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Die evangelisch lutherische Stiftskirche Steterburg in Steterburg einem Wohngebiet in Salzgitter Thiede wurde von 1752 bis 1758 von Herzog Karl I von Braunschweig Wolfenbuttel an der Stelle einer Vorgangerkirche gebaut Die Kirche gehorte zum Stift Steterburg und wird seit dessen Auflosung 1939 als Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde Steterburg genutzt Bis 1980 trug die Kirche den Namen der Schutzheiligen des Stiftes St Christophorus und St Jacobus minor Sudseite der Stiftskirche Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und erstes Kirchengebaude 2 Zweites Kirchengebaude 1160 bis 1748 3 Bau des heutigen Kirchengebaudes seit 1748 4 Baubeschreibung 5 Orgel 6 Geschichte seit Auflosung des Stiftes 1939 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte und erstes Kirchengebaude BearbeitenDas Stift Steterburg war um 1000 durch Frederunda von Oelsburg 16 Marz 1020 die Tochter des Grafen Altmann von Oelsburg 1000 03 gegrundet worden Als Klosterkirche nutzten die Kanonissen anfangs eine dem hl Nikolaus geweihte Kapelle der alten Stederburg die 924 bis 933 durch Heinrich I erbaut worden war auf deren Gelande das Kloster errichtet worden war Die erste Kirche des Klosters wurde nach Angaben der Stederburger Annalen 1070 durch Werner von Wolkenburg den damaligen Bischof von Merseburg geweiht Die Kirche wahrscheinlich eine holzerne Basilika wurde an den Bergfried der Burg angebaut 1 Zweites Kirchengebaude 1160 bis 1748 Bearbeiten nbsp Stift Steterburg um 1654 1658 Stich von Matthaus MerianKnapp 90 Jahre spater war die Kirche verfallen und musste abgerissen werden Die Fundamente wurden 1160 unter Propst Ekbert gelegt der Neubau wurde 1165 begonnen und 1174 unter Leitung des damaligen Propstes Gerhard II fertiggestellt Das Gebaude war im romanischen Stil gebaut worden Der Bergfried an den die alte Kirche angebaut war wurde zum Kirchturm umgestaltet und in den Neubau integriert Der bis heute erhaltene quadratische Turm hat eine Seitenlange von 6 6 m die Mauern sind einen Meter dick Auf einer Zeichnung von 1730 wird der Turm mit einem hohen spitzen Dach gezeigt 2 An der Nordwand des Kirchturms wurde eine Kapelle angebaut die im Dezember 1172 dem hl Nikolaus geweiht wurde Die Kapelle wurde spater umbaut und ist jetzt Teil des Pfarrhauses der evangelischen Gemeinde von Steterburg Der Bau hatte den Grundriss einer Basilika mit Langhaus zwei Seitenschiffen und einem Querhaus Die flachen getafelten Holzdecken waren grosstenteils bemalt Die Kirche hatte vier Altare einen Marienaltar und drei weitere die den Heiligen Jakobus dem Jungeren Johannes und Christophorus geweiht waren Eine Orgel wurde 1273 erwahnt diese war dem Chor gegenuber auf der Westempore aufgestellt Hinter dieser Orgel befand sich das Chorgestuhl fur die Konventualinnen des Stiftes die so von den anderen Kirchenbesuchern nicht gesehen werden konnten 3 Die Kirche und viele Gebaude des Stifts wurden 1328 durch einen Brand zerstort der Wiederaufbau erfolgte in der bisherigen Form und wurde 1332 abgeschlossen Bedingt durch die Nahe Steterburgs zur Herzogsresidenz Wolfenbuttel und zur Stadt Braunschweig wurde Steterburg in den folgenden Jahrhunderten haufig in kriegerische Auseinandersetzungen einbezogen durch die das Kloster und seine Guter immer wieder geplundert und zerstort wurden so z B 1493 als Herzog Heinrich d A gegen Braunschweig zog wahrend der Hildesheimer Stiftsfehde 1519 bis 1523 und wahrend der Schmalkaldischen Kriege zwischen 1542 und 1547 Nach Einfuhrung der Reformation durch Herzog Julius im Jahr 1568 wurde das Stift in ein evangelisches Jungfrauenstift umgewandelt 1691 in ein adeliges Damenstift nbsp Taufstein von 1674Als die Danen 1627 im Dreissigjahrigen Krieg vor den nach Wolfenbuttel heranruckenden Truppen des Kaisers fliehen mussten zerstorten sie die Kirche und grosse Teile des Klosters Spater waren es die schwedischen Truppen die 1641 weitere Gebaude des Stiftes zerstorten Die Bewohnerinnen des Stiftes mussten nach Braunschweig umziehen Auf einem Merian Stich von 1654 sind die Ruinen des zerstorten Stiftes dargestellt in der Bildmitte der rechteckige Kirchturm dessen Dach erst von 1672 bis 1674 erneuert wurde Es dauerte bis 1674 bis auch ein Teil der Gebaude wieder hergerichtet und durch die Stiftsdamen bezogen werden konnte Eine neue Glocke fur die Kirche war schon 1668 angeschafft worden Der heute noch genutzte Taufstein war ein Geschenk der Domina Hedwig Maria von Oberg Er wurde am 13 November 1674 aufgestellt und war ein Werk des Steinmetzen Ulrich Wendt Der achtseitige Taufstein hat einen Durchmesser von 0 75 m und ist 1 1 m hoch Auf dem Rand des Taufbeckens sind der Name der Stifterin und das Stiftungsjahr 1674 eingemeisselt Nach dem Willen der Stifterin war der Taufstein uber ihrem Grab aufgestellt worden heute steht er im vorderen Chorbereich uber dem zugemauerten Eingang zur Gruft 4 Bau des heutigen Kirchengebaudes seit 1748 BearbeitenDie Kirche war seit dem Dreissigjahrigen Krieg nur notdurftig repariert worden und spater so weit verfallen dass Herzog Karl I 1748 den Neubau anordnete Einen ersten Entwurf fur einen Neubau reichte der Landesbaumeister Martin Peltier noch im gleichen Jahr ein dieser wurde jedoch durch den Herzog verworfen Auf Wunsch des Herzogs sollten zum Bau der Kirche die alten Fundamente sowie andere Bauteile einbezogen werden Die Kirche wurde nach den 1750 eingereichten Entwurfen des Braunschweiger Obristen und Architekten Anton Ulrich von Blum gebaut Vorbild fur die Gestaltung des Innenraums war die von Hermann Korb nach einem Brand 1716 wieder aufgebaute St Trinitatis Kirche in Wolfenbuttel Die alte Kirche wurde 1751 abgebrochen im folgenden Jahr wurde der Neubau begonnen Im Januar 1753 starb der bisherige Baumeister von Blum Mit der Weiterfuhrung der Arbeiten wurde der Hauptmann Wilhelm Grutzmann beauftragt Die Stuckaturarbeiten wurden von Giuseppe Buzzi gefertigt der fur den Herzog Karl I auch schon Arbeiten am Salzdahlumer Schloss ausgefuhrt hatte Die Ausmalung der Kirche und des Altars wurde dem Hofmaler Heinrich Christoph Piccart ubertragen Auf Wunsch des Herzogs sollte hierbei auf eine aufwandige Vergoldung von Altarkanzel Banken Stuhlen und Turen verzichtet werden Am 22 Oktober 1758 konnte die neue Kirche eingeweiht werden Zum Bau der Kirche stiftete Fraulein Margarethe Cathrin Gotzen von Ohlenhausen zwei Glocken 5 1767 und 1768 erhielt die Kirche eine Orgel 6 Unter dem Fussboden der Kirche war 1755 ein Begrabnisgewolbe angelegt worden das durch eine breite Treppe im Mittelgang zuganglich war Diese Gruft wurde bis 1882 fur die Beisetzung von Abtissinnen und Kanonissinnen benutzt und danach geschlossen Im Zweiten Weltkrieg wurde sie weitgehend zerstort als man einen Teil der Gruft zu einem Luftschutzbunker umbaute Die Gruft wurde 1980 neu gestaltet uber dem vermauerten Zugang im Mittelraum steht heute der 1674 gestiftete Taufstein Die Grabplatten von sieben Stiftsdamen wurden unter der Westempore aufgestellt 7 Baubeschreibung Bearbeiten nbsp AltarraumDem Grundriss nach ist die Steterburger Kirche eine Saalkirche die durch die beiden Mittelrisalite an der Nord und Sudwand die Form eines Kreuzes mit kurzen Seitenarmen erhielt Die Fenster sind in zwei Geschossen angeordnet Der Aussenanstrich erhielt bei der Fassadenrenovierung von 1999 wieder den ursprunglichen rosa Farbton Insgesamt bietet die Kirche so von aussen den Eindruck eines kleinen Schlosses Im Innenraum tragen 16 Saulen mit korinthischen Kapitellen die umlaufende Empore und die Decke sie teilen den Raum auch in das langliche Mittelschiff und einen ausseren Umgang Der Ostteil des Mittelschiffs ist gegenuber dem ubrigen Raum um drei Stufen angehoben Die Sitzplatze in diesem Bereich waren fur die Stiftsdamen reserviert wahrend der tiefer liegende Teil des Kirchenschiffs den Stiftsbediensteten und anderen weltlichen Besuchern der Gottesdienste vorbehalten war Den Abschluss des Chorbereichs bildet der 1756 aufgebaute holzerne Kanzelaltar Die ursprunglichen Plane des ersten Baumeisters von Blum sahen vor die Kanzel weit vor dem Altar in der Nahe der Stufen zum Chor aufzustellen Sein Nachfolger Grutzmann anderte den Entwurf und verlegte die Kanzel an die Altarwand auch um Platz fur den Zugang zur nachtraglich geplanten Begrabniskapelle zu schaffen Die korinthischen und mit goldenen Kapitellen geschmuckten Saulen links und rechts vom Altar sind ubrigens aus Holz gefertigt und wurden mit einer tauschend echt aussehenden Marmornachbildung bemalt Orgel Bearbeiten nbsp OrgelDie erste Orgel erhielt die jetzige Kirche 1767 68 den Prospekt hatte der Braunschweiger Bildhauer Oden entworfen Die Orgel wurde von dem Wolfenbutteler Hoforgelbauer Johann Christoph Husemann erbaut mit der Bemalung wurde der Hofmaler Heinrich Christoph Piccart beauftragt Die uber der Westempore aufgestellte Orgel wurde am 19 Februar 1769 durch den Organisten Broyer abgenommen Diese spater unter Denkmalschutz gestellte Orgel hatte 18 Register 1965 beschloss das Landeskirchenamt einen Neubau der Orgel wobei die historische Pfeifenansicht erhalten blieb Die neue Orgel konnte 1976 eingeweiht werden Sie hat 17 Register mit insgesamt 1072 Pfeifen 8 9 Geschichte seit Auflosung des Stiftes 1939 BearbeitenDas Stift und die dazugehorende Domane wurden Anfang 1939 durch die nationalsozialistische Regierung des Landes Braunschweig aufgelost und die Besitztumer an die Reichswerke Hermann Goring verkauft Die Stiftsdamen zogen nach Blankenburg um wo die Ritterschaft des Stiftes zwei Hauser gekauft hatte Der Neujahrsgottesdienst vom 1 Januar 1939 war der letzte der in der Stiftskirche abgehalten werden konnte danach wurde die Kirche geschlossen Aufgrund der Proteste der Bevolkerung gegen eine Umwidmung des Kirchengebaudes als Gemeinschaftshaus oder Kino sah man von einem Umbau ab Schliesslich gelang es der Landeskirche im Marz 1939 die Kirche und das Pfarrhaus zuruckzukaufen 1941 wurde Steterburg zum eigenstandigen Pfarramt Die Gemeinde gehort zur Propstei Salzgitter Lebenstedt und ist Mitglied des 2019 gebildeten Pfarrverbandes Salzgitters Norden 10 Beim Umzug der Stiftsdamen nach Blankenburg hatten sie den Stiftsschatz in ihr neues Domizil mitnehmen konnen Bei der Ruckkehr 1952 nach Steterburg wurde der Schatz der evangelischen Gemeinde von Blankenburg ubergeben und 1999 dem Eigentumer der Ritterschaft des ehemaligen Klosters zuruckgegeben Einige Stucke wurden der Stiftskirche uberlassen so eine Oblatendose von 1677 und zwei Kelche aus den Jahren 1608 und 1680 Im Zweiten Weltkrieg mussten die Glocken der Kirche abgegeben werden und wurden eingeschmolzen Lediglich eine kleine Glocke war verblieben Spenden der Kirchengemeinde ermoglichten dass Anfang 1947 zwei Laute und zwei Anschlagglocken bestellt werden konnten Diese wurden in Bockenem gegossen und Pfingsten 1947 geweiht Die Glocken tragen die Inschriften Soli Deo Gloria und Allein Gott in der Hoh sei Ehr Im Dezember 2005 erhielt die Kirche zwei neue Glocken 11 In den Jahren 1955 bis 1957 und 1984 bis 1986 wurde die Kirche aussen und innen renoviert Dabei wurde der Innenraum entsprechend den Befunden uber die fruhere Ausgestaltung wieder in hellen Farben gestaltet Das Dach und die Decke wurden instand gesetzt und die Stuckaturen der Decke der Gesimse und der Saulenkapitelle erneuert Bei der Verlegung der unterirdischen Luftkanale fur die Heizung wurden mehrere Gefassscherben und Reste von Kacheln aus der Reformationszeit gefunden auch wurden alte Grundmauern und Pflasterreste von den fruheren Kirchenbauten freigelegt die mehrfach durch Brande oder Kriege zerstort worden waren Die Sonnenuhr an der Sudseite der Stiftskirche wurde 1999 wieder angebracht In diesem Jahr erhielt die Stiftskirche auch ihren heutigen rosafarbenen Anstrich der der Originalbemalung entspricht bis dahin war das Gebaude in einem grauen Farbton gestrichen Literatur BearbeitenWolfgang Billig Die Stiftskirche zu Steterburg Hrsg Braunschweigischer Geschichtsverein Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Geschichte Band 25 Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins Braunschweig 1982 Kirchenbauten in Salzgitter In Referat fur Offentlichkeitsarbeit der Stadt Salzgitter Hrsg Salzgitter Forum Band 12 1986 DNB 880735341 S 66 67 Gesine Schwarz Jutta Brudern Bilder Die Rittersitze des alten Landes Braunschweig Hrsg Ritterschaft des ehemaligen Landes Braunschweig MatrixMedia Verlag Gottingen 2008 ISBN 978 3 932313 27 1 S 319 326 Hartmut Alder Chronik von Thiede Waisenhaus Druckerei GmbH Braunschweig Salzgitter 1991 Hartmut Alder Wenn Du uber die Felder gehst kommst Du nach Steterburg Chronik eines Ortes voller Geschichte Verlag Pro Art Salzgitter Steterburg 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stiftskirche Steterburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stiftskirche Steterburg ehemalig Sankt Christopherus und Sankt Jacobus minor im Denkmalatlas Niedersachsen Geschichte Architektur und Ausstattung der Stiftskirche Ev luth Kirchengemeinde Steterburg abgerufen am 13 Marz 2016 Stift Steterburg Stadt Salzgitter abgerufen am 18 August 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Billig Stiftskirche Steterburg S 45 46 Wolfgang Billig Stiftskirche Steterburg S 67 Wolfgang Billig Stiftskirche Steterburg S 46 56 Hartmut Alder Chronik Steterburg S 62 Hartmut Alder Chronik Steterburg S 72 Wolfgang Billig Stiftskirche Steterburg S 127ff Wolfgang Billig Stiftskirche Steterburg S 100 S 131 132 Wolfgang Billig Stiftskirche Steterburg S 140 Hartmut Alder Chronik Steterburg S 212 Pfarrverband Salzgitters Norden ist gegrundet Salzgitter Zeitung vom 15 Januar 2019 Hartmut Alder Chronik Steterburg S 176f 21552 19359 10 47333 Koordinaten 52 11 37 N 10 28 24 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftskirche Steterburg amp oldid 230466084