www.wikidata.de-de.nina.az
Dolisqana georgisch დოლისყანა auch Doliskana Dolishana Dolishane turkisch Dolishane ist ein aus dem 10 Jahrhundert stammendes ehemaliges Kloster des mittelalterlichen georgischen Konigreichs Tao Klardschetien in der heutigen nordostturkischen Provinz Artvin Im Dorf Hamamlikoy blieb die Ruine einer bis in die 1990er Jahre als Moschee genutzten Kreuzkuppelkirche erhalten DolisqanaდოლისყანაAnsicht von Sudosten Oben am Tambour stark beschadigte Stifterfigur von Konig Sumbat mit KirchenmodellDatenOrt Tao Klardschetien TurkeiBaujahr um 940Koordinaten 41 9 57 N 41 57 8 O 41 165833333333 41 952222222222 Koordinaten 41 9 57 N 41 57 8 ODolisqanaდოლისყანა Turkei Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 4 Bauplastik und Malerei 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie vom Schwarzen Meer im Tal des Coruh ins Landesinnere fuhrende Schnellstrasse 10 biegt etwa zehn Kilometer hinter Artvin nach Nordosten ab und folgt bis Savsat in einer zunehmend enger und steiler werdenden Schlucht dem Berta Suyu georgisch Imerchewi einem Nebenfluss des Coruh Der Fahrweg zur Kirche beginnt etwa sieben Kilometer nach der Abzweigung und drei Kilometer bevor die Strasse uber eine Brucke des Ardanuc Cay georgisch Artanudschistskali der hier in den Berta Suyu mundet fuhrt An dieser Brucke zweigt eine Nebenstrasse ins gleichnamige Tal ab vorbei an der Kleinstadt Ardanuc zur Kirchenruine des georgischen Klosters Yeni Rabat Seit den 1970er Jahren ist Hamamlikoy auf einem drei Kilometer langen steil nach oben fuhrenden Fahrweg erreichbar der heute bis auf das letzte Stuck asphaltiert ist Die wenigen Hauser des Dorfes liegen verstreut am Hang der Imerchewi Berge turkisch Imerhevi Deresi hoch uber dem Tal des Berta Suyu Sie sind in der ansonsten kargen Felslandschaft von Hausgarten und Baumen umgeben Gegenuber der Kirchenruine an der ostlichen Strassenseite steht eine neue Moschee mit einem Brunnen davor Die Imerchewi Berge stellen den Sudabfall des Karcal Gebirges Karcal Daglari dar dessen hochster Gipfel knapp 20 Kilometer nordlich eine Hohe von 3415 Metern erreicht Alle ehemaligen georgischen Kirchen in diesem Tal liegen an der rechten nordlichen Seite des Flusses Ungefahr 20 Kilometer weiter Richtung Savsat sind nach einem ebenfalls steilen Weg in einem Seitental zunachst Opiza und einige Kilometer weiter in einem anderen Taleinschnitt Chandsta Porta zu erreichen Die Kathedrale von Tbeti kurz vor Savsat beendet die Reihe Geschichte Bearbeiten nbsp Von Konig Sumbat I beauftragte Ausgestaltung des sudlichen Kreuzarms Meisterhaft ausgefuhrter Blendbogen mit Palmetten eines anonymen Bildhauers Reliefs der Erzengel Michael links und Gabriel rechts in geringerer Qualitat von einem anderen Bildhauer vermutlich von Diakon Gabriel der sein Portrat innerhalb des Kranzes verewigteIn der kleinasiatischen wie in der georgischen Kirchenarchitektur entwickelte sich seit dem 4 Jahrhundert der Zentralbau parallel zur Basilika Nach dem Vorbild traditioneller Wohngebaude darbasi entstanden besonders in Georgien ab Mitte des 6 Jahrhunderts Zentralbauten die spater eine monumentale Grosse erreichten Deren Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes bildete auch in seiner symbolischen Bedeutung die Grundlage des georgischen Kirchenbaus Uber dem zentralen Kirchenraum wird die Kuppel von einem durchfensterten Tambour erhoht und das Westschiff durch Kombination mit dem Grundriss eines Langhauses verlangert Die Vorlaufer dieser Bauform aus dem 6 Jahrhundert wie sie in Georgien erhalten sind wirken noch gedrungen Deren breiter Baukorper wurde bei den Kirchen des 10 Jahrhunderts massiv erhoht 1 Ab Ende des 8 Jahrhunderts gelang es unter der Dynastie der Bagratiden die georgischen Furstentumer zu einigen Im 9 und 10 Jahrhundert wurden in Tao Klardschetien besonders viele Kirchen und Kloster errichtet weil dieses Gebiet ausserhalb der arabischen Einflusssphare geblieben war Ende des 10 Jahrhunderts wurde Tao Klardschetien mit drei weiteren Furstentumern zum Konigreich Georgien vereint In diese Zeit fallen die Klostergrundungen entlang des Imerchewi Der am Beginn der georgischen Geschichtsschreibung stehende Sumbat Dawitisdse berichtete Mitte des 11 Jahrhunderts in seinem Werk Das Leben Kartlis mit dem er sich zum Chronisten der Bagratidendynastie machte das Heer des Konigs Aschot I reg um 813 826 830 sei im Januar 826 bei Dolisqana gestanden als ihn seine arabischen Feinde arglistig getotet hatten 2 Die Darstellung ist zweifelhaft Aschot durfte erst 830 andernorts gestorben sein Das fruheste Dokument in dem Dolisqana erwahnt wird ist die Hagiographie des Monchs Giorgi Mertschule aus dem Kloster Chandsta im Jahr 951 uber den bedeutenden Klostergrunder Grigol Chandsteli 759 861 Viele Klostergrundungen im sudlichen Georgien ab dem 9 Jahrhundert und die Organisation der Kloster gehen auf Chandsteli und seine Schuler zuruck Ihnen ist zu verdanken dass das Tal des Berta Suyu zum Zentrum des Georgischen Sinai wurde In Das Leben von Grigol Chandsteli zahlt Mertschule die von Chandsteli in den 830er und 840er Jahren gebauten Kloster auf und fugt hinzu dass Dolisqana spater zu einem Kloster wurde Folglich existierte Dolisqana bereits vor 951 Der arabische Historiker al Masʿudi 896 956 erwahnt als Grunder Konig Sumbat I 958 Fur Sumbat der ab 954 den Titel Kuropalates Konig trug als Stifter des Klosters spricht eine zweizeilige Inschrift Christus segne unseren Konig Sumbat die sich unterhalb eines Reliefportrats aussen am Tambour befindet welches den Konig mit einem Kirchenmodell in den Handen zeigt Dies wurde die Fertigstellung Mitte der 950er Jahre bedeuten Des Weiteren gibt es an der Aussenfassade des sudlichen Kreuzarms ein Portrat das sich laut einer dortigen Inschrift einem gewissen Diakon Gabriel zuordnen lasst Die Buste stellt vermutlich den Steinbildhauer dar der fur einen Teil des Reliefschmucks verantwortlich war Dass Kirchenvater zugleich auch als Baumeister auftraten ist in der fruhen Geschichte des Kirchenbaus nicht ungewohnlich Eine ahnliche Doppelrolle spielte Gabriels Zeitgenosse Serapion von Sarsma der sich tatkraftig am Wiederaufbau des Klosters Opiza beteiligte Im Gebiet der syrischen Toten Stadte wirkte der Priester Diodoros beim Bau der 418 datierten grossen Kirche in Dar Qita mit Viele zwischen 380 und 415 erbaute Kirchen in diesem Gebiet gehen auf den Architekten Markianos Kyris zuruck der selbst Priester war nbsp Westarm mit Eingang von der Sudseite Die Wande des oberen als Moschee genutzten Teils uber einem nun entfernten Zwischenboden wurden geweisst Der untere Raum diente als Heulager Anhand von Stiluntersuchungen lasst sich der skulpturale Schmuck in zwei Stilgruppen unterscheiden die auf das unabhangige Wirken zweier Baumeister hindeuten Gemass Mertschule wurde die Kirche einige Jahre vor 951 errichtet Konig Sumbat liess demnach sein Portrat in einer zweiten Bauphase verewigen als die okonomischen Bedingungen es ihm erlaubten die bestehende Kirche auszuschmucken Hierfur durfte er den Diakon Gabriel und einen weiteren Steinmetzen beauftragt haben dessen Name nicht uberliefert ist Die erste Bauphase fallt demnach in die Jahre kurz vor 945 und wurde von einem anonymen Baumeister geleitet 3 Das Kloster bestand bis ins 14 Jahrhundert ab Ende 16 Jahrhundert bis in die 1990er Jahre wurde ein Teil der Kirche als Moschee genutzt Im 19 Jahrhundert waren bis auf die Kirche alle ubrigen Gebaude des Klosters zerstort 4 1958 wurde das Gebaude gemass seiner damaligen Verwendung instand gesetzt Hierbei baute man die beschadigte Sudostecke wieder auf und erneuerte das Dach Beschreibungen zu der Zeit als die Moschee noch bestand erwahnen einen oberen durch eine Tur an der Nordwand zuganglichen Raum der als Betsaal diente Die Fresken in diesem oberen Teil der Kirche sind weiss ubertuncht Ein durch eine Zwischendecke abgeteilter unterer von Suden zuganglicher Raum wurde als Heuschober verwendet Heute ist das Gebaude von allen Einbauten befreit und innen zuganglich Architektur Bearbeiten nbsp GrundrissAussenwande und Kuppel sind recht gut erhalten Das Gebaude steht quer zum Hang und wirkt von aussen gedrungen weil durch Anschwemmungen bei Regenfallen die Nordwand heute etwa drei Meter ins Erdreich eingesunken ist Nur am sudlichen Kreuzarm erreicht die Kirche ihre ursprungliche Hohe Die Wande sind beidseitig mit rechteckigen annahernd gleich grossen Steinblocken mit einer Lange von 35 und einer Hohe von 25 Zentimetern in horizontalen Lagen vermauert Die Mortelfugen sind ein bis drei Zentimeter breit Fenster und Turrahmen bestehen aus sauber gefugten und geglatteten Blocken Die ursprunglichen gewellten Tondachplatten sind abgegangen sie wurden durch eine bruchige Lage Zementmortel ersetzt nbsp Sudwestlicher Nebenraum mit einem Rest des ehemaligen Tonnengewolbes Die Saulen des Portikus sind verschwunden Der Grundriss bildet aussen ein Rechteck in welches eine Kreuzform mit einem fur das Kirchenschiff Naos verlangerten Westarm eingeschrieben ist Die Innenmasse betragen 15 8 11 38 Meter Den ostlichen Kreuzarm fullt eine halbrunde Apsis mit einer Breite von 5 3 Metern und einer Tiefe von 3 5 Metern Die Apsis wird von rechteckigen 2 85 2 4 Meter grossen Seitenraumen Pastophorien flankiert die nicht mit ihr verbunden sondern nur durch Turen in den Westwanden zuganglich sind Der Westarm in der Breite der Apsis wurde auf 6 4 Meter verlangert Ihm waren nordlich und sudlich schmale Nebenraume mit Tonnengewolbe angefugt deren sudlicher heute weitgehend fehlt Der sudliche Nebenraum bestand moglicherweise aus einer offenen Galerie wie bei den Kuppelbasiliken der Kloster Haho und Osk Vank Die Vermutung grundet sich auf zwei architektonische Details die an der ostlichen Schmalseite eingetiefte halbrunde Nische und die Ausgestaltung des Tympanonbogens aussen uber der Tur zum Kirchenschiff Beides ist typisch fur seitlich angebaute Portiken Der Zweck des 2 3 Meter breiten nordwestlichen Nebenraums ist nicht ganz klar Eventuell diente er als Kuche und da im Boden vergrabene Tonfasser gesichtet wurden als Weinkeller Sein Tonnengewolbe ist aus Ziegeln gemauert 5 Der Tambour ist aussen zwolfeckig und wird von einem konischen Dach uberragt an dem sich noch einige der ursprunglichen Monch und Nonnen Ziegel befinden 1 8 Meter weite halbkreisformige Blendarkaden die von Doppelsaulen getragen werden gliedern die Tambourseiten Die Kapitelle werden durch oben gespaltene unten rundgebogene Palmetten strukturiert wie sie an der 644 bis 652 erbauten Kathedrale von Swartnoz in Armenien vorkommen Solche Kapitelle sind auch an anderen armenischen Kirchen als Dekoration der Apsisbogen anzutreffen an georgischen Kirchen hingegen selten Nur die Seiten der vier Haupthimmelsrichtungen sind durchfenstert Alle vier Fenster sind 2 27 Meter hoch ihre Breiten variieren zwischen 0 63 und 0 74 Meter Der Durchmesser des Tambour betragt 5 42 Meter und ist damit identisch mit Opiza und wenig grosser als Chandsta 5 22 Meter in der Hohe misst er 6 15 Meter zum Vergleich Opiza 6 64 Meter und Chandsta 6 18 Meter 6 Bauplastik und Malerei Bearbeiten nbsp Fresko von vermutlich einem der Kirchenvater Sudseite der Apsis unterer Bereich Zustand von 2007 Ende 2012 waren weitere Teile abgeblattertDolisqana ist die fruheste Kirche in Tao Klardschetien bei der farbige Mauersteine und skulpturaler Fassadenschmuck als Gestaltungselemente in den Vordergrund treten So heben sich die gelblichen geglatteten Steine der Fensterlaibung an der Ostseite vom Grau der ubrigen Fassade deutlich ab der Rundbogen ist zusatzlich durch rote und weisse Steine akzentuiert Eine derartige Polychromie wurde in der 2 Halfte des 10 Jahrhunderts zum Stilmittel an allen Kirchen der Region sie fehlt dagegen in Armenien und Georgien Um dieselbe Zeit kam der omega formige Schmuckbogen der breit uber rechteckigen oder halbrunden Fenstern vorkragt in Mode Fur Tao Klardschetien charakteristisch ist dieser Bogen mit einem fortlaufend aneinandergereihten Palmettenmotiv an der Stirnseite Ein solches Motivband kommt in der Dortkilise genannten Klosterkirche auch als Malerei in der Apsis vor und ferner als Illustration in Manuskripten des 10 Jahrhunderts Das Portrat von Konig Sumbat I mit Kirchenmodell und dessen Inschrift befand sich am sudostlichen Blendbogen des Tambours Erhalten blieb lediglich der untere Teil in schlechtem Zustand Rechts des Stifters hatte sich ublicherweise sein Adressat Christus befinden mussen Vermutlich ist ein solches Relief verlorengegangen sodass es durch einen flachen Stein ersetzt werden musste 7 Die dortige und alle anderen Inschriften sind in der fruhen georgischen Rundschrift Mrglowani verfasst und stammen aus der spateren Bauphase des Konigs Sumbat Am zentralen Fenster des sudlichen Kreuzarms sind in streng frontaler Darstellung die beiden Erzengel Michael links westlich und Gabriel rechts mit Nimbus abgebildet Sie sind durch Begleitinschriften identifizierbar Beide tragen ein langes tunikaartiges Gewand und halten einen mannshohen Stab in der Hand Soweit noch erkennbar stecken ihre Fusse in hohen Stiefeln Die Reliefs sind flach in ihrer Gestaltung und Wirkung die Gewander wurden durch parallele Streifen schematisch gefullt aber nicht plastisch modelliert Neben dem Erzengel Gabriel ist ein kreisrunder Kranz zu sehen in dessen Mitte sich das schlecht erhaltene Portrat des Diakons und Steinmetzen Gabriel befindet Darunter prangt auf einem hellen Stein ein grosser Davidstern der als Hinweis auf die Verbindung Konig Sumbats zum biblischen Konig David gedeutet werden kann Dieser Geschichtsmythos spielt im Selbstverstandnis der Bagratidendynastie eine entscheidende Rolle 8 Im Innern der Kirche ist der Wandputz im unteren Teil abgegangen im oberen Bereich der fruheren Moschee blieben noch einige weiss ubertunchte Putzflachen erhalten unter denen geringe Malereireste erkennbar sind Die Apsis und vermutlich die Kuppel waren ausgemalt Die Fragmente der in der untersten Zone der Apsis verbliebenen Kirchenvater und Apostel stammen vermutlich aus dem 13 Jahrhundert 1967 war in der Apsis oben noch Christus erkennbar vermutlich als Deesis Gruppe zusammen mit der Jungfrau Maria und Johannes dem Taufer In der Kuppel durfte Christi Himmelfahrt dargestellt gewesen sein Die Blendarkaden des Tambours waren wohl mit Propheten ausgefullt 9 Literatur BearbeitenWachtang Djobadze Early Medieval Georgian Monasteries in Historic Tao Klardjetʿi and Savsetʿi Forschungen zur Kunstgeschichte und christlichen Archaologie XVII Franz Steiner Stuttgart 1992 S 57 71 Volker Eid Ost Turkei Volker und Kulturen zwischen Taurus und Ararat DuMont Koln 1990 S 200f ISBN 3 7701 1455 8 Thomas Alexander Sinclair Eastern Turkey An Architectural and Archaeological Survey Vol II The Pindar Press London 1989 S 21Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dolisqana Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Edith Neubauer Altgeorgische Baukunst Felsenstadte Kirchen Hohlenkloster Anton Schroll Wien Munchen 1976 S 32f Sumbat Dawitisdse Kartlis Zchovreba ქართლის ცხოვრება Das Leben Kartlis Band I S 377 Djobadze S 64 66 David Choschtaria კლარჯეთის ეკლესიები და მონასტრები Tiflis 2005 S 111 Djobadze S 57f Djobadze S 61 Eid S 200 Djobadze S 65f Sinclair S 21 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dolisqana amp oldid 234725188