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Die Seekatzen Chimaeriformes auch Chimaren Mischwesen vgl Chimara Spoken Seedrachen Seeratten oder Geisterhaie sind neben den Haien und Rochen das dritte Grosstaxon der Knorpelfische Chondrichthyes Sie sind wenig bekannte Meeresfische die vor allem die Kontinentalabhange bevolkern Seekatzen sind die einzigen rezenten Vertreter der Unterklasse Holocephali Man unterscheidet insgesamt etwa 55 Arten die drei Familien zugeordnet werden SeekatzenGefleckte Seeratte Hydrolagus colliei SystematikUnterstamm Wirbeltiere Vertebrata Uberklasse Kiefermauler Gnathostomata Klasse Knorpelfische Chondrichthyes Unterklasse HolocephaliUberordnung HolocephalimorphaOrdnung SeekatzenWissenschaftlicher NameChimaeriformesObruchev 1953 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung und Lebensraum 2 Merkmale 3 Kopf 4 Ernahrung 5 Fortpflanzung 6 Aussere Systematik 7 Innere Systematik 8 Fossilbericht 9 Nutzung 10 Literatur 11 Einzelnachweise 12 WeblinksVerbreitung und Lebensraum BearbeitenSeekatzen leben in allen Weltmeeren vom Nordpolarmeer uber die Tropen bis zur Subantarktis Sie kommen vor allem in Tiefen von 200 bis 2000 Metern maximal bis 3000 Meter Tiefe vor In den tropischen Meeren sind die Chimaren artenarm die wenigen dort lebenden Arten halten sich vor allem in der Tiefsee auf Pflugnasenchimaren kommen nur auf der Sudhalbkugel der Erde in geringeren Tiefen von zehn bis etwa 375 Metern vor 1 Der Lebensraum der Seekatzen sind vor allem die Kontinentalabhange und die Ozeanboden keine lebt pelagisch im offenen Ozean einige jedoch nah bei Inselgruppen z B bei Hawaii Merkmale Bearbeiten nbsp Hydrolagus alberti mit fadenartigem Schwanz nbsp Australische Pflugnasenchimare Callorhinchus milii mit haiahnlicher Schwanzflosse Seekatzen ahneln ausserlich den Grenadierfischen Macrouridae und den Tiefseequappen Ateleopodidae zwei Familien der Knochenfische die ebenfalls in der Tiefsee leben mit denen die Seekatzen aber nicht verwandt sind Sie sind Knorpelfische ohne Knochenskelett ohne knocherne Flossenstrahlen und ohne Knochenschuppen Seekatzen werden 40 Zentimeter bis 1 50 Meter lang Weibchen sind im Allgemeinen grosser als Mannchen Ihr Rumpf ist seitlich etwas abgeflacht die Brustflossen sind breit blattformig distal vom Korperzentrum weg zugespitzt und werden von zarten Ceratotrichia gestutzt Zur langsamen Fortbewegung werden die Brustflossen wie Flugel bewegt 2 Alle Seekatzen haben zwei Ruckenflossen die erste ist kurz und hoch und wird von einem schlanken mit Giftdrusen in Verbindung stehenden beweglichen Stachel geschutzt der schmerzhafte Verletzungen verursachen kann Die zweite ist als langgestreckter Saum ausgebildet flach und stachellos Eine Afterflosse kann vorhanden sein oder fehlen Der Schwanz der Seekatzen ist langlich lauft spitz zu und endet oft in einem langen peitschenartigen Endfaden Bei den Kurznasen und Langnasenchimaren ist die Schwanzflosse diphycerc und besteht aus zwei Teilen oberhalb und unterhalb der Wirbelsaule bei den Pflugnasenchimaren ist sie heterocerk das Ende der Wirbelsaule biegt sich nach oben und stutzt den oberen grosseren Teil der Schwanzflosse wie die der Haie Mit Ausnahme von einigen Placoidschuppen auf dem Rucken bei einigen Arten sind auch sichelformige Schuppen entlang der Seitenlinie vorhanden 3 ist die Haut der Seekatzen unbeschuppt Im Unterschied zu den Verhaltnissen bei Haien und Rochen wo die Seitenlinie unter der Haut verborgen ist sind die offenen Seitenlinienkanale der Chimaren gut sichtbar Mannliche Seekatzen tragen in Hohe der Bauchflossen ein Paar walzenformige oder gegabelte Klaspern Begattungsorgane die der inneren Befruchtung dienen Vor den Klaspern befinden sich paarige aus Falten ausklappbare Tentacula die wahrscheinlich als Halteorgan wahrend der Kopulation dienen Ein weiteres turklopferartiges Tentaculum befindet sich auf der Stirn der Mannchen Es dient wahrscheinlich als Reizorgan vor oder wahrend der Paarung Bei weiblichen Seekatzen wurden zum Kopftentaculum passende Narben gefunden Die Spitzen der Klasper und der Tentacula sind mit Placoidschuppen besetzt Bei den Weibchen sind die Tentacula nur rudimentar vorhanden Seekatzen haben keine Wirbelkorper sondern nur eine kraftige Chorda dorsalis die sich bis in die Schwanzspitze erstreckt Ausser bei den Pflugnasenchimaren wird die Chorda pro Zentimeter von elf bis zwolf verkalkten Wirbelbogen geschutzt ab dem Becken sind diese dorsal nicht mehr geschlossen Hinter dem Neurocranium finden sich zwolf zusammengewachsene Wirbelbogen Synarcuale die die erste Ruckenflosse und ihren davor liegenden Stachel tragen 4 Wie alle Knorpelfische besitzen Seekatzen keine Schwimmblase Im Verdauungstrakt ist kein deutlich ausgebildeter Magen erkennbar 5 Kopf Bearbeiten nbsp Kopf von Chimaera monstrosa1 Rostrum 2 Brustflosse 3 Maul mit Zahnplatten 4 Nasenoffnungen nbsp Sudamerikanische Pflugnasen chimare Callorhinchus callorhynchus nbsp Harriotta raleighIm Unterschied zu Haien und Rochen haben die Seekatzen nur vier Kiemenbogen auf jeder Kopfseite Alle Kiemenbogen werden von einem einzigen Kiemendeckel geschutzt der im Unterschied zu dem der Knochenfische nicht verknochert sondern nur verknorpelt ist und nur eine Kiemenspalte offen lasst Der Kiemendeckel reicht bis zur Brustflossenbasis Die Augen der Seekatzen sind gross ein Spiraculum wird nur vorubergehend wahrend der Ontogenese angelegt 3 und ist bei erwachsenen Fischen nicht mehr vorhanden Das Maul ist unterstandig klein und durch tiefe Gruben die Wasser von den Nasenoffnungen zum Maul leiten mit diesen verbunden Die Zahne sind zu standig wachsenden Zahnplatten zusammengewachsen zwei Paar im Oberkiefer und ein Paar im Unterkiefer Sie werden nicht standig ersetzt wie bei Haien und Rochen Die wie Nagezahne hervorragenden Zahne erinnern an die Schneidezahne der Nagetiere und fuhrten zum Alternativnamen Seeratten Die Schadelanatomie der Seekatzen ist einzigartig unter den Fischen Ahnlich wie bei den Saugetieren ist bei ihnen als Anpassung an ihre Schalentiernahrung der Oberkiefer das Palatoquadratum auch Viscerocranium Kieferschadel von Lat Viscera Eingeweide Gr kranion Schadel genannt vollig mit dem Neurocranium Gehirnschadel verschmolzen ein Zustand der Holostylie genannt wird holocephal bedeutet Schadel aus einem Stuck 6 Das Endhirn Telencephalon ist nur durch einen langen Stiel dem sogenannten Endhirnstiel Pedunculus cerebri Praethalamus mit dem Zwischenhirn Diencephalon verbunden Ursache fur die Bildung des langen Endhirnstiels sind wahrscheinlich die grossen Augen Die beiden Halften des Vorderhirns sind nur ventral bauchseitig und medial in der Mitte im Bereich der Commissura anterior und der Hippocampi miteinander verbunden Die Riechkolben Bulbi olfactorii sind ungewohnlich gut entwickelt und deuten auf eine grosse Bedeutung des Geruchssinnes hin Jeder Riechkolben ist in einem dorsalen ruckseitigen und ventralen Bereich geteilt denen jeweils ein Riechbulbus zuzuordnen ist Die Bulbusabschnitte sind jeweils uber einen dorsalen und ventralen Nervus olfactorius mit der Nase verbunden Die hinteren drei Hirnteile Zwischenhirn Mittelhirn Kleinhirn sind aus Platzgrunden kurzer Schadel ubereinander angeordnet 7 Ernahrung BearbeitenSeekatzen ernahren sich von hartschaligen bodenbewohnenden wirbellosen Tieren darunter Seeigel Muscheln Schnecken und verschiedene Krebstiere wie Krabben Garnelen Fangschreckenkrebse und Meerasseln aber auch von kleineren Fischen Fortpflanzung BearbeitenEinige Seekatzenarten wandern zum Ablaichen in flaches Wasser Sie sind ovipar eierlegend die Eier sind langgestreckt spindel oder flaschenformig aber abgeflacht Die Eikapseln konnen bis zu 20 Zentimeter lang sein Ihre Oberflache weist Atemporen auf und ist skulpturiert Das aus doppelbrechenden Schichten bestehende Schalenmaterial ist von dem der Haieikapseln chemisch verschieden Die Schale wird wahrscheinlich von einer Schalendruse und dem caudalen hinteren Eileiterabschnitt gebildet Die Eier werden einzeln oder paarweise abgelegt danach dunkeln sie rasch nach Bis zum Schlupf der Jungfische konnen acht bis zwolf Monate vergehen Die Jungfische gleichen bis auf die langeren Schwanze den Alten schon sehr 8 Aussere Systematik BearbeitenDie Seekatzen sind die einzige uberlebende Ordnung der Holocephali einer Unterklasse der Knorpelfische zu der vor allem ausgestorbene Taxa gehoren Die Holocephali waren im Karbon eine artenreiche Fischgruppe und stellten zu der Zeit einen grossen Teil der Fischfauna Zu ihnen gehoren verschiedene Gruppen und Ordnungen die haiahnliche Zahne die laufend ersetzt wurden hatten und die Uberordnung Holocephalimorpha zu der die Seekatzen und einige ausgestorbene Gruppen gehoren die sich das Merkmal der Zahnplatten teilen nbsp Die im Unterkiefer mit einer spiraligen Zahnbatterie ausgestatteten Eugeneodontida hier Parahelicoprion sind wahrscheinlich naher mit Seekatzen verwandt als mit den Haien Knorpelfische Plattenkiemer Elasmobranchii Haie Rochen und ausgest haiahnliche Fische Holocephali basale Holocephali basale Holocephali Holocephalimorpha Psammodontiformes Copodontiformes Chondrenchelyiformes Cochliodontiformes Seekatzen Chimaeriformes Vorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4 Vorlage Klade Wartung 5Vorlage Klade Wartung 3Vorlage Klade Wartung StyleInnere Systematik BearbeitenMan unterscheidet etwa 55 Arten die drei Familien mit einer zwei und drei Gattungen zugeteilt werden Ausserdem sind noch drei Familien beschrieben worden zu denen ausschliesslich ausgestorbene Gattungen gehoren Unterordnung Chimaeroidei Familie Pflugnasenchimaren Callorhinchidae 3 Arten Familie Kurznasenchimaren Chimaeridae 44 bis 45 Arten Familie Langnasenchimaren Rhinochimaeridae 8 Arten Unterordnung Echinochimaeroidei Familie Echinochimaeridae Unterordnung Myriacanthoidei Familie Chimaeropsidae Familie Myriacanthidae Phylogenie der rezenten Seekatzen nach M Licht et al 9 Chimaeriformes Callorhinchidae Callorhinchus Chimaeridae Chimaera amp Hydrolagus Rhinochimaeridae Neoharriotta Harriotta Rhinochimaera nbsp Fossil der ausgestorbenen Kurznasenchimare Ischyodus avitus im American Museum of Natural History Fossilbericht BearbeitenFossilien von Seekatzenahnlichen Fischen finden sich ab dem Unterkarbon Eine besonders reichhaltige Fossillagerstatte aus dieser Zeit ist der schottische Bear Gulch Kalkstein Von den rezenten Familien erscheinen die Pflugnasenchimaren und die Langnasenchimaren im fruhen Jura die Kurznasenchimaren in der fruhen Kreidezeit 10 11 Nutzung BearbeitenDas Fleisch der Seekatzen ist geniessbar das der Pflugnasenchimaren gilt als ausgezeichnet Sie werden auch zur Fischmehlproduktion genutzt aus der Leber wird Schmierol hergestellt 12 In den USA wird die auch im kuhlen Flachwasser vorkommende Gefleckte Seeratte Hydrolagus colliei in mehreren offentlichen Schauaquarien gezeigt In Australien gelang die Nachzucht der Australischen Pflugnasenchimare Callorhinchus milii 13 Literatur BearbeitenRobert L Carroll Palaontologie und Evolution der Wirbeltiere Thieme Stuttgart 1993 ISBN 3 13774 401 6 Leonard J V Compagno Chimaeras In The Living Marine Resources of the Western Central Pacific Volume 3 Batoid fishes chimaeras and Bony fishes part 1 Elopidae to Linophrynidae In Kent E Carpenter Hrsg FAO Species Identification Guide for Fishery Purposes and American Society of Ichthyologists and Herpetologists Special Publication FAO Rom 1999 S 1531 1533 Volltext PDF Dominique A Didier Jenny M Kemper und David A Ebert Phylogeny Biology and Classification of Extant Holocephalans DOI 10 1201 b11867 6 in book The Biology of Sharks and Their Relatives CRC Press 2012 ISBN 9781439839249 S 97 ff Kurt Fiedler Lehrbuch der Speziellen Zoologie Band II Teil 2 Fische Gustav Fischer Verlag Jena 1991 ISBN 3 334 00339 6 Alfred Goldschmid Chondrichthyes Knorpelfische In Wilfried Westheide amp Reinhard Rieger Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel und Schadeltiere 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 0307 3 S 199 218 Joseph S Nelson Fishes of the World John Wiley amp Sons 2006 ISBN 0 471 25031 7 Einzelnachweise Bearbeiten Nelson 2006 S 45 Goldschmid 2006 S 206 a b Carroll 1993 S 85 Goldschmid 2006 S 204 Goldschmid 2006 S 207 Goldschmid 2006 S 202 203 Fiedler 1991 S 243 Fiedler 1991 S 243 244 Martin Licht Katharina Schmuecker Thomas Huelsken Reinhold Hanel Peter Bartsch Martin Paeckert Contribution to the molecular phylogenetic analysis of extant holocephalan fishes Holocephali Chimaeriformes Organisms Diversity amp Evolution Dezember 2012 Volume 12 Issue 4 S 421 432 DOI 10 1007 s13127 011 0071 1 Nelson 2006 S 45 47 Karl Albert Frickhinger Fossilien Atlas Fische Mergus Verlag Melle 1999 ISBN 3 88244 018 X Fiedler 1991 S 244 W E Engelmann Zootierhaltung Tiere in menschlicher Obhut Fische S 218 Verlag Harri Deutsch 1 Auflage 2005 ISBN 3 8171 1352 8Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Seekatzen Chimaeriformes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Seekatzen auf Fishbase org englisch Normdaten Sachbegriff GND 4609156 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de 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