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Die St Nikolai Kirche in der Altstadt von Gottingen in Niedersachsen ist eine gotische Hallenkirche mit romanischen Ursprungen Seit 1822 ist sie als Universitatskirche Eigentum der Georg August Universitat und untersteht dem jeweiligen Dekan der Theologischen Fakultat Sudostansicht mit Sakristei Aufnahme 2013 Sudwestansicht von St Nikolai mit Westbau von 1781 vor dem gotischen Kirchenschiff Aufnahme 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Innenraum und Ausstattung 3 Prediger 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenDie Kirche steht in dem nach ihr benannten Nikolaiviertel der Gottinger Altstadt das stadtebaulich etwas abgeschieden zwischen Groner Strasse und dem sudlichen Stadtwall im Mittelalter von aus Flandern kommenden Leinen und Wollwebern besiedelt wurde Die Nikolaikirche im Zentrum dieses Stadtviertels geht auf Ursprunge Ende des 12 Jahrhunderts zuruck Die heutige dreischiffige gotische Halle aus Werkstein roter Wesersandstein wurde Ende des 13 Jahrhunderts teilweise auf Fundamenten der Vorgangerbauten begonnen und um die Mitte des 14 Jahrhunderts fertiggestellt Die vorhandene romanische Doppelturmanlage wurde ubernommen An das Schiff schliesst sich ein polygonaler Chor an dem an der Sudseite eine Sakristei vorgesetzt ist St Nikolai erlitt im Dreissigjahrigen Krieg Schaden deren Beseitigung bis zum Beginn des 18 Jahrhunderts andauerte und 1709 mit dem Ersatz der romanischen Turme durch spitze Kirchturmhelme ihren Abschluss fand Durch die Explosion des Pulverturms bei der Albanikirche wurde auch St Nikolai 1762 schwer beschadigt so dass der sudliche von beiden Turmen 1777 einsturzte Es wurde daraufhin ein turmloser Westbau neu vor die Kirchenschiffe gesetzt und 1781 eingeweiht 1802 wurde St Nikolai profaniert und vom Militar der Gottinger Garnison wahrend der Franzosenzeit als Magazin genutzt Der jungen Gottinger Universitat war 1803 die Paulinerkirche als ursprungliche Universitatskirche durch den Umbau zur Universitatsbibliothek entzogen worden Die Mitbenutzung der Johanniskirche durch die Universitat fuhrte zu Reibungen und die Studentenschaft verlangte 1819 in einer Petition die Nikolaikirche als neue Universitatskirche Diese wurde dann von der Universitat als Eigentum erworben nach Planen des Universitatsbaumeisters Justus Heinrich Muller ausgebaut und 1822 neu geweiht 1 Seither wird St Nikolai als Universitatskirche genutzt Sie wurde zuletzt zwischen 1983 und 1988 umfassend instand gesetzt Innenraum und Ausstattung Bearbeiten nbsp Sudostansicht Stich des 19 Jahrhunderts nbsp Sauer OrgelDie St Nikolai Kirche besitzt ein dreischiffiges gotisches Langhaus uberdeckt von je drei kreuzgewolbten Jochen Ebenfalls mit einem Kreuzgewolbe ist der Chor ausgestattet der die Breite des Mittelschiffs einnimmt und mit funf Seiten eines Achtecks abschliesst Das Masswerk der Fenster ist in gotischer Form gehalten Am nordlichen Seiteneingang ist Laubwerk in den Hohlkehlen des Spitzbogens zu erkennen Die Schlusssteine der Kreuzgewolbe zeigen mit geflugeltem Menschen Lowe Stier und Adler Symbole der Evangelisten sowie mit Lamm und Pelikan Sinnbilder Christi Weitere Abbildungen zeigen den Bischof Nikolaus und den heiligen Laurentius Die Schlusssteine sind kunstlerisch aufwandig mit einem stark artikulierten Relief und detailliert ausgearbeitet Der Chor als Hohepunkt der Dekoration und die Sakristei wurden mit Blattmasken versehen Die Bauzeit der beiden Turme ist unbekannt jedoch wird berichtet dass der Bau eines Turmes in das Jahr 1490 fallt 2 Die beiden Glocken stammen dagegen bereits aus den Jahren 1402 und 1458 Die altere Ausstattung fiel weitgehend der Profanierung zu Beginn des 19 Jahrhunderts zum Opfer Auf die Gotik verweisen noch die plastischen Schlusssteine der Gewolbe Das Epitaph zur Erinnerung an den ersten Universitatskanzler Johann Lorenz von Mosheim wurde aus der Paulinerkirche hierher umgesetzt Im 19 Jahrhundert wurde der Kirchenraum ab 1855 neugotisch purifiziert Hierzu zahlt des holzerne Schmuckkanzel nach einem Entwurf des Bau Conducteurs Kettler 3 Ab 1860 war an der Innenausstattung mit neuer Kanzel und Empore auch der hannoversche Architekt Conrad Wilhelm Hase beteiligt 3 Die Orgel mit 23 Registern auf zwei Manualen und Pedal stammt von dem Orgelbauer Wilhelm Sauer aus dem Jahr 1888 3 Umbauten erfolgten 1948 und 1959 4 Im Zuge der letzten grossen Sanierung 1984 1987 erhielt die Kirche 1987 eine spatgotische Kreuzigungsgruppe aus dem Dom zu Bardowick St Peter und Paul als Dauerleihgabe des Landesmuseums Hannover 5 Prediger BearbeitenErste Pfarrer der Kirche sind seit 1356 uberliefert Der Gottinger Reformator Johann Sutel wurde 1530 der erste evangelische Prediger an St Nikolai und 1535 Superintendent in Gottingen nbsp Kreuzigungsgruppe aus dem Dom zu Bardowick Aufnahme 2016 Die besondere Funktion als Universitatskirche seit 1822 fuhrte zu der besonders gepragten Form der Universitatsgottesdienste bei der im Laufe eines Semesters fast jeden Sonntag eine andere Person predigt zumeist ein Mitglied der Theologischen Fakultat gelegentlich auch Vertreter anderer Wissenschaftsfacher der der Hochschulgemeinden 6 Bekannte Universitatsprediger waren bis zum Zweiten Weltkrieg Paul Althaus der Altere Walter Birnbaum Friedrich Ehrenfeuchter Friedrich Gogarten Julius Kostlin Carl StangeNach dem Zweiten Weltkrieg folgten Wolfgang Trillhaas 1946 Martin Doerne Gotz Harbsmeier 1965 Manfred Josuttis 1977 Jorg Baur 1978 1997 7 und Erik Aurelius Derzeit sind Jan Hermelink und Florian Wilk Inhaber dieses Amtes Die Kirche wird sowohl von der Evangelischen Studierendengemeinde als auch seit 1949 von der Katholischen Hochschulgemeinde genutzt Literatur Bearbeiten chronologisch Hermann Schultz Predigten gehalten in der Universitatskirche zu Gottingen Friedrich Andreas Perthes Gotha 1882 Karlheinz Blaschke St Nikolai in Gottingen Eine Kaufmannskirche des 12 Jahrhunderts In Peter Johanek Hrsg unter Mitarbeit von Uwe John Stadtgrundriss und Stadtentwicklung Forschungen zur Entstehung mitteleuropaischer Stadte Ausgewahlte Aufsatze von Karlheinz Blaschke Stadteforschung Reihe A Darstellungen Bd 44 Bohlau Koln Weimar Wien 1997 S 352 356 ISBN 3 412 06897 7 2 unveranderte Auflage ebd 2001 ISBN 3 412 02601 8 Ines Barchewicz Steven Reiss St Nikolai In Jens Reiche und Christian Scholl Hrsg Gottinger Kirchen des Mittelalters Gottingen Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2015 ISBN 978 3 86395 192 4 Digitalisat auf univerlag uni goettingen de abgerufen am 24 Januar 2022 S 232 265 Enthalt zahlreiche historische Abbildungen des Ausseren und Inneren Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nikolaikirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Universitatskirche St Nikolai auf uni goettingen de u a zur Geschichte mit Innenfotos sowie der Ordnung der Universitatskirche und des Universitatsgottesdienstes zu Gottingen vom 11 November 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Ines Barchewicz Steven Reiss St Nikolai In Jens Reiche und Christian Scholl Hrsg Gottinger Kirchen des Mittelalters Gottingen Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2015 S 232 265 hier S 255 Albrecht Saathoff Aus Gottingens Kirchengeschichte Festschrift zur 400jahrigen Gedachtnisfeier der Reformation am 21 Oktober 1929 Verlag des Gottinger Gemeindeblattes Gottingen 1929 S 27 a b c Ines Barchewicz Steven Reiss St Nikolai In Jens Reiche und Christian Scholl Hrsg Gottinger Kirchen des Mittelalters Gottingen Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2015 S 232 265 hier S 256 Informationen zur Orgel auf Organ index Abgerufen am 19 Oktober 2023 Ines Barchewicz Steven Reiss St Nikolai In Jens Reiche und Christian Scholl Hrsg Gottinger Kirchen des Mittelalters Gottingen Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2015 S 232 265 hier S 257 Florian Wilk Universitatskirche St Nikolai Viele Personen wechselnde Reihen In Kirche fur die Stadt St Albani St Jacobi St Johannis St Marien Thomas Magazin des Ev Luth Kirchengemeindebernades Gottingen Innenstadt Ausgabe 38 Juni bis August 2022 S 35 Angabe der Wirkungszeit als Universitatsprediger nach Todesanzeige der Universitatskirchendeputation fur Jorg Baur in Gottinger Tageblatt 13 Oktober 2022 S 14 51 531381 9 933992 Koordinaten 51 31 53 N 9 56 2 4 O Normdaten Geografikum GND 4606373 0 lobid OGND AKS LCCN no2018108712 VIAF 235674891 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nikolai Gottingen amp oldid 238303285