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Turms auch Turm Turms Turmus oder Turamus ist eine etruskische Gottheit und entspricht im Wesentlichen dem griechischen Hermes und dem romischen Merkur Turms galt in der etruskischen Religion als Bote und Vermittler zwischen der Welt der Sterblichen und Unsterblichen sowie zwischen Diesseits und Jenseits Kopf einer Skulptur von Turms aus dem Portonaccio Heiligtum 500 v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Name und Herkunft 2 Reprasentanz und Aspekte 3 Bronzespiegel mit Turms 4 Literatur 5 WeblinksName und Herkunft Bearbeiten nbsp Inschrift TURMS mit etruskischen Buchstaben von rechts nach linksDer Ursprung des Namens Turms ist unbekannt scheint aber im Gegensatz zu Aplu dessen Name sich auf Apollon zuruckfuhren lasst keine griechischen Wurzeln zu haben Im Pantheon der Etrusker finden sich neben altitalischen und genuin etruskischen Gottheiten auch zahlreiche mythologischen Figuren die unmittelbar aus dem griechischen Mythos adaptiert wurden Ihre eigenen Gottheiten identifizierten die Etrusker haufig mit griechischen Gottheiten und ubernahmen teilweise deren Aspekte Insofern ist auch ungeklart ob Turms ein genuin etruskischer Gott ist oder aus der griechischen Gotterwelt stammt Reprasentanz und Aspekte BearbeitenIn der etruskischen Mythologie waren Turms und Aplu Sohne des hochsten Gottes Tinia so wie auch Hermes und Apollon von Zeus abstammten Allerdings gibt es auch eine Darstellung der drei Gotter auf einem Bronzespiegel die Tinia ahnlich jugendlich wie die beiden anderen Gottheiten zeigt Turms ist zu erkennen an seinem geflugelten Reisehut Petasos und seinem charakteristischen Stab Caduceus Auf anderen Bronzespiegeln tragt Turms die Flugel auf seinem Rucken oder an seinen Schuhen Der geflugelte Hut ist auch ein Merkmal fur die Identifizierung von Skulpturen wie der Terrakotta Figur vom Portonaccio Heiligtum von der nur der Kopf erhalten geblieben ist Man nimmt heute an dass der bartlose Turms dargestellt ist wie er den Kampf zwischen Aplu Apollon und Hercle Herakles um die der Artumes Artemis geweihte kerynitische Hirschkuh beendet Turms erscheint hier als Bote des Tinia mit dem Auftrag Frieden zwischen Hercle und Aplu zu stiften Die Skulptur des Aplu Apollon von Veji ist nahezu vollstandig erhalten geblieben und zierte wahrscheinlich wie die anderen als Akroterion den Dachfirst eines Tempels Die Skulpturen wurden um 500 v Chr gefertigt und stammen aus der Werkstatt des Bildhauers Vulca nbsp Turms 2 von links beim Urteil des Paris auf den Boccanera Platten 6 Jahrhundert v Chr Turms war schon in der etruskischen Fruhzeit als Bote tatig wie die Boccanera Platten mit dem bei den Etruskern popularen Mythos vom Urteil des Paris zeigen Turms fuhrt Menrva Athene Uni Hera und Turan Aphrodite zu Alcsentre Paris Alexandros der nun seine Wahl zu treffen hat wobei Turms ungewohnlich dargestellt ist Er tragt einen Bart sein Hut endet mit einer eigentumlichen Spitze und seinen Stab ziert oben eine Stierfigur Im griechischen Mythos nimmt Hermes nicht an dem Geschehen Teil aber die Etrusker wandelten haufig die griechischen Vorlagen ab und erfanden neue Szenen Anscheinend war Turms nicht nur Bote und Vermittler fur Tinia als Himmelsgott sondern auch fur den Unterweltgott Aita Auf einem Bronzegriff findet sich eine zweifache Ausfuhrung von Turms einmal zusammen mit Tinia und ein weiteres Mal mit Aita Vielleicht tritt hier Tinia auch als Unterweltgott in Erscheinung Diese Doppelfunktion als Bote und Helfer uber und unter der Erde erklart wahrscheinlich auch die ungewohnliche Darstellung von Turms auf einem Bronzespiegel wo er zusammen mit einem Doppelganger als Zwillingspaar abgebildet ist Es gibt auf einem Bronzespiegel aus Vulci auch eine Inschrift die ihn als Turms Aitas Hermes des Hades bezeichnet Er begleitet eine Figur die Hinthial Terasias Schatten des Teiresias genannt wird zu Uthuze Odysseus der am Eingang zur Unterwelt sitzt Turms wirkt hier als Seelenbegleiter vergleichbar dem Hermes Psychopompos Eine ahnliche Szene wird in der Odyssee beschrieben allerdings ohne die Anwesenheit des Hermes Wahrend der homerische Teiresias ein alter Mann ist hat Terasias ein junges weibliches Gesicht und tragt Frauenkleidung Teiresias war im Mythos tatsachlich in einem Teil seines Lebens eine Frau Dieser Aspekt des weiblichen Geschlechts wird in der griechischen bildenden Kunst nirgendwo dargestellt nbsp Turms auf einer Munze aus Populonia 3 Jahrhundert v Chr Es ist wahrscheinlich dass Turms im Zusammenhang mit seinen Aufgaben in der Unterwelt kultisch verehrt wurde Allerdings konnte bis jetzt kein ihm gewidmetes Heiligtum eindeutig identifiziert werden Zudem gibt es von Turms nur wenige Votivgaben in Form von Statuetten Sein Name fehlt auch auf der Bronzeleber von Piacenza die alle fur die Leberschau bedeutenden Gottheiten aufzahlt Turms scheint jedenfalls im Mythos eine wichtige Rolle als Begleiter oder Helfer gespielt zu haben da die Anzahl seiner Darstellungen insbesondere auf Bronzespiegeln die aller anderen hoheren Gottheiten ubertrifft Haufig wohnt er besonderen mythischen Ereignissen bei die sich teilweise einer Deutung entziehen wie eine Szene mit Menrva Aplu und einem sprechenden Kopf Sein Abbild findet sich auch auf Munzen Auch hier wird er als bartloser jugendlicher Gott mit einem geflugelten Hut dargestellt Zu den Funktionen von Turms zahlen offenbar auch der Schutz und die Erziehung von Kindern Er ist bei der Geburt von Menrva anwesend sorgt sich um den neugeborenen Fufluns den Gott des Wachstums und der Vegetation und wohnt der Zeremonie von Menrva mit den Maris Babys bei Der Mythos der Maris Babys konnte bisher nicht hinreichend gedeutet werden Turms steht auch in Verbindung mit der Geburt der Elinai Helena aus einem Ei von der es zwei Versionen gibt Entweder war sie eines der vier Kinder die aus der Paarung von Leda mit Zeus in Form eines Schwans geboren wurden oder das Ei stammte aus der Vereinigung von Zeus mit Nemesis und wurde Leda und ihrem Mann Tyndareos zum Ausbruten gegeben Im etruskischen Mythos wird Turms mit der Ubergabe betraut Diese Ubergabe des Eis der Elinai ist das Sujet auf mehreren Bronzespiegeln Einmal ubergibt Turms das Ei an Tuntle Tyndareos wahrend Latva Leda zuschaut Auf einem anderen Spiegel halt Tuntle diesmal allein das Ei bereits in der Hand Turms erscheint hier in der Pose eines Wahrsagers Haruspex indem er das linke Bein und den rechten Arm anhebt und den Zeigefinger gestreckt halt um zu einer Anweisung oder zu einem Ratschlag anzusetzen Insofern konnte das Ei der Elinei ein Sinnbild fur die Prophetie verkorpern und kommende Ereignisse ankundigen Die Etrusker verwendeten Eier oft in einem funeraren Kontext als rituelle Speise beim Totenmahl oder als Grabbeigabe aus Terrakotta oder Stein Dadurch steht die Szene mit Turms und dem Ei der Elinei vielleicht wieder in Beziehung zur Unterwelt Bronzespiegel mit Turms Bearbeiten nbsp Tinia Mitte mit seinen Sohnen Aplu rechts und Turms links nbsp Turms links mit Flugeln in Zwiesprache mit einer weiblichen Gottheit nbsp Turms in Doppelgestalt als Zwillingspaar nbsp Turms Aitas Mitte mit Uthuze links und Hinthial Terasias rechts nbsp Turms links Menrva Umaele Aplu und ein sprechender Kopf nbsp Turms rechts Menrva und Pherse mit dem Gorgonenhaupt der Medusa nbsp Turms links mit Fufluns als Kind und geflugelten Schuhen nbsp Turms links Menrva Turan Laran Amatutunia und die Maris Babys nbsp Turms Mitte ubergibt das Ei der Elinei an Tuntle links und Latva rechts nbsp Turms links nach der Ubergabe des Eis in der Pose eines WahrsagersLiteratur BearbeitenGiuliano Bonfante Larissa Bonfante The Etruscan Language An Introduction 2 Auflage Manchester University Press Manchester New York 2002 ISBN 0719055407 S 208 Nancy Thomson de Grummond Erika Simon Hrsg The Religion of the Etruscans University of Texas Press Austin 2006 ISBN 9780292721463 S 51 56 und 60 Nancy Thomson de Grummond Etruscan Myth Sacred History and Legend University of Pennsylvania Philadelphia 2006 ISBN 9781931707862 S 56 58 122 130 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Turms Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Turms amp oldid 232455280