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Die Wilde Karde Dipsacus fullonum L Syn Dipsacus sylvestris Huds 1 ist eine Pflanzenart die zur Unterfamilie der Kardengewachse Dipsacoideae gehort Der Name Dipsacus kommt aus dem griechischen dipsa fur Durst Nach Regen sammelt sich in den Trichtern der Stangelblatter das Wasser das Vogel oder Wanderer trinken konnen Wilde KardeWilde Karde Dipsacus fullonum IllustrationSystematikEuasteriden IIOrdnung Kardenartige Dipsacales Familie Geissblattgewachse Caprifoliaceae Unterfamilie Kardengewachse Dipsacoideae Gattung Karden Dipsacus Art Wilde KardeWissenschaftlicher NameDipsacus fullonumL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Okologie 3 Inhaltsstoffe und Volksheilkunde 4 Handwerkliche und technische Anwendung 5 Vorkommen 6 Trivialnamen 7 Galerie 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Wilde Karde Dipsacus fullonum Man kann deutlich die zwei Reihen geoffneter Bluten erkennen Die Wilde Karde ist eine zweijahrige krautige Pflanze die Wuchshohen von bis zu 2 0 Meter erreicht Die Stangel sind stachelig Die Grundblatter sind kurzgestielt und in einer Rosette angeordnet Die kreuzgegenstandigen Stangelblatter sind in der Basis paarweise zusammengewachsen und am Rand gekerbt Die ganze Pflanze ist mit spitzen Stacheln ubersat Die Blutezeit reicht von Juli bis August Die bei einer Lange von 5 bis 8 cm eiformig langlichen walzenformigen kopfchenformigen Blutenstande sind von stacheligen auffallend unterschiedlich langen und bogig aufsteigenden Hullblattern umgeben Die Tragblatter sind langer als die Blute Die Bluten sind zwittrig Die vier violetten Kronblatter sind rohrenformig verwachsen 2 Die Blute ist blau nbsp BlutenstandDie vom Kelch gekronten Fruchte sind hautige einsamige Nusse Achanen Die Chromosomenzahl betragt 2n 16 oder 18 3 Okologie BearbeitenDie Wilde Karde ist eine zweijahrige Halbrosettenpflanze Man nennt sie Zisternenpflanze weil die gegenstandigen unten verwachsenen Blatter ein Wassersammelbecken Phytotelm bilden Deren Funktion wird als Aufkriechschutz gegen Ameisen interpretiert Moglicherweise stellt Insektenfang und Ansiedlung von Kleinlebewesen eine zusatzliche Stickstoffversorgung dar Blutenokologisch handelt es sich um Korbchenblumen Die Entfaltung der Bluten geht von der Mitte des Blutenstandes aus und schreitet sowohl nach oben wie nach unten fort Deshalb sieht man oft zwei Reihen von offenen Bluten die dazwischen sind schon abgebluht Die Bluten sind vormannlich mit einer 1 cm langen engen Rohre und herausragenden Narben und Staubbeuteln Die Bluten werden reichlich von Insekten besucht Der Nektar ist nur fur langrusselige Hummeln und Schmetterlinge erreichbar Auch Selbstbestaubung ist erfolgreich Die Wilden Karde ist ein typischer Tierstreuer ihre Pflanzenteile insbesondere die Fruchtstande bleiben am Fell vorbeiziehender Tiere hangen und werden unterstutzt von den elastischen Deckblattern durch den Ruckschlag der ganzen Pflanze meterweit fortgeschleudert Aber auch der Wind und bestimmte Vogelarten wie z B der Stieglitz verbreiten die Samen der Wilden Karde wenn die Pflanzen im September oder Oktober die Fruchtreife erreichen Die in den Fruchtstande befindlichen Samen sind dann soweit gereift dass sie unter gunstigen Bedingungen keimen konnen Inhaltsstoffe und Volksheilkunde BearbeitenDie Wilde Karde enthalt das Glykosid Scabiosid Terpene Kaffeesaureverbindungen organische Sauren Glucoside und Saponine Im Mittelalter wurden Zubereitungen aus der Wurzel der Karde ausserlich bei Schrunden und Warzen verwendet 4 In der Volksheilkunde wird die Wurzel gegen Gelbsucht und Leberbeschwerden Magenkrankheiten kleine Wunden Gerstenkorner Fisteln Hautflechten und Nagelgeschwure empfohlen Wolf Dieter Storl fuhrte die Pflanze zur Behandlung von Borreliose ein bisher kaum mit wissenschaftlichen Belegen fur die Wirksamkeit 5 6 Die Behauptung getrocknete Pflanzen wurden einen wasserloslichen Farbstoff liefern der als Ersatz fur Indigo diente 2 wird weder durch einschlagige Farbeliteratur 7 gestutzt noch kann sie experimentell nachvollzogen werden Handwerkliche und technische Anwendung BearbeitenDie stacheligen Blutenkopfe der Weberkarde wurden fruher von Webern zum Aufrauen von Wollstoffen benutzt Dieser Vorgang ist nicht zu verwechseln mit dem Kardieren bei dem die Rohwolle fur das Spinnen vorbereitet wird was heute maschinell geschieht Vorkommen BearbeitenDie Wilde Karde oder Weberkarde stammt aus dem Mittelmeerraum und ist in Deutschland als Archaophyt zu betrachten Die Pflanzenart ist in Bayern Baden Wurttemberg Rheinland Pfalz Nordrhein Westfalen Hessen Thuringen Sachsen Sachsen Anhalt und Sud Niedersachsen verbreitet Sie kommt zerstreut auch in Nord Niedersachsen Mecklenburg Vorpommern Schleswig Holstein und Brandenburg vor Im Bergland ist sie selten 8 In den Allgauer Alpen steigt sie bis zu einer Hohenlage von 1100 Metern auf 9 In der Schweiz ist die Wilde Karde im Mittelland und im Jura heimisch in den Alpen nur in den unteren Lagen der Haupttaler 10 Ursprungliche Vorkommen besitzt die Art in Marokko Algerien Tunesien Portugal Spanien Frankreich Italien Slowenien Sardinien Korsika Sizilien Malta auf der Balkanhalbinsel in Irland Grossbritannien Deutschland Tschechien Slowakei Osterreich Ungarn Polen Belgien Niederlande Schweiz Rumanien Moldawien Ukraine in der Turkei Syrien und im Libanon 11 aber auch im Kaukasusraum und in Georgien 12 In Australien Neuseeland in Nordamerika Bolivien Ecuador Uruguay und Argentinien ist sie ein Neophyt eine Pflanze die sich in Gebieten ansiedelt in denen sie zuvor nicht heimisch war 11 Die Wilde Karde ist in warmeren Gebieten insbesondere auf Uberschwemmungsflachen an Ufern Wegen auf Weiden und in Ruinen sowohl in den Niederungen als auch im Hugelland zwischen Juli und Oktober anzutreffen Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Klasse Artemisietea 3 Trivialnamen BearbeitenFur die Wilde Karde bestehen bzw bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Agaleia althochdeutsch Ageleia althochdeutsch Ageley althochdeutsch Agelia althochdeutsch Agen althochdeutsch Aichdam Bubenstral Caerde mittelniederdeutsch Carde mittelniederdeutsch Cart mittelniederdeutsch Chart althochdeutsch weis Distelen Farberkarte Schweiz Folderskarten Frau Venus Bad Gart mittelhochdeutsch Garten mittelhochdeutsch Hausdistel Hirtenstab Immerdurst Karde Karden Kardel Osterreich Karden Karp mittelhochdeutsch Kart mittelhochdeutsch Karta althochdeutsch Karten Kartendisteln Kartenkrut Karth mittelhochdeutsch Karthe mittelhochdeutsch Klette 13 Roddistel mittelhochdeutsch Rotdistel mittelhochdeutsch Rottdistel mittelhochdeutsch Schuttkarde 14 guldin Skepter Sprotdistel mittelhochdeutsch Strohle Schweiz Strumpfhosenkratzerli Luzern rott Tistel mittelhochdeutsch Tuchkart bereit 1515 erwahnt Venusbad Walkerdistel Schlesien Wandkart Weberdistel Weberkarten Schweiz Wullkarten Bremen Zeisel mittelhochdeutsch und Zeisela mittelhochdeutsch 15 Galerie Bearbeiten nbsp Habitus nbsp Junge Karde nbsp Kreuzgegenstandige Stangelblatter mit Wasser nach dem Regen nbsp Fliegenlarven im Wasser nbsp Blutenstand vor dem Aufbluhen nbsp Wilde Karde Dipsacus fullonum im Abbluhen nbsp Wilde Karde Anfang Juli am Mittelrhein nbsp Trockener Blutenstand im AprilLiteratur BearbeitenGunter Steinbach Hrsg Bruno P Kremer u a Wildblumen Erkennen amp bestimmen Mosaik Munchen 2001 ISBN 3 576 11456 4 Oskar Sebald Wegweiser durch die Natur Wildpflanzen Mitteleuropas ADAC Verlag Munchen 1989 ISBN 3 87003 352 5 Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrat 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Einzelnachweise Bearbeiten Werner Rothmaler Begr Eckehart J Jager Hrsg Exkursionsflora von Deutschland Band 2 Gefasspflanzen Grundband 19 bearb Auflage Spektrum Akademischer Verlag Munchen 2005 ISBN 3 8274 1600 0 a b Klaus Becker Stefan John Farbatlas Nutzpflanzen in Mitteleuropa Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2000 ISBN 3 8001 4134 5 S 218 a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 885 Gerhard Madaus Lehrbuch der Biologischen Heilmittel Hildesheim 1979 Band II S 1225 Jens Behnke Borreliose Tagung in der Munch Ferber Villa In Natur und Medizin Mitgliederzeitschrift der Fordergemeinschaft der Carstens Stiftung Nr 5 September Oktober 2013 S 18 19 T Liebold R K Straubinger H W Rauwald Growth inhibiting activity of lipophilic extracts from Dipsacus sylvestris Huds roots against Borrelia burgdorferi s s in vitro In Die Pharmazie Band 66 Nr 8 1 August 2011 ISSN 0031 7144 S 628 630 PMID 21901989 Schweppe Helmut Handbuch der Naturfarbstoffe Hamburg 1993 Eckehart J Jager Hrsg Exkursionsflora von Deutschland Gefasspflanzen Grundband Begrundet von Werner Rothmaler 20 neu bearbeitete und erweiterte Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011 ISBN 978 3 8274 1606 3 Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 2 IHW Eching 2004 ISBN 3 930167 61 1 S 540 Konrad Lauber Gerhart Wagner Flora Helvetica Flora der Schweiz 2 Auflage Haupt Verlag Bern Stuttgart Wien 1998 S 1026 a b Dipsacus im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Abgerufen am 21 April 2018 G Domina 2017 Dipsacaceae In Euro Med Plantbase the information resource for Euro Mediterranean plant diversity Datenblatt Dipsacaceae Heinrich Marzell Worterbuch der deutschen Pflanzennamen Bd 1 1943 S 151 Heinrich Marzell Worterbuch der deutschen Pflanzennamen Bd 1 1943 S 151 Georg August Pritzel Carl Jessen Die deutschen Volksnamen der Pflanzen Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze Philipp Cohen Hannover 1882 Seite 135 archive org Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilde Karde Album mit Bildern Videos und Audiodateien Wilde Karde FloraWeb de Wilde Karde In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Dipsacus fullonumL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 1 April 2016 Thomas Meyer Karde Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Wilde Karde als Heilpflanze Digitale Bibliothek Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilde Karde amp oldid 236354124