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Das Gut Seestermuhe in Seestermuhe ist neben dem Haseldorfer Gut die zweite Gutsanlage in den Pinneberger Elbmarschen Ausser dem reprasentativen Herrenhaus sind mehrere Nebengebaude erhalten Gartenbaulich bedeutsam ist eine 680 Meter lange vierreihige Lindenallee an deren Ende ein barocker Gartenpavillon steht Die Allee ist ein Relikt einer grosseren franzosischen Gartenanlage die um 1710 angelegt wurde Lindenallee mit Herrenhaus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Erhaltene Gebaude 3 Der Gutsgarten 4 Bewirtschaftung Naturschutz 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Gutsanlage im Jahr 1750 gezeichnet vom Gartner Trophim Samaschikoff im Original 216 119 cmSeestermuhe wurde 1141 erstmals urkundlich erwahnt Es zahlte zu der Zeit zu den Besitzungen des Erzbischofs Adalbert von Bremen und seiner Nachfolger Auch die Geschichte des Gutes geht vermutlich so weit zuruck 1494 erwarb Hans von Ahlefeldt die Hoheitsrechte uber die Marschenguter der Vogtei Haseldorf vom danischen Konig Dazu gehorten die Kirchspiele Haseldorf Bishorst Haselau Kollmar und Neuendorf einschliesslich der Seestermuher Marsch Uber mehrere Jahrhunderte blieb das Gut Seestermuhe im Besitz der Ahlefeldts 1697 wurde im jetzigen Schlossgarten also nicht dort wo das heutige Gutshaus steht mit dem Bau eines dreistockigen Herrenhauses begonnen Im Jahr 1713 kurz nach seiner Fertigstellung brannte es allerdings ab und wurde nicht wieder aufgebaut 1710 legte der koniglich danische Diplomat Hans Hinrich von Ahlefeldt einen prunkvollen Garten im franzosischen Stil an Davon sind die 680 Meter lange Allee und der Gartenpavillon erhalten 1752 kaufte Georg Ludwig Graf von Kielmansegg das verschuldete Gut fur 150 000 Taler Von 1758 bis 1899 wechselten viermal die Besitzverhaltnisse 1920 erbte Alexander Graf von Kielmansegg den Besitz Er heiratete Elisabeth Prinzessin von Schonaich Carolath die Tochter des Gutsnachbarn in Haseldorf Ab 1956 war Friedrich Christian Graf von Kielmansegg der Gutsherr in Seestermuhe er verstarb 1982 1976 ubernahm sein Sohn Georg Ludwig Graf von Kielmansegg den Gutsbetrieb Von 1997 bis 2016 verwaltete Gisela Grafin von Kielmansegg den Familienbesitz nach dem Tod ihres Mannes Seit 2016 leitet Alexander Graf von Kielmansegg den Familienbesitz 1 Erhaltene Gebaude Bearbeiten nbsp HerrenhausDas Herrenhaus aus dem 18 19 Jahrhundert ist ein eingeschossiges neunachsiges Bauwerk mit einem zur Lindenallee ausgerichteten Mittelrisalit Das Haus steht am Sudostende der Sichtachse an deren Nordwestende das Teehaus steht Sudostlich des Gebaudes befindet sich ein von Graben umschlossenes nahezu quadratisches Grundstuck Dort stand das erste Herrenhaus Es brannte 1713 ab und wurde nicht wieder aufgebaut Das Teehaus steht am Ende der vierreihigen Lindenallee Es wurde 1760 erstellt vermutlich nach Planen des Barockbaumeisters Ernst Georg Sonnin Es handelt sich um einen Backsteinbau mit Kuppeldach uber langlich achteckigem Grundriss Die Wande sind durch Pilaster gegliedert Das Innere wurde 1818 umgestaltet Nach einer Sanierung im Jahr 1927 gelangte das Gebaude unter Heimatschutz heute Denkmalschutz Weitere Sanierungen erfolgten in den 1960er Jahren und 1981 Seit 1981 ist im Teehaus eine Wohnung eingebaut Das Mausoleum der Familie Kielmansegg wurde 1904 etwas abseits der Lindenallee gebaut Es ist ein Backsteinbau mit flachem Satteldach Der Giebel wird an der Spitze von einem Kreuz abgeschlossen uber dem Eingangsportal ist ein Wappen angebracht Das sogenannte Glockenhaus ist ein Backsteinbau mit Satteldach das einen Dachreiter fur Turmuhr und Glocke aufweist Es dient als Wirtschaftsgebaude des Gutes Ursprunglich vor 1800 entstanden brannte es 1900 ab und wurde dann in der heutigen Form wieder aufgebaut 1958 wurde es umgestaltet unter anderem um Lager fur Kernobst zu schaffen Das ehemalige Armenhaus von 1835 geht auf eine Stiftung der Adelsfamilie von Ahlefeldt aus dem Jahr 1645 zuruck In den Jahren 1952 bis 1954 baute man das Gebaude um um es als Dorfschule zu nutzen Dazu fugte man einen Nebentrakt an 1974 wurde der Schulbetrieb in Seestermuhe eingestellt Heute befindet sich das Gebaude in Besitz der Gemeinde und dient als Burgerhaus und Kindergarten Bei dem Bau handelt es sich um eine dreiflugelige eingeschossige Anlage in Backsteinbauweise Der neun Achsen breite Mitteltrakt weist einen schmalen zweigeschossigen Risalit auf dessen Giebel von einem Kreuz abgeschlossen wird nbsp Teehaus 1760 nbsp Mausoleum 1904 nbsp Glockenhaus 1900 nbsp Armenhaus 1835 Der Gutsgarten BearbeitenZwischen 1700 und 1710 entstand der Barockgarten des Adligen Gutes Seestermuhe fur Hans Hinrich von Ahlefeld 1656 1720 Dieser war koniglich danischer Diplomat am sachsischen und englischen Hof und begleitete als Kammerherr den danischen Kronprinzen auf Auslandsreisen Dort lernte er die beruhmten klassisch franzosischen Garten Versailles Marly oder auch Chantilly kennen 2 Auf ihn sind die Anlage des Barockgartens und der Ausbau des Gutshofes mutmasslich zuruckzufuhren Praktische Unterstutzung erfuhr er dabei vermutlich von dem Gartner Johann Driessen der von 1706 bis 1712 in Seestermuhe tatig gewesen ist Der Garten galt bereits in seiner Entstehungszeit als eine der bedeutendsten Anlagen im Land Er war der erste Gutsgarten Schleswig Holsteins der sich stilistisch an den Ideen des franzosischen Gartenarchitekten am Hof Ludwigs des XIV Andre Le Notre 1613 1700 orientierte Die Gutsanlage besteht aus zwei etwa quadratischen hintereinander liegenden Inseln die von einem unterschiedlich breiten Burggraben umgeben und mit einer Brucke untereinander verbunden waren Der damalige Lustgarten lag westlich der Wirtschaftshofinsel dessen Kanalachse auf das Gutshaus ausgerichtet war Hinter dem rund abschliessenden Kanal erstreckt sich eine Doppelallee aus Linden die ein Tapis vert rahmt Rund einen halben Kilometer weiter westlich zielt sie auf das barocke Teehaus als Point de vue Dieses errichtete vermutlich der Hamburger Architekt Ernst Georg Sonnin 1713 1794 3 Ausgedehnte Obst und Kuchengarten lagen sudlich ostlich und auch westlich der beiden Inseln Anders als viele andere Barockgarten ist der Garten von Seestermuhe im 19 Jahrhundert nicht landschaftlich uberformt worden Seine Grundstruktur mit der grossen Doppelallee mit Kanal und dem Teehaus am Ende dieser 680 Meter langen Hauptgartenachse ist bis heute erhalten Im Jahr 1904 liess William Graf von Kielmansegg 1854 1920 ein neoromanisches Mausoleum im nordlich der Hauptachse gelegenen Erlenwald errichten Hans Hinrich von Ahlefeldts Sohn Benedikt von Ahlefeldt liess wie zuvor sein Vater in Seestermuhe in den Jahren nach 1726 auf Gut Jersbek einen franzosischen Barockgarten anlegen der den von Seestermuhe an Grandiositat noch ubertraf Bewirtschaftung Naturschutz BearbeitenZum Gut Seestermuhe gehoren umfangreiche Landereien in der Seestermuher Marsch Nachdem 1969 der Elbdeich gebaut worden war konnten die eingedeichten landwirtschaftlichen Flachen intensiver genutzt werden da sie uberschwemmungssicher waren Bisher verpachtete Flachen in diesem sogenannten Aussenkoog wurden in Eigenbewirtschaftung zuruckgenommen Fur den Getreideanbau baute man dort eine Getreidetrocknungsanlage mit Lagerhalle Ausserhalb des Landesschutzdeichs liegen die Eschschallen ein Gelande das dem Wechsel der Gezeiten ausgesetzt ist Dieses funf Kilometer lange Aussendeichgelande zwischen Pinnau und Kruckaumundung gehorte ursprunglich auch zu den Gutslandereien Es wurde von der Gutsverwaltung verkauft an die Stiftung Naturschutz Schleswig Holstein und ist seitdem Naturschutzgebiet Literatur BearbeitenHenning v Rumohr Schlosser und Herrenhauser im nordlichen und westlichen Holstein neu bearbeitet von Cai Asmus v Rumohr und Carl Heinrich Seebach 1988 2 Auflage Verlag Weidlich Wurzburg ISBN 3 8035 1272 7 S 254 Karen Asmussen Stratmann Seestermuhe in Adrian von Buttlar Margita Marion Meyer Hrsg Historische Garten in Schleswig Holstein 2 Auflage Boyens amp Co Heide 1998 ISBN 3 8042 0790 1 S 573 579 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein 3 uberarbeitete und aktualisierte Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2009 ISBN 978 3 422 03120 3 S 897 Herwin Ehlers Garten und Parks in Norddeutschland Hamburg 1994 ISBN 3 7672 1195 5 Familienkundliches Jahrbuch Schleswig Holstein 2005 Gemeinde Seestermuhe Hg Ein Dorf schreibt Geschichte 2008 ISBN 978 3 00 025894 7 Kunst Topographie Schleswig Holstein Bearbeitet im Landesamt fur Denkmalpflege Schleswig Holstein und im Amt fur Denkmalpflege der Hansestadt Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 ISBN 3 529 02627 1 Deert Lafrenz Gutshofe und Herrenhauser in Schleswig Holstein Herausgegeben vom Landesamt fur Denkmalpflege Schleswig Holstein 2015 Michael Imhof Verlag Petersberg 2 Auflage ISBN 978 3 86568 971 9 S 541 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gut Seestermuhe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gartenrouten zwischen den MeerenEinzelnachweise Bearbeiten Anne Dewitz Von der spektakularen Rettung einer Lindenallee In Hamburger Abendblatt 19 September 2021 abgerufen am 6 Marz 2022 Karen Asmussen Stratmann Seestermuhe In Adrian von Buttlar Margita Marion Meyer Hrsg Historische Garten in Schleswig Holstein 2 Auflage Boyens amp Co Heide 1998 ISBN 3 8042 0790 1 S 576 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein 3 uberarbeitete und aktualisierte Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2009 ISBN 978 3 422 03120 3 S 897 53 707382 9 567977 Koordinaten 53 42 26 6 N 9 34 4 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gut Seestermuhe amp oldid 233278168