www.wikidata.de-de.nina.az
Der Tauern Express war ein internationaler Fernzug der von 1951 bis 1988 zwischen Ostende und verschiedenen Zielbahnhofen in Jugoslawien verkehrte Er fuhrte zudem zeitweise Kurswagen bis nach Athen und Istanbul In den 1950er Jahren stellte er eine der wichtigsten Fernverbindungen zwischen Deutschland sowie den Benelux Staaten und Sudosteuropa dar Der Schlafwagenkurs von Ostende nach Athen war uber mehrere Jahre der langste europaische Schlafwagenlauf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zugbildung und Lokomotiven 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Der Bahnhof von Ostende Ausgangspunkt des Tauern Express Die Errichtung des Eisernen Vorhangs nach dem Zweiten Weltkrieg hatte erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Eisenbahnfernverkehr der damals noch Haupttrager des Verkehrs weit vor dem PKW und dem Flugzeug war An den Grenzbahnhofen stiegen die Aufenthaltszeiten erheblich an umfangreiche Pass und Zollkontrollen sowie willkurliche Verhaftungen von Personal der CIWL und von Reisenden sorgten fur einen erheblichen Nachfrageruckgang im bislang eine der Hauptverbindungen zwischen Westeuropa und dem Balkan darstellenden Orient Express 1 Einer Verlegung der bisherigen Fuhrung uber Bratislava auf eine direkte Fuhrung von Wien nach Budapest um wenigstens einen Grenzubergang zu sparen widersetzte sich die tschechoslowakische Staatsbahn CSD 2 Wahrend der uber Jugoslawien fuhrende Simplon Orient Express fur Reisende aus Frankreich eine gute Alternative darstellte war dieser Zug fur Fahrgaste aus den Benelux Staaten und Deutschland mangels passender Anschlusse nicht als Ausweichmoglichkeit geeignet Auf der Europaischen Reisezugfahrplankonferenz 1950 in Amsterdam wurde daher fur 1951 die Einfuhrung eines neuen Zuglaufs von Ostende uber Koln Mannheim Stuttgart Munchen und die Tauernbahn nach Ljubljana beschlossen In Ljubljana erhielt der als Fernschnellzug gefuhrte und nach der befahrenen Alpenbahn benannte FD 153 154 Tauern Express Anschluss zum und vom Simplon Orient Express Zwischen Koln und Munchen ubernahm er die Fahrlage eines vor dem Krieg zwischen dem niederlandischen Fahrhafen Vlissingen und Munchen uber Koln und Stuttgart verkehrenden D Zugs Die wichtige Verbindung zwischen London und Suddeutschland wurde damit auf die kurzere Fahrstrecke nach Ostende verlagert 3 Die Idee fur eine durchgehende Verbindung von Westeuropa uber die Tauernbahn bis nach Athen und Istanbul hatte der Stuttgarter Fahrplan Pastor Richard Ottmar bereits vor dem Krieg entwickelt und propagiert 4 Ottmar war neben seinem eigentlichen Beruf als evangelischer Theologe und Religionslehrer uber Jahrzehnte als Fahrplanexperte fur verschiedene Wirtschaftsverbande wie den DIHT tatig gewesen und hatte uber seine guten Kontakte zur Bundesbahn den Vorschlag in die Europaische Reisezugfahrplankonferenz 1950 einbringen konnen Die Tauernbahn besass zuvor im internationalen Verkehr eine vergleichsweise geringe Bedeutung 1939 verkehrten lediglich zwei Zugpaare von Munchen nach Zagreb mit Kurswagen an die jugoslawische Adriakuste und nach Belgrad Ein einzelner Kurswagen lief bis nach Sofia 5 nbsp Die Falkensteinbrucke eines der markantesten Bauwerke der TauernbahnDer Tauern Express wurde sehr schnell ein grosser Erfolg nicht zuletzt durch die an der jugoslawischen Grenze weniger gefurchteten Grenzkontrollen und musste in der Hauptsaison in zwei Zugteilen gefahren werden Er entwickelte sich bald zu einem der renommiertesten 2 aber auch uberfulltesten Zuge Europas 6 Bereits 1953 wurde der Tauern Express bis Belgrad verlangert wo nicht nur Anschluss an den Simplon Orient Express bestand sondern auch Kurswagen ubergeben wurden Neu waren Sitz und Schlafwagen von Ostende nach Athen Mit 3182 km Laufweg war dieser dreimal pro Woche verkehrende Kurs der seinerzeit langste Schlafwagenlauf in Europa 7 An den ubrigen Wochentagen lief der Kurs nur bis Belgrad Der Zug wurde zudem beschleunigt womit Reisende aus Grossbritannien eine spatere Fahre nach Ostende nehmen konnten Zwischen Ostende und Koln fuhrte der Zug auch Kurswagen nach Berlin und Kopenhagen Weitere Kurswagen verkehrten von Ostende nach Graz sowie von Hamburg nach Belgrad Ein Jahr spater kam kurzzeitig ein Kurswagen nach Rijeka hinzu der 1955 bereits an den Austria Express abgegeben wurde Auf dem Tagesabschnitt durch Suddeutschland und Osterreich fuhrte der Zug einen Speisewagen den ab 1956 nicht mehr die DSG sondern die CIWL stellte 1956 wurde der bislang dreiklassige Tauern Express im Zuge der europaweiten Klassenreform mit Abschaffung der 3 Klasse zu einem zweiklassigen Zug Die Deutsche Bundesbahn fuhrte ihn weiterhin als F Zug wahrend die OBB ihn als Ex einstufte Ein Jahr spater wurde der Zug um einen zweimal pro Woche verkehrenden Schlafwagen ausschliesslich 1 Klasse von Munchen nach Istanbul erganzt Mit einer Umstrukturierung der Fahrplanlage des Simplon Orient Express war ab 1960 kein Anschluss nach Athen mehr moglich Der Tauern Express wurde daher bis Athen verlangert die Kurswagen nach Istanbul wurden ab Belgrad gemeinsam mit den Wagen des Balt Orient Express gefuhrt nbsp Der Bahnhof von Split Ziel des Tauern Express zwischen 1967 und 1988Zwei Jahre spater verkurzten die beteiligten Bahnen den Tauern Express allerdings bis nach Osterreich wo er den neuen Endbahnhof Klagenfurt erhielt Zugleich wurde er zum Schnellzug herabgestuft und der Schlafwagenlauf von Ostende nach Athen eingestellt Diese Verkurzung wurde drei Jahre spater zumindest teilweise wieder ruckgangig gemacht ab Sommerfahrplan 1965 fuhr der Tauern Express bis Zagreb Fur die Kurswagen nach Sudosteuropa wurde als Ersatz der Tauern Orient ab Munchen eingerichtet der unter anderem Kurswagen nach Istanbul erhielt Zwei Jahre spater wurde der Zuglauf von Zagreb bis Split verlangert womit der Tauern Express erneut die Adria erreichte Der Schlafwagen ab Ostende verkehrte allerdings dauerhaft nur mehr bis Salzburg so dass der durchgehende Zuglauf mit zwei Nachtfahrten lediglich mit wenigen Sitzwagen bedient wurde 1971 wurden in Westeuropa durchgangige Zugnummern eingefuhrt der Tauern Express verkehrte seither als D 218 219 lediglich in Jugoslawien behielt er noch bis 1974 die hergebrachte Buchstabenbezeichnung als Zug TB BT Weiterhin fuhrte der Tauern Express Kurswagen nach Hamburg Graz und Klagenfurt In den Folgejahren veranderte sich der Zuglauf nicht mehr nennenswert abgesehen von wechselnden Kurswagenlaufen und sich andernden Zwischenbahnhofen 1986 verlor der Tauern Express den Schlafwagen nach Hamburg und seinen Speisewagen In den Jahren zuvor war der Zug schrittweise nach Ausbaumassnahmen an der Tauernbahn und in Jugoslawien beschleunigt worden allerdings fuhrte dies dazu dass er bereits zu einer fur die Fahrgaste unangenehmen Zeit vor sechs Uhr morgens in Split ankam Zum Sommerfahrplan 1988 wurde der Tauern Express eingestellt Seine Nachfolge trat ein namenloser D 218 219 zwischen Ostende und Salzburg an der nur im Sommerhalbjahr sowie zu Weihnachten und Neujahr verkehrte Im Winter fuhr der Zug nur bis Koln mit Kurswagen bis Munchen Fur den Verkehr nach Jugoslawien wurde ein neuer Saisonzug zwischen Stuttgart und Split eingefuhrt 8 Die Deutsche Bundesbahn begrundete dies mit einer Anpassung an die Nachfrage Tatsachlich hatte der Tauern Express bereits in den 1970er Jahren seine Aufgabe einer direkten Verbindung zwischen den Benelux Staaten und Osterreich sowie Jugoslawien weitgehend verloren eine Reisendenzahlung zeigte dass die weitaus meisten Fahrgaste aus Jugoslawien und Osterreich Zielorte in Deutschland hatten lediglich ca 30 der uber 700 Fahrgaste pro Tag im am starksten nachgefragten Abschnitt zwischen Rosenheim und Munchen fuhren aus Osterreich oder Jugoslawien bis nach Belgien oder Grossbritannien 3 Der D 218 219 wurde bereits drei Jahre spater eingestellt es verblieb eine Kurswagengruppe Ostende Munchen im D 224 225 Bayern Austria Nachtexpress dem fruheren Ostende Wien Express 9 Zugbildung und Lokomotiven Bearbeiten nbsp Zugbildung des F 154 Tauern Express im Sommerfahrplan 1954 zwischen Munchen und Salzburg nbsp Zugbildung des Ex 90 Tauern Express im Sommerfahrplan 1969 zwischen Salzburg und Bischofshofen an Wochenenden Wie die meisten internationalen Fernzuge der Nachkriegszeit hatte der Tauern Express eine komplexe Zugbildung bestehend aus verschiedenen Kurswagenlaufen sowie Schlaf Liege Speise Gepack und Postwagen Seine Zuggarnitur bestand aus Wagenmaterial der beteiligten Bahnverwaltungen SNCB NMBS DB OBB und JZ Schlaf und Speisewagen wurden von DSG und CIWL gestellt ab 1969 wie bereits zuvor die Liegewagen nur mehr von den beiden Gesellschaften bewirtschaftet Bis 1956 fuhrte der Tauern Express noch Wagen aller drei Klassen danach nur mehr zwei Zwischen den jeweiligen Endbahnhofen des Zuges verkehrten allerdings nur wenige Wagen So liefen bspw 1954 lediglich drei Wagen durchgehend zwischen Ostende und Belgrad obwohl der Zug aus bis zu 12 Wagen bestand Auch 1969 waren bspw im Abschnitt zwischen Salzburg und Bischofshofen nur drei der an Wochenenden eingesetzten 14 Wagen auf dem gesamten Laufweg von Ostende nach Split eingesetzt Bei Einfuhrung des Tauern Express setzten die beteiligten Bahnverwaltungen abseits der wenigen elektrifizierten Strecken noch ausschliesslich Dampflokomotiven ein Lediglich auf den bereits elektrifizierten Strecken in Suddeutschland und Osterreich wurden Elektrolokomotiven vor den Zug gespannt So setzte die DB 1955 nordlich von Bruchsal als damaligem Endpunkt des elektrischen Netzes ausschliesslich Dampflokomotiven ein Neben den Schnellzugbaureihen 01 und 03 10 kamen auch die Baureihe 39 und die selten vor Schnellzugen eingesetzte Baureihe 38 10 zum Einsatz Sudlich von Bruchsal fuhren Lokomotiven der Baureihen E 16 E 17 und E 18 Die belgische Staatsbahn SNCB NMBS setzte bis 1955 zwischen Luttich und Herbesthal oder Aachen noch gelegentlich ihre Pacifics der NMBS SNCB Reihe 1 ein ab da ausschliesslich die NMBS SNCB Reihe 29 eine 1 D Lokomotive Zwischen Ostende und Luttich hing bereits der Fahrdraht Die belgischen Dampflokomotiven vor dem Tauern Express wurden ab 1957 durch Diesellokomotiven der NMBS SNCB Reihe 201 und da diese zu langsam waren bald durch die SNCB NMBS Reihe 204 ersetzt Der Lokwechsel im Grenzbahnhof Herbesthal entfiel in den nachsten Fahrplanjahren teilweise zugunsten des Durchlaufs der belgischen Dieselloks bis Koln Mit der fortschreitenden Elektrifizierung wurden die Dampflokomotiven bei der DB durch elektrische Lokomotiven ersetzt Die belgischen Diesellokomotiven vor dem Tauern Express wurden 1966 nach Elektrifizierung der Bahnstrecke Koln Aachen durch die DB Baureihe E 10 ersetzt damit verkehrte der Tauern Express von Ostende bis Jesenice elektrisch Der Lokdurchlauf nach Koln wurde nach einigen Jahren mit Inbetriebnahme der belgischen Mehrsystemloks der SNCB NMBS Reihe 16 wieder aufgenommen Die E 10 und die in Suddeutschland eingesetzten Vorkriegslokomotiven wurden schrittweise durch neuere Baureihen ersetzt so bespannten bis 1988 unter anderem die DB Baureihe 103 und die DB Baureihe 111 ebenfalls abschnittsweise den Tauern Express Letztere Baureihe lief zeitweise auch uber den osterreichischen Abschnitt bis Jesenice umgekehrt kam die OBB 1044 bis Munchen In Osterreich war die Strecke des Tauern Express mit Ausnahme des kurzen Abschnitts von Villach bis zum jugoslawischen Grenzbahnhof Jesenice bereits seit 1950 vollstandig elektrifiziert Die OBB setzten vor dem Tauern Express verschiedene Baureihen ein unter anderem die OBB 1020 Diese wurden schrittweise von neueren Baureihen wie der OBB 1010 abgelost Zuletzt setzte die OBB bis 1988 die Baureihe 1044 ein Auf dem kurzen Abschnitt der Karawankenbahn von Villach bis Jesenice kamen zunachst die Dampflokomotivbaureihen OBB 52 OBB 135 und OBB 258 zum Einsatz ebenso die Diesellokomotiven der Reihe OBB 2045 10 Ab 1957 kam nach der Elektrifizierung zunachst die OBB 1245 vor dem Tauern Express zu Schnellzugehren bis die OBB nach einigen Jahren auf eine durchgehende Bespannung zwischen Salzburg und Jesenice umstellten In Jugoslawien setzte die JZ bis Ende der 1960er Jahre vor allem die Reihe 06 eine von Borsig 1930 gebaute 1 D1 Einheitslokomotive ein Erst 1971 hing der Fahrdraht durchgehend zwischen Jesenice und Zagreb auf dem Gleichstromabschnitt bis Dobova verkehrte vor dem Tauern Express die JZ Baureihe 342 bis Zagreb dann die JZ Baureihe 441 Zwischen Zagreb und Belgrad war zu Dampfzeiten die Reihe 05 eingesetzt die Elektrifizierung erlebte der Tauern Express auf diesem Abschnitt nicht mehr Auf dem ab 1967 vom Tauern Express bedienten Abschnitt nach Split setzte die JZ vorwiegend Diesellokomotiven amerikanischer Herkunft ein Literatur BearbeitenWerner Solch Orient Express Glanzzeit und Niedergang und Wiedergeburt eines Luxuszuges 4 Auflage Alba Dusseldorf 1998 ISBN 3 87094 173 1 Julius Weber Traditions Schnellzuge in Suddeutschland Wurzeln Werdegang und heutige Bedeutung Rohr Krefeld 1985 ISBN 3 88490 153 2 Weblinks BearbeitenGeschichte des Tauern Express Zugbildung des Tauern Express zwischen 1971 und 1988Einzelnachweise Bearbeiten Werner Solch Orient Express Glanzzeit und Niedergang und Wiedergeburt eines Luxuszuges 4 Auflage Alba Verlag Dusseldorf 1998 S 86 f a b Markus Egger Der Tauern Express Teil 1 die ersten Jahre 1951 1955 14 Januar 2013 abgerufen am 10 August 2013 deutsch a b Julius Weber Traditions Schnellzuge in Suddeutschland Wurzeln Werdegang und heutige Bedeutung Rohr Krefeld 1985 S 60 f Werner Solch Orient Express Glanzzeit und Niedergang und Wiedergeburt eines Luxuszuges 4 Auflage Alba Verlag Dusseldorf 1998 S 111 Wilfried Biedenkopf Quer durch das alte Europa Die internationalen Zug und Kurswagenlaufe nach dem Stand vom Sommer 1939 S 45 Verlag Rohr Krefeld 1981 ISBN 3 88490 110 9 Werner Solch Orient Express Glanzzeit und Niedergang und Wiedergeburt eines Luxuszuges 4 Auflage Alba Verlag Dusseldorf 1998 S 110 Fritz Stockl Europaische Eisenbahnzuge mit klangvollen Namen Carl Rohrig Verlag Darmstadt 1958 S 196 Deutsche Bundesbahn Hrsg Kursbuch Gesamtausgabe Sommer 1988 Teil B Fernverbindungen S B4 Stefan von der Ruhren Zugbildung internationale Personenzuge 1971 1998 D 218 219 TAUERN EXPRESS Split Oostende Split Abgerufen am 12 September 2013 deutsch Werner Solch Orient Express Glanzzeit und Niedergang und Wiedergeburt eines Luxuszuges 4 Auflage Alba Verlag Dusseldorf 1998 S 204 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tauern Express amp oldid 221656764