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Die St Remigius Kirche in Albersdorf in Dithmarschen ist eine mittelalterliche Feldsteinkirche Die evangelisch lutherische Kirchengemeinde Albersdorf gehort zum Kirchenkreis Dithmarschen und ist somit Teil der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland Blick auf die St Remigius KircheInnenraum der St Remigius Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Bau und Geschichte 2 Ausstattung 2 1 Taufbecken 2 2 Kanzel 2 3 Altar 3 Orgel 4 Glocken 5 Entstehungssage 6 Gemeinde 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBau und Geschichte BearbeitenDie erste urkundliche Erwahnung der Kirche mit dem Patrozinium des Bischofs Remigius von Reims stammt aus dem Jahr 1281 Der Bau der romanischen Feldsteinkirche selbst ist vermutlich auf die Zeit um 1200 zu datieren Ein Indiz fur diese fruhe Datierung ist ein aus Albersdorf stammender vor 1200 hergestellter uberlebensgrosser Kruzifixus eines Triumphkreuzes der 1893 dem Danischen Nationalmuseum in Kopenhagen geschenkt wurde 1 Das Kirchspiel wurde vermutlich aus dem schon 1070 bezeugten Urkirchspiel der St Martin Kirche in Tellingstedt abgespalten 2 Die aus Kirchenschiff und Chor bestehende Kirche hatte ursprunglich einen Rundturm an der Westseite wie er bei der St Bartholomaus Kirche in Wesselburen und als Stumpf bei der St Andreas Kirche in Weddingstedt erhalten ist Im Erdgeschoss des Turmes befand sich ein mit einem Kuppelgewolbe versehener Raum der von der Kirche aus zuganglich war Der Turm diente moglicherweise als Wehrturm 3 Die Glocken hingen in einem gesonderten Glockenturm Der Feuersbrunst die am 7 Juni 1594 ein Grossteil des Dorfes niederbrannte fiel auch die Kirche samt dem Glockenturm und dem Rundturm zum Opfer Die Kirche konnte mit Mitteln einer Landeskollekte wieder hergestellt werden zu der alle Dithmarscher Gemeinden mit Ausnahme von Busum beitrugen 4 Auf dem Schuttkegel des Rundturms unter dem das Turmgewolbe erhalten blieb wurde ein neuer holzerner Glockenturm errichtet Konig Christian IV stiftete zwei neue Glocken Im Verlauf des Torstenssonkrieges wurde 1644 die Kirche verwustet 5 Im folgenden Jahr gab die Gemeinde einen neuen Altar in Auftrag Um Platz fur die gewachsene Gemeinde zu schaffen gestaltete der Kirchenbaumeister Johann Georg Schott 1690 1753 die Kirche 1733 um Durch den Abbruch des Chorbogens erschien sie nun als Saalkirche An der Nord und Westseite wurden Emporen eingezogen Eine Renovierung bei der die figurliche Bemalung von Decke und Empore uberstrichen wurde fand 1843 statt 5 Am 21 September 1866 brannte der holzerne Glockenturm nieder und auch ein Teil des mit Holzschindeln gedeckten Kirchendachs fing Feuer Das mittelalterliche Gewolbe des Rundturms brach zusammen und wurde abgetragen Fur die geplante Anschaffung einer Orgel wurde das Kirchenschiff nach Westen erweitert Die Kirche erhielt einen neugotischen Ziegelturm der 1869 fertiggestellt war Das Dach der Kirche wurde mit Schieferplatten gedeckt und erhielt einen Dachreiter Die Sudwand wurde mit grosseren Fenstern versehen und passend zum Turm mit Backsteinen verkleidet Als 1889 endlich die Orgel angeschafft wurde ersetzte man die bisherige flache Balkendecke durch ein holzernes geknicktes Tonnengewolbe Um die Stabilitat des Bauwerks zu gewahrleisten bleiben einige Querbalken erhalten An der Ostwand uber dem Altar wurden biblische Szenen an die Wand gemalt Gleichzeitig wurden das Kastengestuhl und die Westempore soweit sie in den Chor hineinreichte entfernt Im selben Jahr wurde der Westeingang geschaffen der die mittelalterlichen Seiteneingange ersetzte nbsp TurmuhrUm 1960 erwies sich der neugotische Turm als einsturzgefahrdet Der Vorschlag ihn abzubrechen und durch einen freistehenden Glockenturm aus Beton zu ersetzen fuhrte zu einem Sturm der Entrustung Daraufhin wurde der Turm durch eine holzerne Ummantelung gesichert Die Turmuhr ist die einzige Kirchenuhr in Schleswig Holstein mit einem holzernen Ziffernblatt Im Inneren strebte man eine Wiederherstellung des mittelalterlichen Zustandes an Die Fenster wurden mit modernen Materialien mittelalterlichen Formen nachempfunden und die Seitenempore abgerissen Erneut wurde eine flache Balkendecke eingezogen allerdings wegen der Orgel hoher als ursprunglich 6 Die mittelalterliche Deckenhohe und der Ansatz der Holztonne sind noch zu erkennen Ausstattung BearbeitenEin Grossteil der erhalten gebliebenen Kirchenausstattung stammt aus der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts Bei den Renovierungen 1890 und 1963 1966 wurde fast die gesamte Ausstattung entfernt die im Laufe der Jahrhunderte angeschafft oder geschenkt worden war darunter Pastorenbilder und die Abendmahlsbanke Erhalten blieb ausser den Prinzipalstucken und einer Gestuhlswange ein aus einem Baumstamm gefertigter eisenbeschlagener Opferstock mit mehreren Sicherheitsschlossern aus dem 15 Jahrhundert in dem auch heute noch die Kollekte gesammelt wird nbsp Kanzel nbsp Altarretabel nbsp OpferstockTaufbecken Bearbeiten nbsp Taufbecken mit Darstellung eines Bischofs zwischen Aposteln ganz links der zusatzliche EngelDas gotische bronzene Taufbecken ist nach dem an das Kopenhagener Museum abgegebenen Kruzifixus das alteste in der Kirche verbliebene Ausstattungsstuck Das Bildprogramm auf der Funte zeigt unter Kielbogenarkaden die Taufe Jesu und die Gottesmutter Maria mit Kind die Apostel Petrus Matthias Philippus Johannes Jacobus den Jungeren Jacobus den Alteren Bartholomaus und Paulus sowie Katharina von Alexandrien und einen moglicherweise als den Patroziniumsheiligen Remigius zu identifizierenden Bischof mit Bischofsstab und Mitra Da die Reihe der Kielbogenarkaden nicht ganz den Umfang des Beckens erreicht ist zusatzlich ein kleinerer Laute spielender Engel angebracht Das Becken wird von vier Figuren des Drachenkampfers Georg getragen Eine Inschrift ist nicht vorhanden deshalb ist auch die Datierung nicht eindeutig moglich Meist wird um 1470 als Entstehungsdatum genannt 7 Richard Haupt datiert sie dagegen auf das Ende des 14 Jahrhunderts und gibt eine Quelle wieder nach der das Alberstedter Taufbecken 1402 nach Hohenwestedt verbracht und erst nach 1500 wieder zuruckgekommen sei 8 Wegen seiner Ahnlichkeit mit Tauffunten von Ghert und Hinrich Klinghe wird es der Klinghe Werkstatt zugeschrieben Ein holzerner Deckel fur die Taufe der Mitte des 17 Jahrhunderts vermutlich in der Werkstatt von Jurgen Heitmann hergestellt wurde wurde bei der Renovierung 1889 90 entfernt Sein Verbleib ist unbekannt Kanzel Bearbeiten Die 1621 im Stil der Renaissance geschnitzte Kanzel ist ein Werk des Rendsburgers Bildschnitzers Hans Peper Ehe die Verantwortlichen Prediger der Kirchspielvogt und zwei Baumanner fur die Kirchenfinanzen zustandigen Juraten den Auftrag vergaben besichtigten sie die von Peper 1618 fur die Severinkirche in Hademarschen hergestellte Kanzel Die Albersdorfer Kanzel hat ein ahnliches Bildprogramm wie die 2003 beim Kirchenbrand vernichtete Hademarschener Kanzel aber anders als diese niederdeutsche Texte Die Kanzel befand sich ursprunglich auf der Nordseite des Chorbogens und ist heute etwa an derselben Stelle am Ubergang zwischen Chor und Kirchenschiff aufgestellt Sie hat einen langen Aufgang vom Chor her so dass der Prediger sie direkt aus seinem Gestuhl betreten konnte Das Pastorengestuhl sowie die ursprungliche Treppe sind jedoch nicht erhalten Die sieben Tafeln der Brustung tragen Reliefs die die christlichen Tugenden oder Gaben des Heiligen Geistes darstellen allegorisch verkorpert durch weibliche Gestalten Spiritus sapientiae Weisheit consilii Rat intellectus Verstand fortitudinis Starke scientiae Erkenntnis timoris Domini Gottesfurcht und pietatis Frommigkeit Die Figur der Frommigkeit neben der erneuerten Kanzeltreppe ist verloren Die einzelnen Felder werden durch Hermen voneinander getrennt Uber den Bildfeldern steht der aus der niederdeutschen Bugenhagenbibel ubernommene Bibelvers 2 Petr 1 19 LT darunter die Namen zweier Prediger des Kirchspielvogts und der Baumanner sowie einiger Stifter samt dem von ihnen gegebenen Geldbetrag Der Schalldeckel tragt den Vers Joh 14 23 LT ebenfalls in Niederdeutsch 9 Altar Bearbeiten Das Altarretabel entstand 1645 47 Es ist ein Werk von Jurgen Heitmann dem Jungeren den die Gemeinde nach Besichtigung des Altars den Heitmann ein paar Jahre zuvor fur die Kirche in Schenefeld hergestellt hatte zusammen mit den Abendmahlsbanken und wohl auch dem Taufdeckel in Auftrag gab 9 Der im manieristischen Knorpelstil hergestellte Altarausbau hat den typischen Geschossaufbau renaissancezeitlicher Altare Das Hauptbild zeigt ein Relief des Abendmahls flankiert von Figuren eines lesenden Paares Daruber befindet sich die Kreuzigung Gekront wird das Retabel mit einer Schnitzfigur des Salvator Mundi Die ursprungliche Fassung wurde 1890 entfernt und 1963 rekonstruiert Auf der heute einfarbigen Predella standen bis 1963 die Einsetzungsworte Die zehn gemalten Tafeln an der Orgelempore die ebenfalls aus dem 17 Jahrhundert stammen und Szenen aus der Passionsgeschichte zeigen befanden sich bis 1963 am Altartisch 10 Orgel Bearbeiten nbsp Orgel und OrgelemporeEine Orgel erhielt die Kirche erst 1891 Das ursprungliche Werk stammt von Marcussen amp Son wurde aber von dem Lubecker Orgelbaubetrieb Emanuel Kemper umgebaut In den 2000er Jahren wurde sie neu intoniert 11 Der neugotische Prospekt wurde in den 1960er Jahren durch einen modernen ersetzt Glocken BearbeitenDie 1832 und 1852 umgegossenen alten Bronzeglocken fielen dem Brand von 1866 zum Opfer 1869 wurden drei neue Glocken angeschafft 12 Entstehungssage BearbeitenWie zu vielen anderen Kirchen gibt es auch zu der Albersdorfer Kirche eine atiologische Sage die den Standort erklaren sollte Man uberliess die Ortswahl einem Schimmel den man uber Nacht frei liess Bei Sonnenaufgang fand man ihn neben einem Fliederbusch und baute an dieser Stelle die Kirche 13 Gemeinde BearbeitenZur Kirchengemeinde gehoren die zehn Kommunalgemeinden des ehemaligen Amts Kirchspielslandgemeinde Albersdorf mit insgesamt rund 7500 Einwohnern von denen etwa 4200 der Kirchengemeinde angehoren Die Gemeinde hat zwei Pastoren Ausser der St Remigius Kirche dienen der Gemeinde die Kirche Zum Guten Hirten in Schafstedt und das Gemeindehaus in Bunsoh als Gottesdienststatten In der Kirchengemeinde gibt es sechs Kindergarten in kirchlicher Tragerschaft 14 Zusammen mit den benachbarten Kirchengemeinden Tellingstedt Pahlen und Delve bildet die Kirchengemeinde Albersdorf die Region bzw das Kirchspiel Geest 15 Literatur BearbeitenHermann Bolle Die St Remigius Kirche in Albersdorf Hrsg Ev luth Kirchengemeinde Albersdorf Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Remigius Kirche Albersdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangelisch Lutherische Kirchengemeinde Albersdorf Abgerufen am 6 August 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Bolle Die St Remigius Kirche in Albersdorf Hrsg Ev luth Kirchengemeinde Albersdorf S 7 f Hermann Bolle Die St Remigius Kirche in Albersdorf Hrsg Ev luth Kirchengemeinde Albersdorf S 2 Jochen Bufe St Remigiuskirche Albersdorf In kirchenschatze de Abgerufen am 6 August 2023 J Hanssen Jakob Hanssen Heinrich Wolf Chronik des Landes Dithmarschen Hamburg 1833 S 60 a b Richard Haupt Die Bau und Kunstdenkmaler der Provinz Schleswig Holstein mit Ausnahme des Kreises Herzogtum Lauenburg Band 1 1887 S 109 Hermann Bolle Die St Remigius Kirche in Albersdorf Hrsg Ev luth Kirchengemeinde Albersdorf S 7 So Dehio Handbuch Hamburg Schleswig Holstein 3 Aufl Deutscher Kunstverlag Munchen 2009 S 156 Richard Haupt Die Bau und Kunstdenkmaler der Provinz Schleswig Holstein mit Ausnahme des Kreises Herzogtum Lauenburg Band 1 1887 S 111 a b Hermann Bolle Die St Remigius Kirche in Albersdorf Hrsg Ev luth Kirchengemeinde Albersdorf S 9 Hermann Bolle Die St Remigius Kirche in Albersdorf Hrsg Ev luth Kirchengemeinde Albersdorf S 10 Orgel In kirchengemeinde albersdorf de Abgerufen am 6 August 2023 J M Michler Kirchliche Statistik der evangelisch lutherischen Kirche der Provinz Schleswig Holstein Band 2 1887 S 814 Acht Sehenswurdigkeiten in Albersdorf Sehenswurdigkeit 3 Ev Luth Kirche St Remigius In echt dithmarschen de Abgerufen am 6 August 2023 Albersdorf In kirche dithmarschen de Abgerufen am 6 August 2023 Region In kirchengemeinde albersdorf de Abgerufen am 6 August 2023 54 147983 9 282064 Koordinaten 54 8 52 7 N 9 16 55 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Remigius Kirche Albersdorf amp oldid 237401877