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Der Hochtrotsch oder kurz Trotsch ist ein 1239 m u A hoher Berg im Grazer Bergland im osterreichischen Bundesland Steiermark Die markante Erhebung liegt in der Marktgemeinde Semriach und bildet ein beliebtes Wanderziel 1931 fuhrte der Grazer Wissenschaftler Friedrich Schmiedl vom Gipfel des Hochtrotsch den weltweit ersten offiziellen Postraketenflug durch HochtrotschHochtrotsch von Sudosten Neudorf Hohe 1239 m u A Lage Steiermark OsterreichGebirge Grazer Bergland Randgebirge ostlich der MurDominanz 7 2 km GschaidbergSchartenhohe 310 m RechbergKoordinaten 47 15 37 N 15 22 10 O 47 2602583 15 369424 1239 Koordinaten 47 15 37 N 15 22 10 OHochtrotsch Steiermark Gestein Kalk DolomitAlter des Gesteins Unter und MitteldevonBesonderheiten Erster Postraketenstart mit amtlicher Weiterbeforderung durch Friedrich Schmiedl am 9 September 1931Hochtrotsch und Fragnerberg von SudostenVorlage Infobox Berg Wartung BILD1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 2 Geologie und Geomorphologie 3 Flora und Vegetation 4 Geschichte 4 1 Sagen und Legenden 4 2 Erster offizieller Postraketenflug der Welt 5 Tourismus 6 Literatur und Karten 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage und Umgebung BearbeitenDer Hochtrotsch erhebt sich etwa 800 Meter uber dem Mittleren Murtal bei Frohnleiten im Nordwesten der Marktgemeinde Semriach Er bildet ein kleines Gebirgsmassiv mit dem sudwestlich vorgelagerten Rinnweberkogel 1041 m und dem sudostlich anschliessenden Fragnerberg auch Niedertrotsch 1109 m von dem ihn der Trotschsattel 1067 m trennt Das Massiv wird im Westen vom Murtal und im Norden von Schrems und Talgraben begrenzt Im Suden trennen Badlgraben und Bassgraben es von der Tanneben im Osten verlauft ein Hugelkamm vom Fragnerberg weiter zum Rechberg Auf den sonnseitigen Hangen des Trotsch liegen mehrere Siedlungen darunter Laas Pfannberg beide Stadtgemeinde Frohnleiten und Schonegg Semriach Im Ortsteil Durnberg am Nordwesthang des Berges befindet sich eine der grossten Mulldeponien des Landes Geologie und Geomorphologie BearbeitenIm Raum Hochtrotsch verzahnen sich die Rannach und Hochlantsch Fazies des Grazer Palaozoikums 1 Aufgrund gewaltiger pleistozaner und rezenter Schuttbildungen auf Teilen der Nordflanke und mehrerer Meter machtiger Verwitterungslehme im Raum Schonegg war der geologische Bau anfangs nur schwer zu erkennen Der markante weithin sichtbare Gipfelaufbau erscheint von Suden und Norden trapezformig und besteht im Wesentlichen aus einer unter bis mitteldevonischen Dolomit Korallenkalkfolge die von Sandsteinen und Grunschiefern des Ordoviziums uberlagert wird Daruber befinden sich wiederum verschiedene Kalke und Dolomite Gegen den Trotschsattel bilden bis zu 100 m machtige Metadiabase das Liegende der unterdevonischen Dolomite 2 3 Die angrenzende Fragnerberg Scholle besteht aus Schocklkalk mit zwischendurch eingeschalteten Fremdgesteinen 2 4 Durch den tektonischen Wechsel zwischen Karbonat und Silikatgesteinen ergeben sich am Trotschmassiv einige Gelandestufen 5 Dazwischen liegen einige auffallige Verebnungsflachen etwa am Hochtrotsch knapp unterhalb des Gipfels zum pannonen Wolscheneck System gehorend 6 oder am Fragnerberg Flora und Vegetation Bearbeiten nbsp Wiese Kuhweide am TrotschsattelWie aus einem Artikel der Sudost Tagespost hervorgeht war der Hochtrotsch lange Zeit von einem dichten naturlichen Wald bedeckt 7 Nachdem weite Teile davon wirtschaftlichen Interessen und Sturmen zum Opfer gefallen waren etablierte sich der Hochtrotsch als beliebter Aussichtsberg was in Wanderbeschreibungen verschiedener Grazer Tageszeitungen bis Mitte des 20 Jahrhunderts klar zum Ausdruck kommt 8 9 Heute dominieren Fichtenmonokulturen mit einigen eingestreuten Wiesen etwa am Trotschsattel oder am Fragnerberg die in den Sommermonaten als Kuhweiden dienen Die Boden bestehen aus mehr oder minder kalkhaltigen Felsbraunerden oder wie auf der Holleggweide am Fragnerberg aus Braunlehm 10 Auf diesen Standorten gedeihen Echte Arnika Fruhlings Krokus verschiedene Arten von Enzianen und Zyklamen Feuer Lilie Stein Nelke und vereinzelt Turkenbund In den Waldern sind verschiedene Arten von Kohlroschen Glockenblumen und Akeleien anzutreffen 7 Geschichte BearbeitenDas fruheste Schriftzeugnis ist von 1293 und lautet Dretsch Der Name geht auf slowenisch drca Rutsche fur Baumstamme Schleifbahn zuruck Der Flurname ging auf den Bergnamen uber 11 Sagen und Legenden Bearbeiten Anfang des fruhen Mittelalters soll sich auf dem Gipfel des Hochtrotsch ein wuchtiger Turm befunden haben in dem drei Rusterknechte Ausschau hielten Die Knechte waren zumeist rohe wilde Gesellen die von den umliegenden Bauern Zehent einforderten Ausrustung und Verpflegung oblag dem benachbarten Freibauern der daher Rusterbauer genannt wurde Diese Bezeichnung blieb als Vulgoname fur die Adresse Trotschweg 5 in Semriach Schonegg bis heute erhalten 7 Rund um die bauerliche Kulturlandschaft und die dichten Walder am Trotsch entstanden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Sagen und Legenden Eine Sage erzahlt von der segensreichen Goldhohle Ein einfacher Bauer der glucklich und zufrieden mit seiner Familie auf dem Hochtrotsch lebte entdeckte eines Tages eine geheimnisvolle Hohle im Wald Vor dem Eingang stand ein Zwerg mit goldbestickten Kleidern der den Mann einlud mitzukommen und ihn ins Berginnere fuhrte Sie betraten einen weiten glanzenden Raum dessen Wande uber und uber mit Goldplatten bedeckt waren Goldene Saulen trugen eine goldene Decke von der lange Goldzapfen herabhingen Furchte dich nicht und nimm was du tragen kannst Ich erlaube es dir sagte das Mannchen zum geblendeten Bauern Nachdem er Taschen und Hut mit Gold gefullt hatte gewahrte ihm der Berggeist zum Abschluss einen Wunsch Der Bauer bat um Regen fur seine verdorrenden Acker und das Mannchen sagte er solle einen Stein in die Hohle werfen Freudig erregt eilte der Landwirt nachhause um alles seiner Frau zu berichten Am nachsten Tag warf er einen Stein in die Hohle und tatsachlich erfrischte ein fruchtbarer Regen seine durren Felder Die geschwatzige Bauerin konnte das Geheimnis jedoch nicht fur sich behalten und erzahlte allen Bekannten im nahen Frohnleiten von der Goldhohle Noch in derselben Nacht kamen viele habgierige Manner auf den Berg um nach Gold zu suchen sie fanden aber nicht einmal den Hohleneingang wieder 7 Die sogenannte Jurikeusche beim Rusterbauer bietet ebenso Stoff fur eine Legende Juri und sein Vater sollen im 17 Jahrhundert aus der Untersteiermark eingewandert sein und sich als Knechte bei Bauern am Hochtrotsch niedergelassen haben Der Legende nach besass der junge Juri Barenkrafte was ihm den Beinamen der Starke einbrachte Einmal soll er als Wetteinsatz in Semriach ein Fass Wein geschultert haben und damit nachhause marschiert sein Unterwegs nahm er noch einen Sack Mehl auf und trug die schwere Last zu seiner Keusche auf dem Hochtrotsch ohne auch nur einmal zu rasten 7 12 Eine mit dem Berg verbundene Bauernregel lautet Hat der Hochtrotsch einen Hut andern Tag es regnen tut 7 Erster offizieller Postraketenflug der Welt Bearbeiten Der geburtige Oberosterreicher Friedrich Schmiedl begann bereits in Jugendjahren mit dem Bau von Raketen Im Februar 1931 startete der studierte Techniker Chemiker auf dem Grazer Hausberg Schockl die erste Postrakete der Welt 13 Schmiedl optimierte danach seine Rakete vom Typ R 1 die 170 cm in der Lange und bis zu 24 5 cm im Durchmesser mass Die Messinghulse mit Steuer und Stabilisierungsflachen aus Aluminiumblech war auf der Innenseite mit Asbest verkleidet und erreichte ein Leergewicht von 7 kg Als Treibstoff diente ein im Selbstverfahren hergestelltes Gemisch aus Chlorat und Nitratpulver Am 9 September 1931 startete Schmiedl vom Gipfel des Hochtrotsch von wo aus das Geschoss 333 Briefe Ansichtskarten und kleinere Pakete ins nahegelegene Semriach beforderte Die Rakete wurde uber eine Gleitschienenrampe in einem Winkel von 65 Grad gegen den Ort abgeschossen und erreichte bei einer geschatzten Geschwindigkeit von 2000 m s eine maximale Flughohe von 14 000 m ehe sie mittels selbstauslosendem Fallschirm landete Die zum Schutz vor Nasse und Beschadigung in einen Metallapfel im Raketenkopf eingelotete Post konnte drei Stunden nach dem Start dem Semriacher Postamt zur Weiterbeforderung ubergeben werden Damit ging dieses Ereignis als erster offizieller Postraketenflug mit postamtlicher Zustellung in die Geschichte ein 13 14 Der Raketenstart am Hochtrotsch blieb von den Medien vorerst unbemerkt Schmiedl hatte jedoch einen der 333 Briefe an die Redaktion der Kleinen Zeitung adressiert wodurch mit einiger Verspatung doch daruber berichtet werden konnte 15 16 17 Finanziert hatte der Wissenschaftler das Projekt mit selbstgedruckten Briefmarken die er illegalerweise an die Absender der Raketenpost verkaufte Da rund ein Drittel der Briefe nach Ubersee gelangte verbreiteten sich die violetten Marken mit dem Aufdruck einer Rakete und der Bezeichnung R 1 und geniessen heute unter Philatelisten einen gewissen Wert 13 18 Wie spater bekannt wurde befanden sich an Bord der Rakete auch einige ausgewahlte Insekten darunter Schmetterlinge Kafer und Wespen die den Flug alle unbeschadet uberstanden Daruber hinaus zundete Schmiedl an diesem Tag noch acht weitere kleinere Raketen Ein Foto zeigt den etwa 2 m hohen Startturm am fast baumfreien Trotsch Gipfel unmittelbar nach dem Abschuss 14 1961 erinnerte die Osterreichische Post mit einer Sondermarke an dieses Ereignis Tourismus Bearbeiten nbsp Gipfelkreuz am TrotschObwohl der Hochtrotsch abseits der beliebtesten Ausflugsziele im Grazer Bergland liegt wird er aufgrund leichter Erreichbarkeit dennoch gern bestiegen Trotz geringer Seehohe und massiger Felsflanken geniesst der Berg den Ruf eines alpinen Gipfels In der Vergangenheit galt der Trotsch vor allem als hervorragender Aussichtsberg Wilhelm Ritter Grundorf von Zebegeny verglich den Ausblick in seinem Reisefuhrer Grazer Tourist 1903 mit den schonsten Schweizer Landschaften Ernst Coelln nannte den Hochtrotsch in seinem Werk 100 Ausfluge von Graz 1924 einen einsamen weil wirtshauslosen Berg mit weiter Fernsicht 19 Heute ist der Gipfel wieder von einem dichten Wald bestanden der lediglich auf einem schmalen Korridor Richtung Nordwesten Brucker Hochalpe Talboden bei Wannersdorf Ausblick gewahrt Auf dem Gipfel steht neben dem holzernen Gipfelkreuz der OAV Sektion Frohnleiten inklusive Gipfelbuch eine Sitzbank mit Jausentischchen Der 1239 m u A hohe Berg ist von drei Seiten aus auf Wanderwegen erreichbar Der einfachste bzw schnellste Aufstieg fuhrt uber den extra beschilderten Trotsch Rundweg R8 von Dreihofen Gasthof Trotschwirt an der Strasse zwischen Neudorf und Rechberg in etwa einer Stunde zum Gipfel Man passiert dabei die Holleggweide Fragneralm das sogenannte Friedenskreuz und die Rusterweide mit Ausblick zu Rothelstein und Roter Wand Der Aufstieg vom Trotschsattel zum Gipfel ist steil und erfordert ein Mindestmass an Trittsicherheit Der Ruckweg fuhrt uber den Winterbauer den hochstgelegenen Bauernhof im Bezirk 20 und den Rusterbauer Mit offentlichen Verkehrsmitteln erreichbare Ausgangspunkte sind die Bahnhofe Frohnleiten und Peggau Deutschfeistritz sowie der Ort Semriach Die Gehzeiten betragen zwischen zwei Frohnleiten und drei Stunden Peggau Uber den Gipfel fuhrt eine Etappe des Grazer Umland Weges Wandervorschlage aus weitgehend unmotorisierten Zeiten kombinieren die Trotsch Besteigung mit einem Besuch der Lurgrotte oder einer Runde uber Rechberg und Harterberg 1036 m 8 9 Literatur und Karten BearbeitenHarro Unterwelz Das Palaozoikum des Hochtrotsch Rechbergzuges Inaugural Dissertation an der philosophischen Fakultat der Universitat Graz 1949 54 S Josef Hanselmayer Petrographische Studien an Hochtrotsch Diabasen einschliesslich einer kurzen Charakteristik der mit ihnen auftretenden Tonschiefer In Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch naturwissenschaftliche Klasse Band 159 Wien 1950 S 1 10 zobodat at PDF Helmut Flugel Geologische Profile aus dem Raum des Hoch Trotsch Beitrage zur Kenntnis des Grazer Palaozoikums V In Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins fur Steiermark Band 85 Graz 1955 S 73 80 zobodat at PDF Osterreichische Karte 1 50 000 Blatt 4223 UTM Bundesamt fur Eich und Vermessungswesen Freytag amp Berndt Wien Wanderkarte 1 50 000 WK 131 Grazer Bergland Schockl Teichalm Stubenbergsee ISBN 978 3850847599 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hochtrotsch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hochtrotsch Rundwanderweg bei bergfex atEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Flugel Die Geologie des Grazer Berglandes In Mitteilungen der Abteilung fur Geologie Palaontologie und Bergbau am Landesmuseum Joanneum Graz 1975 S 36 Online PDF abgerufen am 24 Juni 2019 a b Helmut Flugel Geologische Profile aus dem Raum des Hoch Trotsch Beitrage zur Kenntnis des Grazer Palaozoikums V In Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins fur Steiermark Band 85 Graz 1955 S 73 80 zobodat at PDF Flugel 1975 S 61 Digitaler Atlas der Steiermark Geologie amp Geotechnik Land Steiermark abgerufen am 24 Juni 2019 Harro Unterwelz Das Palaozoikum des Hochtrotsch Rechbergzuges Inaugural Dissertation an der philosophischen Fakultat der Universitat Graz 1949 S 52 54 Flugel 1975 S 128 a b c d e f Georg Maurer Die einsame Welt des Hochtrotsch In Sudost Tagespost Ausgabe vom 13 April 1955 S 6 a b Uber Berg und Tal Der Hochtrotsch 1238 Meter In Grazer Tagblatt Ausgabe vom 2 August 1912 S 6 a b Hochtrotsch und Harterberg In Grazer Volksblatt Ausgabe vom 16 November 1928 S 7 Digitale Bodenkarte eBOD Bundesforschungs und Ausbildungszentrum fur Wald Naturgefahren und Landschaft abgerufen am 24 Juni 2019 Fritz Frhr Lochner von Huttenbach Zum Namengut des Fruhmittelalters in der Steiermark Zeitschrift des Historischen Vereines fur Steiermark Band 99 Bohlau Verlag Wien 2008 S 37 historischerverein stmk at PDF 16 9 MB Georg Maurer Die Juri Keusche auf dem Hochtrotsch In Sonntagspost Ausgabe vom 6 Februar 1972 S 17 a b c Die Raketenversuche eines jungen Grazers In Grazer Tagblatt Ausgabe vom 3 April 1932 S 7 a b Karl Trobas Raketen Raketenpost Postraketen Der osterreichische Raketenpionier Friedrich Schmiedl Hrsg Werner Emig RM Druck und Verlag Graz 1992 ISBN 3 85375 008 7 S 333 343 Mit R 1 vom Hochtrotsch nach Semriach In Kleine Zeitung Ausgabe vom 12 Janner 1945 S 6 Raketenpost In Grazer Volksblatt Ausgabe vom 27 September 1931 S 8 Die erste wirkliche Postrakete In Allgemeine Zeitung Chemnitz Ausgabe vom 7 November 1931 4 Blatt Karl Trobas Raketen Raketenpost Postraketen Band 2 Friedrich Schmiedl ein Raketenpionier aus Graz Hrsg Ing Friedrich Schmiedl Stiftung Manumedia Verlag Schnider Graz 1998 ISBN 3 900993 89 0 S 265 ff Liselotte Buchenauer Kleine Urwelt am Hochtrotsch In Neue Zeit Ausgabe vom 28 Juni 1974 S 3 Wandern uber den Hochtrotsch ORF 6 Mai 2014 abgerufen am 24 Juni 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochtrotsch amp oldid 213312360