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Die katholische Pfarrkirche 1 St Ulrich bildet zusammen mit dem Pfarrhof und einer Mariensaule ein historisches Ensemble im Ortszentrum von Eresing im Landkreis Landsberg am Lech in Oberbayern Das stattliche Gotteshaus wurde Mitte des 18 Jahrhunderts unter der Leitung Dominikus Zimmermanns umgebaut und in reichen Rokokoformen ausgestattet Gesamtansicht von SudwestenInnenraumChor mit HochaltarDas grosse Hauptfresko im Langhaus Schlacht auf dem Lechfeld BruderschaftskapelleDas Fischwunder ostlich des HauptfreskosWappengrabstein vor dem nordlichen SeitenaltarInnenraum nach WestenDoppelempore mit OrgelDie barocke Mariensaule und das Pfarrhaus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 2 3 Ausstattung 2 4 Seitenkapelle 2 5 Unterkirche 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Sakralbau liegt inmitten des Friedhofs mit seiner hohen unverputzten mittelalterlichen Tuffsteinmauer Von einer spatgotischen Kirche haben sich noch die Chorwande mit einem Bogenfries aus Kleeblattformen und die funf unteren Geschosse des Turms erhalten Auf der Sudseite tragt ein Werkstein die Inschrift 1488 Das Langhaus mit der sudlichen Kapelle entstand ab 1618 1718 schuf Joseph Schmuzer den Turmaufsatz mit der regionaltypischen Zwiebelhaube Um 1756 57 wurde die Kirche umfassend umgebaut und renoviert Nach Planen des Landsbergers Dominikus Zimmermann erhohte man die Langhauswande und fugte die fur den Baumeister so charakteristischen dreigeteilten Fenster ein Wahrend der Aussenbau sich trotz der reichen bei der letzten Renovierung wiederhergestellten Farbfassung nur wenig von den benachbarten grosseren Dorfkirchen unterscheidet uberrascht das Innere durch seine ungewohnlich qualitatvolle und kostbare Ausstattung Zimmermann schuf hier in Zusammenarbeit mit dem Landsberger Stuckator Nicolaus Schutz und dem Freskanten Franz Martin Kuen aus Weissenhorn einen regelrechten geistlichen Festsaal Die steinreichen Boden der Umgebung boten den Landwirten nur relativ schlechte Anbaubedingungen Die ungewohnlich kostbare Ausstattung dieses sakralen Bauernschlosses wurde durch die tatkraftige Unterstutzung der Hofmarksherren und des Gemeindepfarrers ermoglicht Die Hauptlasten trugen allerdings die Bauern der Gemeinde die sich hier wie in zahlreichen anderen Orten des bayerisch schwabischen Oberlandes einen aussergewohnlichen kulturellen Dorfmittelpunkt errichteten und bis heute erhalten 1862 wurde die Ausstattung der Kirche durch den Verkauf der originalen Apostelfiguren des Langhauses empfindlich beeintrachtigt Seitdem stehen die Skulpturen Lorenz Luidl Landsberg nur schwer erkennbar hoch in der Kuppel der Wallfahrtskirche Maria Birnbaum bei Sielenbach Landkreis Aichach Friedberg 1939 ersetzte man die als Ersatz angeschafften kunstlerisch wertlosen Figuren des 19 Jahrhunderts durch barocke Statuen aus der Kartause Buxheim bei Memmingen Diese Bildwerke sind jedoch eher handwerkliche Arbeiten dieser Epoche die zudem zu klein fur die originalen Konsolen der Apostelreihe sind Die Pfarrkirche wurde 1969 und von 1970 bis 1975 umfassend saniert Von 2015 bis 2018 wurde sie nochmals aufwendig renoviert Der benachbarte Pfarrhof mit seinen beiden Bodenerkern konnte 1990 wiederhergestellt werden Beschreibung BearbeitenAussenbau Bearbeiten Die ummauerte Kirche das Pfarrhaus und die Mariensaule bilden zusammen eines der bedeutendsten historischen Ensembles im Landsberger Land Die erhohte Lage des Gotteshauses ermoglichte die Anlage einer Unterkapelle im Westen Die hohe Westfassade springt etwas uber die Tuffsteinmauer des Friedhofs aus Eine offene Vorhalle schutzt das Portal der Unterkapelle das von zwei Rundbogenfenstern flankiert wird Daruber durchbrechen drei weitere rundbogige Fensteroffnungen den Mauerverband Oben belichten sechs kreisrunde Fenster die Orgelempore bzw den Dachboden Der Aussenbau der Kirche wurde gelb gestrichen Die Gliederung besteht aus aufgemalten weissen Pilastern Lisenen und Rahmen Uber den Rundbogenfenstern des Langhauses sind dreiteilige Oberfenster angeordnet Im Sudosten springt die barocke Gnadenkapelle in den Kirchhof aus Der Volutengiebel der Kapelle setzt auf der Hohe der Oberfenster des Langhauses an und wird von kraftigen Pilastern gestutzt Der Chor ist eingezogen also schmaler als das Langhaus Auf die spatgotische Entstehung dieses Bauteils verweist der erhaltene Kleeblattbogenfries Im nordlichen Chorwinkel steigt der quadratische Turmunterbau empor Den achteckigen Aufsatz mit Pilastergliederung und Segmentbogenverdachungen bekront eine schiefergedeckte Zwiebelhaube Innenraum Bearbeiten Der geraumige Saalbau des Langhauses erinnert an einen profanen Festsaal des 18 Jahrhunderts Die Flachdecke mit Gurtbogen ruht auf Gebalkstucken Nach Westen schliesst eine Doppelempore den Raum ab Der kraftige Rocaillestuck von Nicolaus Schutz dem langjahrigen Mitarbeiter Zimmermanns umrahmt das grosse Hauptfresko Franz Martin Kuens und zwei weitere ovale Deckenbilder Die beiden kleineren Gemalde illustrieren Episoden aus dem Leben des Kirchenpatrons St Ulrich Im Osten erkennt man das Fischwunder im Westen die Uberreichung des Skapuliers an den hl Simon Stock dem Generalprior des Karmelitenordens Das grosse Hauptfresko zeigt die Schlacht auf dem Lechfeld Kaiser Otto reitet zusammen mit Bischof Ulrich ins Kampfgetummel auf der Ebene vor der Stadt Augsburg Ein Engel uberreicht dem Heiligen ein Kreuz Der gesamte Ostteil der Komposition ist der Darstellung des Himmels vorbehalten Die gottliche Vorsehung thront von hellem Licht und Engeln umgeben auf einer Wolke Ganz im Osten schwenkt ein Engel eine blaue Fahne mit der Aufschrift IN HOC SIGNO VINCES In diesem Zeichen wirst du siegen In den Langhauskartuschen sind in vier Medaillons die Kardinaltugenden dargestellt Die Grisaillemalereien Kuens zeigen die Klugheit die Gerechtigkeit die Tapferkeit und die Tugend des Masshaltens Das Chorfresko entstand bereits 1756 Kuen zeigt hier den hl Ulrich als Furbitter der Gemeinde Am Boden fleht der Pfarrer und Bauherr Franz Joseph Zwinck zusammen mit Gemeindemitgliedern um Gnade und Verschonung Die Gottesmutter wehrt das gottliche Strafgericht mit dem Skapulier ab Seit 1653 bestand eine Skapulierbruderschaft in Eresing Die Stuckaturen erinnern besonders am Chorbogen an die Wieskirche dem Hauptwerk Zimmermanns Die uber dem Durchgang eingelassene Uhr ist als Zeichen der irdischen Verganglichkeit zu verstehen Seitlich sind die Wappen des Hofmarksherren Felix Christian Clemens Full von Windach und seiner Gemahlin Maria Theresia Anna von Herwarth ausgearbeitet Ausstattung Bearbeiten Den viersauligen Hochaltar schuf der Bernbeurer Kistler Schreiner Jorg Pfeiffer 1687 Das Altarblatt eines unbekannten Meisters schildert das sogenannte Wandlungswunder des hl Ulrich Seitlich stehen die Skulpturen der hll Bischofe Konrad und Narzissus Lorenz Luidl Im Auszug Oberteil des Altars steht eine spatgotische Muttergottes die vielleicht noch aus der mittelalterlichen Kirche stammt Die beiden Seitenaltare entstanden zwischen 1763 und 1766 in der Werkstatt des Johann Weigl aus dem nahen Windach Die Altarblatter Franz Seraph Kirzinger zeigen im Norden die hl Anna im Suden den hl Sebastian als Pestpatron Die Gemalde werden jeweils von zwei weiss gefassten bemalten Holzskulpturen des Landsberger Meisters Johann Chrysostomus Leuthner flankiert Neben der hl Anna stehen die hll Dorothea und Barbara Den hl Sebastian begleiten die Heiligen Rochus und Franz Xaver Die weiss gefasste Kanzel um 1758 tragt am Korb Darstellungen der drei gottlichen Tugenden Glaube Hoffnung und Liebe Auf dem Schalldeckel steht eine altere Figur des hl Ulrich Lorenz Luidl Der Kreuzweg ist eine Kopie des Kreuzwegs von Januarius Zick in der Basilika St Ulrich und Afra zu Augsburg Jakob Huwyler II 1911 Einige Grabsteine des 16 bis 18 Jahrhunderts zeigen die Wappen der Hofmarksherren 1970 erbaute die Firma Schmid aus Kaufbeuren eine neue Orgel mit 16 Registern verteilt auf zwei Manualen und Pedal unter Verwendung des historischen Gehauses des Ruckpositivs von Johann Georg Horterich aus dem Jahr 1758 Seitenkapelle Bearbeiten Die sudliche Bruderschaftskapelle genannte Kapelle wurde ab 1618 fur die Eresinger Heiligtumer errichtet Der vergoldete Altar 1694 enthalt zahlreiche gefasste Reliquien darunter eine Heilig Blut Reliquie ein Kreuzpartikel sowie Gebeine der hl Ulrich und des Papstes Pontianus Gegen das Langhaus wird die Kapelle durch ein reiches Gitter aus dem 17 Jahrhundert abgeschlossen Unterkirche Bearbeiten Die Unterkirche Kreuzkapelle war besonders im 18 Jahrhundert ein viel besuchter Andachtsort Der 1738 umgebaute Raum mit seinen kraftigen zwei Saulen ist auch von der Oberkirche aus zuganglich Der eigentliche Haupteingang offnet sich zur Strasse Ein spatgotisches gnadenvolles Kruzifix zog ehemals zahlreiche Wallfahrer an Rings um das ehemalige Gnadenbild sind die Leidensstationen Christi dargestellt Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern Band 4 Ernst Gotz Munchen und Oberbayern 3 aktualisierte Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen u a 2006 ISBN 3 422 03115 4 Bernhard Muller Hahl Eresinger Heimatbuch Kreis Landsberg am Lech Mit Pflaumdorf und St Ottilien Eos Verlag St Ottilien 1981 Zwischen Lech und Ammersee 9 ZDB ID 2295702 9 Hans Pornbacher Die Pfarrei Eresing Landkreis Landsberg am Lech Bistum Augsburg 3 Auflage Konrad Weissenhorn 2001 Schwabische Kunstdenkmale Heft 41 ZDB ID 1130411 x Hermann Schmidt Eresing bei Landsberg Eine neuentdeckte Dominikus Zimmermann Kirche Dreifaltigkeitsverlag Munchen 1935 Kleine Kunstfuhrer Nr 81 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Ulrich Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Bistum Augsburg48 086595 11 024722 Koordinaten 48 5 11 7 N 11 1 29 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Ulrich Eresing amp oldid 227179023