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Das Portonaccio Heiligtum ist eine sich in der Nahe der antiken Stadt Veji befindende etruskische Tempelanlage Sie liegt sudwestlich von Veji in der Provinz Rom Latium und wurde nach der ausserhalb der heutigen stadtischen Agglomeration Roms im Stadtteil Isola Farnese Municipio XX gelegenen Ortschaft Portonaccio benannt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliches 2 Beschreibung 2 1 Das Heiligtum der Menrva 2 2 Der Tempel des Apollon 3 Archaologische Funde 4 Verfall 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichtliches BearbeitenDas Heiligtum wurde von Massimo Pallottino in den vierziger Jahren ausgegraben Veroffentlichungen erschienen aber erst Jahrzehnte spater durch seine Schuler Wahrend der Ausgrabungsarbeiten kamen Inschriften zum Vorschein die bezeugten dass das Heiligtum der Gottin Menrva Minerva geweiht war Es wird auch als Heiligtum des Gottes Aplu Apollon angesehen da 1916 in seinem Areal eine Apollonstatue Apollon von Veji entdeckt wurde Dieses Standbild verzierte einst den Tempelfirst und wird jetzt im Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia aufbewahrt Eine Dachseite des Apollontempels wurde restauriert und uberragt jetzt die Mauerreste auf einem Stahlgerust Das Sanktuarium der Menrva befindet sich in der Nahe und wird von einem Dach geschutzt Ansonsten sind vom ehemaligen Heiligtum nur noch die Grundmauern erhalten Der Komplex kann sowohl bau als auch kultmassig bis auf die beiden ersten Jahrzehnte des 7 Jahrhunderts v Chr zuruckverfolgt werden Seine endgultige Form erreichte er aber erst in der Mitte des 5 Jahrhunderts v Chr Beschreibung Bearbeiten nbsp Plan des Heiligtums A Altar B Portikus C Portikus D Gebaude E Bothros F Tempel G Kultbecken H Unterirdischer KanalDas Portonaccio Heiligtum zahlt zu den altesten und am meisten geschatzten Heiligtumern ganz Etruriens Es liegt gegenuber dem Fosso della Mola auf einem kleinen Tuffplateau nur unweit sudwestlich vom einstigen Veji Das von einer Einfriedungsmauer umgebene Heiligtum befindet sich an einer Lichtung zu Fussen eines Hugels uber den die Stadtmauer von Veji verlief Wie fruher als es einen heiligen Hain beherbergte wird das Gelande auch heute noch von Wald umringt Das Heiligtum wurde einst auf seiner gesamten Lange von einer von Veji uber die Salzbergwerke Vejis ans Tyrrhenische Meer fuhrenden Strasse durchzogen deren Trassenverlauf spater von einer Romerstrasse ersetzt wurde und die stellenweise noch erhalten ist In den Hugel wurden in der nachklassischen Zeit im 2 Jahrhundert v Chr zum Gewinn von Baumaterial Hohlraume vorgetrieben was aber leider den Einsturz des daruber befindlichen Zentralteils der Anlage zur Folge hatte Zur Realisation der heute wieder restaurierten Anlage mussten die einzelnen Bauelemente daher Block fur Block aus den Hohlraumen gehievt werden Das Portonaccio Heiligtum stellt zweifellos eine der bedeutendsten Fundstatten etruskischer Artefakten dar darunter Topferwaren und andere Gegenstande mit etruskischen Schriftzeichen Terrakottaplastiken und andere dekorative Elemente Das Heiligtum gliedert sich in zwei Abschnitte Das Heiligtum der Menrva Bearbeiten Der alteste Kern des Heiligtums befand sich ganz im Osten des Tuffplateaus und war dem Kult der Gottin Menrva geweiht Verehrt wurde sie sowohl unter ihrem weissagenden den Aspekt Orakel als auch als Beschutzerin der Jugend und deren Eingliederung in die Gemeinschaft Zu Ehren der Gottin wurde wie an andere Gottheiten wie beispielsweise Rath Apollon Aritimi Diana Turan Venus gerichtete Votivinschriften zu erkennen geben zwischen 540 und 530 v Chr an der Stelle der altesten Mauerstruktur ein kleiner Tempel mit einer einzigen Cella errichtet Er stand auf einer recht machtigen Unterkonstruktion aus Mauerwerk das einen aus dem Tuffplateau ragenden Felsvorsprung egalisieren musste Der Tempel enthielt ferner einen quadratischen Altar mit Bothros Opferrinne einer Portikus als Zugang und zur Strasse hinunterfuhrende Treppenstufen Zahlreiche und sehr wertvolle Funde im Heiligtum der Menrva sind Votivgaben aus Keramik Elfenbein und Bronze Bemerkenswert sind Keramiken deren Widmungsinschriften von wichtigen Personlichkeiten wie z B Lars Tolumnius oder Aulus Vibenna angezogen durch den Ruhm des Menrvaorakels auf eine weite Anreise aus fernen Stadten wie z B Vulci Castro oder Orvieto schliessen lassen Herausragend ist eine vorzugliche Schenkung buntbemalter Keramik aus dem Jahr 500 v Chr die die Apotheose des Hercle Herakles in Anwesenheit seiner Schutzgottin Menrva darstellt Der Tempel des Apollon Bearbeiten nbsp Der Apollontempel nbsp Rekonstruktionszeichnung mit der Statuengruppe auf dem DachfirstIm Westteil des Portonaccio Heiligtums wurde gegen 510 v Chr der dreizellige Tempel des Apollon errichtet der erste Tempel in Etrurien der in toskanischer Ordnung erbaut worden war 1 Der Rekonstruktionsversuch von Giovanni Colonna und Germano Foglia aus dem Jahr 1993 sieht wie folgt aus der Podiumstempel mit relativ niedrigem Podium hatte einen quadratischen Grundriss von 18 Metern Seitenlange Im Vorderteil befand sich demnach ein 7 30 Meter tiefer Pronaos zwischen den bis zur Front gefuhrten und zwei Saulen flankierenden Anten Zwei weitere Saulen gliederten diesen Pronaos in drei Zugange zu dem eigentlichen Naos Der 9 10 Meter tiefe hintere Bereich gliederte sich dann in drei nebeneinanderliegende Zellen Altere Rekonstruktionsvorschlage gingen hingegen von einer zwei Saulenstellungen tiefen Prostasis das heisst einer auf ganzer Breite vorgesetzten Saulenstellung aus hinter der sich womoglich auch nur eine einzelne von zwei seitlichen Saulenreihen alae Flugel flankierte Cella befand Die Restaurierungsarbeiten am Tempel erfolgten anhand der vermuteten ursprunglichen Dimensionen und gestatteten einen guten Einblick in Struktur und Konstruktionsweise sowie in die Platzierung der ursprunglichen Dekorationen Der Tempel war mit exzeptionellem Dekor aus buntbemalter Terrakotta verziert darunter eine Statuengruppe als Akroterion mit Turms Hermes Aplu Apollon Hercle Herkules und vermutlich Letun Leto mit ihrem Sohn Aplu als Kind auf dem Arm An die Westseite des Apollontempels grenzte ein grosses Wasserbecken mit 20 Meter Seitenlange und dahinterliegend ein grosser freier Platz mit heiligem Hain der im Osten von einer grossen Plattform abgeschlossen wurde Das Wasserbecken wurde uber unterirdische noch heute erkennbare Kanale sogenannte cuniculi von einer Quelle gespeist Mittels Blocktechnik erbaut und anschliessend mit wasserundurchlassigen Ton verputzt durfte es fur Kulthandlungen eine herausragende Rolle gespielt haben Die Kulthandlungen gepaart mit Reinigungszeremonien galten vor allem dem Apollon Rath unter seinem vom delphischen Vorbild inspirierten prophetischen Orakelaspekt Assoziiert mit Aplu Apollon war der vergottlichte Held Hercle Herakles und moglicherweise auch Tinia Jupiter Archaologische Funde Bearbeiten nbsp Kopfansicht des Apollo von VejiDie archaologischen Funde stammen vom ausgehenden 6 Jahrhundert v Chr Anzufuhren sind Verkleidungsplatten Dekorationen aus Terrakotta die Kammerwande schmuckende Fresken aus Terrakotta plastisch mit Gorgonen und Manaden hauptern ausgestaltete Stirnziegel Antefixe an der Traufe und vor allen Dingen Statuengruppen aus Terrakotta Terrakottaplastiken darunter der beruhmte Apollon von Veji Die Firstakrotere des Satteldachs und auch die Stirnziegel konnen einer einzigen Werkstatt zugeordnet werden wahrscheinlich der des beruhmten Kunstlers Vulca bekannt durch die Uberlieferung bei Plinius demzufolge er bei der Ausschmuckung des Kapitolinischen Tempels in Rom mitwirkte Der erste Tempel des Jupiter Capitolinus war vom etruskischen Konig Tarquinius Superbus in Auftrag gegeben und 509 v Chr eingeweiht worden Die Stirnziegel haben eine rein dekorative Funktion die Themenkreise der Ornamente hingegen wurden ganz gezielt ausgewahlt um den Gott Apollo durch wichtige Szenen aus der Mythologie zu ehren Darunter der Kampf Apollos gegen Herakles um die Kerynitische Hirschkuh mit den Goldhornern und die ihr Kind Apollon in den Armen tragende Leto Andere Terrakottagruppen mit beispielsweise Hermeskopfen sind bisher noch nicht formell identifiziert worden Verfall BearbeitenIm Verlauf des 5 Jahrhunderts v Chr beeintrachtigten bauliche Veranderungen das weitere Schicksal des Heiligtums So wurde das Sacellum abgerissen da es wahrscheinlich den Anforderungen der kultischen Handlungen nicht mehr gerecht wurde Die Terrakotta Figurengruppen wurden hinter der Nord und Westmauer vergraben bis sie nach Beginn der Ausgrabungsarbeiten im Jahr 1914 im Jahr 1916 von Giulio Quirino Giglioli wiederentdeckt wurden Dennoch war der Minervakult gegen Ende des 5 Jahrhunderts erneut aufgebluht und hatte sogar die Eroberung Vejis durch Rom im Jahre 396 v Chr uberdauert Dies wird durch eine Serie von hervorragenden Votivgaben bezeugt welche aus klassischen bis spatklassischen Jungenstatuen bestehen darunter der beruhmte Kopf des Malavolta Die Votivgaben unterstreichen die Bedeutung der Gottin bei Mannbarkeitsritualen die fur diesen wichtigen Lebensabschnitt unter den aristokratischen Familien Vejis offensichtlich eine grosse Rolle spielten Literatur BearbeitenRanuccio Bianchi Bandinelli Antonio Giuliano Etruschi e Italici prima del dominio di Roma Edizioni Rizzoli Mailand 1979 S 161 163 Giovanni Colonna Il santuario di Portonaccio a Veio G Bretschneider Rom 2002 ISBN 88 7689 209 5 Massimo Pallottino Etruscologia U Hoepli Mailand 1977 S 291 292 Massimo Pallottino Civilta artistica etrusco italica Sansoni Florenz 1985 Laura Cotta Ramosino Plinio il Vecchio e la tradizione storica di Roma nella Naturalis historia Edizioni dell Orso Alessandria 2004 ISBN 88 7694 695 0 Weblinks BearbeitenIl santuario di Portonaccio auf der Internetseite der Soprintendenza Archeologia del Lazio e dell Etruria meridionaleEinzelnachweise Bearbeiten Boitani Francesca Apollo de Veio Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia 2004 42 02111 12 39083 Koordinaten 42 1 16 N 12 23 27 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Portonaccio Heiligtum amp oldid 234627814