Die Reihe 1044 der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) war eine elektrische Universallokomotive, die sowohl für den schweren Schnellzug- als auch Güterzugdienst im Flachland wie auch auf Bergstrecken geeignet war. Zur Zeit der Indienststellung war sie die stärkste vierachsige Elektrolok der Welt und bis zur Beschaffung des Taurus das Paradestück der ÖBB. Die Lokomotiven wurden mit Wendezugsteuerung ausgerüstet und somit von der Reihe 1044 zur Reihe 1144 umgezeichnet. Alle Maschinen wurden von SGP Graz gebaut.
ÖBB 1044 | |
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1044 090 mit einem Reisezug am Wiener Westbahnhof | |
Nummerierung: | 1044 001–126 1044 200–290 |
Anzahl: | 217 |
Hersteller: | Wagenkasten und Mechanischer Teil: SGP Graz |
Baujahr(e): | 1044.0 1976–1987 1044.2 |
Ausmusterung: | 1044.2 2002–2006 1044.0 2009–2013 (Umbau zur Reihe 1144) |
Achsformel: | Bo’Bo’ |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 16.100 mm |
Höhe: | 4.505 mm |
Breite: | 2.950 |
Drehzapfenabstand: | 8.000 mm |
Drehgestellachsstand: | 2.900 mm |
Gesamtradstand: | 10.900 mm |
Dienstmasse: | 84 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h (1044.501 220 km/h) |
Stundenleistung: | 5.280 kW (Prototypen: 5.400 kW) |
Dauerleistung: | 5.000 kW (Prototypen: 5.200 kW) |
Anfahrzugkraft: | 341,5 kN (1044.2: 311,5 kN; Prototypen: 327 kN) |
Stundenzugkraft: | 223 kN (Prototypen: 215 kN) |
Dauerzugkraft: | 208,9 kN (Prototypen: 203 kN) |
Leistungskennziffer: | 62,8 kW/t (Prototypen: 64,2 kW/t) |
Treibraddurchmesser: | 1.300 mm |
Stromsystem: | 15 kV, 16 2⁄3 Hz |
Anzahl der Fahrmotoren: | 4 |
Antrieb: | BBC-Federantrieb |
Bremse: | selbsttätige direkte und indirekte Druckluftbremse; Thyristor-Gleichstr.widerst.bremse |
Zugbeeinflussung: | 1044.01–126 und 200–254: Indusi I-60 255–290 PZB90 + LZB |
Geschichte Bearbeiten
Der Beschaffung gingen positive Erfahrungen mit der Thyristor-Lokomotive 1043 voran. Zunächst wurden die beiden Prototypen 1044.01 und 1044.02 gebaut, von denen erstere eine Achtbrückenschaltung und letztere eine Vierbrückenschaltung hatte. Die Serienfahrzeuge folgten dem Konstruktionsprinzip der 1044.02, wobei für die Fahrmotoren ein einfacherer Wicklungsaufbau gewählt wurde. Ab 1978 wurden die Serienloks (ab Nr. 1044.03) in Dienst gestellt.
Im Jahr 1978 traten Radreifenbrüche auf. In den Wintern 1979/80 und 1980/81 hatten die Lokomotiven mit schweren Problemen mit der Luftansaugung und eindringender Feuchtigkeit zu kämpfen. Alle diese Mängel erforderten Änderungen an der Konstruktion, die letztlich Erfolg zeigten. Um zu verhindern, dass im Winter Flugschnee in die Lok gesaugt wird, wurden ab der 1044.71 neue, höhere Luftansauggitter in verschiedenen Bauformen installiert. Außerdem wurden Zyklonabscheider eingebaut um bei den 1044.01 bis 1044.70 die Konstruktion der Luftansauggitter nicht ändern zu müssen.
Bis 1987 wurden insgesamt 126 Lokomotiven (1044.01 bis 1044.126) gebaut. Während die 1044.02 später als Ersatzteilspender für 1044.43 diente, wurde die Prototypenlok 1044.01 1987 zu einer Schnellfahrversuchslokomotive umgebaut und erhielt die Nummer 1044.501, sie erreichte in Tests eine Geschwindigkeit von 241,25 km/h. Die Federantriebe wurden dabei durch AEG-Geaflex-Elemente ersetzt, neue bündige Stirnscheiben aus Panzerglas, sowie ein Stromabnehmer für die Schnellfahrten eingebaut. Die Höchstgeschwindigkeit wurde auf 220 km/h festgesetzt. 1996 wurde sie wegen Antriebsschäden abgestellt und später wieder auf Normaldrehgestelle zurückgebaut. 2002 wurde sie ausgemustert und ist nun im Eisenbahnmuseum Strasshof zu besichtigen.
Von 1989 bis 1995 wurden weitere 90 Lokomotiven gebaut (1044.201 bis 1044.290), die sich von den früheren Serien durch eine geänderte Konstruktion der Drehgestelle, verbesserte Schalldämmung und geänderte Übersetzung unterscheiden.
Zwischen 2002 und 2005 wurden alle Lokomotiven der Serie 1044.2 zur Reihe 1144.2 umgebaut.
2009 wurde auch die erste Serie 1044.0 zur Reihe 1144 umgebaut.
Die 1044.40 wurde als „moderne Nostalgielok“ (aber weiterhin im Plandienst) weitgehend im Ursprungszustand in blutorange und mit altem ÖBB-Logo („Pflatsch“) beibehalten.
Vor der Beschaffung des Taurus wurden alle Schnellzüge nach München mit der Reihe 1044 bespannt.
4 Loks (022, 038, 047 und 076) wurden bis 2001 unfallbedingt ausgemustert. Die Loks 023, 043, 051, 061, 092, 117 und 241 wurden wieder aufgebaut oder durch Zweitbesetzungen ersetzt. Hier sind auch folgende Tatsachen erwähnenswert:
1044 023 war, seitdem sie die Hauptwerkstätte Linz verlassen hatte, mit hohen Lüftern unterwegs.
Für den Wiederaufbau der 1044 043 wurde der Kasten der 1044 002 verwendet.
Die 1044 051 wurde als 1044 256 wieder in Dienst gestellt. Als dann die Serie 1044.2 mit der 1044.291 komplett inbetriebgenommen war, wurde diese in die 1044.256 umbezeichnet und die bisherige 1044.256 wurde zur 1044.200.
Die 1044 061 wurde zwar wieder aufgebaut, wurde aber nicht als 1144 061 in Betrieb genommen.
Bei der 1044 241 wurde der noch vorhandene Rahmen der 1044 043 verwendet. Die 1044 241 war vor ihrem Unfall (Melk, 13. Februar 1993) nur 6 Monate im Dienst gewesen.
Linienzugbeeinflussung Bearbeiten
Die letzte Serie (1044 255–290) wurde ab Werk mit einer Linienzugbeeinflussung ausgerüstet, obwohl diese bei einer maximalen Geschwindigkeit von 160 km/h nicht zwingend erforderlich wäre. Mit diesem Schritt sollte aber die größtmögliche Sicherheit bei maximaler Ausnutzung der infrastrukturseitigen Ausrüstung, auch für die Deutschland-Einsätze, erreicht werden. Äußerlich waren diese Lokomotiven an der im Bereich der Lüfter tieferliegenden Lackierung des Daches (LZB-Streifen) erkennbar.
Drehgestelle Bearbeiten
Die Drehgestelle sind drehzapfenlos mit Flexicoilfedern abgestützt und verfügen über einen elektropneumatischen Achsausgleich. Der Antrieb erfolgt über einen BBC-Federantrieb mit Doppelkonus-Gummielementen.
Lackvarianten Bearbeiten
Die 1044 001 bis 126 sind mit blutorangem Kasten lackiert worden. Die ersten Loks hatten einen schwarzen Rahmen und an jeder Front eine eigene Tafel für die Loknummer (Spitzname „Taferl-44er“). Später entfielen diese Tafeln. Die letzten Loks erhielten bereits ab Werk einen umbragrauen Rahmen und die Computernummer mit Selbstkontrollziffer. Im Jahr 1987 wurde die 1044 001 zur Schnellfahrlok 1044 501 umgebaut. Im Zuge dessen erhielt sie auch ein neues Design.
Wolfgang Valousek experimentierte weiter an einem neuen Design. Im Jahr 1989 erhielten daher fünf neu gebaute Loks ein weiteres abweichendes Design, das sogenannte „Schachbrett-Design“. Dies waren neben den ersten Loks der neuen Serie (201–203) die beiden Loks 092 und 117, die nach Unfällen verschrottet und zweitbesetzt werden mussten. Die 1144 092 und 1144 117 sind noch heute in diesem Design unterwegs. Ab der 1044 204 wurden die Loks im Valousek-Design lackiert. Der verkehrsrote Lokkasten weist dabei eine hellgraue Bauchbinde und eine umbragraue Einfassung der Stirnfenster auf. Im Rahmen von Unfallausbesserungen oder sonst fälligen Neulackierungen wurden nach und nach alle noch blutorange lackierten Loks sowie die 1044 201–203 (Schachbrett) ebenfalls umlackiert. Lediglich die 1044 040 wurde hiervon ausgenommen, sie wurde zur blutorangen Nostalgielok auserkoren und erhielt sogar wieder einen schwarzen Rahmen und später das bereits entfernte Fabriksschild in Form eines Aufklebers. In diesem Aussehen wurde sie vor Planzügen eingesetzt und heute noch als 1144.40 planmäßig eingesetzt.
Unfälle Bearbeiten
Siehe auch Bearbeiten
Literatur Bearbeiten
- Thyristor-Lokomotiven in Österreich und Italien. In: Wolfgang Messerschmidt (Hrsg.): Lok Magazin. Nr. 78. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., 1976, ISSN 0458-1822, S. 187–193.
- Klaus-J. Vetter: Das große Handbuch der Elektrolokomotiven. Sconto, München 2003. ISBN 3-7654-4066-3
- Alexander Binder, Robert Köfler, Markus Rabanser: Die Reihe 1044 der ÖBB. EK-Verlag, Freiburg 2008. ISBN 3-88255-227-1
- Richard Rotter, Helmut Petrovitsch: Triebfahrzeuge Österreichischer Eisenbahnen – Elektrische Lokomotiven und Triebwagen (2. Aufl.). alba, Düsseldorf, 1999, ISBN 3-87094-174-X
- Helmut Petrovitsch: ÖBB-1044.501: Sic Transit Gloria Mundi. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 3/2001, ISSN 1421-2811, S. 122 f.
- Markus Inderst: Bildatlas der ÖBB-Lokomotiven. Alle Triebfahrzeuge der Österreichischen Bundesbahnen. GeraMond, München 2010, ISBN 978-3-7654-7084-4.
- Franz Gemeinböck, Markus Inderst: Die Reihe 1044. Kiruba-Verlag, Mittelstetten 2013, ISBN 978-3-9812977-8-2.
Weblinks Bearbeiten
- Ausführliche technische Beschreibung (PDF; 196 kB)
- Beschreibung der Bauartunterschiede (bahnwahn.de)
- Bilder der ÖBB 1044 und ÖBB 1144
Einzelnachweise Bearbeiten
- Helmut Petrovitsch: Umbau auf Geaflex-Antrieb. In: eisenbahn-magazin. Nr. 6, 2015, ISSN 0342-1902, S. 9.
- Helmut Petrovitsch: ÖBB-Allrounder wird 40. In: eisenbahn-magazin. Nr. 6, 2015, ISSN 0342-1902, S. 15.
- Wolfgang Moll: bahnbilder.warumdenn.net – Eisenbahnbilder aus Österreich. Abgerufen am 12. Januar 2021.
- Lebenslauf des Gläsernen Zuges auf www.glaszug.de, abgerufen am 27. Februar 2021
- Alfred Horn: Der Zusammenstoss in Wampersdorf. In: Eisenbahn Österreich. Nr. 4. Minirex, 2002, ISSN 1421-2900, S. 173.