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Die Verfassung der Republik Albanien albanisch Kushtetuta e Republikes se Shqiperise ist seit dem 28 November 1998 in Kraft Es ist die erste demokratische Verfassung Albaniens seit den 1920er Jahren Inhaltsverzeichnis 1 Verfassungsgeschichte 1 1 Fruhere Verfassungsgesetze 1 2 Entstehung der post kommunistischen Verfassung 2 Inhalt der Verfassung 2 1 Grundprinzipien und Menschenrechte 2 2 Staatsorganisation 3 Siehe auch 4 Weblinks 4 1 Verfassungstexte 4 2 Sonstige LinksVerfassungsgeschichte BearbeitenFruhere Verfassungsgesetze Bearbeiten Als die Grossmachte den deutschen Prinz Wilhelm zu Wied 1913 zum albanischen Fursten pradestinierten mussten auch grundlegende Fragen der Staatsorganisation geklart werden Unter Beachtung der Vorgaben der Signatarstaaten des Protokolls von Florenz das die offizielle Anerkennung der albanischen Unabhangigkeit bedeutete wurde Anfang 1914 in Durres das sogenannte Organisationsstatut fur Albanien ausgearbeitet Dieses Dokument legte fest dass Albanien eine konstitutionelle Monarchie sein sollte Daruber hinaus wurden einige Grundsatze zur Regierung uber die Polizei und die Verwaltung aufgenommen Das Organisationsstatut von 1914 ist weder parlamentarisch bestatigt worden noch erlangte es praktische Bedeutung da der wenig gefestigte Staat Albanien noch im selben Jahr de facto von der Landkarte verschwand und nach dem Ersten Weltkrieg faktisch neu begrundet wurde Das erste Verfassungsgesetz hat 1920 der Kongress von Lushnja erlassen der sich als provisorische Nationalversammlung konstituiert hatte als Albanien nach Ende des Ersten Weltkriegs um die Formierung als Staat ebenso wie um die Anerkennung seiner Unabhangigkeit ringen musste Nach dem Tagungsort dieser Versammlung ist die provisorische Verfassung des Jahres 1920 als Statut von Lushnja in die Geschichte eingegangen Im Laufe der 1920er Jahre durchlebte Albanien eine Zeit politischer Instabilitat mit schnell wechselnden Regierungen die sich nicht gegen rivalisierende Stammesfuhrer und andere machtige Interessengruppen durchsetzen konnten Ministerprasident Fan Noli entwarf 1924 eine demokratische Ordnung fur das Land eine Verfassung brachte er wahrend seiner kurzen Amtszeit nicht zustande da seine Regierung durch einen Putsch Ahmet Zogus schon nach sechs Monaten gesturzt wurde Zogu schuf sich mit Hilfe eines ihm ergebenen Parlaments eine Prasidialverfassung nach amerikanischen Vorbild mit einem Zweikammersystem und einem Staatsprasidenten der uber sehr weitreichende Befugnisse verfugte Als solcher regierte Zogu bestatigt durch die Wahlen von 1925 zunehmend autoritar 1928 liess sich Zogu zum Konig ausrufen und das Parlament erliess die dazu passende Verfassung welche Albanien formal zu einer konstitutionellen Monarchie machte das Konigreich Albanien Die Albaner verstunden gar nicht was eine Demokratie und ein Prasident seien begrundete Zogu die Umwandlung des Landes in eine Monarchie Fur die politische Realitat und die tatsachlichen Machtverhaltnisse in Albanien waren Verfassungsgesetze von 1928 bis zur politischen Wende von 1991 bedeutungslos Zuerst herrschte Zogu gestutzt auf alte Clanstrukturen dann folgte die italienische und die deutsche Besatzungszeit 1939 1944 schliesslich ubernahmen die Kommunisten Enver Hoxhas die Macht und errichteten ein stalinistisches Regime Am 2 Dezember 1945 veranstalteten die Kommunisten eine gelenkte Wahl zu einer verfassunggebenden Versammlung welche am Beginn des folgenden Jahres die so genannte volksdemokratische Verfassung verabschiedete Diese sah mit dem Kuvendi popullor dt Volksversammlung zwar ein Parlament vor die wesentlichen Entscheidungen wurden jedoch durch den Diktator Enver Hoxha und die Gremien der Partia e Punes e Shqiperise gefallt Alle nichtkommunistischen Parteien waren verboten In der neuen Verfassung von 1976 die bis 1991 galt wurde Albanien zur Sozialistischen Volksrepublik erklart Nach dem Ende der kommunistischen Diktatur konnte Albanien nur unter grossen Schwierigkeiten eine neue demokratische Rechtsordnung etablieren Siehe auch Geschichte Albaniens Entstehung der post kommunistischen Verfassung Bearbeiten Aufgrund der politischen Spaltung des Landes in zwei nahezu gleich starke verfeindete Lager Demokraten und Sozialisten gelang es nach der antikommunistischen Revolution im Winter 1990 91 nicht dem Land eine neue demokratische Verfassung zu geben 1991 wurde nur ein unvollstandiges Verfassungsgesetz erlassen welches lediglich regelte dass Albanien fortan eine parlamentarische Demokratie sein sollte Viele Artikel der alten sozialistischen Verfassung von 1976 blieben jedoch weiterhin gultig Nach den ersten pluralistischen Wahlen im Marz 1991 welche die Partia Socialiste als Nachfolgerin der alten kommunistischen Staatspartei noch gewann verabschiedete das Parlament am 29 April 1991 eine Interimsverfassung deren Regelungen nicht prazise genug und daher zum Teil missverstandlich waren Hinzu kam dass diese Verfassung von einem Parlament verabschiedet wurde dessen Wahl umstritten war und das die Wunsche der demokratischen Opposition kaum berucksichtigte Nach den Neuwahlen des Jahres 1992 kamen die Demokraten unter Sali Berisha an die Macht Im Fruhjahr 1993 wurde ein Gesetz uber Grundfreiheiten und Menschenrechte erlassen das die UNO Menschenrechtskonventionen und die Bestimmungen der KSZE Schlussakte in geltendes Recht umsetzte Inzwischen hatte sich das politische System Albaniens auf der Grundlage der alten Verfassung und der verschiedenen Ubergangsgesetze zu denen auch die demokratische Parlamentsmehrheit einige weitere beigesteuert hatte zu einer Prasidialrepublik entwickelt ohne dass dafur konzise rechtliche Regelungen existierten Ein Verfassungsentwurf Sali Berishas der eine Staatsordnung nach US amerikanischen Vorbild schaffen sollte wurde im Herbst 1994 vom Volk nicht angenommen Nach landesweiten Unruhen im Winter 1996 97 musste die Regierung zurucktreten Die oppositionellen Sozialisten siegten wenig spater in den vorgezogenen Parlamentswahlen vom 29 Juni 1997 Mit Hilfe internationaler Experten arbeitete eine vom Parlament gewahlte Kommission den Entwurf einer neuen Verfassung aus Dieser wurde am 21 August 1998 im Parlament verabschiedet am 22 November des gleichen Jahres durch eine Volksabstimmung angenommen und am 28 November 1998 durch Erlass des Prasidenten in Kraft gesetzt Das Ergebnis des Referendums war umstritten Bei einer Wahlbeteiligung von 50 57 wurden 93 Ja Stimmen gezahlt Die niedrige Beteiligung resultierte aus dem Boykott Aufruf der oppositionellen Demokraten Es beteiligten sich daher vor allem Anhanger der Sozialisten und einiger kleinerer Parteien die die Annahme der Verfassung empfohlen hatten So erklart sich auch die hohe Zustimmung Inhalt der Verfassung BearbeitenDie albanische Verfassung ist nach dem Vorbild der italienischen Verfassung und des deutschen Grundgesetzes entworfen Insofern bedeutet sie eine Abkehr vom Prasidialsystem das beide grossen politischen Lager bis zur Krise von 1997 favorisiert hatten Nach der Praambel ist die Verfassung in 18 Abschnitte mit insgesamt 183 Artikeln gegliedert Grundprinzipien und Menschenrechte Bearbeiten Im ersten Abschnitt Grundprinzipien wird Albanien als auf dem Prinzip der Volkssouveranitat basierende parlamentarische Republik und als Rechtsstaat mit Gewaltenteilung definiert Die Republik wird weiter als laizistisch und marktwirtschaftlichen Prinzipien folgend charakterisiert Bemerkenswert ist Artikel 8 im Kapitel Grundprinzipien Er verpflichtet den Staat zum Schutz der nationalen Rechte jener Albaner die ausserhalb der Staatsgrenzen leben Diese Klausel bezieht sich auf den grossen Teil des albanischen Volkes der im Kosovo und in Mazedonien lebt was zu Befurchtungen Anlass gab die Republik konne sich in die Angelegenheiten anderer Staaten einmischen Konkrete Folgen hatte Artikel 8 aber bisher nicht und vergleichbare Satze finden sich auch in den Verfassungen anderer Balkanstaaten und Ungarns Der zweite Abschnitt ist den Menschenrechten sowie den politischen und sozialen Rechten der Staatsburger gewidmet Der Rechtskatalog entspricht dem was in den meisten europaischen Demokratien ublich ist Dabei ist der Teil der sozialen Rechte ziemlich umfangreich doch gerade in diesem Bereich ist die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit gross Artikel 60 63 legen die Rolle und die Rechte des Volksanwalts als Verteidiger der Individualrechte fest Staatsorganisation Bearbeiten Die Abschnitte 3 5 definieren Wahl Rechte Pflichten und Zustandigkeiten der obersten Staatsorgane Parlament Staatsprasident und Regierung Alleiniger Gesetzgeber ist das Parlament Kuvendi i Shqiperise das auch den Prasidenten wahlt Dessen Rolle ist verglichen mit dem deutschen Bundesprasidenten starker Das albanische Staatsoberhaupt ist Oberbefehlshaber der Streitkrafte Vorsitzender des Justizrates und er ernennt die Verfassungsrichter die Richter am Obersten Gericht sowie den Generalstaatsanwalt Auch bei der Regierungsbildung hat der Prasident Mitwirkungsrechte er ist dabei aber an den Vorschlag der Parlamentsmehrheit gebunden Er kann einmal gewahlt nicht abgesetzt wohl aber unter bestimmten Umstanden Verfassungsbruchs Verbrechen oder Amtsunfahigkeit von einer Zweidrittelmehrheit des Parlaments seines Amtes enthoben werden Der Ministerprasident und seine Regierung sind nur dem Parlament gegenuber verantwortlich Abschnitt 6 regelt grundlegend die Organisation der Lokalverwaltung die aus Gemeinden und diesen ubergeordneten Regionen alb Qarqe aufgebaut ist Erstmals wird in der Verfassung von 1998 fur Albanien Kommunalautonomie eingefuhrt die aber nicht sehr weitreichend ist was jedoch durch einzelne Gesetze geregelt ist Die Qark Rate sowie Kommunalbehorden werden durch einen Prafekten beaufsichtigt den die Regierung ernennt In den Abschnitten 7 10 sind Bestimmungen zur Judikative enthalten Abschnitt 8 ist dabei dem Verfassungsgericht gewidmet das nach dem Vorbild des deutschen Bundesverfassungsgerichts organisiert wurde Abschnitt 11 setzt die Regeln fur Volksabstimmungen fest Bedeutend fur Albanien sind die Bestimmungen uber die Zentrale Wahlkommission im Abschnitt 12 gab und gibt die Durchfuhrung von Wahlen doch immer wieder Anlass zu erbittertem Streit zwischen den politischen Parteien Zusammen mit den entsprechenden Begleitgesetzen schufen die betreffenden Artikel 153 und 154 nun mehr Rechtssicherheit Abschnitt 13 und 14 befassen sich mit den Staatsfinanzen und deren Kontrolle durch einen Rechnungshof Es folgt dann ein Abschnitt zum Militar und den Abschluss bilden Bestimmungen zur Verhangung des Ausnahmezustands in Kriegs und Friedenszeiten und zu den Bedingungen unter denen die Verfassung revidiert werden kann Siehe auch BearbeitenPolitisches System AlbaniensWeblinks BearbeitenVerfassungstexte Bearbeiten Text der albanischen Verfassung albanisch PDF 580 kB englisch PDF 440 kB Albanische Ubergangsverfassung von 1991 englisch Sonstige Links Bearbeiten Lars Haefner Herbst 1998 In newsletter Albanien u a zur Entstehung der Verfassung von 1998 Verfassungen der Staaten Europas Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen und VatikanstadtAlbanien Andorra Belarus Belgien Bosnien und Herzegowina Bulgarien Danemark Deutschland Estland Finnland Frankreich Griechenland Irland Island Italien Kasachstan 1 Kroatien Lettland Liechtenstein Litauen Luxemburg Malta Moldau Monaco Montenegro Niederlande Nordmazedonien Norwegen Osterreich Polen Portugal Rumanien Russland 1 San Marino Schweden Schweiz Serbien Slowakei Slowenien Spanien Tschechien Turkei 1 Ukraine Ungarn Vatikanstadt Vereinigtes KonigreichUmstrittene GebieteKosovo Transnistrien1 Liegt grosstenteils in Asien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verfassung Albaniens amp oldid 216912149