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Der biblische Sinaiberg ist jener Berg an dem laut biblischer Uberlieferung das gesamte Volk Israel Zeuge der Offenbarung Gottes wurde und Moses von Gott die Zehn Gebote erhielt Die Lage des Berges ist unklar manchmal wird er aber mit dem so benannten Berg Sinai auf der gleichnamigen Halbinsel gleichgesetzt Doch es gibt auch abweichende Vermutungen zur Lage des Berges Moses zerschmettert die Gesetzestafeln von Rembrandt van Rijn 1659 Inhaltsverzeichnis 1 JHWH der vom Sinai 2 Sinai und Horeb 3 Theologische Bedeutung des Berges im Judentum 4 Antike Lokalisierungen und Pilgertraditionen 5 Moderne Identifikationsversuche 6 Literatur 7 Weblinks 8 Einzelnachweise JHWH der vom Sinai BearbeitenIm Debora Lied das vielen Exegeten als besonders archaisch gilt findet sich die Formulierung hebraisch ז ה ס ינ י zaeh sinay Ri 5 5 EU als Zitat aus dem Debora Lied Ps 68 9 EU Normalerweise ware hier zu ubersetzen das ist der Sinai und diese Formulierung als gelehrte Glosse zu beurteilen Im Protokanaanaischen bezeugt in Ugarit ware auch die Ubersetzung als Genitivkonstruktion der vom Sinai moglich Dies ware aber auch bei fruher Niederschrift des Debora Liedes im 10 9 Jahrhundert v Chr schon archaisch gewesen und ist daher nach Einschatzung von Wolfgang Oswald philologisch unwahrscheinlich Sinai und Horeb BearbeitenDer Horeb hebraisch ח ר ב ḥōraeḇ wird im Pentateuch besonders im Buch Deuteronomium ebenfalls als Ort der Gottesoffenbarung und Gesetzgebung benannt aber nur einmal Ex 33 6 als Berg Horeb Da hebraisch ח ר ב ḥōraeḇ sonst Einode bedeutet kann ein Appellativum nachtraglich als Ortsname verstanden worden sein Die Autoren der Septuaginta jedenfalls verstanden Horeb als Ortsnamen und ubersetzten deshalb nicht sondern transkribierten das Hebraische altgriechisch Xwrhb Chōreb Theologische Bedeutung des Berges im Judentum BearbeitenDie judische Uberlieferung betont dass Mose von Gott auf dem Sinai sowohl die mundliche als auch die schriftliche Lehre Tora ubergeben wurden Der Sinaiberg gilt als Ort des Ereignisses der Massenoffenbarung Gottes vor dem judischen Volk 1 vor allem der Gabe der Zehn Gebote z B 2 Mos 34 LUT Im Judentum wurde die genaue Lage des biblischen Sinaiberges nicht tradiert und eine kultische Anlage in der Nahe des Ortes der Offenbarung vergleichbar den verschiedenen in der Tora erwahnten Heiligtumern Israels ist nicht belegt Antike Lokalisierungen und Pilgertraditionen BearbeitenDie alteste Lokalisierung die bis ins hellenistische Judentum zuruckreicht lokalisierte den Berg Sinai ostlich des Golfs von Akaba im heutigen Saudi Arabien So der judische Historiker Demetrios der im ptolemaischen Alexandria schrieb Er erwahnte den Berg zwar nicht direkt aber aus seiner Beschreibung von Moses Aufenthalt in Midian scheint hervorzugehen dass er den Berg Sinai ostlich des Golfs von Akaba vermutete 2 Pompeius Trogus und Flavius Josephus lokalisierten das Gebiet von Midian ebenfalls in dieser Region hatten aber nur unscharfe Vorstellungen davon wo sich der Berg Sinai befinden solle nach Josephus der hochste Berg der Gegend Diese Lokalisierung ist ubrigens auch in Gal 4 25 EU vorausgesetzt 3 Als dieses Gebiet fur das Romische Reich verloren ging verlagerte sich die christliche Sinaitradition auf das Gebiet westlich des Golfs von Akaba d h in den Suden der Sinai Halbinsel Hier sind seit dem 4 Jahrhundert christliche Pilgertraditionen nachweisbar zuerst bei Evagrius Ponticus und Nilus 4 Egeria reiste zum Sinaimassiv auf einer bereits etablierten Pilgerroute die durch das Wadi Mukattab das Wadi Feran und das Wadi Sulaf fuhrte Im Wadi ar Raha zeigte man den Pilgern die Lustgraber Num 11 31 35 EU wahrscheinlich Nawamis bei Naqb al Hawa und etwas weiter einige Ruinen als Lager der Israeliten 5 Ihr Ziel war der Ǧabal Musa Moseberg Egeria schrieb Der Berg selbst scheint zwar von aussen ein einziger zu sein innen aber wenn man hineingeht d h wenn man naher herankommt sind es mehrere doch das Ganze wird Gottesberg genannt Jener besondere Berg aber auf dessen Gipfel die Stelle ist wo die Herrlichkeit Gottes herabstieg liegt in der Mitte von allen 6 Ihr Nachtquartier war die Klostersiedlung Der al Arbaʿin im Wadi al Laǧa Von dort aus unternahm sie fruhmorgens die Besteigung des Mosebergs Auf dem Gipfel befand sich eine Kirche und eine Hohle die ihr als Aufenthaltsort des Mose gezeigt wurde 7 Nach dem Gottesdienst stieg Egeria mit ihren Begleitern wieder vom Moseberg hinab und erklomm einen benachbarten Berg wahrscheinlich Ǧabal Safsafa den man ihr als Horeb bezeichnete wo sich Elija in einer Hohle aufgehalten habe 1 Kon 19 9 EU Hier gab es ebenfalls eine Kirche 8 Als Abschluss der eintagigen Bergwanderung erreichte Egeria abends den Vorgangerbau des Katharinenklosters wo sie den in Ex 3 erwahnten Dornbusch sah dieser Dornbusch aber lebt und treibt bis heute Zweige Er befand sich in einem sehr anmutigen Garten mit bestem Wasser im Uberfluss neben einer Kirche 9 Moderne Identifikationsversuche BearbeitenDer Missionar Ludwig Schneller meinte 1910 dass der Berg Serbal die besten Ubereinstimmungen mit der biblischen Uberlieferung habe Dies betreffe sowohl die im Pentateuch geschilderte Reiseroute die damals mogliche Reisegeschwindigkeit sowie die Umgebung dieses Berges die Oase Pharan 10 Ebenso deuteten zahlreiche in den Fels eingeritzte Inschriften darauf hin dass dieser Berg in den ersten Jahrhunderten von christlichen Pilgern als der Berg Sinai angesehen worden sei 11 Alois Musil beschrieb als erster den Vulkan Hala l Badr den er zunachst bei der Publikation seiner Forschungsreise 1926 allerdings nicht mehr mit dem Berg Sinai identifizierte diese Lokalisierung vertrat auch William John Phythian Adams 1930 Ein wichtiges Argument war fur die altere Forschung die Angabe in Dtn 1 2 dass der Horeb elf Tagesreisen von Kadesch Barnea entfernt sei Das Tagespensum einer Reise im nordlichen Hedschas liess sich auf 45 55 km schatzen und damit kam man in das Gebiet des Hala l Badr Fur diesen Vulkan sprach die isolierte Lage in einer relativ fruchtbaren Ebene die ungewohnliche Form schwarzer Vulkankegel auf grauem Tafelberg und seine Tabuisierung bzw seine Tradition als Kultort der lokalen Bevolkerung 12 Auch andere Berge werden mit dem Berg Sinai identifiziert Dschebel el Lauz Dschabal al Makla Die Plausibilitat solcher Identifizierungen hangt ab von der Interpretation des Exodus Geschehens und der in der Bibel uberlieferten vierzigjahrigen Wustenwanderung des Volkes Israel Literatur BearbeitenHartmut Gese Tὸ dὲ Ἁgὰr Sinᾶ ὄros ἐstὶn ἐn tῇ Ἀrabiᾳ Gal 4 25 In Fritz Maass Hrsg Das nahe und das ferne Wort Festschrift fur Leonard Rost BZAW 105 Berlin 1967 S 81 94 Stephen C Carlson For Sinai is a Mountain in Arabia A Note on the Text of Gal 4 25 In Zeitschrift fur die Neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der alteren Kirche 1 2014 S 80 101 PDF Paul Maiberger Topographische und historische Untersuchungen zum Sinaiproblem Orbis Biblicus et Orientalis Band 54 Universitatsverlag Freiburg und Vandenhoeck amp Ruprecht Freiburg CH und Gottingen 1984 PDF Beat Zuber Vier Studien zu den Ursprungen Israels Die Sinaifrage und Probleme der Volks und Traditionsbildung Vandenhoeck amp Ruprecht Freiburg Switzerland Gottingen 1975 1 auf zora uzh ch hier S 16 f Weblinks BearbeitenWolfgang Oswald Sinai In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Einzelnachweise Bearbeiten Wenn man fragt Wie war es als das Volk am Sinai stand und die Stimme Gottes horte dann muss die Antwort lauten Wie kein anderes Geschehen in der Geschichte der Menschen Es gibt zahllose Legenden Mythen Berichte aber nirgendwo sonst wird davon Kunde gegeben dass ein ganzes Volk Zeuge eines Ereignisses wie das vom Sinai wurde Aus Abraham Joshua Heschel Gott sucht den Menschen Eine Philosophie des Judentums in Zehuda Aschkenasy Ernst Ludwig Ehrlich und Heinz Kremers Hrsg Information Judentum Band 2 Neukirchen Vluyn Neukirchener Verlag 1992 S 146 Rabbinischer Legende zufolge kam der Herr zu jedem Stamm und jeder Nation und bot ihnen die Tora an bevor er sie Israel gab Das Wunder der Annahme durch Israel war ebenso entscheidend wie das Wunder der Gabe Gottes Gott war in der Welt allein ehe Israel sich Ihm angelobte Auf dem Sinai offenbarte Gott sein Wort und Israel offenbarte seine Kraft zu antworten Aus Abraham Joshua Heschel Gott sucht den Menschen Eine Philosophie des Judentums in Zehuda Aschkenasy Ernst Ludwig Ehrlich und Heinz Kremers Hrsg Information Judentum Band 2 Neukirchen Vluyn Neukirchener Verlag 1992 S 199ff Hartmut Gese Tὸ dὲ Ἁgὰr Sinᾶ ὄros ἐstὶn ἐn tῇ Ἀrabiᾳ Gal 4 25 Berlin 1967 S 88 f Hartmut Gese Tὸ dὲ Ἁgὰr Sinᾶ ὄros ἐstὶn ἐn tῇ Ἀrabiᾳ Gal 4 25 Berlin 1967 S 88 91 Hartmut Gese Tὸ dὲ Ἁgὰr Sinᾶ ὄros ἐstὶn ἐn tῇ Ἀrabiᾳ Gal 4 25 Berlin 1967 S 93 Egeria Itinerarium Reisebericht Mit Auszugen aus Petrus Diaconus De Locis sanctis Die heiligen Statten Ubersetzt und erklart von Georg Rowekamp Fontes Christiani Band 20 3 neu bearbeitete Auflage Freiburg Basel Wien 2017 S 113 f 334 Egeria Itinerarium Reisebericht Mit Auszugen aus Petrus Diaconus De Locis sanctis Die heiligen Statten Ubersetzt und erklart von Georg Rowekamp Fontes Christiani Band 20 3 neu bearbeitete Auflage Freiburg Basel Wien 2017 S 117 Egeria Itinerarium Reisebericht Mit Auszugen aus Petrus Diaconus De Locis sanctis Die heiligen Statten Ubersetzt und erklart von Georg Rowekamp Fontes Christiani Band 20 3 neu bearbeitete Auflage Freiburg Basel Wien 2017 S 121 Egeria Itinerarium Reisebericht Mit Auszugen aus Petrus Diaconus De Locis sanctis Die heiligen Statten Ubersetzt und erklart von Georg Rowekamp Fontes Christiani Band 20 3 neu bearbeitete Auflage Freiburg Basel Wien 2017 S 125 Egeria Itinerarium Reisebericht Mit Auszugen aus Petrus Diaconus De Locis sanctis Die heiligen Statten Ubersetzt und erklart von Georg Rowekamp Fontes Christiani Band 20 3 neu bearbeitete Auflage Freiburg Basel Wien 2017 S 129 D Ludwig Schneller Durch die Wuste zum Sinai Kommissionsverlag von H G Wallmann Leipzig 1910 S 189 D Ludwig Schneller Durch die Wuste zum Sinai Kommissionsverlag von H G Wallmann Leipzig 1910 S 148 Hartmut Gese Tὸ dὲ Ἁgὰr Sinᾶ ὄros ἐstὶn ἐn tῇ Ἀrabiᾳ Gal 4 25 Berlin 1967 S 81 84 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sinai Bibel amp oldid 238790525