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Dieser Artikel beschreibt ein osterreichisches Gesetz Zu entsprechenden Gesetzen in anderen deutschsprachigen Landern s a Betaubungsmittelgesetz Deutschland und Betaubungsmittelgesetz Schweiz Das Suchtmittelgesetz SMG Bundesgesetz uber Suchtgifte psychotrope Stoffe und Vorlauferstoffe ist ein osterreichisches Bundesgesetz das den Verkehr und die Gebarung mit Suchtmitteln illegalen Drogen und psychotropen Substanzen und Vorlauferstoffen regelt Es zahlt gemeinsam mit dem Jugendgerichtsgesetz 1988 JGG Mediengesetz MedienG Pornographiegesetz PornoG Verbotsgesetz 1947 VerbotsG Waffengesetz WaffG Militarstrafgesetz MilStG und dem Finanzstrafgesetz FinStrG zu den strafrechtlichen Nebengesetzen Inhaltsverzeichnis 1 Gliederung 2 Begriffe 2 1 Suchtgifte 2 2 Psychotrope Stoffe 2 3 Vorlauferstoffe 3 Strafrechtliche Bestimmungen 3 1 Geringe grosse und ubergrosse Mengen 3 2 Strafbestimmungen fur Suchtgifte 3 2 1 27 SMG 3 2 2 28 SMG 3 3 Strafbestimmungen fur psychotrope Stoffe 3 3 1 30 SMG 3 3 2 31 SMG 3 4 Strafbestimmungen fur Vorlauferstoffe 3 4 1 32 SMG 3 5 Zurucklegung des Strafverfahrens 4 Gesundheitsbezogene Massnahmen bei Suchtmittelmissbrauch 5 Medizinische Anwendung 6 Geschichte 6 1 Einzige Suchtgiftkonvention 1961 6 2 Psychotropenkonvention 1971 6 3 Wiener Konvention 1988 7 Drogenpolitische Entwicklungen 8 Rechtsverwandtschaften 9 Literatur 10 WeblinksGliederung BearbeitenDas Suchtmittelgesetz ist in 6 Hauptstucke gegliedert Anwendungsbereich und Begriffsbestimmungen 1 4 Suchtmittel 5 16 Verkehr und Gebarung mit Vorlauferstoffen 17 22 Uberwachung des Verkehrs und der Gebarung mit Suchtmitteln und Vorlauferstoffen 23 26 Strafrechtliche Bestimmungen und Verfahrensvorschriften 27 44 Schluss Inkrafttretens und Ubergangsbestimmungen 45 ff Begriffe BearbeitenDas Suchtmittelgesetz unterscheidet zwischen Suchtgiften psychotropen Stoffen und Vorlauferstoffen wobei die ersten beiden Kategorien als Suchtmittel zusammengefasst werden Suchtgifte Bearbeiten Suchtgifte im Sinne des SMG sind Stoffe und Zubereitungen die in der Einzigen Suchtgiftkonvention 1961 in der durch das Protokoll von 1972 geanderten Fassung als Suchtgifte bezeichnet sind etwa Cannabis Kokain und Opiate sowie Substanzen in den Anhangen I und II der Konvention uber psychotrope Substanzen von 1971 wie LSD Psilocybin Amphetamin und dessen Derivate MDMA und Phencyclidin Gemass dem Bestimmtheitsgrundsatz des Strafrechts sind alle als Suchtgift geltenden Substanzen in der Suchtgiftverordnung taxativ aufgezahlt Das ist insbesondere bei Fallen mit Ecstasy von Bedeutung weil unter der Bezeichnung oft Substanzen vertrieben werden die dem SMG nicht unterliegen etwa Koffein oder Paracetamol Ohne die nahere Bestimmung der Substanz lasst sich in manchen Fallen nicht ohne Weiteres beurteilen ob ein strafbarer Suchtgiftbesitz vorliegt Der im Gesetz verwendete Ausdruck Suchtgift als Ubersetzung fur den englischen Begriff narcotic drug ist irrefuhrend und tendenzios weil er auch Stoffe umfasst die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen weder suchtig machen noch giftig sind Dagegen sind Alkohol und Nikotin trotz ihres bekannten Suchtpotentials und ihrer relativ grossen Toxizitat keine Suchtgifte im Sinne des Gesetzes Psychotrope Stoffe Bearbeiten Psychotrope Stoffe sind Stoffe und Zubereitungen die in den Anhangen III und IV der Psychotropenkonvention 1971 enthalten sind z B Barbiturate und Benzodiazepine Bei Substanzen die von der Einzigen Suchtgiftkonvention kontrolliert werden Suchtgiften sind auch Derivate mitumfasst Im Gegensatz dazu beschrankt die Psychotropenkonvention 1971 nur die Gebarung mit den in den Anhangen taxativ genannten Substanzen nicht aber mit ihren Derivaten Im osterreichischen Suchmittelrecht ist diese unterschiedliche Handhabung der beiden Substanzkategorien in den einzelnen Verordnungen Suchtgiftverordnung und Psychotropenverordnung umgesetzt Wahrend bei Suchtgiften auch Isomere Salze der Isomere Salze Ather und Molekulverbindungen von der Kontrolle mitumfasst sind gilt das bei psychotropen Stoffen nur fur deren Salze Wie bei Suchtgiften sind alle als psychotrop geltenden Stoffe in der Psychotropenverordnung taxativ aufgezahlt Vorlauferstoffe Bearbeiten Vorlauferstoffe sind Substanzen die bei der Herstellung von Suchtgiften und psychotropen Stoffen verwendet werden sie sind im Anhang der EU Verordnungen Nr 3677 90 vom 13 Dezember 1990 und Nr 3769 92 vom 21 Dezember 1992 aufgezahlt z B Ephedrin Safrol Essigsaureanhydrid Aceton Schwefelsaure und Salzsaure Viele Vorlauferstoffe haben auch legitime industrielle und private Anwendungen und lassen sich nicht effektiv kontrollieren Die meisten Suchtgifte mit Ausnahme von Cannabis oder Pilzen mussen mit besonderen Chemikalien aufbereitet werden Eines der Ziele des Ubereinkommens der Vereinten Nationen gegen den unerlaubten Verkehr mit Suchtgiften und psychotropen Stoffen sog Wiener Ubereinkommen von 1988 ist es den Handel und die Gebarung mit solchen Vorlauferstoffen zu kontrollieren was sich in mehreren EU Verordnungen und einer EU Richtlinie widerspiegelte die in Osterreich mit der Vorlauferstoffeverordnung umgesetzt wurde Strafrechtliche Bestimmungen BearbeitenDer Konsum von Suchtgiften an sich ist nicht strafbar Strafbar ist jedoch fast alles was damit zusammenhangt Der Erwerb der Besitz das Inverkehrsetzen die Ein oder Ausfuhr die Erzeugung das Uberlassen oder Verschaffen Geringe grosse und ubergrosse Mengen Bearbeiten Das SMG unterscheidet nicht zwischen so genannten weichen und harten Suchtgiften die Strafdrohung ist bei allen Suchtgiften gleich Jedoch unterscheidet es zwischen geringen grossen und ubergrossen Mengen wobei an grossere Mengen prinzipiell auch strengere Strafen geknupft sind Ausnahmen sind der Erwerb und Besitz von Suchtgiften fur den Eigenbedarf die als gesundheitspolitisches und weniger als kriminalpolitisches Thema wahrgenommen werden Als weich geltende Suchtgifte etwa MDMA Cannabis und Kokain sind insofern privilegiert weil sie grossere Grenzmengen haben Strafverfahren wegen des Erwerbs und Besitzes geringer Mengen Suchtgift mussen im Allgemeinen nach Massgabe der 35 und 36 SMG fur eine Probezeit von zwei Jahren eingestellt werden Ahnlich kann die Verfolgung von Delikten der so genannten Beschaffungskriminalitat die vom Beschuldigten auf Grund seiner Gewohnung an Suchtmittel und in Zusammenhang mit der Beschaffung eines Suchtmittels begangen werden nach Massgabe der 35 und 36 SMG eingestellt werden sofern sie nicht in die Zustandigkeit eines Schoffen oder Geschworenengerichts fallen Andere Deliktsformen wie die Erzeugung Einfuhr Ausfuhr sowie das Uberlassen oder Verschaffen einer geringen Menge Suchtgift werden nach 27 SMG bestraft Bei grossen Mengen gelten fur alle Suchtgiftdelikte mit Ausnahme des Erwerbs und Besitzes fur den Eigenbedarf strengere Strafdrohungen 28 SMG Ubergross ist eine Menge die mindestens das 25fache der Grenzmenge der geringen Menge ausmacht Fur Delikte in dieser Grossenordnung gelten besonders strenge Strafdrohungen die auf Falle der organisierten Kriminalitat abzielen 28 Abs 4 Z 3 SMG Im Gegensatz zu Suchtgiften gibt es bei psychotropen Stoffen keine ubergrosse Menge Fur diese Stoffe gelten im Vergleich zu Suchtgiften wesentlich mildere Strafdrohungen die Gegenstand der 30 und 31 SMG sind Konkrete Mengen liegen einerseits im Bestimmtheitsgrundsatz des Strafrechts begrundet andererseits bietet eine klare Abgrenzung zwischen geringen und grossen Suchtmittelmengen auch verfahrenstechnische Vorteile indem sie es den Gerichten erleichtert eine einheitliche Rechtsprechung auszuuben De facto sind die Grenzmengen auch gesundheits und kriminalpolitische Steuerungsinstrumente mit denen das Ausmass der politischen Achtung von bestimmten Suchtmitteln vorgegeben wird So ist etwa die Grenzmenge fur Cannabis weit grosser als fur Heroin Die Untergrenzen der geringen Menge eines Suchtmittels oder psychotropen Stoffes bezogen auf die Reinsubstanz des aktiven Wirkstoffes sind in der Suchtgift Grenzmengenverordnung und Psychotropen Grenzmengenverordnung definiert Die Festlegung von Suchtgift Grenzmengen obliegt dem Gesundheits und Justizministerium sie muss vom Hauptausschuss des Nationalrates genehmigt werden Bei der Festlegung von geeigneten Grenzmengen ist gemass 28 Abs 6 SMG auf die Eignung der Suchtgifte Gewohnung hervorzurufen und im grossen Ausmass eine Gefahr fur das Leben oder die Gesundheit von Menschen herbeizufuhren sowie auf das Gewohnungsverhalten von Suchtkranken Bedacht zu nehmen Das Gleiche gilt gemass 31 Abs 3 SMG fur psychotrope Stoffe mit dem Unterschied dass die Grenzmengen nicht vom Hauptausschuss des Nationalrats genehmigt werden mussen Die Grenzmengen beziehen sich auf die Reinsubstanz Hier sind einige Grenzmengen mit Stand 2005 MDMA 30 g THC 20 g Kokain 15 g Heroin Diacetylmorphin 3 g Lysergid LSD LSD 25 0 01 g Flunitrazepam 0 4 g Phenobarbital 40 gStrafbestimmungen fur Suchtgifte Bearbeiten 27 SMG Bearbeiten Mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe bis zu 360 Tagessatzen wird bestraft wer vorschriftswidrig Suchtgift erwirbt besitzt erzeugt befordert einfuhrt ausfuhrt oder einem anderen anbietet uberlasst oder verschafft Opiummohn den Kokastrauch oder die Cannabispflanze zum Zweck der Suchtgiftgewinnung anbaut oder psilocin psilotin oder psilocybinhaltige Pilze einem anderen anbietet uberlasst verschafft oder zum Zweck des Suchtgiftmittelgebrauches anbaut Wer jedoch die Straftat ausschliesslich zum personlichen Gebrauch begeht ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessatzen zu bestrafen Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren ist zu bestrafen wer diese Straftaten gewerbsmassig begeht Mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren ist zu bestrafen wer durch eine Straftat nach Abs 1 Z 1 oder 2 einem Minderjahrigen den Gebrauch von Suchtmitteln ermoglicht und selbst volljahrig und mehr als zwei Jahre alter als der Minderjahrige ist oder eine solche Tat als Mitglied einer kriminellen Vereinigung begeht Wer jedoch an Suchtmittel gewohnt ist und eine Straftat nach Abs 3 oder Abs 4 Z 2 vorwiegend deshalb begeht um sich fur seinen personlichen Gebrauch Suchtmittel oder Mittel zu deren Erwerb zu beschaffen ist nur mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr zu bestrafen BGBl I 2007 110 Strafverfahren nach 27 SMG wegen Delikten mit geringen Mengen Suchtgift sind in der Praxis die haufigsten Verurteilungen nach 27 Abs 1 unterliegen einer Auskunftsbeschrankung und scheinen daher nicht in der Strafregisterbescheinigung auf 42 SMG Die in 27 Abs 3 SMG enthaltene Qualifikation durch Gewerbsmassigkeit ist in 70 StGB definiert Der Begriff der kriminellen Vereinigung wird durch 278 StGB begrundet Der rechtspolitische Grundsatz Therapie statt Strafe findet in 27 Abs 2 Z 2 SMG seinen Niederschlag abhangige Tater die ihren eigenen Suchtmittelbedarf mit Drogendelikten geringen Ausmasses finanzieren Kleindealer u a sind nur nach Abs 1 zu bestrafen 28 SMG Bearbeiten Wer den bestehenden Vorschriften zuwider ein Suchtgift in einer grossen Menge Abs 6 mit dem Vorsatz erwirbt oder besitzt dass es in Verkehr gesetzt werde ist mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren zu bestrafen Mit Freiheitsstrafe bis zu funf Jahren ist zu bestrafen wer den bestehenden Vorschriften zuwider ein Suchtgift in einer grossen Menge Abs 6 erzeugt einfuhrt ausfuhrt oder in Verkehr setzt Mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren ist zu bestrafen wer die im Abs 2 bezeichnete Tat gewerbsmassig oder als Mitglied einer kriminellen Vereinigung begeht Wer jedoch selbst an ein Suchtmittel gewohnt ist und die Tat vorwiegend deshalb begeht um sich fur den eigenen Gebrauch ein Suchtmittel oder die Mittel zu dessen Erwerb zu verschaffen ist sofern nach den Umstanden von einer Gewohnung ausgegangen werden kann nur nach Abs 2 zu bestrafen Mit Freiheitsstrafe von einem bis zu funfzehn Jahren ist zu bestrafen wer die im Abs 2 bezeichnete Tat als Mitglied einer kriminellen Vereinigung begeht und schon einmal wegen einer im Abs 2 bezeichneten strafbaren Handlung verurteilt worden ist als Mitglied einer Verbindung einer grosseren Zahl von Menschen zur Begehung solcher strafbarer Handlungen begeht oder mit Beziehung auf ein Suchtgift begeht dessen Menge zumindest das Funfundzwanzigfache der Grenzmenge Abs 6 ausmacht Mit Freiheitsstrafe von zehn bis zu zwanzig Jahren oder mit lebenslanger Freiheitsstrafe ist der Tater der im Abs 2 bezeichneten Tat zu bestrafen der in einer Verbindung einer grosseren Zahl von Menschen zur Begehung solcher strafbarer Handlungen fuhrend tatig ist Der Bundesminister fur Arbeit Gesundheit und Soziales hat im Einvernehmen mit dem Bundesminister fur Justiz und mit Zustimmung des Hauptausschusses des Nationalrates fur die einzelnen Suchtgifte die Untergrenze einer grossen Menge bezogen auf die Reinsubstanz des Wirkstoffes mit Verordnung festzusetzen Grenzmenge Dabei ist insbesondere auf die Eignung der Suchtgifte Gewohnung hervorzurufen und in grossem Ausmass eine Gefahr fur das Leben oder die Gesundheit von Menschen herbeizufuhren sowie auf das Gewohnungsverhalten von Suchtkranken Bedacht zu nehmen 28 SMG zielt auf die organisierte Drogenkriminalitat ab Bei den in Abs 1 und Abs 2 genannten Delikten werden die Mengen aus einzelnen Tathandlungen addiert und darauf uberpruft ob ein Vorsatz gemass 5 Abs 1 StGB hinsichtlich einer grossen Menge vorliegt OGH 22 Juni 1999 14 Os 62 99 Der Erwerb und Besitz einer auch grossen Menge von Suchtgift fur den Eigengebrauch ist nur nach 27 Abs 1 SMG strafbar Zu verschiedenen Zeitpunkten fur den Eigengebrauch erworbene und besessene geringe Suchtgiftmengen sind dabei nicht zusammenzurechnen EvBl 1982 110 OGH 11 Mai 1994 13 Os 20 94 28 Abs 4 Z 3 definiert die ubergrosse Menge die zumindest das Funfundzwanzigfache der Grenzmenge Abs 6 ausmacht Strafbestimmungen fur psychotrope Stoffe Bearbeiten 30 SMG Bearbeiten Wer den bestehenden Vorschriften zuwider einen psychotropen Stoff erwirbt besitzt erzeugt einfuhrt ausfuhrt oder einem anderen uberlasst oder verschafft ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessatzen zu bestrafen Nach Abs 1 ist nicht zu bestrafen wer Arzneimittel die einen psychotropen Stoff enthalten sofern es sich nicht um eine grosse Menge handelt fur den eigenen Gebrauch oder fur den Bedarf eines Tieres erwirbt besitzt einfuhrt oder ausfuhrt oder einem anderen uberlasst und daraus keinen Vorteil zieht 31 SMG Bearbeiten Wer den bestehenden Vorschriften zuwider einen psychotropen Stoff in einer grossen Menge Abs 3 mit dem Vorsatz erwirbt oder besitzt dass er in Verkehr gesetzt werde ist mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen Mit Freiheitsstrafe bis zu funf Jahren ist zu bestrafen wer den bestehenden Vorschriften zuwider einen psychotropen Stoff in einer grossen Menge Abs 3 erzeugt einfuhrt ausfuhrt oder in Verkehr setzt Der Bundesminister fur Arbeit Gesundheit und Soziales hat im Einvernehmen mit dem Bundesminister fur Justiz fur die einzelnen psychotropen Stoffe die Untergrenze einer grossen Menge bezogen auf die Reinsubstanz des Wirkstoffes mit Verordnung festzusetzen Grenzmenge 28 Abs 6 zweiter Satz gilt dem Sinne nach Strafbestimmungen fur Vorlauferstoffe Bearbeiten 32 SMG Bearbeiten Wer einen Vorlauferstoff von dem er weiss dass er bei der vorschriftswidrigen Erzeugung eines Suchtmittels in einer grossen Menge 28 Abs 6 31 Abs 3 verwendet werden soll erwirbt oder besitzt ist mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen Wer einen Vorlauferstoff von dem er weiss dass er bei der vorschriftswidrigen Erzeugung eines Suchtmittels in einer grossen Menge 28 Abs 6 31 Abs 3 verwendet werden soll erzeugt einfuhrt ausfuhrt oder in Verkehr setzt ist mit Freiheitsstrafe bis zu funf Jahren zu bestrafen Zurucklegung des Strafverfahrens Bearbeiten Strafverfahren wegen des Erwerbs und Besitzes geringer Mengen Suchtmittel mussen im Allgemeinen nach Massgabe der 35 und 36 SMG von der Staatsanwaltschaft fur eine Probezeit von zwei Jahren zuruckgelegt werden Die vorlaufige Zurucklegung der Anzeige setzt eine Stellungnahme der Bezirksverwaltungsbehorde als Gesundheitsbehorde voraus ob der Angezeigte einer gesundheitsbezogenen Massnahme gemass 11 Abs 2 SMG bedarf Deswegen ist eine Anzeige wegen Suchtmittelbesitzes meist mit einer sozialmedizinischen oder psychiatrischen Untersuchung verbunden Die Staatsanwaltschaft kann von der Einholung einer Stellungnahme der Bezirksverwaltungsbehorde absehen wenn eine Person ausschliesslich deshalb angezeigt wird weil sie Stoffe oder Zubereitungen aus der Cannabispflanze in geringer Menge zum eigenen Gebrauch erworben oder besessen hat und wenn kein Grund zur Annahme besteht dass die Person einer gesundheitsbezogenen Massnahme bedarf Eine Stellungnahme ist jedoch einzuholen wenn eine Person innerhalb der letzten funf Jahre vor dieser Anzeige bereits deswegen angezeigt wurde Bedarf der Angezeigte aufgrund der Beurteilung durch einen mit Suchtmittelfragen vertrauten Facharzt einer gesundheitsbezogenen Massnahme gemass 11 Abs 2 SMG so hat die Staatsanwaltschaft die vorlaufige Zurucklegung der Anzeige davon abhangig zu machen dass sich der Angezeigte hat er einen gesetzlichen Vertreter mit dessen Zustimmung bereit erklart sich einer solchen Massnahme zu unterziehen Alternativ kann die Zurucklegung der Anzeige von einer regelmassigen Betreuung durch einen Bewahrungshelfer abhangig gemacht werden 37 SMG Die Zurucklegung der Anzeige nach 35 SMG ist daher meist mit einer Uberwachung des Gesundheitszustandes des Angezeigten verbunden Wenn sich der Angezeigte nach Einschatzung der Bezirksverwaltungsbehorde einer Uberwachung beharrlich entzieht muss dies der Staatsanwaltschaft mitgeteilt werden was meist die Einleitung oder Fortsetzung des Strafverfahrens zur Folge hat 38 SMG Gesundheitsbezogene Massnahmen bei Suchtmittelmissbrauch BearbeitenIn 39 SMG gibt es Ausnahmebestimmungen fur den Fall des Missbrauchs von Suchtgiften um Suchtkranke Gelegenheitskonsumenten oder Schmerzpatienten nicht ubermassig zu kriminalisieren Danach wird der Strafvollzug um bis zu zwei Jahre aufgeschoben wenn sich der Verurteilte einer Entziehungskur unterzieht Diesen rechts und gesundheitspolitischen Grundsatz bezeichnet man als Therapie statt Strafe In der Praxis lauft das jedoch haufig auf Therapie oder Strafe hinaus weil der Strafaufschub widerrufen werden kann wenn der Verurteilte den Entzug abbricht oder erneut straffallig wird 39 Abs 4 SMG Medizinische Anwendung BearbeitenIm Gegensatz zu Suchtgiften sind psychotrope Stoffe in Form von Arzneimitteln bzw Medikamentenmissbrauch privilegiert weil Erwerb Besitz Ein und Ausfuhr einer nicht grossen Menge straflos sind ebenso das Uberlassen solcher Arzneimittel solange der Uberlassende daraus keinen Vorteil zieht Diese Sonderbestimmungen sollen einer Kriminalisierung von zahlreichen Medikamentenabhangigen entgegenwirken und auch die medizinische Verschreibungspraxis fur die betreffenden Arzneimittel nicht gefahrden Analog dazu werden in letzter Zeit vermehrt Ausnahmen fur medizinische Anwendungen von als minder gefahrlich erachteten suchtgifthaltigen Arzneien reklamiert Arzte die suchtgifthaltige Arzneimittel fur Zwecke der Schmerz oder Substitutionsbehandlung de lege artis nach den Erkenntnissen und Erfahrungen der medizinischen oder veterinarmedizinischen Wissenschaft verschreiben sind gemass 8 SMG von der Strafbarkeit ausgenommen Jedoch verbietet es 14 der begleitenden Suchtgiftverordnung SV Arzten ausdrucklich Suchtgifte in Substanz oder Arzneimittel die mehr als ein Suchtgift enthalten ausgenommen zugelassene Spezialitaten sowie Zubereitungen aus Heroin Cannabis Cocablattern Ecgonin und die im Anhang V dieser Verordnung angefuhrten Stoffe zu verschreiben womit die Verschreibungspraxis fur Suchtgifte entsprechend eingeengt ist Der Miss bzw Gebrauch von Suchtgiften als palliative Therapiemassnahme wird in letzter Zeit von den Strafgerichten als ein moglicher Rechtfertigungsgrund wahrgenommen Geschichte BearbeitenDas Drogenrecht in Osterreich wurde im Wesentlichen von drei internationalen Konventionen gepragt Der Einzigen Suchtgiftkonvention 1961 in der durch das Protokoll von 1972 geanderten Fassung dem Ubereinkommen uber psychotrope Stoffe 1971 Psychotropenkonvention und dem Ubereinkommen der Vereinten Nationen gegen den unerlaubten Verkehr mit Suchtgiften und psychotropen Stoffen 1988 Wiener Konvention Ursprunglich galt in Osterreich das Suchtgiftgesetz 1951 SGG das 1971 1978 1980 und 1985 novelliert wurde Schliesslich wurde es vom Suchtmittelgesetz 1998 abgelost das die Konvention von 1988 berucksichtigte Einzige Suchtgiftkonvention 1961 Bearbeiten Artikel 36 Abs 1 a der Einzigen Suchtgiftkonvention 1961 verpflichtet die Vertragsparteien jedes gegen das Ubereinkommen verstossende Anbauen Gewinnen Herstellen Ausziehen Zubereiten Besitzen Anbieten Feilhalten Verteilen Kaufen Verkaufen Liefern gleichviel zu welchen Bedingungen Vermitteln Versenden auch im Durchfuhrverkehr Befordern Einfuhren und Ausfuhren von Suchtgiften angemessen zu ahnden insbesondere mit Gefangnis oder sonstigen Arten des Freiheitsentzugs Absatz b stellt es jedoch den Vertragsparteien frei entweder als Alternative zur Verurteilung oder Bestrafung oder zusatzlich zur Verurteilung und Bestrafung vorzusehen dass derartige Suchtige Massnahmen der Behandlung Aufklarung Nachbehandlung Rehabilitation und der sozialen Wiedereingliederung in Ubereinstimmung mit Artikel 38 Abs 1 unterzogen werden Osterreich hat dazu erklart dass es diese Verpflichtung der Vertragsparteien so auslege dass sie auch durch die Schaffung von Verwaltungsstraftatbestanden erfullt werden konne die eine angemessene Ahndung fur die darin genannten Verstosse vorsehe Die strafrechtliche Verfolgung von Suchtgiftdelikten in Osterreich ist also nicht ausschliesslich in der Einzigen Suchtgiftkonvention begrundet sie ist auch ein Ergebnis der innenpolitischen Entwicklung Psychotropenkonvention 1971 Bearbeiten Die Psychotropenkonvention 1971 bezieht Stoffe und Zubereitungen ein die in der Medizin verwendet werden und missbraucht werden konnen aber von der Einzigen Suchtgiftkonvention nicht erfasst sind beispielsweise Psychopharmaka Gemass Artikel 9 konnen derartige Arzneien nur von Arzten verschrieben werden Besitz Erwerb Ein und Ausfuhr und das Uberlassen ohne daraus einen Vorteil zu ziehen von geringen Mengen psychotroper Stoffe sind gemass 30 Abs 2 SMG straffrei Wiener Konvention 1988 Bearbeiten Das Ubereinkommen der Vereinten Nationen gegen den unerlaubten Verkehr mit Suchtgiften und psychotropen Stoffen 1988 ist von der Uberzeugung gepragt dass der unerlaubte Verkehr von Suchtgiften eine internationale kriminelle Tatigkeit sei deren Bekampfung dringende Aufmerksamkeit und hochsten Vorrang erfordere Mit dem Abkommen solle der Wunsch zum Ausdruck kommen die Grundursachen des Problems des Missbrauchs von Suchtgiften und psychotropen Stoffen zu beseitigen darunter die unerlaubte Nachfrage nach solchen Stoffen und die aus dem unerlaubten Verkehr stammenden ungeheuren Gewinne Dementsprechend verpflichten sich die Vertragsparteien im Ubereinkommen unter anderem dazu die Durchsetzung gesetzlicher Bestimmungen uber die Einziehung von Gewinnen aus gewerblichen Suchtmitteldelikten und die Verbesserung der Rechtshilfe bei Ermittlungen und Strafverfolgungen im Sinne einer weitgehend repressiven Drogenpolitik zu verfolgen Das Ubereinkommen wirkte sich in einer Neufassung des Suchtmittelgesetzes 1998 mit gleichzeitiger Anderung von zahlreichen gesundheits und strafrechtlichen Gesetzen aus Drogenpolitische Entwicklungen BearbeitenSeit 1980 wird Drogensucht in Osterreich vermehrt als gesundheitspolitisches Thema wahrgenommen bzw fallweise in einem gesellschaftlich vertretbaren Ausmass toleriert Dealer dagegen bekommen die volle Harte des Strafrechts zu spuren und mussen mit langen unbedingten Haftstrafen rechnen In diesem Zusammenhang ist es problematisch dass viele Dealer im Sinne des Gesetzes suchtig sind und dass die Unterscheidung zwischen Kriminal oder Gesundheitsdelikt nicht immer eindeutig erfolgen kann Das SMG ist in der Praxis das wichtigste strafrechtliche Nebengesetz weil es fur rund zwei Drittel aller Verurteilungen im Nebenstrafrecht verantwortlich ist Laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung des Bundesministers fur Justiz 1637 AB XXII GP ist die Zahl der Verurteilungen nach dem SMG zwischen 2000 3 219 und 2003 4 528 konstant gestiegen Im Jahr 2004 gab es bundesweit uber 38 000 offene Strafverfahren wegen des SMG 2895 AB XXII GP Laut Drogenbericht 2005 des Gesundheitsministeriums gab es im Jahr 2004 mit 25 215 Anzeigen nach dem SMG 2003 22 245 einen Zuwachs von rund 13 im Vergleich zum Jahr davor Grosse Zuwachse gab es vor allem bei Anzeigen fur Cannabis im geringeren Umfang auch bei Anzeigen fur Kokain und Crack Die Anzahl der Verurteilungen nach dem SMG folgte dem bisherigen Trend und stieg mit 5 706 Fallen 2003 4 532 um rund ein Viertel Der Anteil von Delikten nach dem SMG an allen Verurteilungen ist ebenfalls auf einen neuen Hochststand gestiegen 1995 4 7 2004 12 6 Rechtsverwandtschaften BearbeitenDas SMG umfasst funf Verordnungen und eine Kundmachung des Bundesministers fur Arbeit Gesundheit und Soziales In der Suchtgift bzw Psychotropenverordnung ist die legale Gebarung mit Suchtmitteln geregelt unter anderem sind darin auch alle Pflanzen Stoffe und Zubereitungen die als Suchtgifte bzw psychotrope Stoffe gelten taxativ aufgezahlt Die entsprechenden Grenzmengenverordnungen definieren den Begriff einer geringen Menge die je nach Substanz verschieden ist und fur die mildere Strafen gelten Damit soll eine ubermassige Kriminalisierung von Konsumenten bzw Abhangigen vermieden werden Offiziell gilt der Grundsatz Therapie statt Strafe unter Berucksichtigung der individuellen Situation des Taters Die Kundmachung uber Therapieeinrichtungen fur suchtgiftabhangige Personen liegt in 15 SMG begrundet Suchtgiftverordnung SV Link Psychotropenverordnung PV Link Vorlauferstoffeverordnung VorlV Link Suchtgift Grenzmengenverordnung SGV Psychotropen Grenzmengenverordnung PGV Kundmachung uber Einrichtungen und Vereinigungen mit Betreuungsangebot fur Personen im Hinblick auf SuchtgiftmissbrauchLiteratur BearbeitenForegger Litzka Matzka Suchtmittelgesetz Manzscher Kurzkommentar 2 Auflage Verlag Manz Wien 1998 ISBN 3 214 03082 5 Doralt Hrsg Kodex Strafrecht 24 Auflage Verlag LexisNexis Wien 2005 ISBN 3 7007 3245 7 William B McAllister Drug Diplomacy in the Twentieth Century An International History Routledge London 2000 ISBN 0 415 17990 4Weblinks BearbeitenSuchtmittelgesetz im Rechtsinformationssystem des BKA Drug Report 2019 Osterreich der European Legal Database on Drugs englisch Informationssystem des Parlaments Abfrage parlamentarischer UnterlagenBitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Werk GND 4466861 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Suchtmittelgesetz amp oldid 232685042