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Spitzels Knabenkraut Orchis spitzelii ist eine Pflanzenart aus der Gattung Knabenkrauter Orchis in der Familie der Orchideen Orchidaceae Es gehort zu den sehr seltenen Orchideen Mitteleuropas in Deutschland ist es lange ausgestorben in Osterreich und in der Schweiz ist nur je ein Fundort aktuell bestatigt Spitzels KnabenkrautSpitzels Knabenkraut Orchis spitzelii SystematikFamilie Orchideen Orchidaceae Unterfamilie OrchidoideaeTribus OrchideaeUntertribus OrchidinaeGattung Knabenkrauter Orchis Art Spitzels KnabenkrautWissenschaftlicher NameOrchis spitzeliiSaut ex W D J Koch Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 2 Okologie 3 Vorkommen Naturschutz und Gefahrdung 4 Systematik 4 1 Unterarten Varietaten Hybriden 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Habitus nbsp Ausschnitt aus dem Blutenstand nbsp Blutenstand nbsp Zygomorphe Blute frontal nbsp Zygomorphe Blute seitlichVegetative Merkmale Bearbeiten Spitzels Knabenkraut ist eine sommergrune ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshohen von 14 und 35 Zentimetern Dieser Geophyt bildet zwei relativ kleine langliche bis kugelige Knollen als Uberdauerungsorgane Der kraftige zylindrische Stangel ist grun und im oberen Bereich weinrot uberlaufen 1 2 Drei bis funf abstehende bis fast aufrechte Laubblatter sind am Grund rosettig gehauft zwei bis vier kleinere weitere umfassen den Stangel scheidig Die glanzende und ungefleckte Blattspreite ist bei einer Lange von 1 4 bis 3 6 Zentimetern sowie einer Breite von 3 5 bis 10 Zentimetern eiformig bis lanzettlich 1 2 Generative Merkmale Bearbeiten Im zylindrischen und 3 5 bis 11 Zentimeter langen Blutenstand stehen massig dicht 8 bis 25 selten bis zu 35 Bluten zusammen 1 Die Tragblatter sind hautig rotviolett etwa so lang wie der Fruchtknoten Die zwittrigen zygomorphen dreizahligen Bluten sind mittelgross im Vergleich zu anderen Arten der Gattung Kelchblatter Sepalen und die seitlichen Kronblatter Petalen sind stumpf olivgrun aussen violettbraun uberlaufen innen mit rotbraunen Strichen oder Punkten und bilden einen lockeren die Saule bedeckenden Helm mit oft etwas abstehenden seitlichen Sepalen Die Sepalen sind eiformig 7 bis 11 mm lang und 3 bis 5 mm breit 1 Die Petalen sind schief langlich und 5 5 bis 8 mm lang 1 2 Die Lippe ist dreilappig mit an der Spitze ausgerandetem 3 Mittellappen 9 bis 14 mm lang und ausgebreitet 11 bis 18 mm breit 1 und langsgefaltet Sie ist rosa bis purpurfarben am Grund heller und oft dicht mit dunkellila gefarbten Papillen besetzt die bis in die Seiten und Mittellappen reichen Der Mittellappen ist breit spatelig 1 vorgezogen 4 bis 5 mm lang 7 bis 9 mm breit am Rand oft gekerbt 1 langer als die Seitenlappen Die Seitenlappen sind spatelig 1 und zuruckgeschlagen Am Eingang zum Sporn sind zwei stufenformige Schwielen ausgebildet Der Sporn ist oft hell 1 kegelformig zylindrisch 8 bis 9 5 mm lang und am Eingang 3 5 bis 4 mm dick oft etwas gebogen etwa so lang wie die Lippe und in Seitenansicht einen spitzen Winkel mit ihr bildend 1 und fast so lang wie der Fruchtknoten 2 Die Pollinarien sind lang gestielt und besitzen ein gemeinsames Klebscheibchen aber getrennte Beutelchen Die Samen messen 0 48 bis 0 56 mm 0 15 bis 0 22 mm 2 Die Blutezeit erstreckt sich je nach Region und Standort von Mai bis Juli 2 Spitzels Knabenkraut ist diploid mit einer Chromosomenzahl von 2n 40 2 Okologie BearbeitenNach Untersuchungen an der verbliebenen osterreichischen Population sind Schnee und die Winterkalte sowie eine fruhkonstante Bodenfeuchtigkeit ausschlaggebend fur die Bluhfahigkeit eines Pflanzenexemplares Sommerliche Trockenheit ist weniger relevant da sie ohnehin in die Ruhephase der Pflanze fallen wurde Die Bestaubung erfolgt in der Regel durch Hummeln und Wildbienen Vorkommen Naturschutz und Gefahrdung Bearbeiten nbsp An den Abhangen der Berge im Vercors ist Spitzels Knabenkraut ofter anzutreffen Orchis spitzelii kommt von Europa bis zum Iran und in Nordafrika vor und ist eine Art mit hauptsachlich mediterran montaner Verbreitung Jedoch hat sie kein geschlossenes Verbreitungsgebiet sondern ein disjunktes Areal mit z T sehr weit auseinander liegenden Fundorten Im mediterranen Raum gibt es auch noch einige ahnliche und nah verwandte Arten Im Norden ihres Areals zeigt sich die Art eher warmeliebend nach Suden hin weicht sie auf kuhlere Standorte aus hoher gelegene Orte Nordhange Gewisse Verbreitungsschwerpunkte der Art liegen in den franzosischen Sudwestalpen Vercors Haute Provence und am italienischen Sudalpenrand Trentino sowie in den iberischen Hochgebirgen und auf dem Balkan Des Weiteren kommt Orchis spitzelii isoliert weitab vom Hauptareal auf der schwedischen Ostseeinsel Gotland vor Man vermutet dass diese inselartigen Vorkommen Reliktstandorte eines ehemals grosseren Verbreitungsareals dieser entwicklungsgeschichtlich relativ alten Orchideenart sind In Deutschland ist die Art seit uber 100 Jahren ausgestorben in der Schweiz und in Osterreich gibt es jeweils nur noch einen Fundort Das einzige bekannte Vorkommen in Deutschland lag in Baden Wurttemberg Das historische Vorkommen am Nagolder Schlossberg ist belegt 4 Laut der Botanischen Zeitung 1845 wurde die Art vom Apotheker Offinger dort gefunden Als Ursache des Verschwindens liest man dass sie wegbotanisiert worden sei oder aber dass der Standort durch Wegebau zerstort worden sei Nach Baumann und Kunkele hat die Art in den Alpenlandern folgende Hohengrenzen Deutschland 480 490 Meter Frankreich 600 1920 Meter Schweiz 1800 2000 Meter Osterreich 700 1800 Meter Italien 750 2000 Meter 5 In Europa liegen die Grenzen von 1 Meter in Gotland bis 2000 Meter in der Turkei steigt sie sogar bis 2100 Meter Meereshohe auf 5 Auf der Insel Gotland wurde Orchis spitzelii bei seiner Entdeckung 1914 zunachst nicht erkannt sondern vom Entdecker Thore Fries als Orchis mascula in anderer Form die an Orchis morio erinnert bezeichnet Erst B Petterson erkannte sie 1940 korrekt und beschrieb die gotlandische Sippe als Orchis spitzelii var gotlandica Die Standorte dieser Art sind regional sehr unterschiedlich Sie tritt in montanen Kiefern Buchen und Mischwaldern auf oder wachst auf Almwiesen sowie steinigen bis felsigen und vegetationsarmen Berghangen Spitzels Knabenkraut gilt als kalkstet In den Alpen ist die Art zwischen etwa von 800 bis 1800 m u NN verbreitet auf Gotland Schweden kommt sie jedoch auf Meereshohe vor An seinen Wuchsorten ist Orchis spitzelii oftmals die einzige Orchideenart Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten steht auch Spitzels Knabenkraut unter strengstem Schutz europaischer und nationaler Gesetze Rote Listen Rote Liste Deutschland 0 Rote Liste Bundeslander Baden Wurttemberg 0 Rote Liste Schweiz CR Critically Endangered vom Aussterben bedroht Rote Liste Osterreich keine Angabe verfugbar Systematik BearbeitenDer heute noch gultige Erstbeschreibungsname Basionym ist Orchis spitzelii Saut ex W D J Koch 1837 Ein Synonym ist Orchis patens subsp spitzelii Saut ex W Koch A Love amp Kjellq 1973 Spitzels Knabenkraut wurde 1835 vom Forstrat Anton von Spitzel 1807 1853 aus Munchen im Land Salzburg Osterreich entdeckt und 1837 ihm zu Ehren als Orchis spitzelii von Anton Eleutherius Sauter in der Synopsis florae germanicae et helveticae 3 von Wilhelm Daniel Joseph Koch benannt Das Art Epitheton spitzelii ist eine latinisierte Benennung und ehrt den Entdecker Innerhalb der Gattung Orchis gehort Orchis spitzelii in den Verwandtschaftskreis der Patentes Ausser Orchis spitzelii gehoren dazu einige mediterrane Arten wie Orchis anatolica Turkei Orchis bungii Iran Orchis canariensis Kanaren Orchis cazorlensis Spanien Orchis patens Atlas Ligurien und Orchis prisca Kreta mit kleineren Verbreitungsgebieten Nach Rafael Govaerts werden Orchis bungii Orchis prisca und Orchis cazorlensis als Unterarten zu Orchis spitzelii gestellt 6 Unterarten Varietaten Hybriden Bearbeiten Nach World Checklist of Selected Plant Families kann man folgende Unterarten unterscheiden 6 Orchis spitzelii subsp cazorlensis Lacaita D Rivera amp Lopez Velez Syn Orchis cazorlensis Lacaita Orchis laxiflora subsp cazorlensis Lacaita O Bolos amp Vigo Sie kommt in Spanien auf den Balearen und in Marokko vor 6 Orchis spitzelii subsp nitidifolia W P Teschner Soo Syn Orchis patens subsp nitidifolia W P Teschner Orchis prisca Hautz Dieser Endemit kommt nur auf Kreta vor 6 Orchis spitzelii subsp spitzelii Syn Orchis bungii Hautz Orchis spitzelii var gotlandica B Pett 1940 Orchis spitzelii subsp gotlandica B Pett A Love amp D Love 1948 Sie kommt vom nordostlichen Spanien bis zum Iran im nordlichen Algerien und auf der Insel Gotland vor 6 Die gotlandische Sippe wird entweder als Varietat Orchis spitzelii var gotlandica oder als Unterart Orchis spitzelii subsp gotlandica bezeichnet Da die Unterschiede zur Nominatform nicht besonders ausgepragt sind neigt man eher zu Einstufung als Varietat Die Hybridisierung mit anderen Orchideenarten ist moglich als Hybriden sind beschrieben u a nach G Blaich Orchis algeriensis B Baumann amp H Baumann 2005 Orchis patens Orchis spitzelii Orchis amsittenii Hautz 1980 Orchis mascula Orchis spitzelii Orchis elsarocchiae Archamb Orchis purpurea Orchis spitzelii Orchis klopfensteiniae P Delforge 1994 Orchis pallens Orchis spitzelii Orchis petterssonii G Keller 1947 Orchis mascula Orchis spitzelii Orchis tingitania Hautz Orchis provincialis Orchis spitzelii Orchis olbiensis Orchis spitzeliiSiehe auch BearbeitenListe aller OrchideengattungenLiteratur BearbeitenStandardliteratur uber Orchideen Arbeitskreise Heimische Orchideen Hrsg Die Orchideen Deutschlands Arbeitskreise Heimische Orchideen Uhlstadt Kirchhasel 2005 ISBN 3 00 014853 1 Helmut Baumann Siegfried Kunkele Die wildwachsenden Orchideen Europas Franckh Stuttgart 1982 ISBN 3 440 05068 8 Karl Peter Buttler Orchideen Die wildwachsenden Arten und Unterarten Europas Vorderasiens und Nordafrikas Steinbachs Naturfuhrer 15 Mosaik Munchen 1986 ISBN 3 570 04403 3 Robert L Dressler Die Orchideen Biologie und Systematik der Orchidaceae Originaltitel The Orchids Natural History and Classification Harvard University Press Cambridge Mass u a 1981 Ubersetzt von Guido J Braem unter Mitwirkung von Marion Zerbst Bechtermunz Augsburg 1996 ISBN 3 86047 413 8 gutes Werk zum Thema Systematik Hans Sundermann Europaische und mediterrane Orchideen 2 Auflage Brucke Hildesheim 1975 ISBN 3 87105 010 5 John G Williams Andrew E Williams Norman Arlott Orchideen Europas mit Nordafrika und Kleinasien BLV Bestimmungsbuch 25 Ubersetzt bearbeitet und erganzt von Karl Peter Buttler und Angelika Rommel BLV Munchen Bern Wien 1979 ISBN 3 405 11901 4 Spezielle Literatur zu Spitzels Knabenkraut Pierre Delforge Une station de l Orchis spitzeliiSauter en France In Orchidophile Band 46 1981 S 1829 1833 D Hertel Uber das Vorkommen vonOrchis spitzeliiKoch im Wallis In Bulletin de la Murithienne Societe Valaisanne des Sciencies Naturelles Band 106 1988 S 75 78 A Kessler Orchis spitzeliiSauter ex Koch 1837 Cephalanthera damasonium Mill Druce undOrchis palustrisJacq auf Gotland In Mitteilungsblatt des Arbeitskreises Heimische Orchideen Baden Wurttemberg Band 25 Nr 4 1993 S 448 452 J M Lewin Orchis spitzeliiSaut dans les Pyrenees Orientales ca fait un sacre bout de temps que j y suis In Monde des Plantes Band 459 1997 S 27 28 66 A Ch Mrkvicka Orchis spitzeliiSauter ex Koch 1837 im Ostalpenraum In Mitteilungsblatt des Arbeitskreises Heimische Orchideen Baden Wurttemberg Band 24 Nr 4 1992 S 669 678 G Perazza Orchis spitzeliiSauter ex W D J Koch in Trentino e nelle zone limitrofe Nord Italia In Annali del Museo Civico di Rovereto Sezione Archeologia Storia Scienze Naturali Band 12 1996 S 147 176 PDF Datei J van der Straaten K Laarhoven W van Kruijsbergen Het Voorkomen vanOrchis spitzeliiin de zuidoostelijke Vercors In Eurorchis Band 14 2002 S 45 62 Ch Wegenke Orchis spitzeliiundLimodorum trabutianumauf Mallorca In Berichte aus den Arbeitskreisen Heimische Orchideen Band 14 Nr 1 1997 S 81 82 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k Pierre Delforge Guide des Orchidees d Europe d Afrique du Nord et du Proche Orient 3e edition entierement revue et corrigee Delachaux et Niestle Paris 2005 ISBN 2 603 01323 8 a b c d e f g Arbeitskreise Heimische Orchideen Hrsg Die Orchideen Deutschlands Arbeitskreise Heimische Orchideen Uhlstadt Kirchhasel 2005 ISBN 3 00 014853 1 a b Wilhelm Daniel Joseph Koch Synopsis florae Germanicae et Helveticae Sectio secunda 1 Aufl F Wilmans Frankfurt am Main 1837 1838 S 686 online Siegfried Kunkele Helmut Baumann Orchis spitzelii Sauter 1837 In O Sebald et al Die Farn und Blutenpflanzen Baden Wurttembergs Band 8 Seite 389 390 Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1998 ISBN 3 8001 3359 8 a b Helmut Baumann Siegfried Kunkele Orchidaceae In Oskar Sebald u a Die Farn und Blutenpflanzen Baden Wurttembergs 1 Auflage Band 8 Seite 390 Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1998 ISBN 3 8001 3359 8 a b c d e Rafael Govaerts Hrsg Orchis World Checklist of Selected Plant Families des Royal Botanic Gardens Kew Abgerufen am 19 Dezember 2016 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spitzels Knabenkraut Orchis spitzelii Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikispecies Spitzels Knabenkraut Orchis spitzelii Artenverzeichnis Orchis spitzelii FloraWeb de Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Verbreitungskarten Verbreitung auf der Nordhalbkugel Schweiz AGEO Schweiz Deutschland Deutschland AHO Regionale Spezielle Links Die Orchideen Deutschlands Orchis spitzelii AGEO Schweiz Orchis spitzelii Orchis spitzelii in den Merkblattern Artenschutz der Schweiz PDF Dokument 62 kB Orchis spitzelii auf Den virtuella floran schwedisch Orchis spitzelii im Vercors hollandisch Memento vom 22 April 2005 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spitzels Knabenkraut amp oldid 199277926