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Friedrich Walter Birnbaum 6 April 1893 in Coswig Sachsen 24 Januar 1987 in Munchen war ein deutscher Theologe und Hochschullehrer In der Zeit des Nationalsozialismus war er Mitglied der Deutschen Christen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie Studium und Berufstatigkeit 1 2 Kirchenpolitische Tatigkeit 1 3 Professur in Gottingen 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Studium und Berufstatigkeit Bearbeiten Birnbaum war Sohn eines Eisenbahnbeamten Er legte sein Abitur in Dresden ab und studierte Evangelische Theologie an den Universitaten Tubingen und Leipzig Er gehorte der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung an und meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger zum Heeresdienst und wurde Hilfssanitater Im Jahre 1918 absolvierte er ein Vikariat in Bernstadt a d Eigen Oberlausitz Ab 1921 bildete er sich am Predigerkolleg St Pauli in Leipzig fort Er war bis 1924 Pfarrer in Radeberg 1926 scheiterte er in der mundlichen Lizentiatsprufung wahrend seine schriftliche Arbeit von der Universitat Leipzig angenommen wurde Die katholische liturgische Bewegung Darstellung und Kritik 1 Er heiratete die in Leipzig studierende Charlotte Birnbaum spatere Ubersetzerin und Schriftstellerin 2 Gedrangt von wirtschaftlichen Noten bewarb sich Birnbaum beim Rauhen Haus in Hamburg wo er Geschaftsfuhrer der Wichern Vereinigung im Rauhen Haus wurde In seiner Autobiographie beschrieb er wie er mit anderen Mitarbeitern bei volksmissionarischen Aktionen in entkirchlichte Orte und Dorfer gefahren sei um Angehorige enttauschter Arbeiterkreise fur die Kirche zuruckzugewinnen Dabei soll es zu wilden Diskussionen mit Kommunisten und Freidenkern in Hamburger Arbeitervierteln gekommen sein 1 3 Kirchenpolitische Tatigkeit Bearbeiten Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten 1933 trat er der Bewegung der Deutschen Christen DC bei Ruckblickend begrundete er diesen Schritt damit dass er in der Situation von 1933 grosse volksmissionarische Chancen gesehen habe Ende 1933 gehorte er zur Reichsleitung der DC Im April 1934 wurde er Oberkirchenrat in der Reichskirchenregierung wo er August Jager direkt unterstellt war Als Oberkirchenrat organisierte Birnbaum die Trauerfeier fur Reichsprasident Paul von Hindenburg und die Amtseinfuhrung des Reichsbischofs Ludwig Muller Jager Nachfolger Dr Werner war mit Birnbaums Arbeit unzufrieden und warf ihm Unregelmassigkeiten vor 4 Birnbaum bestritt eine Mitgliedschaft in der NSDAP und es liegt lediglich eine Nachkriegsaufstellung von Lehrkraften der Universitat Gottingen vor in der er als Mitglied genannt wird allerdings ohne Mitgliedsnummer oder weitere Quellen 5 Einer potentiellen Mitgliedschaft steht klar entgegen dass er mehrfach von NS Stellen explizit als Nicht Mitglied bezeichnet wurde zuletzt im Mai 1944 6 Professur in Gottingen Bearbeiten Nachdem der Lehrstuhl fur Praktische Theologie an der Georg August Universitat Gottingen einige Zeit vakant war setzte sich Emanuel Hirsch als Dekan der Theologischen Fakultat 1935 im Reichserziehungsministerium fur die Berufung des ihm personlich bekannten Birnbaum ein Im Anschluss daran bot das Ministerium am 20 Marz 1935 die Gottinger Professur an Was das Fach Praktische Theologie beinhaltete war Birnbaum nach eigenen Angaben bis dahin gar nicht bekannt 4 Im April 1935 trat Birnbaum provisorisch die Gottinger Professur an ohne promoviert oder habilitiert zu haben Die Fakultat wurde lediglich uber diese Stellenbesetzung informiert Zahlreiche Studenten beschwerten sich uber Birnbaums Lehrveranstaltungen beim Landeskirchenamt in Hannover weil diese konfus seien und den Nationalsozialismus geradezu vergotterten 4 Studenten die der Bekennenden Kirche nahestanden organisierten ein homiletisches Seminar das der Dozent Hoffmann halten sollte und das eine Alternative zu Birnbaums Lehrveranstaltungen bilden sollte Als Dekan gelang es Hirsch diese Aktivitaten weitgehend zu unterdrucken 7 Im Jahre 1939 erklarte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des judischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben 8 Wahrend des Zweiten Weltkrieges hielt er auf Wunsch Hermann Gorings Vortrage vor Wehrmachtssoldaten Im Wintersemester 1941 42 hielt Birnbaum an der Universitat Gottingen eine Vorlesung mit dem Titel Bolschewistische Weltanschauung als prinzipielles Gottlosentum die sich an Studenten aller Fakultaten wandte Er hielt vielerorts Vortrage uber den Bolschewismus und hatte das Privileg von Erholungsreisen nach Holland Belgien und Frankreich Gegen Kriegsende kehrte er nach Gottingen zuruck und war hier mit kriegsbezogenen Verwaltungsaufgaben beschaftigt Beispielsweise hatte er als Luftschutzkommissar die Aufgabe wertvolle Materialien der Universitat sicher zu lagern 9 Am 8 April 1945 war Gottingen unter der Kontrolle amerikanischer Gruppen Birnbaum sprach in den folgenden Monaten sowohl bei Major Beattie in der britischen Militarregierung zustandig fur das Erziehungswesen als auch bei Landesbischof August Marahrens vor um seine Emeritierung zu erreichen und auf diese Weise seine Entlassung zu umgehen Die Entlassung erfolgte dennoch am 17 September 1945 Im Januar 1946 versuchte er die Entlassung in eine Pensionierung umwandeln zu lassen was ihm einen Teil der Ruhestandsbezuge gesichert hatte Zwei Entnazifizierungsausschusse stuften Birnbaum 1946 und 1947 in die Gruppe III ein Dadurch hatte er Lehr und Publikationsverbot 10 Im Jahre 1948 war Birnbaum Mitgrunder des Verbandes der amtsverdrangten Hochschullehrer dessen Vorstand er auch angehorte Als 131er erhielt Birnbaum 1951 seine Versorgungsanspruche zuruck jedoch ohne Zuordnung zu einer Fakultat Die Gottinger Theologische Fakultat war nicht bereit ihn wieder aufzunehmen Trotz schmaler rechtlicher Basis waren die Dekane Hermann Dorries und Walther Zimmerli mit dieser Weigerung erfolgreich Birnbaum versuchte in Gottingen Vortrage anzubieten die soziale Achtung bewirkte jedoch dass er 1958 nach Munchen zog 11 Birnbaums Emeritierung erfolgte 1965 12 Obwohl er von 1952 bis 1961 sein volles Professorengehalt bezog und danach eine Emerituspension sah er sich als Opfer staatlichen Unrechts 1973 schrieb er in seiner Autobiografie keinesfalls durfe die Kirche ein allgemeines Sammelsurium rassisch nicht Integrierbarer im Volke sein 13 In der Sowjetischen Besatzungszone wurde Birnbaums Schrift Das Wesen der Gemeinde und ihre heute notwendige Gestalt in der Deutschen Demokratischen Republik sein Wider die Front des Gottlosentums auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 14 Schriften BearbeitenVon und in Beteiligung mit Walter Birnbaum aus dem Katalog der Deutschen Nationalbibliothek chronologisch Sokrates wird niemals sterben Buhnenhandlung um Sokrates von Athen M Freudenberger Faulbach am Main 1983 Organisches Denken als Weg in die Zukunft Katzmann Tubingen 1982 Sokrates Urbild abendland Denkens Musterschmidt Gottingen Zurich Frankfurt Main 1973 Zeuge meiner Zeit Aussagen zu 1912 1972 Musterschmidt Gottingen Frankfurt Main Zurich 1973 Theologische Wandlungen von Schleiermacher bis Karl Barth Eine enzyklopad Studie z prakt Theologie Katzmann Tubingen 1963 Christenheit in Sowjetrussland Was wissen wir von ihr Katzmann Tubingen 1961 Organisches Denken Vortrag zur Feier d 85 Geburtstages von Albert Schweitzer am 14 Januar 1960 in Munchen Mohr Siebeck Tubingen 1960 Das Kreuz unter Palmen Ein Bericht uber d Missionsarbeit auf d Admiralitatsinseln in d Jahren 1939 1953 Buchh d Liebenzeller Mission Bad Liebenzell Wurtt 1953 Das unverbruchliche Gesetz im Tod des Sokrates Gottinger Verlagsanstalt Gottingen 1953 Du und Deine Kirche Ein Wort an Junge Menschen Agentur d Rauhen Hauses Hamburg 1940 Die freien Organisationen der deutschen evangelischen Kirche Ursprung Krafte u Bindgn Wirkensformen Kohlhammer Stuttgart 1939 Das Wesen der Gemeinde und ihre heute notwendige Gestalt Winter Gnadenfrei 1936 Der Weg der Deutschen Christen zu deutschem Christentum Predigt zum Morgen Gottesdienst sowie Vortrage zur Landesschulungstagung d Dt Christen in Dresden am 24 Juni 1934 Deutsch christl Verl Dresden 1934 Wichern ein Mann fur unsere Tage Wichern Vereinigung zur Weckg u Forderg christl Volkslebens Hamburg 1933 als Hrsg Von Dorf zu Dorf im Evangeliumswagen Neue Wege d Wortverkundigung Salzer Heilbronn 1933 Wider die Front des Gottlosentums Abwehr oder Verkundigung Stiftungsverl Potsdam 1932 Wider die Front des Gottlosentums Abwehr oder Verkundigung Stiftungsverl Potsdam 1931 Hunefeld Ein Leben d Tat Ernte Verl Potsdam 1931 Hunefeld ein Leben d Tat Geleitw Kronprinz Wilhelm Ernte Verlag Potsdam 1930 als Hrsg Wichern Johann Hinrich Tagebuchblatter der Liebe Aus Wicherns Brautbriefen Agentur d Rauhen Hauses Hamburg 1929 Trutz Tod Des jungen Hunefeld Werden u Weg Ernte Verlag Potsdam 1929 Immermann Marianne Eine deutsche Frau Briefe an e engl Freund von Marianne Wolff Hrsg in Verb mit Walter Birnbaum von Felix Wolff Ernte Verlag Hamburg 1928 Du und deine Kirche Ein Wort an junge Menschen Agentur d Rauhen Hauses Hamburg 1928 Die deutsche Republik im Spiegel ihrer Verfassung Fur Schule u Haus bearb von Friedrich Walter Konkordia A G Buhl Baden 1927 Die neue Sprache in der Wortverkundigung Agentur des Rauhen Hauses Hamburg 1926 Die katholische liturgische Bewegung Darstellg u Kritik C Bertelsmann Gutersloh 1926 Immermann Marianne Marianne Wolff geborene Niemeyer die Witwe Karl Immermanns Leben u Briefe Hrsg in Verb mit Walter Birnbaum von Felix Wolff Ernte Verlag Hamburg 1925 Der Vertrag von Versailles Fur d deutsche Jugend dargest von Friedrich Walter Konkordia A G Buhl Baden 1925 Preny Mousson Priesterwald Was ich euch davon zu erzahlen weiss Vortrag geh vor Kameraden in Feindesland am 18 Aug 1916 von Friedrich Walter Appelhans Braunschweig 1916 Das ebene Problem des schlagenden Flugels o O o J Das Kultusproblem und die liturgischen Bewegungen des 20 Jahrhunderts 2 Bde Katzmann Tubingen o J als Hrsg Taten mit Gott Berichte und Bilder vom Kampfplatz d Evangeliums Salzer Heilbronn o J Literatur BearbeitenBodo Schumann Birnbaum Walter In Franklin Kopitzsch Dirk Brietzke Hrsg Hamburgische Biografie Band 5 Wallstein Gottingen 2010 ISBN 978 3 8353 0640 0 S 50 52 Matthias Wolfes Walter Birnbaum Theologe In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 16 Bautz Herzberg 1999 ISBN 3 88309 079 4 Sp 129 146 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Robert P Ericksen Die Gottinger Theologische Fakultat im Dritten Reich In Heinrich Becker Hans Joachim Dahms Cornelia Wegeler Hrsg Die Universitat Gottingen unter dem Nationalsozialismus De Gruyter Saur Berlin 1998 S 75 101 hier S 90 abgerufen uber De Gruyter Online Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walter Birnbaum im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Robert P Ericksen Die Gottinger Theologische Fakultat im Dritten Reich Berlin 1998 S 80 Birnbaum Walter In Wer ist wer das Deutsche Who s Who 12 Ausgabe von Degeners Wer ist s Arani Berlin 1955 zu diesem Abschnitt siehe Matthias Wolfes Walter Birnbaum Theologe In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 16 Bautz Herzberg 1999 ISBN 3 88309 079 4 Sp 129 146 Artikel Artikelanfang im Internet Archive a b c Robert P Ericksen Die Gottinger Theologische Fakultat im Dritten Reich Berlin 1998 S 81 Heinrich Becker u a Hrsg Die Universitat Gottingen unter dem Nationalsozialismus Munchen 1998 S 80 und 97 Bundesarchiv R 9361 II 79243 Robert P Ericksen Die Gottinger Theologische Fakultat im Dritten Reich Berlin 1998 S 83 Hans Prolingheuer Wir sind in die Irre gegangen Koln 1987 Robert P Ericksen Die Gottinger Theologische Fakultat im Dritten Reich Berlin 1998 S 90 Robert P Ericksen Die Gottinger Theologische Fakultat im Dritten Reich Berlin 1998 S 93 Robert P Ericksen Die Gottinger Theologische Fakultat im Dritten Reich Berlin 1998 S 93f Zu Birnbaums Aktivitaten in der Nachkriegszeit vgl Ernst Klee Das Personenlexikon zu Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt a M 2003 S 50f Walter Birnbaum Zeuge meiner Zeit Aussagen zu 1912 bis 1971 Gottingen Frankfurt Zurich 1973 S 204 Er fugte allerdings hinzu aber sie sc die Kirche darf ebensowenig fur echte Notfalle die Grenze ihrer Liebe an einer Rassenschranke finden Und ihm war auch klar Selbstverstandlich gehoren getaufte und glaubige Juden zu der einen Gemeinde Jesu Christi Aber die eine Gemeinde Jesu Christi ist nicht identisch mit der Ortsgemeinde der evangelischen Kirche sondern die Glieder der wahren Gemeinde leben in verschiedenen Denominationen landeskirchlichen und nichtlandeskirchlichen ebenda Transkript der Listen von 1948 und 1953 bei polunbi deNormdaten Person GND 118663461 lobid OGND AKS LCCN n82159842 VIAF 22935382 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Birnbaum WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher TheologeGEBURTSDATUM 6 April 1893GEBURTSORT Coswig Sachsen STERBEDATUM 24 Januar 1987STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Birnbaum Theologe amp oldid 228005795