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St Castor ist eine romanische fruhere Stiftskirche in Karden an der Mosel Die romisch katholische Pfarrkirche wird auch als Moseldom bezeichnet und ist die bedeutendste Kirche an der Mosel zwischen Trier und Koblenz Ein Museum im Stiftsherrenbau am ehemaligen Kreuzgang erinnert an die Vergangenheit des Ortes sowie der keltischen und spatantiken Anlagen auf dem Martberg Stiftskirche St Castor in Karden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 3 Hochaltar 4 Seitenaltare 4 1 Stephanusaltar 4 2 Johannesaltar 5 Orgel 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Blick vom Kirchenschiff in den Ostchor nbsp KanzelSchon in romischer Zeit befand sich in Karden Vicus Cardena eine kleine Ansiedlung von Topfern sowie anderen Handwerkern und Handlern Der Ort der bereits sehr fruh im 5 Jahrhundert durch den Geographen von Ravenna als Cardena belegt ist lag gunstig an zwei wichtigen Verkehrswegen der Mosel als regional bedeutsamem Wasserweg und einer Nord Sud Strasse aus dem Gebiet um Kastellaun in den Mayener Raum die an dieser Stelle die Mosel querte Oberhalb von Karden lagen das einstige keltische Oppidum und der romische Tempelbezirk Martberg in dem wohl vorwiegend der Gott Mars Lenus verehrt wurde und dessen Besuchern und Pilgern die Handwerker in Cardena ihre wirtschaftliche Existenz verdankten Castor von Karden um 400 ein vermutlich aus Aquitanien stammender Schuler des Trierer Bischofs Maximin wirkte hier im vierten Jahrhundert mit einigen Gefahrten in einer fruhen christlichen Gemeinschaft als Priester Nach seinem Tod wurde Castor im heutigen Stiftsbezirk begraben seine ursprunglich unter einem holzernen Memorialbau angelegte gemauerte Gruft wurde bei Ausgrabungen im nordlichen Kreuzhof vor dem Stiftsherrenbau entdeckt 1 Wahrscheinlich entwickelte sich hier bereits in merowingischer Zeit ein fruhes Priesterkollegium aus dem im Hochmittelalter das bis 1802 bestehende Kollegiatstift hervorging Am 11 November 836 kam ein Teil der Gebeine des heiligen Castor von Karden in die Kastorkirche von Koblenz der andere Teil wurde in die Kirche neben dem Memorialbau in Karden 2 uberfuhrt In spat und nachmittalterlicher Zeit wurde ein kleiner Teil der Reliquien des Castor von Karden im sogenannten Castorschrein aufbewahrt wahrend der Franzosischen Revolution gingen sie verloren Dieser Holzschrein aus dem 15 Jahrhundert befindet sich in der Stiftskirche Anfang des 19 Jahrhunderts kehrten drei Reliquienpartikel aus St Kastor in Koblenz nach Karden zuruck und wurden in einem kleineren Behaltnis wieder im historischen Castorschrein deponiert 3 4 Karden war im Mittelalter Zentrum eines Archidiakonats Der im Haus Korbisch residierende Propst des Stiftes war in Personalunion einer der ursprunglich vier spater funf Archidiakone des Erzbistums Trier 5 und unterstutzte den Trierer Erzbischof bei der Verwaltung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Nach der franzosischen Revolution wurde das Kollegiatstift 1802 aufgehoben und sein Grundeigentum und die meisten der umfangreichen Besitzungen versteigert Baugeschichte BearbeitenAn der Stelle der spateren St Castor Kirche standen bereits in romischer Zeit einige allerdings wohl profane Gebaude die offenbar vom 1 bis zum 4 nach christ lichen Jahrhundert erbaut und genutzt wurden In merowingischer frankischer Zeit wurde an dieser Stelle ein umfangreicher Friedhof angelegt von dem bei Ausgrabungen zwischen 1965 und 1970 am Lindenplatz im Kreuzhof sowie in St Castor etwa 200 meist beigabenlose Bestattungen freigelegt werden konnten Die altesten dieser Graber konnen ins fruhe 6 Jahrhundert datiert werden ein aufgefundenes fruhchristliches Grabsteinbruchstuck eines Madchens Imina stammt aus dem 7 oder fruhen 8 Jahrhundert Spatestens in karolingischer Zeit wurde die erste an dieser Stelle nachgewiesene Kirche erbaut eine dreischiffige Basilika mit halbrunder gestelzter Apsis von uber 25 Meter Lange und fast 15 Meter Breite Uber deren Fundamenten wurde 1186 mit dem Bau des romanischen Chors mit Apsis Flankenturmen und Querhaus der heutigen Kirche begonnen Das etwas spater entstandene Langhaus zeigt hingegen schon Merkmale der fruhen Gotik Die ersten funf Geschosse des Westturms entstanden wahrscheinlich bereits fruher um 1120 Das sechste Geschoss mit dem durch ein Gesims abgesetzten Glockengeschoss wurde 1699 aufgebaut und mit einer welschen Haube abgeschlossen 6 Hochaltar BearbeitenDas Retabel des Hochaltars aus der Zeit um 1425 1430 mit einer Darstellung der Anbetung der Konige ist ein aus Ton geformter und gebrannter Schrein nach oben von einem sechsteiligen Masswerk abgeschlossen und durch zwei schmale Saulen in drei Felder unterteilt Die Felder beinhalten sechs ebenfalls aus Ton gebrannte frei stehende Figuren in der Mitte die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind das sich dem knienden Konig Balthasar und seiner Gabe zuwendet links Konig Melchior und der Apostel Petrus sowie rechts Konig Kaspar und der Apostel Paulus In fruherer Zeit enthielt die Gruppe zusatzlich eine Statue des heiligen Castor Die beiden stehenden Konige sind etwa 70 Zentimeter hoch Maria und die Apostelfiguren etwa 65 Zentimeter Das sechsteilige Masswerk wird von vier kleinen Baldachinen begrenzt bzw unterbrochen Unter den Baldachinen stehen auf Konsolen vier etwa 20 Zentimeter hohe Prophetenfiguren mit Spruchbandern 7 nbsp Johannesaltar nbsp Retabel des Hochaltars nbsp StephanusaltarDer aus dem fruhen 14 Jahrhundert stammende Altartisch auf dem das Retabel ursprunglich stand wurde 1965 wiederentdeckt restauriert und in die Vierung vorgezogen Vermutlich seit dem 19 Jahrhundert stand er in einer Holzverkleidung Laut einer Urkunde die sich im Sepulcrum der Reliquienkammer fand war er 1321 am dritten Sonntag nach Ostern geweiht worden 8 nbsp TabernakelIn die Wand links vom Hochaltar ist eine Sakramentsnische mit einer vorgesetzten 2 26 Meter hohen und 1 25 Meter breiten Architektur aus Kalkstein eingelassen Laut Inschrift wurde dieser kunstvoll gestaltete Tabernakel 1634 von dem Kanoniker und Kantor Gemer aus Cochem gestiftet Seine rundbogige Offnung ist mit einer doppelflugeligen Tur verschlossen und wird von Marmorsaulen flankiert In einem Relief uber der Offnung das wie die ubrigen Teile farbig gefasst ist ist das Abendmahl Jesu mit den Aposteln dargestellt daruber zwei Engel die eine Monstranz halten Auf einem Podest neben der linken Saule steht Melchisedek mit Broten und Weinkanne links Aaron mit einem Rauchergefass 7 Seitenaltare BearbeitenAn den Durchgangen zum Querschiff stehen links und rechts beziehungsweise nordlich und sudlich zwei gleichartige Seitenaltare aus Kalkstein die 1628 und 1629 gestiftet wurden Beide Altare waren lange Zeit mit grauer Olfarbe uberstrichen bis sie 1956 freigelegt und nach Resten der alten Farben neu gefasst wurden 7 Es ist nicht bekannt welcher Bildhauer die beiden Altare geschaffen hat Die kunsthistorische Forschung nimmt allerdings an dass es eine Trierer Werkstatt in der Nachfolge des beruhmten Bildhauers Hans Ruprecht Hoffmann war Stephanusaltar Bearbeiten Der rechte Seitenaltar zeigt als zentrales Bild in einem figurenreichen Relief die Steinigung des heiligen Stephanus und daneben in Muschelnischen links den heiligen Jakobus den Alteren und Johannes den Taufer Die Predella zeigt eine lebhafte Darstellung der Anbetung der Hirten wahrend das Relief im oberen Teil des Altaraufbaus die Anbetung der Konige enthalt flankiert von Johannes dem Evangelisten und dem heiligen Castor mit einem Modell der ihm geweihten Kardener Castorkirche Bekront wird der Altar von einer Gruppe der heiligen Anna selbdritt 7 Johannesaltar Bearbeiten Zentrales Bild des Johannesaltars auf der linken beziehungsweise nordlichen Seite ist ein Relief der Auferstehung Jesu Christi mit den fur die Szene ublichen Grabwachtern und ausserdem einem knienden Dechanten der zu dem Auferstandenen emporblickt und ihn anbetet Es handelt sich um Eberhard Escher der die Stiftung des Altarretabels testamentarisch veranlasst hatte wie die Inschrift ausfuhrt Links neben dem Relief steht Johannes der Evangelist mit Becher aus dem er Gift trinken sollte das aber unwirksam wurde als er das Kreuzzeichen daruber machte Rechts steht Johannes der Taufer Das obere Relief zeigt den Evangelisten mit seinem Symbol dem Adler daneben Engelsfiguren die die Saule halten an die Jesus zur Geisselung gekettet war und das Kreuz Ein Engel in der Bekronung des Altars halt das Schweisstuch der Veronika mit dem Abbild von Jesu Gesicht 7 Orgel Bearbeiten nbsp Stumm Orgel aus dem Jahr 1728 nbsp Chorfenster Weihnachten nbsp Jesus am Kreuz Bereits im 14 Jahrhundert gab es in St Castor eine Orgel Die heutige Barock Orgel schuf 1728 der Orgelbauer Johann Michael Stumm mit drei Manualen Pedal und 30 Registern 1763 wurden von Theodor Claus aus Cochem auf leergelassenen Schleifen Posaune 16 und Cromhorn 8 erganzt L Brocher aus Merzig tauschte 1901 einige Register aus und passte das Instrument dem Zeitgeschmack an 9 1935 wurde die Orgel durch Hans Klais einem Totalumbau unterzogen Der Unterbau des Gehauses mit dem Echowerk und dem Spielschrank wurde entfernt und ein moderner Spieltisch mit elektrischer Traktur seitlich aufgestellt so dass der Kirchenchor genugend Platz fand Wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs konnte der Umbau nicht mehr beendet werden und das Ruckpositiv blieb mechanisch aber stumm 10 Zwischen 1963 und 1973 erfolgte die Wiederherstellung des Instruments durch Orgelbau Klais Das Untergehause und die Spielanlage wurden dabei neu gebaut die Manualwindladen von Stumm konnten wiederverwendet werden die Pedalwindlade wurde mit 29 Tonen neu hergestellt 2009 bis 2010 wurden von dem Orgelbauer Krawinkel Trendelburg Deisel Reparaturen und Schimmelbekampfungsmassnahmen vorgenommen Die Orgel hat heute 32 Register auf drei Manualen und Pedal Acht Register von Stumm sind vollstandig weitere sieben Register teilweise erhalten 11 12 13 I Ruckpositiv CD c31 Hohlpfeiff 8 2 Diskantflot ab c1 8 3 Principal 4 4 Rohrflote 4 5 Octava 2 6 Quint 1 1 3 A 1 7 Mixtur III8 Cromhorn 8 9 Vox humana 8 Tremulant II Hauptwerk CD c310 Grossgedackt 16 11 Principal 8 12 Hohlpfeiff 8 13 Viola di gamba 8 14 Octava 4 15 Flot 4 16 Quint 2 2 3 17 Superoctava 2 18 Tertz 1 3 5 19 Quintflote 1 1 2 A 1 20 Cornett IV ab c1 21 Mixtur IV 1 22 Trompet B D 8 23 Clarin 4 III Echowerk CD c324 Hohlpfeiff 8 25 Rohrflote 4 26 Salicional 2 4 A 2 27 Octava 2 28 Quint 1 1 3 29 Cymbel IITremulant Pedalwerk CD f1 A 3 30 Sub Bass 16 31 Octav Bass 8 32 Posaune 16 Koppeln I II III II III I I P II P III PAnmerkungen a b C h0 1 1 3 ab c1 2 2 3 C h0 2 ab c1 4 1963 erweitert ursprunglich bis g0Literatur BearbeitenKleiner Fuhrer durch die Stiftskirche St Castor 13 Auflage 2010 Ferdinand Pauly Das Stift St Kastor in Karden an der Mosel Germania Sacra Neue Folge Band 19 de Gruyter Berlin New York 1986 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Rheinland Pfalz Saarland Deutscher Kunstverlag Munchen 1984 ISBN 3 422 00382 7 S 424 426 Hans Eiden Ausgrabungen zur Historischen Topographie von Cardena Karden 1965 1970 In Romisch Germanisches Zentralmuseum zu Mainz Ausgrabungen in Deutschland Gefordert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1950 1975 Teil 2 Romische Kaiserzeit im freien Germanien Fruhmittelalter I Mainz 1975 S 64 79 Klaus Freckmann Das ehemalige St Castor Stift in Karden a d Mosel Rheinische Kunststatten Heft 543 Holzer Druck und Medien Weiler im Allgau 2013 ISBN 978 3 86526 088 8 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Eiden 1975 S 74 76 Zur Stiftskirche St Castor in Treis Karden Zum Reliquienschrein des Hl Castor in Karden Stefan Endres Ein Kunstdieb eine Madonna und der heilige Kastor In Paulinus Nr 13 vom 28 Marz 2021 Hrsg Bistum Trier ISSN 1436 9214 S 3 Hubert Bastgen Die Entstehungsgeschichte der Trierer Archidiakonate in Trierisches Archiv Heft 10 1907 S 1 56 Die Kunstdenkmaler des Landkreises Cochem Deutscher Kunstverlag Munchen 1959 Nachdruck 1984 ISBN 3 422 00561 7 a b c d e Ernst Wackenroder Die Kunstdenkmaler des Landkreises Cochem Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 1984 ISBN 3 422 00561 7 Paul Boosfeld Die Stiftskirche St Castor Karden Der Hochaltar Hrsg Pfarrei St Castor Treis Karden 2018 Matthias Thommes Orgeln in Rheinland Pfalz und im Saarland Trier 1981 S 240 Franz Bosken Die Orgelbauerfamilie Stumm aus Rhaunen Sulzbach und ihr Werk Mainz 1960 S 73f Informationen zur Stumm Orgel Beschreibung auf Organindex abgerufen am 31 Januar 2021 Disposition gemass den Fotos der Beschreibung der Orgel abgerufen am 19 Februar 2021 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Castor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zur Stiftskirche St Castor in Treis Karden50 18369 7 3012 Koordinaten 50 11 1 3 N 7 18 4 3 O Normdaten Geografikum GND 4768772 1 lobid OGND AKS VIAF 237471451 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Castor Karden amp oldid 237564625