www.wikidata.de-de.nina.az
Die evangelisch lutherische Schlosskirche St Maria Magdalena in Salzgitter Salder auch Schlosskirche Salder genannt wurde zwischen 1713 und 1717 vom Erbprinzen von Braunschweig Wolfenbuttel August Wilhelm nach den Planen des Braunschweiger Festungsbaudirektors Volcker an der Stelle einer Vorgangerkirche gebaut 1 Schlosskirche Salder Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kirchengemeinde 1 2 Vorgangerkirche 1 3 Baugeschichte 1 4 Renovierungen 2 Einrichtung der Kirche 2 1 Innenraum 2 2 Orgel 2 3 Kircheninventar 2 4 Glockenhaus und Glocken 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise 6 AnmerkungenGeschichte BearbeitenKirchengemeinde Bearbeiten Eine erste Erwahnung eines Priesters und damit indirekt einer Kirche in Salder stammt aus der Zeit Ende des 13 Jahrhunderts als ein Pfarrherr rector Ecclesiae namens Henricus Heinrich erwahnt wird der zugleich auch der Propst des Stiftes Steterburg war 2 Seit der Christianisierung des Landes zu Beginn des 9 Jahrhunderts gehorte Salder zum Kirchenkreis Archidiakonat Lengede des Bistums Hildesheim Zu diesem gehorten ausserdem die Kirchen von Barbecke Broistedt Woltwiesche alle heute Lengede Bruchmachtersen Engelnstedt Ober und Niederfreden heute Lichtenberg Lebenstedt Lesse Reppner und Westerlinde heute Burgdorf 3 Im Jahr 1542 wurde nach dem Sieg der Schmalkaldischen Truppen gegen Herzog Heinrich den Jungeren zum ersten Mal die Reformation eingefuhrt Als funf Jahre spater Karl V die Schmalkaldischen Truppen besiegte konnte Herzog Heinrich d J wieder in sein Herzogtum zuruckkehren und ordnete in der Folge die Ruckkehr zum katholischen Glauben an Endgultig eingefuhrt wurde die Reformation 1568 als sein Sohn Herzog Julius den Thron ubernahm Salder wurde im Zuge der Neueinteilung der Superintendenturen der neugegrundeten Spezialsuperintendentur Barum zugeordnet Zu Barum gehorten neben Salder auch noch die Kirchen von Engelnstedt Lebenstedt Bruchmachtersen Gebhardshagen Engerode Calbecht Watenstedt Hallendorf Cramme und Leinde 4 Seit 1953 gehort Salder zur Propstei Lebenstedt und bildet dort zusammen mit der Kirche von Bruchmachtersen einen Pfarrverband Vorgangerkirche Bearbeiten nbsp Kirche von Salder als Ausschnitt eines Stichs von Matthaus MerianAuf dem Merian Stich von 1654 der den Ort Salder mit seinem Schloss zeigt ist auch die damalige Kirche dargestellt Die Kirche hat einen romanischen Kirchturm an den sich rechts ein gotisches Kirchenschiff anschliesst Uber die Entstehung dieser Kirche gibt es keine weiteren Quellen Der Baustil des Kirchturms lasst die Vermutung zu dass es sich bei diesem um einen alten Wehr oder Wohnturm aus dem 11 oder 12 Jahrhundert handelt an den spater wahrscheinlich im 13 Jahrhundert das gotische Kirchenschiff angebaut wurde 5 Baugeschichte Bearbeiten Das Patronat uber die Kirche hatte ursprunglich in den Handen der Familie von Salder gelegen Nach dem Verkauf des Schlosses und des Dorfes Salder durch die Herren von Salder an den Erbprinzen August Wilhelm um 1695 96 ging einige Jahre spater 1709 oder auch fruher auch das Patronat uber die Kirche an den welfischen Landesherrn uber 6 Damit hatte August Wilhelm nun die Moglichkeit in seinem eigenen Dorf seine Plane zum Bau einer Kirche umzusetzen die sowohl die Aufgabe einer Gemeindekirche als auch die einer Schlosskirche erfullen sollte Kurz nach Beendigung der Umbauarbeiten fur das Schloss Salder liess August Wilhelm im Sommer 1713 den Bau der neuen Kirche beginnen Das alte Gebaude war zuvor wegen Baufalligkeit abgerissen worden der Neubau wurde an der gleichen Stelle wie die alte Kirche errichtet Die Bauleitung hatte August Wilhelm dem Braunschweiger Festungsbaudirektor Volcker ubertragen der zuvor schon die Andreaskirche in Seesen gebaut hatte Anm 1 Im Sommer 1714 war der Rohbau fertiggestellt worden im September 1714 war das Dach gedeckt und die Kugel fur die Kuppel der Kirche angebracht Danach ruhten die Bauarbeiten einige Jahre bis die Kirche im Jahre 1717 eingeweiht werden konnte Die Kirche ist als Quersaalkirche gebaut wobei der nordliche und der sudliche Arm verkurzt sind In der Mitte des Baus ist eine Vierungskuppel in Form einer Welschen Haube Geschwungene Haube mit Laterne mit einer Innenhohe von 9 20 m aufgesetzt Wohl aus Kostengrunden wurde fur die Kuppel keine runde sondern eine achteckige Bauform gewahlt Die im Inneren der Kuppel angebrachten Balkone sind nicht begehbar und dienen nur der Zierde Da die leichte Konstruktion der Kuppel nicht geeignet war Kirchenglocken aufzunehmen wurde fur diese zunachst neben der Kirche ein provisorisches allseitig offenes Gerust aufgestellt Eine Turmuhr erhielt die Kirche erst im September 1889 Diese Uhr war durch den Uhrmacher und Glockengiesser Weule aus Bockenem geliefert worden und kostete damals 12 Taler 7 Renovierungen Bearbeiten Nachdem im Juni 1962 ein grosseres Stuck Stuck aus dem Gewolbe herausgebrochen war stellte sich bei der anschliessenden Uberprufung heraus dass die Holzkonstruktion des Dachstuhls zum grossen Teil morsch war Die Kirche wurde daraufhin gesperrt die Konfirmationsgottesdienste fanden bis zum Ende der Arbeiten im Dezember 1965 in der Kirche von Bruchmachtersen statt die Sonntagsgottesdienste wurden im Gemeindehaus abgehalten Bei der umfassenden Renovierung wurde u a der Steinboden ersetzt die Emporen wurden erneuert und erhielten neue platzsparende Aufgange Der Eingang zur Kirche wurde vom Ost in den Sudflugel der Kirche verlegt Anstelle der bisherigen Banke fur die Gottesdienstbesucher wurden Stuhle aufgestellt die Kirche bietet seitdem etwa 300 Besuchern Platz Der Innenraum und die Kirchenkuppel die bis dahin mit einem Sternenhimmel ausgemalt war erhielten einen Anstrich in hellen Farbtonen und wurden damit wieder an die ursprungliche barocke Bemalung angeglichen Als man bei der Renovierung des Turmes die an der Kirchenspitze angebrachte Bleikapsel offnete fand man darin unter anderem einen Bericht uber die Instandsetzung der Kirche von 1854 Darin wird berichtet dass damals das Schieferdach von Kirchengebaude und Turm erneuert wurde Auch stammte die Ausmalung der Kirchenkuppel mit dem blauen Sternenhimmel wahrscheinlich aus dieser Zeit Die letzte Renovierung wurde 2012 durchgefuhrt dabei erhielt der Innenraum seinen heutigen Anstrich Einrichtung der Kirche Bearbeiten nbsp Nordansicht der KircheInnenraum Bearbeiten Die Quersaalkirche galt zur Zeit August Wilhelms als die fur den protestantischen Gottesdienst am besten geeignete Raumform Damit war der Kirchenbau ganz auf die Abhaltung eines reformierten Gottesdienstes abgestimmt eine Nutzung fur katholische Gottesdienste ware nicht ohne grossere Umbauten moglich gewesen Im Gegensatz zur katholischen Kirche in welcher der Altar in einem von der Gemeinde abgegrenzten Chorraum steht der Laien nicht zuganglich war steht hier der Altar in der Mitte der Kirche Die Sitzplatze fur die Gemeinde befinden sich links und rechts davon in den Kreuzarmen und den daruber liegenden Emporen und sind mit Blick auf den Altar ausgerichtet Mit diesem Bau wollte August Wilhelm seinen evangelischen Glauben dokumentieren und verhindern dass sein Vater Herzog Anton Ulrich der 1709 zum romisch katholischen Glauben konvertiert war seine Schlosskirche fur katholische Gottesdienste nutzen konnte Uber dem Altar sind Kanzel und Orgel angebracht Im Sudflugel gegenuber der Altarwand und auf gleicher Hohe wie die Kanzel befand sich die Prieche fur den Herzog und sein Gefolge die dadurch vom Volk abgegrenzt waren sich aber dennoch in bevorzugter Lage zum Altar befanden Diese Prieche wird heute als Empore fur alle Gottesdienstbesucher genutzt Orgel Bearbeiten Wann die Kirche ihre erste Orgel erhielt und von wem diese erbaut wurde ist ungewiss Es wird angenommen dass die Orgel schon 1717 zur Einweihung der Kirche fertig war Als Orgelbauer gilt Johann Andreas Graf der zur fraglichen Zeit in Wolfenbuttel tatig war Unstrittig ist dass der Orgelprospekt bereits in den Entwurfen des Architekten Volcker so eingezeichnet war wie er auch spater umgesetzt wurde Aus dem Schriftverkehr des Pastors Schneevoigt Amtszeit 1844 bis 1882 geht hervor dass die Orgel 1868 durch den Orgelbauer Engelhardt wahrscheinlich ein Sohn von Johann Andreas Engelhardt renoviert wurde Die Orgel habe damals uber 15 Register verfugt verteilt auf zwei Manuale und ein Pedal Die letzte umfangreiche Erneuerung der Orgel wurde 1972 abgeschlossen seitdem verfugt die Orgel uber drei Werke mit insgesamt 19 Registern 8 I Hauptwerk C 1 Principal 8 2 Holzgedackt 8 3 Gambe 4 4 Oktave 4 5 Blockflote 2 6 Sifflote 1 7 Mixtur III IV8 Krummhorn 8 Tremulant II Positiv C 9 Rohrflote 8 10 Nachthorn 4 11 Schwiegel 2 12 Terzflote 1 3 5 13 Nassat 1 1 3 14 Zimbel IITremulant Pedal C 15 Subbass 16 16 Oktavbass 0 8 17 Gedackt 0 8 18 Gemshorn 0 4 19 Dulcian 16 Koppeln II I I P II PKircheninventar Bearbeiten nbsp Altar und KanzelDie Kirche besitzt einen Flugelaltar aus dem 16 Jahrhundert Dieser stammt aus der Vorgangerkirche und wurde 1873 bei einer Visitation zufallig im Dachraum wiedergefunden Da man damals keine Verwendung dafur hatte wurde er zur Untersuchung an die Herzogliche Bibliothek in Wolfenbuttel ubergeben Dort wurde das Retabel wieder zusammengefugt und restauriert Nach dem Krieg wurde das Retabel zunachst in der katholischen St Agidienkirche in Braunschweig ausgestellt spater wurde es in das Archiv des Herzog Anton Ulrich Museums ubernommen Auf Betreiben der Kirchengemeinde wurde das Retabel Mitte der 1980er Jahre nach Salder zuruckgegeben Nach einer umfangreichen Instandsetzung und Konservierung hangt es seit September 1987 uber dem Altar der Kirche 9 Der Flugelaltar zeigt im mittleren Hauptfeld die Kreuzigungsszene die wegen der vielen Figuren unter dem Kreuz auch Kreuzigung mit dem Gedrang genannt wird In den beiden Flugeln stehen die Figuren der zwolf Apostel Zusammen mit dem Flugelaltar hatte man 1873 auch ein fruhgotisches Hangekreuz gefunden das zunachst ebenfalls an die herzogliche Bibliothek ubergeben wurde Das Kruzifix befindet sich heute in der Sammlung mittelalterlicher Kunst in der Burg Dankwarderode Die Kirche besitzt weiter einen Abendmahlskelch der 1547 von Burchard von Salder gestiftet worden war Er ist aus vergoldetem Silber 21 cm hoch und enthalt die Wappen von Nicolaus Rivenstael 1569 dem ersten ev Pfarrer von Niederfreden und Salder und eine Rose das Wappen der Herren von Salder Die Umschrift zeigt die Namen Burchard von Salder anno 1547 und Nicolaus Rivenstael fieri fecit Zur Einweihung der Kirche im Jahr 1717 schenkte der nun regierende Herzog August Wilhelm der Kirche ein Kruzifix aus Elfenbein eine Prunkbibel von 1716 mit bemaltem Ledereinband und einer handschriftlichen Widmung August Wilhelms sowie zwei silberne Altarleuchter die um 1705 gefertigt wurden 10 Glockenhaus und Glocken Bearbeiten nbsp Glockenhaus der KircheDa die Glocken nicht in der Vierungskuppel aufgehangt werden konnten wurde 1717 neben der Kirche ein provisorisches Gerust fur die Glocken aufgestellt Die Glocken waren hier ungeschutzt dem Wetter ausgesetzt eine der drei Glocken musste daher um 1755 wegen eines Sprunges umgegossen werden Daraufhin beantragte die Gemeinde bei der Landesherrschaft den Bau eines Glockenhauses Nachdem ein erster Entwurf der einen zweistockigen Glockenstuhl mit einem hohen Walmdach vorsah nicht genehmigt worden war wurde ein anderer Zimmermann beauftragt dessen Plan eines einstockigen Glockenhauses dann am 14 Juni 1769 genehmigt und umgesetzt wurde Die jungste Renovierung des Glockenhauses wurde 1993 durchgefuhrt bei dieser wurde das Dach erneuert und die bis dahin offenen Schalllocher durch Lamellenblenden verschlossen Die alteste der drei Bronzeglocken der Kirche war 1587 gegossen worden auf der Inschrift wurde berichtet sie sei unter der Amtszeit des Pastors Gerhardus 1574 bis 1611 Pastor in Salder durch den Glockengiesser M Claves Hagen aus Braunschweig gegossen worden Die Inschrift lautete Is Gott mith uns wer kan weder uns Wer Gott vertrwet vast up en bwet den wil he nicht vorlaten Uth dem Feuer bin ich geflaten M Claves Hagen beinen Braunschwigh heft mich gegaten Anno 1587 Daniel Gerhardus hujus ecclesiae pastor Das Glockengelaut wurde 1883 durch drei neue Glocken ersetzt die aber im Juni 1916 wahrend des Ersten Weltkrieges abgegeben werden mussten und eingeschmolzen wurden Als Ersatz kaufte die Gemeinde im Juli 1917 bei der Glockengiesserei Weule in Bockenem drei neue Stahlglocken die noch heute im Glockenhaus hangen 11 Literatur BearbeitenKathrin Ellwardt Die ev luth Schlosskirche St Maria Magdalena in Salzgitter Salder Ergebnisse einer kunsthistorischen Forschung Hrsg Evang luth Kirchengemeinde Salder Salzgitter 2001 DNB 961851422 Stadtarchiv Salzgitter Hrsg Salder Die Geschichte eines Dorfes in Salzgitter Appelhans Braunschweig Braunschweig 2011 ISBN 978 3 941737 60 0 S 53 54 88 98 251 294 Jorg Leuschner Reinhard Forsterling Sigrid Lux Ortschaft Nord in alten Ansichten Bruchmachtersen Engelnstedt Salder und Lebenstedt Hrsg Archiv der Stadt Salzgitter Beitrage zur Stadtgeschichte Band 11 Salzgitter 1994 DNB 947872485 S 190 196 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlosskirche Maria Magdalena Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schlosskirche Salder auf den Seiten von Salzgitter deEinzelnachweise Bearbeiten Kathrin Ellwardt Schlosskirche Salder S 11 18 Ortschaft Nord S 190 Chronik Salder S 53 Stadtarchiv Salzgitter Hrsg Calbecht Die Geschichte eines Dorfes in Salzgitter braunschweig druck GmbH Braunschweig 2002 DNB 965506568 S 39 127 128 Ortschaft Nord S 190 191 Chronik Salder S 91 251 Chronik Salder S 271 Chronik Salder S 284 286 Kathrin Ellwardt Schlosskirche Salder S 42 53 Ortschaft Nord S 193 Kathrin Ellwardt Schlosskirche Salder S 10 11Anmerkungen Bearbeiten Lange Zeit war man davon ausgegangen dass der Entwurf zur Schlosskirche vom Hofbaumeister Hermann Korb stammte der auch fur den Umbau des Schlosses Salder verantwortlich zeichnete Erst durch den Fund von Entwurfen zur Salderschen Kirche die bei den Unterlagen zur Andreaskirche in Seesen aufbewahrt waren wurde die Urheberschaft Volckers bestatigt 52 1381 10 3367 Koordinaten 52 8 17 N 10 20 12 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlosskirche St Maria Magdalena Salzgitter amp oldid 210207770