www.wikidata.de-de.nina.az
Giulio Quirino Giglioli geboren am 25 Marz 1886 in Rom gestorben am 11 November 1957 ebenda war ein italienischer Klassischer Archaologe Etruskologe Politiker und Faschist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Altertumsverwaltung 1 2 Erste Professuren 1 3 Mostra Augustea und Faschismus 1 4 Nachkriegsjahre 2 Akademische Mitgliedschaften 3 Publikationen Auswahl 4 LiteraturLeben BearbeitenGiulio Giglioli war der Sohn von Alfredo Giglioli und dessen Frau Pierina Galli Nach dem Besuch des Gymnasiums begann er 1904 das Studium der Klassischen Altertumswissenschaften an der Universitat La Sapienza in Rom wo er bei Ettore Pais und Karl Julius Beloch Alte Geschichte bei Rodolfo Lanciani antike Topographie und bei Emanuel Loewy Klassische Archaologie und antike Kunstgeschichte horte Bei Emanuel Loewy wurde er 1910 mit einer Arbeit uber die dekorativen Thronreliefs der olympischen Zeus Statue des Phidias laureiert Altertumsverwaltung Bearbeiten Noch im selben Jahr wurde er Assistent am Lehrstuhl fur Archaologie dann Mitarbeiter von Lanciani bis 1912 In dieser Zeit diente er als Sekretar der Archaologieausstellung die in den seit 1889 als Museo Nazionale Romano dienenden Diokletiansthermen zur 50 Jahr Feier der Unita d Italia der 1861 proklamierten Einheit Italiens im Jahr 1911 stattfinden sollte und fur die er auch den Ausstellungskatalog verantwortete Seine eigenen Forschungen konzentrierten sich in diesen Jahren auf epigraphische und topographische Fragestellungen und galten einzelnen Monumenten insbesondere Umbriens und Latiums nbsp Apollon von Veji Villa Giulia RomIm Jahr 1912 bewarb er sich erfolgreich um die Stelle eines Inspektors der Altertumsverwaltung am Archaologischen Nationalmuseum in Neapel Dort widmete er sich vordringlich der Neuordnung der griechischen Vasen nahm aber auch an Ausgrabungen unter anderem in Pompeii teil Nach einem Jahr wurde er an das Museo Nazionale Etrusco in der Villa Giulia nach Rom versetzt wo er sich unter der Leitung von Giuseppe Angelo Colini 1857 1918 den sein weiteres wissenschaftliches Leben bestimmenden Etruskern und Faliskern zuwandte Bereits 1914 begann er Ausgrabungen auf dem Gebiet der etruskischen Stadt Veji musste diese aber wegen der 1915 erfolgten Einberufung zum Militar unterbrechen Im Winter und Fruhjahr 1916 wurde ihm jedoch mit einer Sondererlaubnis gestattet die Ausgrabungen fortzufuhren In dieser Kampagne gelang ihm die Entdeckung der grossformatigen archaischen Terrakotten aus Veji herausragend unter ihnen der Apollon von Veji Auch wenn Giglioli in der Interpretation des funktionalen Zusammenhangs in den die Statuen gehorten irrte so hatte er eine fur den damaligen Kenntnisstand sichere Hand in der stilistischen Beurteilung und zeitlichen Einordnung dieser bedeutenden Zeugnisse etruskischer Kunst Erste Professuren Bearbeiten Im folgenden Jahr 1917 erhielt er die Lehrerlaubnis fur Archaologie und antike Kunstgeschichte an der Universitat Rom 1919 folgte er Rizzo in der Leitung des Museo Nazionale Etrusco und erarbeitete drei dem Museumsbestand gewidmete Bande fur das Corpus Vasorum Antiquorum die 1925 1926 und 1927 erschienen An der Universitat vertrat er zunehmend den schwer erkrankten Lucio Mariani auf dem Lehrstuhl fur Archaologie bewarb sich aber 1923 erfolgreich fur die gleiche Professur an der Universitat Turin die er alsbald nach wenigen Monaten fur die namliche Stelle an der Universitat Pisa aufgab Bereits 1925 wechselte er erneut und folgte dem Ruf auf den Lehrstuhl fur die antike Topographie Italiens an die Universitat Rom Hier entwickelte er in den nachsten Jahren eine immense Schaffens und Organisationskraft die in der Ausstellung zur Feier des 2000 Geburtstags von Augustus des ersten romischen Kaisers kulminierte Im Jahr 1926 nahm Giglioli seit 1920 Abgeordneter im Stadtrat von Rom und nun zum Kulturdezernenten der Stadt ernannt an den Ausgrabungen und Restaurierungen wichtiger romischer Monumente teil dem Augustusforum dem Grab der Scipionen und dem Marcellustheater Vor allem aber gab er in diesem Jahr den Anstoss fur die Freilegung sowie Befreiung von Uberbauungen und angrenzenden Gebauden des Augustusmausoleums Im seit vier Jahren von Benito Mussolini und den Faschisten regierten Italien hatte die Freilegung dieses Grabmonumentes des Reichsgrunders als den man Augustus ansah und in dessen Nachfolge man sich verstanden wissen wollte erhebliche politische Dimensionen Und so wurde die Entscheidung zur Freilegung vom Duce personlich getroffen Zugleich ging Giglioli weiterhin seinen etruskischen Studien nach und publizierte 1927 zusammen mit Pericle Ducati die Arte etrusca fur die er die Einfuhrung sowie die Kapitel zu Architektur und Plastik beitrug Das Werk war eine Zusammenschau zur etruskischen Kunst ganz auf der Hohe des Wissenstandes seiner Zeit wie der ein Jahr spater folgende erste nationale Kongress fur Etruskologie in Florenz erweisen sollte Dessen ungeachtet betrieb er ab 1926 die Grundung eines Museo dell impero romano eines Museums uber das Romische Reich das konzeptionell deutlich uber die fur 1911 von Lanciani organisierte Ausstellung hinausging und deren Material er als Basis nahm Im Jahr 1927 wurde das Museum das den Kern des spater gegrundeten Museo della Civilta Romana bildete eingeweiht der Bestand an Ausstellungsstucken gegenuber der Ausstellung von 1911 verdoppelt Es folgten eine Zeit erneut intensiver Beschaftigung mit etruskischer Kunst und neue Ausgrabungen in Veji sowie im nahegelegenen Minervaheiligtum von Portonaccio Wahrenddessen liess der Fortschritt der Ausgrabungen am Augustusmausoleum Uberlegungen bei Giglioli keimen die um die Feierlichkeiten des naherruckenden 2000 Geburtstags von Augustus am 23 September 1938 kreisten Erste Ideen prasentierte er auf dem zweiten Kongress des Istituto nazionale di studi romani der von April bis Mai 1930 stattfand An eine Ausstellung wie die dann realisierte dachte zu diesem Zeitpunkt allerdings noch niemand Erst 1932 schlugen Giglioli und Carlo Galassi Paluzzi Mussolini das Konzept der Mostra Augustea vor Eingebettet werden sollte die Ausstellung in die Umgestaltung der Piazza Augusto Imperatore mit den angrenzenden Bauten des Augustusmausoleums und der Ara Pacis Augustae zudem sollten weitere Grabungen Zeugnis ablegen von der anhaltenden Grosse des Romischen Reiches Mostra Augustea und Faschismus Bearbeiten Mussolini ernannte Giglioli zum Direktor des Vorhabens das in enger Abstimmung mit dem Duce umgesetzt wurde Zur Seite stand ihm mit Giuseppe Lugli Antonio Maria Colini Carlo Pietrangeli und Maria Floriani Squarciapino 1917 2003 eine Garde herausragender Kollegen und aufstrebender Archaologen Aus aller Welt wurden Exponate zusammengetragen die in der 82 Sektionen umfassenden Ausstellung prasentiert wurden 200 Originalskulpturen 3000 Gipsabgusse Inschriften von den Anfangen des jungen Rom bis zur Spatantike bereichert um Plane Lithographien und Fotografien umfasste die Ausstellung Hinzu kam das grosse und von Italo Gismondi geschaffene Modell des romischen Stadtzentrums im Massstab 1 250 Der zur Ausstellung von Giglioli publizierte Katalog stellte unmissverstandlich die Verbindung der heroischen Zeit zum herrschenden Faschismus her und instrumentalisierte in dessen Sinne Augustus und das Goldene Zeitalter des Romischen Reiches Fur die wissenschaftliche Beschaftigung mit der Kultur des Romischen Reiches bildete die termingerecht umgesetzte Ausstellung dennoch einen kaum zu unterschatzenden Multiplikator und forderte ungezahlte Einzeluntersuchungen Bereits im Jahr 1935 in dem seine monumentale und bis heute genutzte Arte etrusca erschien wurde Giglioli auf den Lehrstuhl fur Archaologie und antike Kunstgeschichte an der Universitat La Sapienza berufen und trat die Nachfolge von Giulio Emanuele Rizzo an In dieser Position wurde er auch Direktor des Museo dei Gessi der Gipsabgusssammlung heute das Museo dell Arte Classica an der Sapienza dessen Bestand er verdoppelte Im gleichen Jahr wurde er als Mitglied der Partito Nazionale Fascista ins italienische Parlament gewahlt Wahrend dieser Zeit wandte er sich vergebens gegen die Zerstorung der Meta Sudans die der Via dell Impero Platz machen musste und den 1938 erfolgten Verkauf des Diskobol Lancellotti an das Deutsche Reich Nachkriegsjahre Bearbeiten Nach dem Ende des faschistischen Regimes und der Befreiung Roms im Juni 1944 wurde Giglioli aufgrund seiner engen Verbindungen zur faschistischen Fuhrung am 8 Juli 1944 seiner Amter enthoben und in einem britischen Arbeitslager in Padula interniert Sein Lehrstuhl wurde jedoch nicht neu besetzt und sein Schuler Ernesto Vergara Caffarelli 1907 1961 ubernahm die Vertretung Anfang 1947 wurde Giglioli auf seinen Lehrstuhl zuruckgerufen Im Jahr darauf schenkt die Accademia di San Luca dem Museo dei Gessi ihm zu Ehren Gipsabgusse der von Bertel Thorvaldsen restaurierten Giebelskulturen von Agina Um den Forschungen am Archaologischen Institut der Sapienza ein eigenes Publikationsorgan zu geben grundete Giglioli 1949 die Zeitschrift Archeologia classica orientiert am American Journal of Archaeology und der Revue archeologique und mit einer eigenen Rubrik Cronache del Museo dei gessi versehen Mit der Eroffnung des Museo della Civilta Romana im Jahr 1955 das hinsichtlich seiner Bestande Teile der Ausstellungen von 1911 des Museo dell impero romano und der Mostra augustea umfasste schloss sich der Kreis der von Giglioli zeitlebens betriebenen musealen Anstrengungen Im Jahr 1956 wechselte Giglioli in den Ruhestand 1957 starb er in Rom Akademische Mitgliedschaften BearbeitenIstituto Nazionale di Studi Etruschi ed Italici ab 1957 Ehrenprasident Accademia di San Luca Accademia Nazionale dei Lincei Pontificia Accademia Romana di Archeologia Accademia d ItaliaPublikationen Auswahl BearbeitenEine Bibliographie der Schriften von Giulio Quirino Giglioli bietet Romolo A Staccioli Giulio Quirino Giglioli nota biografica e bibliografica In Archeologia classica Band 10 1958 S 2 8 Corpus vasorum antiquorum Italia Band 1 Museo nazionale di villa Giulia in Roma Faszikel 1 Union academique internationale London Milano 1925 Corpus vasorum antiquorum Italia Band 1 Museo nazionale di villa Giulia in Roma Faszikel 2 Union academique internationale London Milano 1926 Corpus vasorum antiquorum Italia Band 1 Museo nazionale di villa Giulia in Roma Faszikel 3 Union academique internationale London Milano 1927 Museo dell Impero Romano Museo dell Impero Romano Rom 1929 L arte etrusca Treves Mailand 1935 Arte Greca Zwei Bande Vallardi Mailand 1955 Literatur BearbeitenFriedemann Scriba Augustus im Schwarzhemd Die Mostra Augustea della Romanita in Rom 1937 38 Lang Frankfurt am Main 1994 bes S 60 73 Marcello Barbanera Giglioli Giulio Quirino In Dizionario Biografico degli Italiani Band 54 Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2000 italienisch Normdaten Person GND 1055176616 lobid OGND AKS LCCN nr91031983 VIAF 9929158 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Giglioli Giulio QuirinoALTERNATIVNAMEN Giglioli GiulioKURZBESCHREIBUNG italienischer Klassischer Archaologe Etruskologe Politiker und FaschistGEBURTSDATUM 25 Marz 1886GEBURTSORT RomSTERBEDATUM 11 November 1957STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giulio Quirino Giglioli amp oldid 230918018