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Yeni Rabat auch Rabat georgisch ენირაბათი ist eine vermutlich aus der ersten Halfte des 11 Jahrhunderts stammende Kirchenruine eines ehemaligen Klosters des mittelalterlichen georgischen Konigreichs Tao Klardschetien in der heutigen nordostturkischen Provinz Artvin Am Ort von Yeni Rabat wird das im 9 Jahrhundert gegrundete durch ein um 973 abgeschriebenes Evangeliar beruhmt gewordene Kloster Schatberdi lokalisiert Yeni RabatAnsicht von NordostenDatenOrt Tao Klardschetien TurkeiBaujahr Erste Halfte 11 JahrhundertKoordinaten 41 4 28 N 42 9 58 O 41 074444444444 42 166111111111 Koordinaten 41 4 28 N 42 9 58 OYeni Rabat Turkei Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie vom Schwarzen Meer im Tal des Coruh ins Landesinnere fuhrende Schnellstrasse 10 folgt etwa zehn Kilometer hinter Artvin in nordostlicher Richtung bis Savsat in einer zunehmend enger und steiler werdenden Schlucht dem Berta Suyu georgisch Imerchewi einem Nebenfluss des Coruh Von dieser Strasse biegt drei Kilometer nach dem Abzweig eines Fahrwegs zur Klosterkirche Dolisqana an einer Brucke uber den Ardanuc Cayi georgisch Artanudschiszqali der hier in den Berta Suyu mundet eine Nebenstrasse nach Suden in Richtung Kars ab Sie erreicht nach knapp 15 Kilometern die Kleinstadt Ardanuc fuhrt im Tal des Ardanuc weiter und uberquert spater auf dem Yalnizcam Pass die gleichnamige bis 2480 Meter hohe Gebirgskette Etwa 12 Kilometer hinter Ardanuc zweigt aus dem Tal ein nicht asphaltierter Fahrweg nach links ab Er windet sich einen knappen Kilometer durch Weideland hinauf bis zu dem am Hang gelegenen Dorf Bulanik mit seinen massiv aus Blockbohlen gefertigten Rinderstallen Von hier verlauft der Weg zur Kirche weitere drei Kilometer in Richtung Ardanuc zuruck annahernd auf gleicher Hohe uber der Talsohle Das hinter hohen Laubbaumen verborgene Gehoft neben der Kirchenruine ist als Camlikoy bekannt Aus einem Seitental fliessen kleine Wasserlaufe durch grune Wiesen die aus der Umgebung eine Oase inmitten der ansonsten im Sommer trockenen Felslandschaft machen Die Kirche steht auf einer nach Westen vorkragenden Felsnase die durch eine mehrere Meter hohe Stutzmauer im Suden zu einem kunstlichen Plateau erweitert wurde Es bildet die einzige ebene Flache im Umkreis Am breitesten ist dieser so entstandene Kirchplatz vor der West und Sudseite weil dort die Eingange liegen Von Nebengebauden und Umfassungsmauern blieb nichts mehr erhalten Yeni Rabat liegt etwa im Zentrum der Region die aufgrund ihrer zahlreichen Kirchen als Georgisches Sinai bekannt geworden ist In nordlichen Seitentalern weit oberhalb des Berta Suyu und nur uber steile Fahr oder Fusswege zu erreichen blieben von Westen nach Osten die Reste der ehemaligen Kloster Dolisqana Opiza Chandsta Porta und Tbeti erhalten In der anatolischen Hochebene sudlich des Yalnizcam Gebirgsmassivs steht die Rundkirche von Bana als einzige in freiem Gelande Ishan Dortkilise und Haho sind die turkischen Namen von ehemals bedeutenden georgischen Klostern in den Bergen am Rand des Tortum Flusstals Tortum Cayi zwischen Yusufeli und Tortum Geschichte Bearbeiten nbsp Ansicht von Sudosten Foto von N J Marr 1911Unter Konig Wachtang I Gorgassali der in der zweiten Halfte des 5 Jahrhunderts regierte erreichte das georgische Reich Iberien seine grosste Ausdehnung und erstreckte sich im Westen uber einen Teil des spateren Tao Klardschetien 575 erbauten die georgischen Bagratiden die Festung von Ardanuc Nach Einfallen der arabischen Umayyaden Ende des 8 Jahrhunderts liess Furst Aschot I die zerstorte Burg wieder aufbauen und machte sie zum Hauptort von Tao Klardschetien Auch noch im 16 Jahrhundert nachdem die Osmanen das georgische Kleinreich Samzche besiegt hatten war Ardanuc ein politisches Zentrum und stellte eine sichere Station auf einer Fernhandelsroute zwischen Anatolien und dem Kaukasus dar Im 9 und 10 Jahrhundert als es den Bagratiden gelungen war die zersplitterten Furstentumer zu einigen wurden im ausserhalb der arabischen Einflusssphare gelegenen Tao Klardschetien besonders viele Kirchen und Kloster errichtet Ende des 10 Jahrhunderts wurde Tao Klardschetien mit drei weiteren Furstentumern zum Konigreich Georgien vereint Der Monch Grigol Chandsteli 759 861 uber den Giorgi Mertschule aus dem Kloster Chandsta in seiner 951 verfassten Hagiographie Das Leben von Grigol Chandsteli berichtet soll in den 830er und 840er Jahren drei Monchs und zwei Nonnenkloster gegrundet haben Auf Grigols Schuler gehen weitere Klostergrundungen in den folgenden Jahrzehnten zuruck Viele Kloster erlangten Beruhmtheit durch die illuminierten Handschriften die in ihnen abgeschrieben wurden Von grosser Bedeutung ist die Schriftsammlung von Schatberdi aus dem Jahr 973 Sie tragt den Beinamen Barhal Evangelium weil darin der Neubau der Klosterkirche Barhal georgisch Parchali erwahnt wird dieses Datum folglich den terminus ante quem fur ihre Fertigstellung angibt 1 Ein weiteres kulturelles Zentrum war das Kloster von Opiza in dem zahlreiche Handschriften vervielfaltigt wurden darunter das 913 datierte Evangelium von Opiza 2 Nach dem Vorbild traditioneller Wohngebaude georgisch darbasi entstanden in Iberien parallel zu Basiliken ab Mitte des 6 Jahrhunderts Zentralbauten die spater eine monumentale Grosse erreichten Der Grundriss solcher Kreuzkuppelkirchen in Form eines griechischen Kreuzes bildete die Grundlage des georgischen Kirchenbaus Die Vorlaufer der Bauform aus dem 6 Jahrhundert wie sie in Georgien erhalten sind wirken noch gedrungen Deren breiter Baukorper wurde bei den Kirchen des 10 Jahrhunderts massiv erhoht 3 nbsp Ansicht von SudenVon einem moglichen Vorgangerbau blieb nichts erhalten Fur die heute sichtbaren Ruinen gibt es keinen historischen Hinweis oder eine Inschrift zur Datierung Dennoch wird allgemein angenommen dass Yeni Rabat mit dem georgischen Kloster Schatberdi identisch ist Stilvergleiche ergeben ein uneinheitliches Bild Die Form des Tambours dessen Aussendurchmesser etwa seiner Hohe entspricht und die Zahl seiner Fenster sind typisch fur Kirchen aus der Mitte des 10 Jahrhunderts etwa Dolisqana um 945 Typologisch steht Yeni Rabat den Kirchen von Ekeki turkisch Visneli zweite Halfte 10 Jahrhundert und Tschangli Klosterruine in Armenien erste Halfte 11 Jahrhundert nahe Die Datierung erfolgt nach der Gesamtbeurteilung von Architektur und Bauschmuck vorsichtig in die 1040er Jahre 4 Im 19 Jahrhundert war die Kirche im Besitz von Armeniern die an der Sudostecke deutlich erkennbare Restaurierungen vornahmen 5 1893 veroffentlichte der russische Archaologe Andreĭ Mikhailovich Pavlinov 1852 1898 einen ersten Kurzbericht zur Kirche Ein Jahr spater hielt sich der Linguist Nikolai Jakowlewitsch Marr vier Stunden lang in Yeni Rabat auf Die Zeit reichte um eine kurze georgische Inschrift und einige armenische Schriftzeichen an der Kirche und auf behauenen Steinblocken die an modernen Gebauden in der Nachbarschaft verbaut waren zu notieren Nicole und Jean Michel Thierry waren die ersten Kunsthistoriker nach dem Zweiten Weltkrieg die im bis dahin schwer zuganglichen Nordosten der Turkei ab Anfang der 1960er Jahre Forschungsreisen unternehmen durften 6 1968 veroffentlichten sie die Ergebnisse ihrer Untersuchungen des Vorjahres aus Yeni Rabat Der georgische Kunsthistoriker Wachtang Djobadze besuchte die Kirche in den Jahren 1976 und 1983 Architektur Bearbeiten nbsp Pseudotrompe am nordostlichen Eckpfeiler des TamboursDie in ihrem Westarm um ein Tonnengewolbe verlangerte Kreuzkuppelkirche misst innen in Ost West Richtung 16 7 Meter und in Nord Sud Richtung 10 7 Meter Die Breite der nordlichen und sudlichen Kreuzarme betragt 5 6 Meter Die hinter der an der Aussenseite geraden Ostwand verborgene halbrunde Apsis besitzt eine Breite von 4 8 und eine Tiefe von 4 4 Metern Sie wurde durch ein zentrales Fenster mit Rundbogen erhellt Bauern aus der Umgebung brachen die Fensterlaibung heraus und vergrosserten die Offnung um einen Zugang zu schaffen da ihnen die Kirche als Heuschober diente Zu beiden Seiten ist die Apsis von Nebenraumen Pastophorien mit halbrunden Ostwanden umgeben die durch Turen mit den Querschiffen aber nicht direkt mit der zentralen Apsis verbunden waren Stattdessen ist an den entsprechenden Stellen der seitlichen Apsiswande jeweils eine quadratische Nische in die Wand eingetieft Die beiden Nebenraume erganzen den Grundplan zu einem im Osten aussen geschlossenen rechteckigen Baukorper aus dem nur die Verlangerung des Westarms hinausragt Ein Zugang befindet sich an der Stirnseite ein weiterer Zugang an der Sudseite des Westarms Die aussere Wandschale besteht aus behauenen und geglatteten Rechteckblocken unterschiedlicher Grossen die in annahernd ebenen Lagen vermauert sind Deutlich sorgfaltiger wurden Tur und Fensterbogen sowie die Aussenwande des Tambours ausgefuhrt Am besten erhalten blieben die oberen Wandbereiche im Westen und Suden an den beiden anderen Seiten fehlt die Wandverkleidung vollstandig Hier ist zwischen den Baumen nur noch ein von Mortelmassen zusammengehaltener Schuttkegel zu sehen Die Innenwande wurden aus meist unbehauenen und grob gefugten Steinbrocken gemauert Zwei Drittel der Wandstarke bestehen aus einer Mortelfullung mit Bruchsteinen Ehemals noch vorhandene bemalte Putzreste haben gezeigt dass die Innenwande mit einer Putzschicht uberzogen und vollstandig bemalt waren Die Kuppel erhebt sich uber vier im Quadrat angeordneten Jochen mit schwach ausgepragten Spitzbogen deren Last uber die von Pilastern verstarkten Wandecken abgeleitet wird Die 37 Zentimeter breiten Pilastersteine ragen in einer Starke von 30 Zentimetern aus der Wand Der Ubergang an den Ecken zur Kreisform des Tambours erfolgt mittels einer Kombination aus Pendentifs und einem Bundel aus vier parallelen Wulstrippen die daruber einen trompenartigen Halbkreis Pseudotrompen bilden Blendbogen uber zwolf Pilastern schmucken den Tambour Die Kuppelkonstruktion ist zwar von Feuer geschwarzt aber im Gesamten in gutem Zustand nbsp Fenster am sudlichen KreuzarmAbgesehen von der Nordwest und Nordostseite ist der Tambour auch aussen gut erhalten An seiner Aussenseite ist er ebenfalls kreisrund im Unterschied zum zwolfeckigen Tambour von Dolisqana Wie dort werden die Wandfelder des Tambours durch zwolf gekoppelte Halbsaulen gegliedert entsprechend den Halbsaulen in Osk Vank besitzen sie eine gegeneinander gedrehte Riffelung Die Saulen sind durch Blendbogen miteinander verbunden Die so umschlossenen Wandflachen alternieren mit tief eingeschnittenen Dreiecksnischen nur die Felder in den vier Haupthimmelsrichtungen sind durchfenstert Dreiecknischen die fur eine vertikale Gliederung der Giebelwande sorgen meist an der ostlichen Aussenwand an der Trennlinie zwischen Apsis und Nebenraumen sind in der georgischen und armenischen Kirchenarchitektur haufig sie finden sich bis auf Yeni Rabat jedoch nie an einem Tambour Hier dienen die Nischen dazu den Tambour plastisch zu gestalten und optisch seine Masse zu reduzieren Die Zahl von vier Fenstern im Tambour ist typisch fur Kirchen aus der Mitte des 10 Jahrhunderts danach erhohte sich die Fensterzahl in Osk Vank auf 12 und in Ishan auf 16 Demgegenuber scheinen die spiraligen Halbsaulen die im Lauf der Zeit ihre eher statische Funktion zugunsten einer rein dekorativen aufgaben eine Weiterentwicklung von Ishan zu sein und damit fur eine Bauzeit nicht vor der Mitte des 11 Jahrhunderts zu sprechen 7 Wahrend die Nordfassade in ihrem desolaten Zustand offenbar nie restauriert wurde sind an der Sud und Westseite Reparaturen mit recht beliebig und unpassend eingefugten Steinquadern erkennbar Deutlich wird dies an einigen zweitverwendeten Ornamentsteinen Bemerkenswert sind die geometrischen Reliefs an den Fensterlaibungen der Sud und Westseite Die Kette aus sich ineinander schlingenden Halbkreisen umrahmt von einem Spiralwulst wurde aussergewohnlich akkurat ausgefuhrt sorgfaltiger als die ubrigen Dekorformen Moglicherweise schuf diese Fenster ein anderer Steinmetz Insgesamt kommen in Yeni Rabat einige gestalterische Neuerungen vor die nicht mit der zeitgenossischen Tradition zusammenpassen 8 Literatur BearbeitenWachtang Djobadze Early Medieval Georgian Monasteries in Historic Tao Klardjetʿi and Savsetʿi Forschungen zur Kunstgeschichte und christlichen Archaologie XVII Franz Steiner Stuttgart 1992 S 72 77 Volker Eid Ost Turkei Volker und Kulturen zwischen Taurus und Ararat DuMont Koln 1990 S 199f ISBN 3 7701 1455 8 Thomas Alexander Sinclair Eastern Turkey An Architectural and Archaeological Survey Vol II The Pindar Press London 1989 S 23Einzelnachweise Bearbeiten Sinclair S 17 Heinz Fahnrich Grammatik der altgeorgischen Sprache Buske Hamburg 1994 S 7 ISBN 978 3875480658 Edith Neubauer Altgeorgische Baukunst Felsenstadte Kirchen Hohlenkloster Anton Schroll Wien Munchen 1976 S 32f Djobadze S 77 Eid S 200 Bruno Baumgartner Unknown and less known Georgian monuments in northeast Turkey Memento des Originals vom 2 Februar 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www symposiumgeorgia org PDF Datei 8 08 MB In Vakhtang Beridze Hrsg 1st International Symposium of Georgian Culture 21 29 Juni 2008 S 183 Djobadze S 75f Djobadze S 77 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Yeni Rabat amp oldid 207896120