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Die evangelisch lutherische St Johannes Kirche im schleswig holsteinischen Seester ist eine Patronatskirche des Klosters Uetersen heute evangelisches adliges Damenstift St Johannes wurde erst 1555 protestantisch weil sich das Kloster Uetersen bis dahin weigerte dem Befehl des danischen Konigs zur Reformation zu folgen St Johannes Kirche in SeesterGrabstele aus dem 19 JahrhundertDas Kirchengebaude liegt auf einer Warft die von hohen Linden gesaumt ist Auf dem alten Kirchhof rund um das Kirchengebaude findet man mehrere Grabstelen aus dem 19 Jahrhundert und noch altere Grabsteine deren altester mit 1663 datiert ist Der neue Friedhof schliesst sich nordwestlich an die Warft an Die Kirche ist Mittelpunkt eines historischen Gebaudeensembles im Dorfkern der Gemeinde Seester bestehend aus dem Pastorat einer ehemaligen Gastwirtschaft welche heute das Kirchenburo und den kirchlichen Kindergarten beherbergt einem Saalgebaude einem Einfamilienhaus welches fruher die Kuster der Kirche bewohnten sowie der Kirche Die Gebaudegruppe steht als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung unter Ensembleschutz Eigentumer der St Johannes Kirche sowie des Pastorats der ehemaligen Gaststatte und des Saalgebaudes ist die Evangelisch lutherische Kirchengemeinde Seester Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Glockenstuhl und Glocken 3 Gruftanbau 4 Innenraum und Kunstschatze 5 Literatur 6 WeblinksBaugeschichte BearbeitenDas Kirchengebaude ist ein spatgotischer Saalbau mit funfseitigem Ostschluss dessen Ursprunge auf das 15 Jahrhundert zuruckgehen Das Kirchspiel Seester bestand offensichtlich mindestens schon seit dem Beginn des 13 Jahrhunderts Im Besitz der Kirchengemeinde befinden sich Urkundskopien des Landesarchivs aus denen hervorgeht dass in einem Prozess von 1223 vor dem Erzbischof von Bremen ein Priester aus Seester als Zeuge auftrat Bei den grossen Feldsteinen die im Osten der Kirche von aussen sichtbar sind handelt es sich teilweise um die Fundamente einer Kapelle aus dieser Zeit die wohl wahrend der Grossen Manntranke im 14 Jahrhundert zerstort wurde 1428 wurde die Einweihung einer Kapelle in Seester urkundlich erwahnt Auch diese Kapelle wurde aus Feldsteinen gebaut und von aussen und innen mit Ziegelsteinen verkleidet Dieser Bau von 1428 hatte etwa die Halfte der heutigen Grundflache Schon 30 bis 80 Jahre spater musste er aber nach Westen erweitert werden nachdem eine durch eine Sturmflut zerstorte Kirche in der Nachbargemeinde Seestermuhe nicht wieder aufgebaut worden war und man das Gebiet Seestermuhe dem Kirchspiel Seester zuteilte Die Erweiterung erfolgte in mehreren Schritten bis zur heutigen Grosse vollstandig mit Ziegelmauerwerk 1716 wurde an der Nordseite einen Gruftanbau angefugt 1889 wurde das Gebaude im neugotischen Stil mit Backsteinen im Klosterformat ummantelt In dieser Zeit erhielt es auch den Dachreiter Der Zahlenanker am Westgiebel tragt daher die Jahreszahl 1889 Der Dachreiter welcher eine kleine Glocke zur Ankundigung der Uhrzeit beinhaltet verfugt auf seinen vier Seiten ungewohnlicherweise nur uber drei Uhren Einer alten vielleicht auch nur scherzhaften Legende nach wollten Einwohner des nordwestlich der Kirche gelegenen Ortsteils Seesteraudeich fur den Bau des Dachreiters und der Kirchenuhr im Jahre 1889 kein Geld spenden woraufhin auf das Anbringen einer Uhr in ebendiese Himmelsrichtung verzichtet wurde Glockenstuhl und Glocken Bearbeiten nbsp Glockenstuhl von 1819Im Westen vor der Kirche steht der Glockenstuhl aus dem 15 Jahrhundert der 1819 von J Bahlmann erneuert wurde Die Balkenschwellen ruhen auf Fundamenten aus Backstein Die Querverstrebung erfolgte durch Andreaskreuze Die Uberdachung besteht aus einem schiefergedeckten flachen Zeltdach Der obere Querbalken tragt folgende Inschrift Jacob Bahlmann zimmerte diesen Glockenstuhl im juny ANNO 1819 H Johann Hinrich Schultze Pastor Johann Stahl Peter Kruver Daniel Wohlenberg Harm Seeman Kirchengeschworene Im Glockenstuhl sind zwei Glocken vorhanden Die grossere der beiden Glocken mit einem Durchmesser von 113 cm stammt aus dem Jahre 1668 und wurde von Hermann Benningk in Hamburg gegossen Die kleinere aus Bronze gegossene Glocke wurde 1957 von der Glockengiesserei Bachert aus Bad Friedrichshall Kochendorf hergestellt Sie ersetzte eine am 8 April 1942 zum Einschmelzen fur Kriegszwecke abgelieferte Glocke welche wiederum 1933 als Ersatz fur eine am 4 Juli 1917 zum Einschmelzen an die Heeresverwaltung abgegebene Glocke von 1771 angeschafft wurde Diese war zuvor ein Umguss einer im selben Jahr geborstenen noch wesentlich alteren Glocke Gruftanbau Bearbeiten nbsp Wappenschild Ahlefeld am GruftanbauIm Gruftanbau von 1716 auf der Sudseite wurde Hans Heinrich von Ahlefeldt beigesetzt Er starb 1720 Hier findet sich eine Wappentafel aus Sandstein Links zeigt sie das Wappen der Ahlefelds rechts einen Baren mit erhobenen Tatzen Darunter steht folgende Inschrift C V A Cay von Ahlefeldt S E V A Selig Eva von Ahlefeldt Hans Hinricus ab Alefeldt Monumentum hoc extruxit Ao 1716 Christianus Filius suus sibi consiliavit probrietatemAb 1950 wurde die Gruft nachdem sie in die Verfugung der Kirchengemeinde ubergegangen war als Leichenhalle genutzt Heute wird sie aus gesundheitsrechtlichen Grunden nur noch als Abstellraum verwendet Die verstorbenen Mitglieder der Familie von Kielmannsegg welche das Gut Seestermuhe im Jahre 1752 von der verschuldeten Familie von Ahlefeld erwarb werden in einer neuen Familiengruft in unmittelbarer Nahe zum Gutshof beigesetzt Innenraum und Kunstschatze Bearbeiten nbsp Innenraum nach Osten oben rechts die GrafenlogeDas Innere der Kirche wird von einer Holzbalkendecke uberdeckt Der Kirchenraum verfugt uber eine Ost und eine Westempore Die Grafenloge wurde im 17 Jahrhundert auf der Sudseite errichtet weil die Grafen von Ahlefeldt nicht zwischen Bauern und Handwerkern sondern abgesondert sitzen wollten Sie weist eine hohere Brustung als die Ostempore auf ein deutlicher Hinweis auf die Standesunterschiede Die Grafenloge war zunachst nur uber eine Treppe uber die Ostempore zu erreichen Im 19 Jahrhundert erhielt sie einen eigenen Eingang uber ein eigens von aussen zu betretendes Treppenhaus Der Innenraum der Kirche wurde im Dreissigjahrigen Krieg durch die Schweden vollstandig verwustet Folgende Kunstschatze sind heute vorhanden Eine Besonderheit stellt der Opferstock von 1613 dar Er wird getragen von einer gebuckten Lazarusfigur von 1654 die im Kloster Uetersen hergestellt wurde Der Altar ist der alteste erhaltene Barockaltar im Kreis Pinneberg und stammt aus dem Jahre 1631 Nach der Verwustung der Kirche durch die Schweden stifteten Bauern aus der Gemeinde das Geld fur den neuen Altar welcher in Hamburg geschnitzt wurde Als eine Ausnahme gegenuber den meisten anderen Altaren dieser Zeit ist die einteilige Adikula offensichtlich immer schon flugellos gewesen Im Zentrum stehen sechs quadratische gerahmte Holzreliefs die Szenen aus dem Leben Jesu darstellen Von links unten beginnend dann im Uhrzeigersinn Christi Geburt Abendmahl Olbergszene Christus vor Pilatus oder Herodes Antipas Kreuztragung Grablegung In der Inschrift uber den Reliefs sind die Namen der Spender festgehalten Ein Auferstehungsbild steht im Zentrum des Oberteils flankiert von Moses und Johannes dem Taufer Nach oben wird die Adikula durch ein Kruzifix abgeschlossen daneben Maria und der Junger Johannes nbsp Opferstock mit Lazerusfigur als Trager um 1650 nbsp Fruhbarocker einflugeliger Altaraufsatz von 1631 nbsp Bildtafeln aus dem Leben Jesu nbsp Oberer Teil der Adikula mit Auferstehungsbild und KreuzigungsszeneDie Kanzel an der Nordwand stammt aus dem Jahre 1631 und ist damit die alteste erhaltene Kanzel im Kreis Pinneberg Der Stil ist eine Ubergangsform von der spaten Renaissance zum fruhen Barock Der Korb ist durch Hermenpilaster gegliedert Das sind Pilaster deren Schafte sich nach unten verjungen Vor den Feldern dazwischen stehen Figuren Christi und der vier Evangelisten mit ihren Attributen Der Schalldeckel der bei der flachen Balkendecke keine akustische Funktion hat zeigt orientalisch anmutende Formen Die Treppe zur Kanzel ist jungeren Datums sie stammt von 1889 nbsp Kanzel von 1631 Treppe von 1889 nbsp Relief am Kanzelkorb Matthaus mit dem Menschen Markus mit Lowen nbsp Relief am Kanzelkorb Christus mit Reichsapfel nbsp Relief am Kanzelkorb Lukas mit Stier Johannes mit AdlerDie Holztaufe stammt aus dem Jahre 1843 1845 und wurde als Ersatz fur eine 1844 abgebrochene steinerne Taufe angeschafft Uber einer Kugel die von einem Dreifuss getragen wird befindet sich eine sechseckige Kuppa Uber dem Nordportal hangt ein Epitaph das Jachim Schult seiner fruh verstorbenen Tochter Oldgart setzte Das barocke Werk aus dem Jahre 1655 mit Saulen Giebel und Knorpelwerk tragt im Mittelfeld das Relief der Stifterfamilie unter dem Kreuz Die Inschrift darunter erinnert an die verstorbene Frau die Ehefrau von Jacob Meines Die Orgel auf der Ostempore des Altonaer Orgelbauers Johann Conrad Rudolph Wohlien stammt aus dem Jahre 1845 Nach irreparablen Mangeln erhielt die Firma Marcussen amp Son in Aabenraa 1962 den Auftrag zum Bau einer neuen Orgel welche nach sechsjahriger Bauzeit am Ostermontag 1968 auf der Westempore eingeweiht wurde Die neue Orgel besitzt 2 Manuale und 18 Register davon 1 Tremulant Sie ist zweiteilig aufgebaut der Organist sitzt zwischen den Teilen Die alte Orgel auf der Ostempore besteht noch heute kann aber nicht mehr genutzt werden Ebenso ist der Blasebalg der alten Orgel auf dem Dachboden des Kirchengebaudes erhalten Dieser wurde fruher von Konfirmanden bedient welche in dieser Zeit die Lehm und Reetverkleidungen und die Holztur des Blasebalks mit zahlreichen Schnitzereien und Beschriftungen versehen haben Uber dem sudlichen Hauptportal befindet sich ein Pastorenbild von 1691 Das Olgemalde zeigt Pastor Johannes Michaelis 1642 1692 in schwarzer Amtstracht mit weissem Muhlensteinkragen und brauner Lockenperrucke Pastor Michaelis amtierte in Seester von 1671 bis 1692 nbsp Holzerne Taufevon 1843 1845 nbsp Epitaph fur Oldgart Meines von 1655 nbsp Neue Orgelvon 1968 Marcusson Apenrade nbsp Pastorenbild Pastor Michaelis von 1691Literatur BearbeitenKunst Topographie Schleswig Holstein ISBN 3 529 02627 1 Peter Danker Carstensen Gemeinde Seester Hrsg Seester Geschichte eines Dorfes in der Elbmarsch zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Kirchspiels Seester Elmshorn 1994 Eine Zeitreise durch die Kirche zu Seester Reportage von Meike Kamin erschienen in den Elmshorner Nachrichten am 1 August 2009 J Senk Die ersten Graffiti im Kreis Pinneberg Das alte Blasebalghaus im Dachstuhl der Seester Kirche Heimatkundliches Jahrbuch fur den Kreis Pinneberg 2010 Seite 150ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Johanneskirche Seester Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchengemeinde Seester53 716388888889 9 5908333333333 Koordinaten 53 42 59 N 9 35 27 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Johannes Kirche Seester amp oldid 204292567