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Unterrichtsprinzipien auch Didaktische Prinzipien oder Padagogische Prinzipien sind allgemeine Grundsatze zur Gestaltung von Erziehung und Unterricht Als Regelsetzungen beanspruchen sie Gultigkeit fur jedes organisierte Lehren und Lernen nach dem Erkenntnisstand der Zeit Dabei ist zwischen weitestgehend anerkannten formalen und teilweise umstrittenen inhaltlich ausgerichteten Prinzipien zu unterscheiden Unterricht in Deutschland Berlin Unterricht in Island Reykjavik Inhaltsverzeichnis 1 Begriff und Bedeutung 2 Historisches 3 Konsensgetragene didaktische Prinzipien 3 1 Prinzip der Alters und Entwicklungsgerechtheit 3 2 Prinzip der Ganzheit 3 3 Prinzip der Anschaulichkeit 3 4 Prinzip der Vorbildwirkung 3 5 Prinzip der Strukturierung und Progression 3 6 Prinzip der Wiederholung und Variation 3 7 Prinzip der Selbsttatigkeit 3 8 Prinzip der Sicherheit 3 9 Prinzip der Systematik und Konsequenz 3 10 Prinzip der Aktualitat 3 11 Prinzip der Kind Schulerorientierung 4 Partiell geltende didaktische Prinzipien 5 Internationale Diskussion 6 Kritische Rezeption 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegriff und Bedeutung BearbeitenWie der Begriff Unterrichts Prinzipien schon ausdruckt handelt es sich um Grundsatze des Lehrens und Lernens die fur jegliches Unterrichten unabhangig von einer Fachergliederung der Bildungsinhalte oder facherubergreifender Erziehung von Bedeutung sind Sie gehoren zum Basiswissen des wissenschaftlich ausgebildeten Lehrers aller Schulstufen und spielen entsprechend eine zentrale Rolle in der praktischen wie theoretischen Ausbildung der Lehramtsanwarter und ihren entsprechenden Qualifikationsnachweisen In der didaktischen Literatur finden sich gleichbedeutend fur den Fachausdruck Unterrichtsprinzipien 1 oft bei denselben Autoren auch die Begriffe Padagogische Prinzipien 2 oder Didaktische Prinzipien 3 4 Die traditionellen Theoriefacher Mathematik oder Deutschunterricht sind bereits seit Jahrzehnten keine reinen Sitzfacher 5 die als handlungsintensiv bekannten Facher Technik oder Sportunterricht schon langst keine reinen Bewegungsfacher mehr 6 Zeitgemasser moderner Unterricht verbindet Theorie und Praxis Handeln und Nachdenken Individualisierung und Sozialisierung Aktivitat und Musse Schule bedeutet griechisch ursprunglich Musse Spiel und Ernst Schonraumlernen und Realraumlernen Lehrziele und Schulerinteresse in Form eines Mehrdimensionalen Lehrens und Lernens miteinander Insofern haben viele altere Prinzipien einer noch polarisierenden Didaktikdiskussion heute keine kontrastierende sondern eine einander erganzende Bedeutung Moderner Unterricht vermeidet ideologische Einseitigkeiten und passt die allgemein gultigen Grundsatze flexibel den jeweiligen Zielsetzungen an Das heisst dass Unterrichtsprinzipien nicht auf bestimmte Facher bezogen sind dass ihre Anwendung vielmehr von curricularen Vorgaben wechselnden Unterrichtszielen unterschiedlichen methodischen Schwerpunktsetzungen speziellen Bildungsabsichten von der gewahlten Thematik und vom Reifegrad und Entwicklungsstand der Lernenden abhangen und entsprechend flexibel zu handhaben sind Es bedeutet dass die Grundsatze nicht alle gleichzeitig zum Tragen kommen sondern durch die verwendete Unterrichtsform lehrerzentriertes oder projektorientiertes fachliches oder interdisziplinares Arbeiten etc bestimmt werden Dies setzt didaktisch gut ausgebildete Lehrkrafte voraus die das Spektrum didaktischer Moglichkeiten uberschauen und professionell anzuwenden gelernt haben Historisches BearbeitenJohann Amos Comenius 1592 1670 gilt als Vater der modernen Didaktik In seinem beruhmten padagogischen Standardwerk der Didactica magna oder Grossen Didaktik verfasst in den Jahren 1627 bis 1638 und im Jahre 1657 erstmals veroffentlicht formulierte Comenius bereits Grundsatze fur den lehrenden Umgang mit Heranwachsenden die weitestgehend bis in die heutige Unterrichtslehre Bestand haben Lernen soll vor allem uber das eigene Tun erfolgen Lehren geschieht durch sinnliche und naturliche Veranschaulichung Der Lehrer soll Dinge in der Natur nicht abstrakt vermitteln sondern die Sache selbst zeigen Der Anschauung ist Vorrang zu geben vor der sprachlichen Vermittlung Das lebendige Beispiel und Vorbild muss vor Worten und Vorschriften rangieren Neu Erlerntes ist durch Uben zu festigen Es ist beim Gegenstand zu verweilen bis dieser ganzlich begriffen ist Der Lehrer weist den Weg auf dem sich alles leicht und sicher erreichen lasst Zur Verifizierung von Thesen sind Vergleichsbeispiele heranzuziehen Es gilt einen Lehrplan zu entwickeln und vom Leichten zum Schweren vom Allgemeinen zum Speziellen vorzugehen Der Muttersprache gilt Prioritat vor einer Fremdsprache Nach Comenius haben sich im 18 Jahrhundert Philanthropen wie Basedow Salzmann und GutsMuths sowie Padagogen wie Pestalozzi schwerpunktmassig mit dem Herausarbeiten eines kindgemassen Lernbetriebs und entsprechender Regeln auseinandergesetzt Im 20 Jahrhundert befasste sich die Reformpadagogik erneut mit der Thematik Die Arztin und Kinderpadagogin Maria Montessori machte mit ihrem Unterrichtsprinzip Vom Kinde aus die Personlichkeit des Kindes zum Ausgangspunkt und Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens Konsensgetragene didaktische Prinzipien BearbeitenDie Sportwissenschaftlerin Annemarie Seybold Brunnhuber hat in mehreren auflagenstarken Publikationen zwischen den 1950er und 1970er Jahren die wichtigsten Prinzipien der sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu orientierenden Padagogik gesammelt und fur ihr Fach das damals noch Leibeserziehung hiess aufgearbeitet 7 Sie wurden seither immer wieder aufgegriffen und modifiziert 8 In einer neuerlichen Zusammenschau beschreibt der Didaktiker Siegbert A Warwitz elf Didaktische Prinzipien die er in der heutigen Didaktik als allgemein anerkannt sieht und auf denen ein zeitgemasser Unterricht basieren sollte Es handelt sich um auf die Gestaltung des Unterrichtsgeschehens bezogene formale Vorgaben die einen Rahmen fur das Lehren und Lernen nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen der heutigen Unterrichtslehre abgeben Dabei werden umstrittene inhaltliche oder ideologische Einseitigkeiten ausgeklammert 9 Prinzip der Alters und Entwicklungsgerechtheit Bearbeiten Das Unterrichten von Kindern Jugendlichen oder Erwachsenen erfordert unterschiedliche didaktische Massnahmen Der Lehrende muss sich in der Sprachgebung und Sprachgeschwindigkeit in Mimik und Gestik in Methodik und Unterrichtsorganisation auf die jeweiligen Adressaten einstellen Das Unterrichten erfordert in Vorschule und Grundschule etwa ein hoheres Mass an sinnenfalliger Anschauung erlaubt mit den Lern und Entwicklungsfortschritten in Gymnasium und Hochschule auch ein abstraktes wissenschaftsbezogenes Lehren und Lernen etwa in Vorlesungen Seminaren und Praktika Das Prinzip der Alters und Entwicklungsgerechtheit postuliert dass die Lernenden auf ihrem jeweiligen Kompetenz und Interessenniveau abgeholt werden mussen um effektives Lernen zu ermoglichen Prinzip der Ganzheit Bearbeiten Hohere Bildung unter wissenschaftlichen Anspruchen folgt dem Prinzip der Wissenschaftsorientierung und dem Prinzip der Mehrperspektivitat Dies hatte eine Aufgliederung der Wirklichkeit in sich spezialisierende Facher und Disziplinen und einen Verlust der Ganzheit zur Folge die sich nur in der Gesamtschau der Facher wieder zusammenfugte Diese zu leisten ist jedoch nur sehr wenigen Lernenden gegeben Zudem erfolgt das naturliche Lernen ausserhalb der Schule nicht in kunstlich gebildeten Kategorien und Disziplinen Das Prinzip der Ganzheit soll dieser Zersplitterung des Weltbildes entgegenwirken Ganzheit oder Ganzheitlichkeit bedeutet im Gegensatz zum zufalligen Nebeneinander oder zur additiven Anhaufung von Lerninhalten eine urtumliche Geschlossenheit aus der sich die Bedeutung der integrierten Bereiche ableitet und die sich durch einen unauflosbaren Wirkzusammenhang Das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teile auszeichnet Das Prinzip der Ganzheit bezieht sich aber auch auf die Person des Lernenden der nicht nur mit seinem Intellekt lernt und als Mensch mit vielfaltigen Anlagen und Interessen wahrgenommen werden soll Bereits Pestalozzi forderte in seiner Idee der Elementarbildung die Beteiligung von Kopf Herz und Hand also die nicht isolierte Tatigkeit im kognitiven emotionalen und praktischen Bereich 10 In der Form des Mehrdimensionalen Lernens hat das Prinzip Ganzheit eine zeitgemasse Ausgestaltung gefunden Prinzip der Anschaulichkeit Bearbeiten Das Prinzip Anschaulichkeit verdeutlicht dass Lernen weniger auf abstrakter als auf bildhafter Ebene erfolgen sollte Der Lerngegenstand soll fur die Lernenden sinnlich fassbar werden Von der Aufgabe des Lehrenden her gesehen wird daher auch vom Prinzip der Veranschaulichung gesprochen Veranschaulichung heisst den Unterrichtsstoff so darzubieten dass die Schuler ihn mit Hilfe ihrer Sinnesorgane und entsprechend ihrer Auffassungsgabe aufnehmen konnen Eine Anschauung liegt dann vor wenn das Erkannte in seinen Details in sich schlussig und als Ganzes den Vorerfahrungen zugeordnet werden kann Vor allem junge Kinder sind auf Veranschaulichung angewiesen denn sie steigert Lerneffektivitat und Gedachtnishaftung In der Reformpadagogik wurde das Prinzip von vielen Seiten propagiert Rousseau sprach von der Erfahrung an den Dingen wahrend Pestalozzi die Anschauung als Bildungskraft einforderte Prinzip der Vorbildwirkung Bearbeiten Schon Comenius raumte in seiner Didactica magna der Vorbildwirkung des Lehrers einen herausragenden Rang in der Erziehung ein Dabei leitete ihn die Erkenntnis dass das lebendige Beispiel mehr auslost als viele Worte und Vorschriften Umgekehrt konterkariert ein schlechtes Vorbild die wohlmeinenden Erziehungsratschlage des Erziehers und macht sie in den Augen des Zoglings unglaubwurdig Da die Glaubwurdigkeit des Lehrers von grosser Bedeutung fur den Erziehungserfolg ist mussen Worte und Taten gefordertes und eigenes Verhalten des Lehrers in Ubereinstimmung gebracht werden Prinzip der Strukturierung und Progression Bearbeiten Professionelles Unterrichten ist nicht verspielt und ergeht sich nicht in blosser Beschaftigung sondern arbeitet einer bestimmten Zielvorgabe zu Die Didaktik spricht daher auch von dem Prinzip der Zielorientierung Eine gut geplante Unterrichtsstunde hat einen sogenannten Stundenaufbau der die Stoffvermittlung und das Lernverhalten methodisch und organisatorisch gliedert Es besteht aus einem Einleitungs einem Haupt und einem Schlussteil Umfangreichere Unterrichtseinheiten benotigen eine Inhaltsstrukturierung und eine Ablaufstrukturierung basierend auf einer vorausgehenden Lernstrukturanalyse Der anspruchsvolle interdisziplinar angelegte Projektunterricht folgt einer sechsstufigen Phasenstruktur von der Sondierungs uber die Motivations die Planungs die Vorbereitungs und die Realisations bis zur Ruckbesinnungsphase 11 Das Prinzip der Strukturierung und Progression bezieht sich in erster Linie auf die Auswahl der Inhalte und die Methodengestaltung Bekannt ist es auch unter den Bezeichnungen Prinzip der kleinen Schritte Vom Einfachen zum Komplexen und Vom Leichten zum Schwierigeren Prinzip der Wiederholung und Variation Bearbeiten Die erste Strukturbildung im Lernprozess garantiert noch keinen dauerhaften Erfolg Der Lernerfolg soll aber uber eine langere Zeit erhalten bleiben und das erworbene Wissen und Konnen gegen Vergessen und Verfall abgesichert werden Hierzu dienen methodische Massnahmen wie das Wiederholen Variieren Uben Trainieren und Anwenden des Erlernten in der Praxis und der Transfer auf andere Bereiche Dieses Kriterium eines guten Unterrichts findet sich bisweilen auch unter der Bezeichnung Prinzip der Festigung Prinzip der Selbsttatigkeit Bearbeiten Das Unterrichtsprinzip Selbsttatigkeit das sich in der Literatur auch unter der Bezeichnung Selbstorganisation oder vom Lehrer aus gesehen als Prinzip der Motivierung oder Prinzip der Aktivierung findet zielt auf die Eigenaktivitat des Lernenden entsprechend dem Leitgedanken der Montessoripadagogik Hilf mir es selbst zu tun Aktivierung oder Motivierung heisst den Schuler anregen und ihm die Moglichkeit geben im tatigen Umgang mit den Dingen Lernerfahrungen zu sammeln Durch das Prinzip der Aktivierung wird versucht beim Schuler Selbsttatigkeit aus eigenem Anlass mit freigewahlten Mitteln und sozialem Bezug auf ein Ziel hin zu bewirken Es wird hierbei gefordert dass der Lehrer oder Erzieher offensichtliche Fehlversuche nicht vorzeitig beendet sondern dem Schuler die Moglichkeit gibt aus eigenem Handeln zu lernen Dieses Prinzip gewann schon bei der Gestaltung der Projektarbeit durch John Dewey Learning by Doing und Georg Kerschensteiner Der Ursprung allen Denkens liegt im praktischen Tun an Bedeutung Dem Lehrer fallt dabei die Aufgabe zu das Interesse am Gegenstand sowie die Lern und Leistungsbedurfnisse der Schuler zu wecken Dem Schuler fallt die Aufgabe zu von einem passiven Rezipienten zu einem aktiven Gestalter der eigenen Lernprozesse zu reifen Prinzip der Sicherheit Bearbeiten Dieses Prinzip tragt der Schutzbedurftigkeit von Heranwachsenden Rechnung Schule soll ein Schonraumlernen ermoglichen das Experimentieren Versuch und Irrtum zulasst ohne dabei ernsthaften Schaden zu erlauben Es bedeutet Wagnis als wesentliches Element eines dynamischen Lernprozesses zuzulassen sogar zu fordern dafur aber einen sicheren Rahmen zu schaffen der vor gravierenden Fehlern und Uberforderungen schutzt Dabei geht es nicht nur um die Bewahrung vor physischen Gefahren wie sie in handlungsintensiven Fachern wie dem Sportunterricht oder technischen Fachern wie dem Chemie Physik und Technikunterricht entstehen konnen sondern auch um die psychische Gesundheit im kommunikativen Umgang in der Lerngemeinschaft Ziel ist die allmahliche Ubernahme einer Selbstsicherung und die Entlassung in die Lebenstuchtigkeit die von der Aussenwelt gefordert wird Prinzip der Systematik und Konsequenz Bearbeiten Professionelles Unterrichten ist kein planloses Tun Es ist vielmehr systematisch auf das Erreichen eines Unterrichtsziels ausgerichtet Prinzip Zielorientierung Dies manifestiert sich in einem durchdachten aber flexibel zu handhabenden Stundenaufbau der den realen Ablauf der Lernvorgange berucksichtigt und die vorgeplanten Ablaufe gegebenenfalls modifiziert Prinzip der Problemorientierung Die Zielorientierung wiederum darf nicht ins Leere laufen sondern muss sich konsequenterweise einer Schlusskontrolle des Erreichten unterziehen Diese unverzichtbare Massnahme wird in der Didaktik auch als Prinzip der Erfolgssicherung bezeichnet Eine effektive Erfolgssicherung leistet eine moglichst objektive Bestandsaufnahme des Lernerfolgs die sich an den Zielvorgaben messen lassen muss Soll und Ist Zustand mussen in eine bestmogliche Annaherung gebracht werden 12 Nur wenn sichergestellt ist dass die ersten Zielvorgaben auch tatsachlich erreicht sind kann das weitere didaktische Vorgehen sinnvoll geplant werden 13 Systematik und Konsequenz des Unterrichtens erfordern eine Ruckmeldung der Lernfortschritte fur Lehrende wie Lernende Sie manifestiert sich im Prinzip der Erfolgsbestatigung Die Erfolgsbestatigung ist ein wichtiger Bestandteil des Lehrens und Lernens Die Erkenntnisse der Lernpsychologie zeigen dass der Lernerfolg erheblich von den emotionalen besonders aber den sachlich differenzierten Ruckmeldungen bestimmt wird Dem Lernenden werden Ruckmeldungen uber den Erfolg oder Misserfolg seiner Lernprozesse vermittelt um weitere Lernerfolge anzubahnen Diese sollten nach der Unterrichtslehre moglichst substantiiert konkret und sachbezogen sein und sich nicht in Superlativen und Allgemeinplatzen wie toll Spitze WOW etc der Lehrkraft erschopfen 14 Die Erfolgsbestatigung hat vor allem die Funktion Auskunft uber den aktuellen Lernstand zu geben den weiteren Lernprozess zu bestimmen und die Lernbereitschaft zu erhalten bzw zu verbessern Hierzu dienen in erster Linie die sachlichen Auskunfte Aber auch die subjektiven Einflussmassnahmen wie die gerechte Verteilung von Lob und Tadel bestimmen Arbeitsklima und Lernwillen 15 Prinzip der Aktualitat Bearbeiten Schulischer Unterricht vollzieht sich gewollt weitestgehend als Schonraumlernen und kommt damit dem Prinzip Sicherheit entgegen Er soll sich dabei jedoch nicht von den ausserschulischen Realitaten abkoppeln und Ereignisse und Erlebnisse der gesellschaftlichen Wirklichkeit immer wieder in das Unterrichtsgeschehen einbeziehen Dies geschieht etwa im sogenannten Realraumlernen bei Exkursionen und dem Aufsuchen von ausserschulischen Lernorten Das Tagesgeschehen hat neben historischen Erkenntnissen Raum einzunehmen in den Lernprozessen Schuler und Schulprobleme durfen nicht obrigkeitsmassig geregelt sondern mussen zum Gegenstand lebendiger unterrichtlicher Auseinandersetzung und Aufarbeitung gemacht werden Prinzip der Kind Schulerorientierung Bearbeiten Dieses Unterrichtsprinzip berucksichtigt die beiden fundamentalen Erlebnisweisen des Heranwachsenden als Individual und Sozialwesen die beide ausgelebt und ausgebildet werden wollen Als einmalige Individualitat bringt das Kind eigene Fahigkeiten und Interessen mit In der Sozialisation lernt es andererseits seine Position in einem sozialen Verbund zu finden und sich in sein soziales Umfeld und die Gesellschaft zu integrieren Von der Aufgabenbeschreibung des Lehrers her gilt das Prinzip der Schulerorientierung oder Prinzip der Kindorientierung formelhaft abholen wo es steht Es will die Individualitat und Anerkennung der Personalitat des Schulers in allen Bereichen des Unterrichts besonders herausstellen Das betrifft die Form des Umgangs die gegenseitige Achtung der Wurde sowie die offene und vertrauensvolle Partnerschaft Sabine Ragaller unterscheidet fur den Grundschulbereich drei Aspekte der Kindorientierung Die Wesensmerkmale des Grundschulkindes sein Kindsein ernst nehmen Die Individualitat Biografie Interessen Bedurfnisse jedes Kindes anerkennen Die gegenwartige Lebenssituation der Kinder Veranderte Kindheit Lebens und Interessenswelt heutiger Kinder berucksichtigen Schulerorientierung heisst auch dass die Zielauswahl Inhaltsbestimmung und Methodengestaltung des Unterrichts auf die Schuler ausgerichtet ist und sie im angemessenen Rahmen die Moglichkeit zur Mitbestimmung haben 16 Die unterrichtsbezogenen Planungen sollen an den Erfahrungen Bedurfnissen Vorwissen Ausgangslage Interessen und Erwartungen der einzelnen Schuler ausgerichtet sein Mit der Schulerorientierung eng verbunden ist das methodisch verstandene Prinzip der Differenzierung Es nimmt die Individualitat des einzelnen Kindes und seine speziellen Bedurfnisse in den Focus Differenzierung bedeutet die Auflosung des heterogenen Klassenverbandes zugunsten homogener Gruppen in Bezug auf die Leistungsfahigkeit oder Interessen der Schuler Differenzierung geht im Extremfall bis zur Passung oder Individualisierung Man hofft hierdurch den einzelnen Schuler besser bei seinem jeweiligen Entwicklungsstand abholen zu konnen Die Differenzierung hat eine lange schulische Geschichte So boten schon Schulen des griechischen Altertums verschiedene Bereiche an denen man sich nach eigenen Fahigkeiten zuwenden konnte Im Mittelalter ruckte man unabhangig vom Alter nach Prufung der Kenntnisse in bestimmte Abteilungen vor Wahrend Comenius dem entgegen fur die Bildung von Jahrgangsklassen eintrat setzte sich in der Reformpadagogik unter anderem Maria Montessori fur individualisierende Verfahren mit dem Ziel der Selbstbildung ein Unterschieden werden konnen die innere Differenzierung bzw die Binnendifferenzierung innerhalb des Klassenverbands Differenzierung bezuglich Schwierigkeitsgrad Art des Lernangebots Zusatzangebote und die aussere Differenzierung welche interschulisch die Differenzierung durch Schulart oder intraschulisch die jeweilige Schulstruktur bezeichnet Partiell geltende didaktische Prinzipien Bearbeiten nbsp Der Lehrer als Zuchtmeister Darstellung aus dem Codex Manesse ca 1305 1340 nbsp Partnerschaftliche Lerngemeinschaft Illustration aus dem 17 Jh zu Comenius Orbis sensualium pictus Umstritten und daher nur partiell oder regional gultig sind Prinzipien die bestimmte Denkvorgaben machen und einseitig politische religiose ideologische Gesinnungsausrichtungen propagieren So gelten unter diktatorischen Regimen in demokratischen Gesellschaften in einer islamischen Medresse in einer christlichen Schule in einer Allgemeinbildenden Schule in einer speziell ausgerichteten Privatschule in einer Regelschule oder Alternativschule jeweils andere vor allem inhaltlich unterschiedliche Prinzipien die weltanschaulich oder padagogisch einen bestimmten Einfluss auf die Geisteshaltung der Lernenden nehmen wollen Aber auch historisch lassen sich unterschiedliche Padagogische Prinzipien ausmachen So sah noch Johann Wolfgang von Goethe den Lehrer als Zuchtmeister und setzte seiner Selbstbiografie entsprechend den altgriechischen Leitspruch voraus Ὁ mὴ dareὶs ἄn8rwpos oὐ paideyetai Ho ma dareis anthropos ou paideuetai Der nicht geschundene Mensch ist nicht erzogen 17 Doch schon bei Platon und bei den Weisheitslehrern der verschiedenen alten Kulturen gab es auch die partnerschaftliche Lerngemeinschaft ohne Zwang und Drill auf der Basis einer Bewerbung und Berufung zum Schuler Internationale Diskussion BearbeitenIn den USA gehoren die Nine Events of Instruction von Robert Gagne zu den bekanntesten Ansatzen zur Unterrichtsplanung Kritische Rezeption BearbeitenDie Kritik an den verschiedentlich vertretenen Unterrichtsprinzipien erreicht eine grosse Bandbreite Sie prasentiert sich dabei oft als gegenlaufig und widerspruchlich So prangern die einen terminologische Unscharfen andere eine ideologische Uberfrachtung an Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus werden sie gelegentlich als zu praxisbezogen kritisiert und geraten in den Verdacht zu starker Reglementierung bzw Normierung des Unterrichts Bisweilen erreichen die kritischen Vorwurfe einen polemischen Charakter Sie werden als Fingerzeig auf Mangel benutzt z B das Prinzip der Aktivierung als Kritik am verkopften zu sehr vom Intellekt beherrschten Unterricht oder das gegenseitige Ausspielen von Schulerzentriertem Unterricht und Lehrerzentriertem Unterricht Unterrichtsprinzipien werden deshalb in neuerer Zeit mehr formal auf die Strukturierung und Gestaltung von Unterricht beschrankt Sie sollen auch nicht als Vorschriften sondern als Richtlinien fur padagogisch didaktische Entscheidungen betrachtet werden die lediglich eine wunschenswerte Ausrichtung skizzieren Ihre Gultigkeit ist allgemein und betrifft samtliche Erziehungsbereiche und Schulfacher alle Altersstufen und Schularten Im Laufe der Selbstfindung der Padagogik haben sich vor allem die einstmals polemisch formulierten Akzentsetzungen als einseitig erwiesen Mit ihrer teilweisen Berechtigung integrieren sie sich heute in die Gesamtschau als einander erganzende Teilaspekte eines Mehrdimensionalen Lehrens und Lernens und einer methodisch und organisatorisch abwechslungsreichen auf die unterschiedlichen Lernziele und Lernfahigkeiten ausgerichteten Unterrichtslehre Einseitige Unterrichtskonzepte soweit sie noch etwa in privaten Einrichtungen praktiziert werden entsprechen nicht mehr dem Forschungsstand der Zeit und der allgemeinen Unterrichtspraxis Sie prasentieren sich als Aussenseiterpadagogik Kritik am formalen Charakter der Prinzipien meist von inhaltlich ideologisch interessierter Seite geaussert geht insofern fehl als die Prinzipien genau diese ideologiefreie Rahmenvorgabe fur einen guten Unterricht geben wollen Sie sollen einen allgemeinen Konsens auf didaktisch wissenschaftlicher Basis und nicht auf der Grundlage einer bestimmten Ideologie ermoglichen Kritik wird weithin als berechtigt angesehen wenn ideologisch einseitige Massstabe als Prinzipien vorgegeben und bestimmte religiose politische oder gesinnungsmassige Praferenzen fixiert werden sollen Kontroverse Vorstellungen zu Lehrerdominanz oder Schulerdominanz Inklusion oder Forderschule Koedukation oder geschlechtsspezifische Erziehung eignen sich zwar fur eine argumentgetragene sachliche Diskussion nicht aber fur eine didaktische Prinzipiensetzung Siehe auch BearbeitenPadagogikunterricht Padagogikunterricht Zeitschrift Literatur BearbeitenH J Apel W Sacher Hrsg Studienbuch Schulpadagogik Bad Heilbrunn 2005 ISBN 3 7815 1364 5 Johann Amos Comenius Grosse Didaktik Die vollstandige Kunst alle Menschen alles zu lehren 10 Auflage Hrsg Andreas Flitner Klett Cotta 2008 Original 1657 Hans Glockel Vom Unterricht Lehrbuch der Allgemeinen Didaktik 4 Auflage Bad Heilbrunn Obb 2003 ISBN 978 3 7815 1254 2 G Gonschorek S Schneider Einfuhrung in die Schulpadagogik und die Unterrichtsplanung Donauworth 2005 ISBN 3 403 03216 7 Andreas Gruschka Wie Schuler Erzieher werden Studie zur Kompetenzentwicklung und fachlichen Identitatsbildung in einem doppeltqualifizierenden Bildungsgang des Kollegschulversuchs NW Wetzlar 1985 Herbert Gudjons Didaktik zum Anfassen Bad Heilbrunn 2003 ISBN 3 7815 1269 X W Jank Hilbert Meyer Didaktische Modelle Frankfurt 2002 ISBN 3 589 21566 6 H Kiper H Meyer W Topsch Einfuhrung in die Schulpadagogik Cornelsen Berlin 2002 ISBN 3 589 21657 3 Edmund Kosel Didaktische Prinzipien und Postulate In Die Modellierung von Lernwelten Band I Die Theorie der Subjektiven Didaktik 4 Auflage Balingen 2002 ISBN 3 8311 3224 0 H Schroder Lernen Lehren Unterricht Munchen 2002 ISBN 3 486 25973 3 Annemarie Seybold Padagogische Prinzipien der Leibeserziehung Beitrage zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung Heft 1 Hrsg Ausschuss deutscher Leibeserzieher 1954 ausgezeichnet mit dem Carl Diem Preis Annemarie Seybold Brunnhuber Die Prinzipien der modernen Padagogik in der Leibeserziehung Beitrage zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung Band 1 Hofmann Schorndorf 1959 Annemarie Seybold Brunnhuber Didaktische Prinzipien der Leibeserziehung Beitrage zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung Band 48 Hofmann Schorndorf 1972 A M Strathmann K J Klauer Lernverlaufsdiagnostik Ein Ansatz zur langerfristigen Lernfortschrittsmessung In Zeitschrift fur Entwicklungspsychologie und Padagogische Psychologie 42 2010 Seiten 111 122 Siegbert Warwitz Anita Rudolf Die Objektivierung von Erfolgskontrollen In Siegbert Warwitz Anita Rudolf Projektunterricht Didaktische Grundlagen und Modelle Hofmann Schorndorf 1977 ISBN 3 7780 9161 1 Seiten 24 27 Siegbert A Warwitz Lernziele und Lernkontrollen In Siegbert A Warwitz Verkehrserziehung vom Kinde aus Wahrnehmen Spielen Denken Handeln 6 Auflage Schneider Baltmannsweiler 2009 ISBN 978 3 8340 0563 2 Seiten 23 und 26 28 Siegbert A Warwitz Didaktische Prinzipien In Siegbert A Warwitz Verkehrserziehung vom Kinde aus Wahrnehmen Spielen Denken Handeln 6 Auflage Schneider Baltmannsweiler 2009 ISBN 978 3 8340 0563 2 S 69 72 Werner Wiater Unterrichtsprinzipien Donauworth 2001 ISBN 3 403 03617 0 18 Benedikt Wisniewski Von Prinzipien guten Unterrichts In B Wisniewski A Vogel Schule auf Abwegen Mythen Irrtumer und Aberglaube in der Padagogik Schneider Baltmannsweiler 2013 ISBN 978 3 8340 1256 2 Weblinks BearbeitenGrunkorn Diana und Dr Pfriem Peter Unterrichtsprinzipien Definitionen Ubersicht Zusammenhange Heid Helmut Qualitat in der Unterrichtspraxis Memento vom 25 Dezember 2005 im Internet Archive PDF Dokument 94 kB Wolff Jurgen Unterrichtsprinzipien nach Brunnhuber zur Vor Nachbesprechung und Bewertung von UnterrichtEinzelnachweise Bearbeiten Werner Wiater Unterrichtsprinzipien Donauworth 2001 Annemarie Seybold Brunnhuber Die Prinzipien der modernen Padagogik in der Leibeserziehung Band 1 der Beitrage zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung Verlag Hofmann Schorndorf 1959 Annemarie Seybold Brunnhuber Didaktische Prinzipien der Leibeserziehung Band 48 der Beitrage zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung Verlag Hofmann Schorndorf 1972 Edmund Kosel Didaktische Prinzipien und Postulate in Die Modellierung von Lernwelten Bd I Die Theorie der Subjektiven Didaktik 4 Auflage Balingen 2002 Johannes Kuhnel Neubau des Rechenunterrichts Ein Handbuch der Padagogik fur ein Sondergebiet Klinkhardt Leipzig 1916 Eugen Koller Hrsg 10 Auflage Klinkhardt Bad Heilbrunn Oberbayern 1959 Siegbert Warwitz Zur kognitiven Komponente im Sozialisationsprozess In ADL Hrsg Sozialisation im Sport Schorndorf Hofmann 1974 S 366 370 Annemarie Seybold Padagogische Prinzipien der Leibeserziehung Hrsg Ausschuss deutscher Leibeserzieher Beitrage zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung Heft 1 Schorndorf 1954 Edmund Kosel Didaktische Prinzipien und Postulate in Die Modellierung von Lernwelten Bd I Die Theorie der Subjektiven Didaktik 4 Aufl Bahlingen 2002 Siegbert A Warwitz Didaktische Prinzipien In Ders Verkehrserziehung vom Kinde aus Wahrnehmen Spielen Denken Handeln Verlag Schneider 6 Auflage Baltmannsweiler 2009 S 69 72 Johann Heinrich Pestalozzi Wie Gertrud ihre Kinder lehrt Literarische Tradition 2006 Siegbert Warwitz Anita Rudolf Projekte Basisartikel In Sportpadagogik 6 1982 16 23 S 19 20 Siegbert A Warwitz Lernziele und Lernkontrollen In Ders Verkehrserziehung vom Kinde aus Wahrnehmen Spielen Denken Handeln Baltmannsweiler Schneider Verlag 6 Auflage 2009 Seiten 23 und 26 28 Siegbert Warwitz Anita Rudolf Die Objektivierung von Erfolgskontrollen In Dies Projektunterricht Didaktische Grundlagen und Modelle Verlag Hofmann Schorndorf 1977 Seiten 24 27 A M Strathmann K J Klauer Lernverlaufsdiagnostik Ein Ansatz zur langerfristigen Lernfortschrittsmessung Zeitschrift fur Entwicklungspsychologie und Padagogische Psychologie 42 2010 Seiten 111 122 Hans Glockel Vom Unterricht Lehrbuch der Allgemeinen Didaktik 4 Auflage Bad Heilbrunn Obb 2003 Andreas Helmke Was wissen wir uber guten Unterricht In Padagogik Band 58 2006 Nr 2 2006 S 42 45 unterrichtsdiagnostik info PDF Johann Wolfgang von Goethe Aus meinem Leben Dichtung und Wahrheit Leipzig 1899 http voetterle de wp content uploads 2008 08 zusammenfassung u prinzp pdf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unterrichtsprinzipien amp oldid 227216782