gunter von Oldenburg als Agent tatig Gegen ein Entgelt von 100 Reichstalern jahrlich sollte Fridenreich die Interessen der oldenburgischen Grafschaft am Kaiserhof vertreten und daruber in zweiwochigen Abstanden Berichte nach Oldenburg erstatten Beispielsweise wurde Fridenreich 1625 in einen am Reichshofrat anhangigen Streit zwischen Oldenburg und der Stadt Bremen um die Einnahmen aus dem Weserzoll involviert Ab 1627 lag Oldenburg im Streit mit der benachbarten Grafschaft Ostfriesland unter Graf Edzard II uber eingedeichte Landereien und die Herrschaft Jever Fridenreich erlebte auch die um sich greifende Gegenreformation in den osterreichischen Landern der Habsburger mit darunter den damit zusammenhangenden Oberosterreichischen Bauernkrieg 1626 Wahrend einige Lutheraner in seinem Umfeld letztlich aus politischem Opportunismus zum Katholizismus konvertierten blieb Fridenreich lebenslang dem Luthertum treu Da das aus Oldenburg bezogene Jahresgehalt nicht ausreichte ubernahm Fridenreich nach dem Tod des bisherigen graflich waldeckschen Agenten am Wiener Hof im Jahr 1626 auch die Vertretung der Anliegen der Grafen von Waldeck Die Grafschaft Waldeck war seit 1622 in einen Prozess mit dem benachbarten Hessen Kassel verwickelt in dem es buchstablich um den Weiterbestand Waldecks als selbstandige Territorialeinheit ging so dass man eines kompetenten im Reichsrecht erfahrenen Juristen bedurfte 1621 hatte Landgraf Moritz von Hessen Kassel sogar die militarische Besetzung Waldecks versucht was aber misslungen war 2 In einer Empfehlung Fridenreichs an den Hof nach Arolsen hiess es dass dieser der lutherischen Religion eifferig zuegethan und zugleich ein woll erfarener gelehrter und bey allen Reichshoffrathen beliebter eingezogener redtlich er und gottsfurchtiger Man sei Ab dem 11 November 1626 stand Fridenreich auch im Dienst der waldeckschen Grafen Durch emsige Tatigkeit erreichte Fridenreich gunstige Ergebnisse in der Waldeckschen Angelegenheit und die Grafen erhielten 1627 eine Titelaufwertung und durften sich Hoch und Wohlgeboren nennen was im Gegenzug aber mit einer sehr hohen die Grafschaft belastenden Zahlung von 300 Goldgulden Gebuhr verbunden war Ein konstantes Hindernis bei der Tatigkeit Fridenreichs war die bekanntermassen schleppende Bearbeitung von Fallen durch den Reichshofrat und die dort gehandhabte schlampige Aktenfuhrung die in zahlreichen Berichten Fridenreichs und anderer Reichsagenten zum Ausdruck kommt In einem Schreiben Fridenreichs heisst es sich die Acta bey der Registratur abermahl nit finden lassen wollen ungeacht ich umbstendtlich erindert was massen diese Acta hiebevor auch verlegt und zerstreut gewesen aber in meinem Beysein zusammen geordnet worden 2 Die zunehmende Unterdruckung der Protestanten in den habsburgischen Landern fuhrte dazu dass auch die Agenten am Kaiserhof in ihrer freien Religionsausubung eingeschrankt wurden woruber Fridenreich in mehreren Schreiben nach Arolsen und Oldenburg berichtete Diese Verhaltnisse und insbesondere das im Fruhjahr 1629 erlassene Restitutionsedikt liessen die protestantischen Agenten am Kaiserhof naher zusammenrucken Auch Lutheraner und Kalvinisten legten ihre Streitigkeiten bei 2 Nachdem Fridenreichs Ehefrau verstorben war verheiratete er sich Anfang Januar 1630 mit Justina Schmelzer der Tochter eines Zeugkommissars der niederosterreichischen Stande Um das Jahr 1632 fand Fridenreichs Tatigkeit fur die Grafen von Waldeck und Oldenburg ihr Ende Fridenreich selbst scheint aufgrund des muhsamen schleppenden Fortgangs das Interesse an den Prozessen verloren zu haben und von Seiten seiner Arbeitgeber wurde ihm Untatigkeit vorgeworfen was er energisch bestritt Angesichts der Kriegsumstande der damit verbundenen allgemein zunehmenden Unsicherheiten und dem Rechtsverfall verliess er spatestens im Fruhjahr 1633 Wien in Richtung Schlesien In einem Schreiben aus Breslau vom Juni 1633 nach Waldeck begrundete er seinen Weggang damit dass seit Ableiben der Koniglichen M ajesta t in Schweden etcetera christseligsten Angedenckens d h dem Tod Konig Gustav II Adolfs in der Schlacht bei Lutzen 1632 die Verfolgung in Wien dermassen zugenommen das man seiner Kinder und Vermogens in Gefahr gestanden Die dem Brief beschrieb er die Gefahren denen er und seine Familie bei der Reise nach Breslau durch Rauber ausgesetzt gewesen waren In der folgenden Zeit scheint Fridenreich keine feste Anstellung mehr gefunden zu haben und wohl durch gelegentliche juristische Hilfestellungen bei der Stadt Breslau Einkunfte bezogen zu haben Im Jahr 1636 erschien eine Epigramm Sammlung aus seiner Feder in Leipzig Der Gedichtband hat autobiografische Bezuge Beispielsweise wird der 1630 im Alter von 18 Jahren in Wien verstorbene Sohn August betrauert und es findet sich ein Lob auf Schwaben Laus Sueviae wohl eine sentimentale Reminiszenz an die neuburgische Zeit Ausserdem wird die herrschende Rechtlosigkeit und der Verlust an Constantia in mehreren Versen beklagt Nil constans in mundo Constantia prudens etc Trost findet Fridenreich in dem Werk im christlichen Glauben 2 Ab 1641 findet sich Fridenreich wieder in Wien In der Endphase des Krieges hatten sich die Verhaltnisse beruhigt und Fridenreich erhielt wohl unter Vermittlung seines alten Freundes Jeremias Pistorius der inzwischen als Agent zahlreicher protestantischer Territorien am Kaiserhof unter seinen Kollegen eine herausgehobene Stellung einnahm eine Stelle als Prokurator Am 9 Januar 1642 leistete er hierfur den Eid Diese Eidesformel ist der letzte dokumentierte Akt aus dem Leben Fridenreichs Er ist wahrscheinlich vor dem Jahr 1648 in Wien verstorben Vielfach wird als Todesjahr 1645 angegeben ohne das klar ist aus welcher Quelle diese Information stammt 2 Werke BearbeitenPoliticorum liber ex sacris profanisque scriptoribus veros artis Politicae fontes investigans Paul Ledertz Strassburg 1609 Latein archive org De Ignorantia Theses juridicae Genathius Basel 1609 urn nbn de bvb 12 bsb11221582 6 Latein Controversiae quae hodie in S Rom Imperio De Tvtela Et Administratione Electorali Palatina agitatur Synopsis Marquardi Freheri Et Dionysii Gothofredi sparsis ea de re Scriptis potissimum opposita una cum Praefatione Ad Divum Imperatorem Et Proceres Germaniae Pro Legibus Imperii fundamentalibus tuendis Schmidt Koln 1613 urn nbn de bvb 12 bsb10515186 2 Latein Syncharises Gamicae Lectissimo Nuptorum Pari Johannis Beithmann Jena 1618 urn nbn de bvb 12 bsb11104360 6 Latein Epigrammatum Libri tres Muller Breslau 1636 Latein diglib hab de Weblinks BearbeitenWerke von und uber Zacharias Fridenreich in der Deutschen Digitalen Bibliothek Die Akten des Kaiserlichen Reichshofrats RHR Erich Schmidt Verlag Berlin abonnementpflichtiges digitales Aktenarchiv Einzelnachweise Bearbeiten Johann Christoph Adelung Heinrich Wilhelm Rotermund Fridenreich oder Friederich Zacharias In Fortsetzung und Erganzungen zu Christian Gottlieb Jochers allgemeinem Gelehrten Lexico Gleditsch Leipzig 1787 S 1253 urn nbn de bvb 12 bsb10528529 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