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Die Strassenbahn Most war ein meterspuriger Strassenbahnbetrieb im heutigen Tschechien Das kleine Netz erschloss die Stadt Most Brux und fuhrte daruber hinaus als Uberlandstrassenbahn nach Horni Litvinov Oberleutensdorf und Janov Johnsdorf am Fuss des Erzgebirges Zwischen 1955 und 1961 wurde der Strassenbahnbetrieb zugunsten der auf anderer Trasse neugebauten regelspurigen Schnellstrassenbahn Most Litvinov schrittweise eingestellt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte und Bau 1 2 Betrieb 1 3 Niedergang und Stilllegung 2 Fahrzeuge 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte und Bau Bearbeiten Am Ende des 19 Jahrhunderts erlebten die Stadt Brux und ihr Umland infolge des Bergbaues auf Braunkohle eine sturmische wirtschaftliche Entwicklung Ab 1891 bemuhten sich die Stadt Brux und die Gemeinde Oberleutensdorf um eine Dampfstrassenbahn die nicht realisiert wurde Als 1895 im benachbarten Teplitz eine elektrische Strassenbahn in Betrieb ging kam jedoch wieder Bewegung in das Projekt Das belgische Unternehmen Societe Anonyme d Electricite aus Brussel errichtete 1897 das stadtische Kraftwerk und die Stadt Brux grundete als Betreiber die Bruxer Strassenbahn und Elektrizitats Gesellschaft A G Fur den Bau der Strassenbahn wurde die Berliner Firma Union Elektricitats Gesellschaft beauftragt die 1899 mit den Arbeiten begann Die Konzession zum Baue und Betriebe einer mit elektrischer Kraft zu betreibenden schmalspurigen Kleinbahn von Brux uber Kopitz Rosenthal Nieder und Oberleutensdorf Bettelgrun und Hammer nach Johnsdorf erhielt die Stadtgemeinde Brux am 12 Janner 1900 Teil der Konzession war die Verpflichtung die Strecke binnen eines Jahres fertigzustellen und in Betrieb zu nehmen Die Konzessionsdauer war auf 60 Jahre bis zum 11 Februar 1960 festgesetzt 1 Am 5 August 1901 war die 12 9 km lange Strecke vom Bahnhof Brux uber Kopitz Rosenthal Lindau Niederleutensdorf Oberleutensdorf Bettelgrun Hammer nach Johnsdorf fertiggestellt Sie war eingleisig in Strassenseitenlage trassiert Die Baukosten betrugen insgesamt 7 364 000 Kronen Betrieb Bearbeiten nbsp Zwei Strassenbahnzuge an der Ausweiche Waldsteinplatz in Oberleutensdorf 1912 Am 7 August 1901 wurde die Strecke mit einer Festveranstaltung eroffnet Der Fahrplan der Strassenbahn sah tagsuber einen 20 Minuten Takt vor Nachts gab es einzelne Fahrten Nach dem Bau einer kurzen Schleppbahn am Minervaschacht in Kopitz wurde am 1 April 1903 auch der Guterverkehr aufgenommen Der Minervaschacht und der Himmelsfurstschacht in Hammer lieferten Kohle fur das stadtische Elektrizitatswerk in Brux Im Jahr 1910 wurde die Strecke zwischen Bergesgrun und Hammer wegen Bergschaden neu trassiert Das neue Gleis zwischen den Streckenkilometern 11 174 und 12 231 ging am 9 Oktober 1910 in Betrieb Damit wurde die Strecke auch um 300 Meter langer Am 18 Oktober 1915 erhielt die Stadt Brux zudem die Konzession fur eine Zweigstrecke von der Haltestelle Brux Sparkasse bis zur Zschopperner Hohe 2 Die etwa drei Kilometer lange Linie ging am 12 Dezember 1917 in Betrieb Daruber hinaus wurde am 1 April 1918 ein etwa einen Kilometer langes Zweiggleis zum Schacht Julius III in Betrieb genommen dass ausschliesslich dem Guterverkehr diente Nach dem Zerfall Osterreich Ungarns infolge des Ersten Weltkrieges lag Brux auf dem Gebiet des neugegrundeten Staates Tschechoslowakei Fur den Bahnbetrieb bedeutete das die Einfuhrung konsequenter Zweisprachigkeit wobei die tschechische Sprache an erster Stelle stehen musste So wurden etwa die Zielschilder an den Strassenbahnzugen entsprechend geandert nbsp Strassenbahnzug auf dem Ortsplatz in Bettelgrun um 1910 Am 8 Oktober 1931 wurden an der Haltestelle Brux Sparkasse zwei Abstellgleise in Betrieb genommen Damit war es moglich die Endpunkte der beiden Linien zu tauschen Die Linie nach Johnsdorf begann nun an der Haltestelle Brux Sparkasse die Zuge nach Tschopperner Hohe begannen und endeten fortan am Bahnhof Ab 1 Oktober 1938 lag das Sudetenland und damit auch Brux und das Umland infolge des Munchner Abkommens auf deutschem Staatsgebiet Am Tag der Besetzung der Stadt durch die Wehrmacht wurde das im Deutschen Reich ubliche Rechtsfahrgebot im Strassenverkehr und damit auch bei der Strassenbahn eingefuhrt Rechtlich kam nun die in Deutschland gultige Strassenbahn Bau und Betriebsordnung zur Anwendung die zwingend Liniennummern vorsieht Die tschechischen Beschilderungen verschwanden Liniennetz 1939 Linie Verlauf1 Brux Sparkasse Minerva Oberleutensdorf Johnsdorf2 Brux Bahnhof Brux Sparkasse Tschopperner Hohe3 Brux Sparkasse Minerva HydrierwerkIm April 1939 begann der forcierte Aufbau des Hydrierwerkes Maltheuren durch den deutschen Staatskonzern Reichswerke Hermann Goring Das bisherige Schleppgleis zum Juliusschacht III wurde nun auch fur den Personenverkehr zur Baustelle genutzt Ab der Haltestelle Minerva wurde eine neue Zweigstrecke bis zum Osttor des Hydrierwerkes gebaut die am 10 Dezember 1939 fur den Linienverkehr in Betrieb ging Wahrend des Zweiten Weltkrieges bombardierten die Royal Air Force und die US Air Force ab dem Herbst 1944 mit mehreren Grossangriffen das Hydrierwerk Ab 22 Marz 1945 war infolge der weitraumigen Zerstorungen auch ein Abschnitt der Strassenbahnstrecke nicht mehr befahrbar Strassenbahnbetrieb war eine Zeitlang nur zwischen Brux und der Haltestelle Ziegelei sowie zwischen Kopitz und Johnsdorf moglich Am 9 Mai 1945 fiel Brux wieder an die Tschechoslowakei und ein grosser Teil der deutschbohmischen Bewohner der Stadt wurde bis 1946 des Landes verwiesen Es galten fortan nur noch die tschechischen Namen Am 29 September 1945 ging die weiter westlich neu trassierte uber zwei Kilometer lange Neubaustrecke zwischen dem Bruxer Wasserwerk Vodarna und der Haltestelle Ziegelei Cihelna in Betrieb Das zerstorte Hydrierwerk wurde unter tschechoslowakischer Verwaltung rasch wieder aufgebaut Der Berufsverkehr zu den nunmehrigen Stalin Werken Stalinovy zavody wurde ab 1946 teilweise durch eine neu aufgebaute Oberleitungsbus Linie zwischen Most und Horni Litvinov ubernommen deren Bau bereits 1943 begonnen worden war Nach dem Februarumsturz von 1948 wurde die privatrechtlich als Aktiengesellschaft organisierte stadtische Verkehrsgesellschaft aufgelost und in Staatseigentum uberfuhrt Zwischen 1948 und 1952 wurden die Streckenabschnitte zwischen dem Bahnhof und dem Abzweig am Gymnasium in Most zweigleisig ausgebaut Als letzte Netzerweiterung wurde 1949 die Strecke vom Gymnasium zur Siedlung Zdar Buh in betrieb genommen Liniennetz 1949 Linie Verlauf1 Most Sporitelna Minerva Horni Litvinov Janov2 Most Nadrazi Most Sporitelna Gymnazium Cepirozska vysina3 Most Nadrazi Most Sporitelna Gymnazium osada Zdar Buh4 Most Sporitelna Minerva Chemicke zavody5 Most Sporitelna Dul Julius IIINiedergang und Stilllegung Bearbeiten Ab 1951 gab es konkrete Planungen fur den Aufbau eines modernen regelspurigen Schnellstrassenbahnnetzes dass die alte schmalspurige Strassenbahn ersetzen sollte Der Betrieb der meterspurigen Strassenbahn wurde daraufhin nach und nach eingestellt Wahrend noch am 17 Juni 1955 die neue Wendeschleife Podzatecka auf der Strecke zum Krematorium in Betrieb ging wurde kurz darauf der Strassenbahnbetrieb zwischen Dolni Litvinov und Janov am 28 November 1955 eingestellt nbsp Strassenbahnzug in Dolni Litvinov 1950er Jahre Der erste Abschnitt der neuen Schnellstrassenbahn wurde am 1 April 1957 zwischen den Chemischen Werken und Litvinov eroffnet Der Betrieb der Schmalspurstrecke zwischen der Haltestelle Minerva und Dolni Litvinov endete daraufhin am 29 September 1957 Mit dem weiteren Ausbau der Schnellstrassenbahn wurde die alte meterspurige Strassenbahn stufenweise weiter ausser Betrieb gesetzt Am 1 August 1958 endete der Strassenbahnbetrieb zwischen Julius III und Minervaschacht und am 23 April 1959 auch zwischen Jan Hus Schacht und Julius III Nur eine Woche spater ab 2 Mai 1959 wendeten die Zuge der Linie 1 bereits an der Haltestelle Vodarna Wasserwerk Ein schwerer Unfall fuhrte am 1 November 1960 zur Einstellung der Linie 3 Bei einem talwarts fahrenden Wagen von der Siedlung Zdar Buh zum Bahnhof versagte die Bremsen Im Gleisbogen an der Haltestelle U gymnazia entgleiste der mit uberhohter Geschwindigkeit laufende Wagen und prallte seitlich gegen einen Mast der Strassenbeleuchtung Als die Fahrgaste den verunfallten Wagen verliessen brach der beschadigte Mast und der Wagen kippte um Funf Menschen starben unter dem auf der Seite liegenden Wagen Am 24 Marz 1961 endete der schmalspurige Strassenbahnbetrieb endgultig Gleise und Anlagen wurden abgebaut Die verbliebenen Fahrzeuge wurden an andere Betriebe abgegeben oder verschrottet Heute sind von der alten meterspurigen Strassenbahn zwischen Most Litvinov und Janov kaum mehr Relikte erhalten Das Bahngebiet zwischen Most und Litvinov wurde vom Bergbau in Anspruch genommen und bis Anfang der 1980er Jahre vollstandig uberformt Anstelle der Bruxer Altstadt mit ihren historisch wertvollen Bauten erstreckt sich heute ein kunstlicher See in einem Bergbaurestloch In der Stadt Litvinov kam es infolge der sozialistischen Umgestaltung zum Flachenabriss ganzer Stadtviertel In der veranderten Stadtstruktur ist der Verlauf der alten Strecke kaum noch nachvollziehbar Lediglich in Chuderin und Janov existieren noch einige Fahrleitungsmaste die fur die Strassenbeleuchtung nachgenutzt werden Fahrzeuge sind keine museal erhalten Fahrzeuge BearbeitenZur Erstausstattung gehorten acht Motor und sieben Beiwagen Hersteller war die Waggonfabrik Graz die elektrische Ausrustung stammte von der AEG Zwei identische Triebwagen wurden 1903 nachgeliefert Weitere sieben Triebwagen ahnlicher Dimension lieferte im Jahr 1915 Ringhoffer in Smichov Auch hier stammte die elektrische Ausrustung von der AEG Im Jahr 1921 ubernahm die Bruxer Strassenbahn je zwei gebrauchte Trieb und Beiwagen von der stillgelegten Strassenbahn Zittau Infolge des Reichsleistungsgesetzes kamen ab 1939 verschiedene gebrauchte Wagen von anderen deutschen Strassenbahnbetrieben nach Brux die zum Teil nur fur kurze Zeit eingesetzt wurden Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Fahrzeugpark zunachst 1950 um sieben gebrauchte Triebwagen von der damals eingestellten Strassenbahn Ceske Budejovice erganzt 3 1952 folgten zehn neue zweiachsige Triebwagen des Typs Tatra 6MT die von der Waggonfabrik Ceska Lipa geliefert wurden Weitere Wagen dieses Typs wurden noch kurz vor der Betriebseinstellung von der stillgelegten Strassenbahn Teplice ubernommen Literatur BearbeitenGerhard Bauer Strassenbahnen in der Tschechischen und Slowakischen Republik Von der Pferdebahn zum Tatrawagen Die Geschichte der Strassenbahnbetriebe in Wort und Bild Verlag fur Verkehrsliteratur Bauer Dresden 1995 ISBN 3 9804303 0 8 Martin Harak Strassenbahnen der k u k Donaumonarchie bahnmedien at Wien 2015 ISBN 978 3 9503304 9 6 S 41 45 Martin Harak Vozidla a trate uzkorozchodnych elektrickych drah v CR a SR Grada Publishing Praha 2021 ISBN 978 80 271 3119 8 Franz Pikal Vzpominky na stare mostecke tramvaje in Krusnohorske noviny Ausgabe 1 2021 Ceskojiretinsky spolek spolek pro oziveni Krusnohori Litvinov 2021Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Strassenbahn Most Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Strassenbahn in Most tschechisch Einzelnachweise Bearbeiten Reichsgesetzblatt fur die im Reichsrathe vertretenen Konigreiche und Lander Nr 15 vom 12 Janner 1900 Reichsgesetzblatt fur die im Reichsrathe vertretenen Konigreiche und Lander Nr 15 vom 18 Oktober 1915 Josef Pospichal Strassenbahn Most Triebwagen Schmalspur In lokstatistik net Abgerufen am 30 November 2022 Strassenbahnbetriebe in Tschechien Brno Liberec Most Litvinov Olomouc Ostrava Plzen PrahaEhemalige Bohumin Ceske Budejovice Cesky Tesin Jablonec nad Nisou Jihlava Marianske Lazne Most Opava Teplice Usti nad Labem Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Strassenbahn Most Meterspur amp oldid 229257689