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St Laurentii ist eine evangelisch lutherische Pfarrkirche in der amtsangehorigen Gemeinde Suderende friesisch Soleraanj auf der nordfriesischen Insel Fohr Blick auf die Sudseite und den westlich angebauten Kirchturm Die Bleidacher welche die Kirche moglicherweise schon im Mittelalter bedeckten konnten in den letzten Jahrzehnten wiederhergestellt werden Die Confitentenlade fur die Dorfer des Kirchspiels im Vorraum von St LaurentiiKanzel auf der rechten Seite des Kirchenschiffs aus dem 17 JahrhundertDer mittlere Kronleuchter aus dem Jahre 1702Der mittelalterliche Altar mit dem holzernen Kruzifix in St LaurentiiBlick auf die Deckenmalereien und die Orgel Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Namenspatron 3 Geschichte 4 Innere Gestaltung und Ausstattung 4 1 Vorraum 4 2 Schiff 5 Friedhof 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kirche befindet sich im Westerland der Insel Fohr sudlich von Suderende in Richtung Hedehusum Sie liegt inmitten eines Kirchfriedhofs auf dem die Toten der sieben umliegenden Dorfer ihre Ruhestatte finden Der die ebene Landschaft uberragende Turm ist mit einem Satteldach gekront Namenspatron BearbeitenDie Kirche war in der vorreformatorischen Zeit dem Heiligen Laurentius geweiht worden der Diakon in Rom war und als Schutzpatron der Armen und zur Abwehr von Feuersgefahr galt Auch nach Einfuhrung der Reformation auf Fohr die im Jahre 1530 abgeschlossen war wurde keine Umbenennung vorgenommen obwohl die evangelische Konfession die Heiligenverehrung im Umfang der vorreformatorischen Kirche nicht kennt 1 Geschichte BearbeitenErstmals urkundlich erwahnt wurde St Laurentii in einem Kirchenverzeichnis aus dem Jahre 1240 Das Bauwerk wurde in den Jahrhunderten des Bestehens mehrmals erweitert Ursprunglich entstand jedoch bereits gegen Ende des 12 Jahrhunderts ein romanischer Feldsteinbau aus Granitlesesteinen von dem Teile des Mauerwerks ubrig blieben Das damalige Kirchengebaude bestand aus einem rechteckigen Kirchenschiff ohne Turm Es hatte die Hohe und Breite und etwa ein Drittel der Lange des heutigen Langhauses Im Osten schlossen sich vermutlich ein quadratischer oder rechteckiger Chor und eine Halbkreisapsis an Der Erstbau von St Laurentii war eine der auf der kimbrischen Halbinsel verbreiteten romanischen Granitquaderkirchen Wahrscheinlich wurde sie als einziges nordfriesisches Beispiel bis zur Dachtraufe in Granit ausgefuhrt Ahnliche Kirchen wurden zwar grosstenteils als Granitquaderbau begonnen dann aber aus Ziegel oder Tuff vollendet Die flache Balkendecke uberspannte das gesamte Langhaus In der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts erfolgte eine umfangreiche Erweiterung der Kirche Zu der Zeit begann auch in Nordfriesland der Backsteinbau die Feldsteinbauweise abzulosen Die Westwand St Laurentiis wurde entfernt um das Bauwerk spater um zirka neun Meter zu verlangern Die Granitquader der Wand wurden beim Bau der hauptsachlich aus Backstein bestehenden Erweiterung weiter verwendet Die in die neuen Mauern eingebauten Fenster weisen bereits eine leichte Zuspitzung auf ein Merkmal der Spatromanik Gleichzeitig mit der Westerweiterung oder unmittelbar danach erhielt die Kirche im Osten eine neue grossere Choranlage und eine veranderte Apsis deren Grundriss nicht mehr die romanische Halbkreisform sondern ein Vieleck aus drei Seiten des Sechsecks zeigt Die Fenster entsprechen denen der Westverlangerung An der Sudseite des Chores ist eine zugemauerte Priesterpforte sichtbar die die Kirche mit einem reetgedeckten Vorhaus verband welches sich bis zur Vermauerung der Tur im Jahre 1844 sudlich an die Kirche anschloss Noch im 13 Jahrhundert wurde eine zweite Erweiterung des Gebaudes vorgenommen Statt eines vollstandigen Querschiffs wie bei der St Johanniskirche in Nieblum wurde nach der Neugestaltung des Chors ein quadratisches Norderquerhaus errichtet Die Fenster des erweiterten Altarraumes sind in gotischer Weise deutlich zugespitzt Wie bei der Westerweiterung und der Erneuerung der Apsis wurden auch bei der Norderweiterung die ubrigen alten Granitquader verwendet Zur Errichtung des Norderquerhauses und der spatgotischen Sakristei bediente man sich des Weiteren an den Mauerresten der ersten Apsis Zwar war im 13 Jahrhundert bereits die heutige Grosse des Kirchenschiffs erreicht es fehlte jedoch weiterhin ein massiver Turm Der Turmbau an St Laurentii erfolgte erst im Laufe des 15 Jahrhunderts in einer spatgotischen Bauperiode Die Erweiterung umfasste auch den Einbau von Gewolben im Langhaus neuer Fenster und den Anbau der Sakristei Das Nordseeklima bewirkte uber die Jahrhunderte dass alle drei historischen Kirchen auf Fohr ihre ursprungliche Aussenschale bis auf wenige Reste an den Nordseiten fast vollig verloren Eine 1771 mit kleinformatigen Ziegeln durchgefuhrte Verblendung war 1964 so schadhaft dass die Aussenschale der West Sud und Ostseite erneuert werden musste Dazu wurden maschinell gefertigte Ziegel verwendet Die drei Bronzeglocken St Laurentiis befinden sich im obersten Bereich des Turmes Die alteste wurde 1753 in Hamburg gegossen und 1869 von Gustav R Hauflich in Husum umgegossen Die beiden kleineren der Giesserei Rincker in Sinn kamen 1965 und 1966 hinzu Innere Gestaltung und Ausstattung BearbeitenVorraum Bearbeiten Das barocke Marmortaufbecken liess Kapitan Rord Frudden aus Klintum 1752 in der italienischen Hafenstadt Livorno von einem Steinmetz herstellen und stiftete es der St Laurentiikirche Die zwiebelformige Kuppa ruht auf einem profilierten Schaft dessen Mitte ein umgekehrter Pyramidenstumpf mit der Inschrift R F 1752 einnimmt Die Confitentenlade wohl aus dem 18 Jahrhundert befindet sich neben der Tur zum Kirchenschiff Die Gemeindemitglieder der sieben Dorfer des Kirchspiels steckten in den jedem Dorf zugewiesenen Schlitz im Deckel des einfachen weiss lackierten Klappkastens den nach fruherer Gottesdienstsitte erforderlichen Zettel mit der Anmeldung zum Abendmahl Schiff Bearbeiten Die Kanzel wurde wahrscheinlich zu Anfang des 17 Jahrhunderts in einfachen Spatrenaissanceformen in der gleichen unbekannten Werkstatt geschaffen die 1623 die Kanzel der St Clemenskirche in Nebel auf Amrum fertigte Der Schalldeckel wurde wohl erst in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts hinzugefugt Ihre heutige 1952 erneuerte farbige Fassung erhielt die Kanzel 1671 Die barocken Kalkmalereien eines unbekannten Kunstlers die seit etwa 1670 alle Deckengewolbe zierten waren lange Zeit uberstrichen Sie wurden im Zuge der Innenrenovierung 1954 freigelegt und in den Jahren 1955 und 1956 durch den Kirchenmaler Franz Dubbick restauriert und sehr weitgehend erganzt und ubermalt Barockes Original ist heute nur noch die Gestalt des Henkers aus der Schilderung der Enthauptung Johannes des Taufers uber der Orgel Die wesentlich schlechter erhaltenen Malereien auf den beiden ostlichen Langhausgewolben restaurierte dann der Hamburger Restaurator Neubert 1957 1958 Der hohe Salzgehalt und die auch durch die Kirchenheizung bedingten Schwankungen der relativen Luftfeuchtigkeit im Kirchenraum fuhrten in den 1960er bis 1980er Jahren zu Beschadigungen Daher wurde St Laurentii in ein Forschungsprogramm des Deutschen Zentrums fur Handwerk und Denkmalpflege in Fulda aufgenommen Die Ergebnisse der Untersuchungen fuhrten zu einer erneuten behutsameren Restaurierung durch den Hamburger Restaurator Christian Leonhardt von 1997 bis 2000 Drei barocke Kronleuchter aus Messing zieren die Gewolbejoche uber dem Langhaus und dem Chor Den mittleren mit Pferdekopfen an den Lichtarmen stiftete Peter Petersen 1702 Die beiden ausseren von 1677 sind Geschenke des Walfangerkommandeurs Matthias Petersen und seines Bruders John nbsp Altar der Kirche St Laurentii nbsp Aufbau des Altars der Kirche St LaurentiiDer mittelalterliche gemauerte Altar mit geflugeltem Retabel steht vor der Apsis Die eingebauten geschnitzten Figuren konnen stilistisch in das dritte Viertel des 15 Jahrhunderts datiert werden Auf dem Altar stehen zwei Leuchterpaare von dem das altere noch aus der spaten Gotik um 1500 stammt Die beiden jungeren barocken Leuchter wurden 1680 von Janes Petersen gestiftet Zwischen den Leuchtern steht heute ein spatgotisches Kruzifix wohl aus dem Ende des 15 Jahrhunderts Das romanische Granittaufbecken aus der Granitquaderkirche des spaten 12 Jahrhunderts ist das alteste Ausstattungsstuck Es wurde lange Zeit so wie heute das Marmortaufbecken im Vorraum aufbewahrt Das italienische Marmortaufbecken wurde in den 1950er Jahren an seinen heutigen Platz gestellt in der Absicht dem Altarraum wieder seine mittelalterliche Erscheinung zu geben Im Zuge dieser Umgestaltung wurden auch die barocken Elemente vom Altar entfernt Die Orgel mit ihrem dreiteiligen neugotischen Prospekt wurde 1887 bis 1890 von der in ganz Schleswig Holstein mit zahlreichen Werken vertretenen Werkstatt Marcussen in Aabenraa gebaut Sie verlor ihren ursprunglichen Klang durch eingreifende Umbauten und Erweiterungen in den Jahren 1948 und 1962 Orgelbaumeister G Christian Lobback renovierte die Orgel von 1989 bis 1990 Friedhof BearbeitenDer Friedhof dehnt sich uber die Bereiche nordlich ostlich und sudlich des Kirchengebaudes aus Wie auch auf den Friedhofen der beiden anderen historischen Kirchen Fohrs St Nicolai in Wyk Boldixum und St Johannis in Nieblum stehen auf dem St Laurentii Friedhof mehrere Sprechende Grabsteine 2 Diese sind mit einer Zusammenfassung der Biografie der oder des Beigesetzten versehen Eine besondere Ikonographie Tradition hat sich im floralen Motiv erhalten der Mann und die Sohne der Familie sind auf dem Grabstein linkerhand in Tulpen ahnlichen Blumen aufgefuhrt die Frau und die Tochter rechterhand in Form von vierblutigen Blumen Eine geknickte Blume weist darauf hin dass die betreffende Person zum Zeitpunkt der Entstehung des Grabsteins bereits verstorben war Die Haufigkeit dieser Symbolik zeugt von einer hohen Kindersterblichkeit Zu den bekannteren Personlichkeiten mit Grabstein gehort Matthias Petersen der der Kirche zwei Kronleuchter stiftete Einziger Bildschmuck des Steins ist ein rundes Relief das wappenartig die Glucksgottin Fortuna uber einem schwimmenden Wal zeigt Die als einzige auf dem Friedhof lateinische Inschrift berichtet von dem Erfolg des 1706 Verstorbenen 373 Wale in funf Jahrzehnten erlegt zu haben Der Grabstein der im Jahre 1736 mit 86 Jahren davon 51 Jahre als Witwe verstorbenen Elen Flor steht am Nordausgang des Friedhofs Die eigenstandige Frau war so bedeutsam geworden dass sie zur Kirchenjuratin berufen wurde was in der damaligen Gesellschaft absolute Ausnahme war Die mit Akanthusschmuck verzierte Stele zeigt im abschliessenden Rundrelief die Verstorbene vor dem thronenden Christus zwischen Moses Tod und Teufel mit dem Spruch Was kann Gesetz Tod Teufel schaden Jesus nimmt mich an in Gnaden nbsp Grabstein des glucklichen Matthias nbsp Grabstein der Eheleute Flor nbsp nbsp Blick uber den Friedhof von St Laurentii nbsp Grabstein der Eheleute Nickelsen nbsp nbsp nbsp Grabstein des Malers Oluf BrarenLiteratur BearbeitenDKV Kunstfuhrer Nr 545 1 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen u Berlin 2000 Joachim Taege Die St Laurentii Kirche Selbstverlag Ev Luth Kirchengemeinde Suderende Fohr 2018 ISBN 978 3 00 059335 2 Joachim Taege Die historischen Grabsteine von St Laurentii Selbstverlag Ev Luth Kirchengemeinde Suderende Fohr 2018 ISBN 978 3 00 061168 1Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Grabstein der Eheleute Flor Quellen und Volltexte nbsp Wikisource Grabstein der Eheleute Nickelsen Quellen und Volltexte nbsp Commons St Laurentii Sammlung von Bildern nbsp Commons Haus 1 Kirchhof Suderende Sammlung von Bildern nbsp Commons Haus 1 Gravestones Suderende Sammlung von Bildern Kirchengemeinde St LaurentiiEinzelnachweise Bearbeiten Der Insel Bote Neue Lehre fiel auf fruchtbaren Boden aufgerufen am 6 November 2016 Vgl dazu die Einleitung bei Joachim Taege Die historischen Grabsteine von St Laurentii Suderende 2018 S 11f 54 716388888889 8 435 Koordinaten 54 42 59 N 8 26 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Laurentii Suderende amp oldid 222282306