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Udo Gustav Wilhelm Egon von Woyrsch 24 Juli 1895 auf Rittergut Schwanowitz Landkreis Brieg 14 Januar 1983 in Biberach an der Riss war ein deutscher Politiker NSDAP SS Obergruppenfuhrer und General der Polizei Er war unter anderem Mitglied des Preussischen Staatsrats auf Lebenszeit Mitglied des nationalsozialistischen Reichstags Hoherer SS und Polizeifuhrer Elbe sowie Gutsbesitzer auf Schwanowitz und Pramsen Udo von WoyrschFur die von ihm verantworteten Morde in Schlesien im Rahmen des sogenannten Rohm Putsches wurde er 1957 zu zehn Jahren Haft verurteilt Nachdem die Polnische Republik im Fruhherbst 1939 nach dem Uberfall auf Polen zerschlagen worden war wurde unter Fuhrung von Woyrsch eine Einsatzgruppe zur besonderen Verfugung gebildet mit dem Auftrag Polen und Juden im Raum Kattowitz zu liquidieren 1 Seiner als besonders brutal geltenden Einsatzgruppe fielen bis Ende 1939 etwa 7000 Menschen zum Opfer Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Tatigkeit 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Betatigung in der NS Bewegung von 1929 bis 1939 1 3 Zweiter Weltkrieg 1 4 Nachkriegszeit 2 Ehe und Familie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Tatigkeit BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Woyrsch erhielt ab 1901 Privatunterricht in seinem Elternhaus und wechselte 1905 auf das Gymnasium zu Brieg 2 Nach dem Schulbesuch schlug er die Offizierslaufbahn ein und besuchte ab 1908 eine Kadettenanstalt wo er 1914 das Fahnrichsexamen bestand Er nahm ab August 1914 am Ersten Weltkrieg teil und befand sich nach Kriegsende in russischer Kriegsgefangenschaft Nach seiner Entlassung betatigte er sich ab Februar 1919 beim Grenzschutz Ost Ab 1921 absolvierte er eine landwirtschaftliche Ausbildung und ubernahm 1923 die Guter seines Vaters 3 Betatigung in der NS Bewegung von 1929 bis 1939 Bearbeiten 1929 schloss Woyrsch sich der NSDAP Mitgliedsnummer 162 349 an Ausserdem wurde er 1930 Mitglied der SS SS Nr 3 689 in der er rasch Karriere machte und im November 1930 umgehend zum Sturmbannfuhrer Major ernannt wurde Im Marz 1931 erhielt er die Ernennung zum Standartenfuhrer im September 1931 zum SS Oberfuhrer Im Marz 1932 war er bereits zum SS Gruppenfuhrer befordert worden 3 Im Sommer 1932 gelang es Woyrsch Oberst Walter von Reichenau Chef des Stabes des ostpreussischen Wehrkreisbefehlshabers Werner von Blomberg fur die Ziele der NS Bewegung zu gewinnen Reichenau arbeitete fortan systematisch daran Blomberg fur den Nationalsozialismus einzunehmen Dieser wurde im Januar 1933 von Reichsprasident Paul von Hindenburg zum Reichswehrminister der Hitler Regierung ernannt und mit der Rolle eines Aufpassers betraut Von 1932 bis Marz 1933 war Woyrsch Mitglied des Preussischen Landtages 2 Im Juli 1933 wurde er zum Mitglied des Preussischen Staatsrates ernannt Ausserdem zog er im Marz 1933 in den Reichstag ein dem er anschliessend bis zum Ende der NS Herrschaft als Abgeordneter fur Schlesien angehorte Als Abgeordneter stimmte er im Marz 1933 fur das Ermachtigungsgesetz Wahrend der Rohm Affare Ende Juni Anfang Juli 1934 war Woyrsch als Fuhrer des SS Oberabschnitts Sudost fur zahlreiche Morde und Verhaftungen im Raum Schlesien verantwortlich Sein extremer Radikalismus brachte ihm dabei den Spitznamen Bluthund ein Mit Ausnahme von Berlin und Munchen den eigentlichen Zentren der Sauberungswelle wurden in Schlesien mehr Einzelpersonen liquidiert als in allen anderen Provinzen des Deutschen Reiches Dabei liess Woyrsch entgegen Himmlers Weisung seinen personlichen Rivalen Emil Sembach ermorden sowie eine Reihe von Unbeteiligten die teils nach bewusster Ausweitung der aus Berlin kommenden Weisungen durch Woyrsch teils auf Eigeninitiative der seiner Kontrolle entglittenen SS in Schlesien getotet wurden 4 5 Nach diesen Uberschreitungen wurde Woyrsch der am 1 Januar 1935 zum SS Obergruppenfuhrer befordert worden war am 19 Januar 1935 von allen seinen Amtern in Schlesien enthoben 3 Goring entliess ihn als Mitglied des Preussischen Staatsrates 4 Anschliessend wurde er dem Personlichen Stab des Reichsfuhrers SS zugeordnet 3 Er wurde Schiedmann des grossen Schiedhofs beim Reichsfuhrer SS und ab Mitte Oktober 1938 fur den Chef der Ordnungspolizei informatorisch tatig 2 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Nach dem Uberfall auf Polen wurde Woyrsch am 3 September 1939 von Himmler mit dem Kommando einer Einsatzgruppe z b V betraut zu radikaler Niederwerfung des aufflackernden Polenaufstandes 6 Obwohl es keinen nennenswerten Widerstand gab wurden Woyrschs Befugnisse als Sonderbefehlshaber der Polizei im Gebiet der 14 Armee erweitert und Himmler wies ihn an polnische Banden zu entwaffnen und Exekutionen durchzufuhren 7 In den Folgemonaten wurden 7000 Juden und polnische Zivilisten im deutsch besetzten Polen erschossen 8 9 Ab dem 20 April 1940 war Woyrsch Hoherer SS und Polizeifuhrer des SS Oberabschnittes Elbe mit Dienstsitz Dresden Am 15 April 1941 wurde er zum General der Polizei befordert 3 Seit 30 Januar 1943 war er Inhaber des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP 10 Aufgrund mangelnder Eignung wurde er im Februar 1944 von seinem Posten als HSSPF entbunden und durch Ludolf Hermann von Alvensleben ersetzt Nach der Amtsenthebung wurde er auf geheime Weisung Himmlers auf sein Gut verbannt 3 Ende Januar 1945 meldete er sich zur Waffen SS und war in der Kriegsendphase mit der Ruckfuhrung der Zivilbevolkerung beauftragt 11 Zum Kriegsende folgte er der sogenannten Rattenlinie Nord nach Flensburg 12 Nachkriegszeit Bearbeiten Am 9 Mai 1945 begab sich Woyrsch in Eckernforde in britische Kriegsgefangenschaft In der Folgezeit befand er sich in britischer Internierung 3 Im Zuge des Nurnberger Arzteprozesses gab er eine eidesstattliche Erklarung fur den angeklagten Joachim Mrugowsky ab 13 Durch Urteil des Spruchgerichts Bergedorf vom 27 Oktober 1948 wurde Woyrsch im Rahmen eines Spruchkammerverfahrens wegen Zugehorigkeit zu einer fur verbrecherisch erklarten Organisation zur Hochststrafe von zehn Jahren Haft verurteilt Nach einer Revision wurden auf das Urteil bislang verbusste Haftzeiten angerechnet Die Spruchkammer legte bei ihrem Urteil seine Kenntnis von der verbrecherischen Verwendung der SS bei der Verfolgung der politischer Gegner und der Juden bei Ubergriffen in den besetzten Gebieten beim Fremdarbeiterprogramm und bei der volkerrechtswidrigen Behandlung der Kriegsgefangenen zugrunde 11 Danach wurde er in die Strafanstalt Esterwegen verlegt 11 Am 2 April 1952 wurde er auf freien Fuss gesetzt und die Reststrafe zur Bewahrung bis zum 10 Marz 1958 ausgesetzt In einem zweiten Gerichtsprozess wurde Woyrsch am 2 August 1957 vom Schwurgericht beim Landgericht Osnabruck wegen seiner Rolle bei der Niederschlagung des sogenannten Rohm Putsches zu einer zehnjahrigen Haftstrafe verurteilt kam jedoch bereits 1960 wieder in Freiheit Aufgrund von Verhandlungsunfahigkeit wurden weitere Verfahren gegen ihn 1977 eingestellt 3 Ehe und Familie BearbeitenWoyrsch entstammte einem alten sudbohmischen Adelsgeschlecht Er war der Sohn des koniglich preussischen Kammerherrn und Gutsbesitzers Gunther von Woyrsch 1858 1923 und seiner Gattin Gertrud Grafin von Pfeil und Klein Ellguth 1866 1956 Der preussische Generalfeldmarschall Remus von Woyrsch 1847 1920 war sein Onkel Am 25 Juni 1924 heiratete er auf Gut Pischkowitz in Niederschlesien in erster Ehe Marie Eva von Eichborn 1902 1987 eine Tochter des Gutsbesitzers Wolfgang von Eichborn auf Pischkowitz und der Edelgard von Rosen Haus Neudorf Diese Ehe wurde am 19 Mai 1933 in Brieg Niederschlesien wieder geschieden Am 21 September 1934 heiratete Woyrsch in zweiter Ehe in Bad Salzbrunn Niederschlesien Inez Freiin von Tschammer und Quaritz 1908 2001 eine Tochter des Gutsbesitzers Siegfried Freiherr von Tschammer und Quaritz auf Quaritz und der Edith von Lieres und Wilkau Haus Stephanshain Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor Literatur BearbeitenDienstaltersliste der Schutzstaffel der N S D A P Stand vom 1 Oktober 1934 Hrsg Personalabteilung des Reichsfuhrers SS Buchdruckerei Birkner vorm Hermes Munchen 1934 S 2 3 Hans Friedrich von Ehrenkrook Friedrich Wilhelm Euler Jurgen von Flotow Walter von Hueck Genealogisches Handbuch der Adeligen Hauser A Uradel Band VII Band 34 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Limburg an der Lahn 1965 S 403 ISSN 0435 2408 Ruth Bettina Birn Die Hoheren SS und Polizeifuhrer Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten Droste Verlag Dusseldorf 1986 ISBN 3 7700 0710 7 Hermann Weiss Hrsg Biographisches Lexikon zum Dritten Reich S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 10 091052 4 Joachim Lilla Martin Doring Andreas Schulz Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Unter Einbeziehung der volkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924 Droste Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 5254 4 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2 Auflage S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Udo von Woyrsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Udo von Woyrsch in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Personaldaten Memento vom 9 September 2007 im Internet Archive auf Axis Biographical ResearchEinzelnachweise Bearbeiten Heinz Hohne Der Orden unter dem Totenkopf In Der Spiegel 51 1966 a b c Joachim Lilla u a Bearb Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Dusseldorf 2004 S 740 f a b c d e f g h Hermann Weiss Hrsg Biographisches Lexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 1998 S 495 f a b Der Furcht so fern dem Tod so nah Der Rohm Putsch oder der Mord von Staats wegen In Der Spiegel Ausgabe 20 1957 vom 19 Mai 1957 S 20 29 Heinz Hohne Der Orden unter dem Totenkopf Die Geschichte der SS Augsburg 1998 S 115 f Peter Longerich Heinrich Himmler Biographie Siedler Munchen 2008 ISBN 978 3 88680 859 5 S 444 Peter Longerich Heinrich Himmler Biographie Siedler Munchen 2008 ISBN 978 3 88680 859 5 S 444 Ruth Bettina Birn Die Hoheren SS und Polizeifuhrer Dusseldorf 1986 ISBN 3 7700 0710 7 S 168 ff Dieter Pohl Die Ermordung der Juden im Generalgouvernement in Ulrich Herbert Hrsg Nationalsozialistische Vernichtungspolitik 1939 1945 4 Auflage Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 596 13772 1 S 98 122 Klaus D Patzwall Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934 1944 Studien der Geschichte der Auszeichnungen Band 4 Verlag Klaus D Patzwall Norderstedt 2004 ISBN 3 931533 50 6 S 90 a b c Heiner Wember Umerziehung Im Lager Internierung und Bestrafung von Nationalsozialisten in der Britischen Besatzungszone Deutschlands Klartext Verlag Essen 1991 S 331 Stephan Link Rattenlinie Nord Kriegsverbrecher in Flensburg und Umgebung im Mai 1945 In Gerhard Paul Broder Schwensen Hrsg Mai 45 Kriegsende in Flensburg Flensburg 2015 S 22 Erschliessungsband zur Mikrofiche Edition Mit einer Einleitung von Angelika Ebbinghaus zur Geschichte des Prozesses und Kurzbiographien der Prozessbeteiligten S 139 Karsten Linne Hrsg Der Nurnberger Arzteprozess 1946 47 Wortprotokolle Anklage und Verteidigungsmaterial Quellen zum Umfeld Im Auftrag der Hamburger Stiftung Sozialgeschichte des 20 Jahrhunderts herausgegeben von Klaus Dorner Deutsche Ausgabe Mikrofiche Edition Munchen 1999 S 157 Normdaten Person GND 121027562 lobid OGND AKS LCCN no99046697 VIAF 31630708 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Woyrsch Udo vonALTERNATIVNAMEN Woyrsch Udo Gustav Wilhelm Egon von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP SS Obergruppenfuhrer und General der PolizeiGEBURTSDATUM 24 Juli 1895GEBURTSORT auf Rittergut Schwanowitz Landkreis BriegSTERBEDATUM 14 Januar 1983STERBEORT Biberach an der Riss Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Udo von Woyrsch amp oldid 238032890