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Die Stadtbefestigung Erkelenz ist eine heute noch in Resten erhaltene mittelalterliche Befestigungsanlage der Stadt Erkelenz Sie galt als uneinnehmbar In die 1 6 Kilometer lange Stadtmauer mit ihren vier Toren das jedes fur sich eine Torburg darstellte waren 14 Wehrturme eingelassen Im Vorfeld war ihr noch ein doppelter durch einen Wall getrennter Wassergraben vorgelagert In den Jahren 1816 bis 1819 legte man die inzwischen funktionslos gewordene Stadtbefestigung weitgehend nieder Heute existieren noch Mitte der 1950er Jahre restaurierte Teile der Burg an der Nordpromenade und der Stadtmauer an der Wallstrasse Die mittelalterliche Stadtbefestigung pragt aufgrund von vier Promenadenstrassen die uber den noch im Boden befindlichen Mauerfundamenten angelegt wurden und eines Grungurtels uber den zugeschutteten Graben bis heute die birnenformige Ausdehnung der Innenstadt Stadtbefestigung im Codex Welser 1720Inhaltsverzeichnis 1 Bestandteile 1 1 Burg 1 2 Tore 1 3 Mauer 1 4 Gracht 2 Das Ende 3 Heutige Situation 4 Einzelnachweise 5 LiteraturBestandteile BearbeitenBurg Bearbeiten Koordinaten 51 4 55 N 6 18 57 O 51 081944444444 6 3158333333333 nbsp Geldrische Landesburg aus dem Jahre 1349 mit rundem Wehrturm Nordseite Zwar wird die Burg erst im Jahre 1349 urkundlich genannt vermutlich besass die Stadt aber bereits bei ihrer Stadtrechtsverleihung im Jahre 1326 eine leichtere Umwallung mit der im 11 Jahrhundert begonnen worden war Zudem ist die Burg offensichtlich in die Stadtmauer einbezogen worden so dass sie schon bei der Stadtrechtsverleihung im Jahre 1326 vorhanden gewesen sein durfte Es ist auch kaum anzunehmen dass ein unbefestigter Ort zur Stadt erhoben wurde Die Burg war nur von der Stadt aus zuganglich Rainald IV Herzog von Geldern 1423 hatte beim Bau des Burgturms im Jahre 1423 geplant fur sich und seine Mannen auch feldwarts einen Zugang zu schaffen ohne von der Offnung und Schliessung der Stadttore abhangig zu sein Sein Nachfolger Arnold von Egmond musste sich aber gegenuber der Burgerschaft verpflichten den schon begonnenen Zugang wieder vermauern und niemals wieder offnen zu lassen Die Burg war Sitz der Vogte Garnison und Waffenplatz Der schlichte backsteinerne Turm der vor seiner Restaurierung zur Ruine verfallen im Volksmund Hexenturm genannt wurde misst auf quadratischem Grundriss von 13 Meter Seitenlange feldwarts 23 Meter Hohe und besitzt unten 3 50 Meter starkes Mauerwerk Vom erhoht gelegenen Burghof her weist er uber einem Untergeschoss das als Folterkeller gedient hat drei Obergeschosse mit jeweils einem Fenster zu jeder Himmelsrichtung kleine Lichtfenster in der Wendeltreppe und einen Abort Erker uber zwei Obergeschosse auf Die angrenzende Burgmauer mit Schiessscharten ist feldseitig 11 Meter hoch und burgseitig mit einem uberdachten Wehrgang uber spitzbogigen Arkaden versehen Auch stadtseitig besass die Burg kleinere Turme und eine Zugbrucke uber einen Wassergraben Hier ist noch der untere Teil eines solchen Turmes zu sehen Daneben befindet sich der sogenannte Wolfsturm eher ein rechteckiger Turmstumpf der das stadtseitig zwar oberirdische aber tur und fensterlose Burgverlies war in das die Gefangenen vom Burghof her durch ein rundes Loch in der Deckenmitte hinabgelassen eingelocht wurden Der Turm hiess so weil das Heulen und Wehklagen der dort Gefangenen an das der Wolfe erinnerte Den Gebaudekomplex abschliessend ist noch einer von ehemals 14 Wehrturmen in Burg und Stadtmauer vorhanden Tore Bearbeiten Rund 160 Jahre hatte der Bau der Befestigungsanlagen der an zwei sich kreuzenden alten Handels und Heerwegen gelegenen Stadt gedauert Im Jahre 1355 war aus Steinen der zerstorten Raubritterburg Gripekoven das innere Brucktor Bruckstrasse gebaut worden 1416 das innere Maartor Aachener Strasse 1420 das innere Oerather Roermonder Tor Roermonder Strasse 1454 das aussere Oerather Tor 1459 das aussere Maartor 1495 die Brucke am Brucktor und 1514 das aussere Bellinghovener Kolner Tor Kolner Strasse Erst damit war die Befestigung der Stadt vollendet Jedes Tor fur sich war eine mehrgeschossige Torburg deren machtige Fundamente bis zu funf Meter tief in den Boden reichten und sich mit einem umschlossenen Hof Zwinger und einem Vortor uber mehr als 30 und 40 Meter weit feldwarts richteten Sie waren mit kleinen Turmen und durch Dacher geschutzte Wehrgange mit Schiessscharten versehen und beherbergten Rustkammern sowie die Wachstuben und Wohnungen der Torwachter Bronzene Bodenplatten mit Erlauterungen zu den Toren der Stadtbefestigung nbsp Rekonstruktion Brucktor nbsp Grundriss Maartor nbsp Rekonstruktion Oerather Tor nbsp Grundriss Kolner TorMauer Bearbeiten nbsp Mauerreste an der WallstrasseKeine schriftlichen Zeugnisse liegen uber den Bau der Stadtmauer vor die aussen durchschnittlich 8 50 Meter hoch war Sie besass 15 Mauerturme davon den genannten als Teil der Burg der noch heute steht jeweils zwei an der Wallstrasse zwischen Burg und Bruckstrasse sowie an der Ostpromenade zwischen Bruckstrasse und Bellinghovener Tor und jeweils funf an der Sudpromenade zwischen Bellinghovener Tor und Maartor einschliesslich eines Muhlenturms sowie an der Westpromenade zwischen Maartor und Oerather Tor Der 1423 beim Maartor errichtete Muhlenturm war in die Stadtmauer einbezogen worden so dass sie hier offensichtlich erst nach dieser Zeit gebaut worden ist Wie Burg und Tore waren auch die Turme und Mauern aus Backsteinen gebaut und mit Schiessscharten versehen Stadtseitig verlief uber spitzbogigen Arkaden oben an der Mauer vorbei ein Wehrgang der mit Zinnen versehen war Unten an der Mauer entlang lief um die Stadt herum ein Weg auf den sternformig von der Stadtmitte aus die Strassen und Gassen mundeten so dass Mauer und Turme fur die Verteidigungsmannschaften in der Stadt innerhalb einer Zeitminute zu erreichen waren Der Abstand der Turme voneinander betrug rund 70 Meter Daher uberschnitt sich der Abwehrbeschuss zweier Turme und konnte den Feind in der Flanke erfassen Sie besassen keine Treppen zu den einzelnen Stockwerken sondern nur Locher in deren Deckenmitte durch die die Besatzungen auf einholbaren Leitern hochkletterten und Schiessbedarf sowie Proviant an Seilen bis ins oberste Stockwerk hinaufzogen oder von dort hinabliessen So konnten sie sich im Verteidigungsfall von Stockwerk zu Stockwerk zuruckziehen und lange ausharren Nicht weit von der Burg entfernt besteht mit der Wallstrasse noch ein Stuck des Wehrweges mit grosseren Resten der ehemaligen Stadtmauer und einer Lucke dazwischen wo einer der Wehrturme gestanden hat Als die Stadtmauer ihren Zweck nicht mehr erfullte lehnten hier stadtseitig kleine Hauser an und haben in ihr Kaminzuge hinterlassen Gracht Bearbeiten nbsp Plan der Stadtbefestigung aus dem 17 JahrhundertDen Festungswerken der Stadt war noch ein doppelter durch einen Wall getrennter Wassergraben Gracht von insgesamt etwa 40 Meter Breite vorgelagert Die steilen Boschungswinkel fuhrten in 5 Meter Tiefe wo sich mangels fliessenden Wassers im Stadtgebiet uber offene Rinnen und Kanale unter die Mauer hindurch aus der Maar abgeleitetes Regenwasser sammelte und eine schlammige Masse bildete weswegen man sie schwarze Gracht nannte Die Maar befand sich an der tiefstgelegenen Stelle der Stadt auf dem heutigen Franziskanerplatz und war mit 52 mal 55 Meter Seitenlange und 3 Meter Tiefe ein beachtliches Wasserreservoir in dem sich Regenwasser sammelte und das auch als Loschwasserteich und Viehtranke diente Als im 16 Jahrhundert Karl von Egmond 1492 1538 die Festung Erkelenz restaurieren liess wurden mit der aufkommenden Artillerie die Verteidigungsmassnahmen von Toren Turmen und Mauern auf den Wall vorgeschoben um Angreifer moglichst weit von der Stadt fernzuhalten Dabei verbreiterte man den Wall und legte im Inneren gemauerte Kasematten an Eine solche Kasematte die der Volksmund schwarzer Keller nannte wurde bei Erdarbeiten im Jahre 1956 am Rande der ausseren Gracht vor dem Burgturm angeschnitten Das Ende BearbeitenDas Ende der Festung Erkelenz wurde im Hollandischen Krieg eingeleitet als das Heer des franzosischen Konigs Ludwig XIV zusammen mit den Truppen des Erzbischofs von Koln am 9 Mai 1674 die Tore der Stadt stundenlang mit Kanonen beschoss Die Burger die den Angriff erwarteten hatten zur Verteidigung einige Offiziere unter dem Prinzen von Croy angeworben Die Festungswerke des Bellinghovener Tores scheinen noch fester gewesen zu sein als die des Oerather Tores und hielten dreimaligem Sturmangriff stand Erst beim vierten Sturmangriff gegen Abend dieses Tages fielen sie 400 Tote soll es bei den Angreifern gegeben haben 6 bei den Verteidigern Zwei Tage spater sprengten die Eroberer das Bellinghovener Tor und das Oerather Tor und zwangen die Burger Breschen in die Mauern zu schlagen eine neben dem Bellinghovener Tor eine neben dem Maartor eine am heutigen Zehnthofweg und eine bei der Burg gegenuber dem Pangel Spater scheint die Stadtbefestigung wenn auch notdurftig und nur fur einige Zeit wiederhergestellt worden zu sein wie schriftliche Zeugnisse aus den Jahren 1695 und 1718 belegen Insbesondere geschah die Unterhaltung weniger aus fortifikatorischen als vielmehr aus fiskalischen Grunden denn an den Stadttoren wurde die Akzise eine direkte Steuer vereinnahmt der sich niemand entziehen konnte solange alle Wege in die Stadt ausschliesslich durch die Stadttore fuhrten Als die Stadt im Jahre 1815 preussisch wurde waren die Mauern schon an einigen Stellen eingesturzt oder drohten einzusturzen so dass die Regierung in Aachen die Stadt aufforderte alles Mauerwerk entweder nach historischen Gesichtspunkten wieder instand zu setzen oder abzubrechen Im Rat der Stadt entschied man sich trotz der Befurchtung dass mit dem Abbruch der Stadtmauern auch die Stadtrechte verloren gehen konnten letztendlich aus Kostengrunden fur den Abbruch Um ihn zu finanzieren wurden das Gelande und die Steine verkauft und die Graben zugeschuttet Heutige Situation Bearbeiten nbsp Bushaltestelle Kolner Tor am Standort des fruheren ToresAn die ehemaligen Stadttore erinnern heute nur noch an den entsprechenden Standorten die als Stationen in einen ausgeschilderten historischen Stadtrundgang eingebunden sind vom Heimatverein der Erkelenzer Lande angebrachte bronzene Bodenplatten mit Grundrisszeichnungen und Erlauterungen Vom fruheren Maartor bis zur Burg erstreckt sich ein breiter Grunstreifen uber der eingeebneten Gracht Ostlich der Burg weichen die Grunflachen einem grossen Parkplatz An der Ostpromenade symbolisiert ein an der Strassenseite aus Backsteinen mit Bogen und halbrunden Turmvorsprungen errichtetes Parkdeck den Verlauf der alten Stadtmauer Gegenuber hat man einer kleinen Anliegerstrasse in Erkelenzer Platt den Namen Schwatte Jraet schwarze Gracht gegeben Am 19 August 2016 setzte der Forderverein Freunde der Burg e V auf dem Burgturm ein Dach auf Es ist eine 16 mal 16 Meter grosse mit Zink gedeckte Holzkonstruktion und soll das Gemauer vor Feuchtigkeit schutzen 1 Vermutlich hatte der Turm schon im Mittelalter ein Dach Aus den Jahren 1500 1501 ist eine Rechnung uberliefert die den Kauf von 14000 Leysteenen Leysteine oder Schieferplatten und 20000 Leynagel Nagel erwahnt 2 Einzelnachweise Bearbeiten http www aachener zeitung de lokales heinsberg ein dach fuer die burg massarbeit mit dem 300 tonnen kran 1 1429810 Ernst von Oidtman Rechnungsbericht uber Erneuerungsarbeiten an der Burg und Stadtbefestigung von Erkelenz 1500 1501 in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 34 1912Literatur BearbeitenJosef Gaspers Leo Sels u a Geschichte der Stadt Erkelenz Erkelenz 1926 S 2ff u S 152ff Friedel Krings Die mittelalterlichen Befestigungswerke der Stadt Erkelenz In Heimatkalender der Erkelenzer Lande Erkelenz 1957 S 55 ff Institut fur geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universitat Bonn Hrsg Rheinischer Stadteatlas III Nr 15 Koln 1976 S 2 ff Josef Lennartz Die Beschwerde des Franz Schaeven und Das Ende der Stadtmauer In Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande Band 1 Erkelenz 1981 S 20ff W ilhelm Pinkemeyer Erkelenz als Festung Kriegsgeschichtliches aus alter Zeit ein Beitrag zur Weckung und Forderung der Heimatliebe und erlautert durch Rekonstruktionsplane der alten Festungswerke Erkelenz Selbstverlag 1913 Peter Schonfeld Neue Erkenntnisse zur Erkelenzer Stadtbefestigung Die archaologischen Untersuchungen am Brucktor 2015 in Aus der Geschichte des Erkelenzer Landes Mit 12 Beitragen von 10 Autoren Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e V Nr 30 Erkelenz 2015 ISBN 978 3 9815182 8 3 S 12 37 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtbefestigung Erkelenz amp oldid 203182468