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Das Schloss Westerholt ist ein Wasserschloss im Hertener Stadtteil Westerholt am Rande des Westerholter Waldes Die von Graften umschlossene Anlage ist bis heute der Stammsitz des Grafengeschlechts von Westerholt das hier bereits 1193 erstmals urkundlich genannt wurde und sich spater von Westerholt zu Gysenberg nannte Schloss Westerholt zahlt mit Schloss Herten zu den bedeutendsten Schlossanlagen im einstigen Vest Recklinghausen Schloss Westerholt HauptgebaudeSchloss Westerholt NebengebaudeSchon Mitte des 14 Jahrhunderts wurde an dieser Stelle eine wehrhafte Anlage erwahnt doch von dieser alten Burg ist mit Ausnahme der Wassergraben nichts mehr erhalten Im Zuge zahlreicher Um und Neubauten busste Westerholt seine Wehrhaftigkeit ein und prasentiert sich dem Besucher heute als ein im Stil des Klassizismus errichtetes Schloss des 19 Jahrhunderts Sein Herrenhaus beherbergt ein Hotel wahrend die Nebengebaude als Restaurant und Cafe genutzt werden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter 1 2 Neuzeit 1 3 Seit Beginn des 20 Jahrhunderts 2 Beschreibung 2 1 Schlossanlage 2 2 Schlossumgebung 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Wessel von Westerholt ca 1300 nach 1378 ubergab die damalige Burg Westerholt 1359 als sein freies Eigentum dem Kolner Erzbistum als Offenhaus und erhielt sie vom Erzbischof Wilhelm von Gennep als Lehen zuruck 1 Bei der Lehnsauftragung wurde die Anlage als fortalicium Befestigungswerk erwahnt und war wahrscheinlich schon einige Zeit zuvor errichtet worden 2 Allerdings stand das damalige Burghaus nicht an der Stelle des spateren Hauptgebaudes sondern entweder auf der mittleren der drei Schlossinseln oder was wahrscheinlicher ist im sudlichen Teil der ostlichen Schlossinsel 2 Sein Sohn Wessel von Westerholt 1388 erbte die Burg Er wurde als Hauptmann in der Dortmunder Fehde todlich verletzt und vererbte den Besitz an seinen Sohn Johann von Westerholt der kinderlos blieb Zusammen mit Johann wurde der entfernte Verwandte Adolph von Westerholt mit der Burg und der dazugehorigen Burgsiedlung belehnt Ausserdem war Adolphs Bruder Reyner von Westerholt Richter von Recklinghausen Mitbesitzer der Guter Die formale Belehnung ging 1417 auf den Sohn Reyners Borchard von Westerholt uber 1421 erfolgte die Teilung der Guter zwischen Borchard und Aleff dem Sohn Adolphs deren beider Familien auf der Burg lebten Da Aleff jedoch keine legitimen Nachkommen hatte verausserte er mit der Zeit den grossten Teil seines Anteils an seinen Cousin Weil Reyner von Westerholt der alteste Sohn Borchards noch zu Lebzeiten seiner zweiten Ehefrau und trotz eigener Kinder das Priesteramt wahlte und somit auf das Recht seiner Erstgeburt verzichtete wurde sein Bruder Bernhard Herr zu Westerholt Erbvogt und Stammvater der nachfolgenden adligen Linien Der Besitz ging an den nach seinem Schwiegervater benannten Sohn Hermann von Westerholt uber Dessen Sohn Bernhardt erbte die Burg Westerholt und gelangte durch Heirat auch in den Besitz der Herrschaft Lembeck Seine Sohne Hermann und Bernhard III teilten die Guter im Jahr 1556 unter sich auf Hermann wurde Herr von Westerholt wahrend Bernhard die Lembeck schen Guter erhielt Neuzeit Bearbeiten nbsp Graf Wilhelm Ludwig liess bis 1833 das heutige Herrenhaus errichten nbsp Lithographie des Schlosses von 1857 59 aus der Sammlung Duncker1583 wurde die Burg wahrend des Truchsessischen Krieges von Truppen des abgesetzten Kurfursten Gebhard I von Waldburg belagert und anschliessend eingenommen Doch bereits am 7 Mai 1584 wurde die Anlage an Truppen des neuen Kurfursten Ernst von Bayern zuruckgegeben und die von Westerholt konnten wieder uber ihren Besitz verfugen Jedoch hatte die Anlage unter der Belagerung und Besetzung arg zu leiden gehabt Daruber hinaus liess Ernst von Bayern nach der Ruckgabe ihre Verteidigungswalle schleifen weil der Burgherr Bernd von Westerholt seinen Verwandten Konrad von Westerholt seit 1574 Statthalter des Bistums Munster bei der Forderung des Protestantismus dort unterstutzt hatte Seit Ende des 16 Jahrhunderts befand sich die Burg daher in einem schlechten baulichen Zustand Die Besitzungen gingen auf Hermanns Sohn Berndt von Westerholt uber der 1592 im Rhein ertrank und sie somit seinem unmundigen Sohn Hermann Hektor hinterliess Dieser verstarb kinderlos sodass sie nun der Vetter Bernhard von Westerholt zu Wilbring erhielt Die Westerholt schen Guter waren zu diesem Zeitpunkt schon hoch verschuldet Nach Bernhards Tod wurde der noch unmundige Sohn Nicolaus Vinzenz Burgbesitzer Seine Vormunder verkauften das Anwesen 1643 an Nikolaus von Westerholt einen Enkel Bernhards III Formalistische Anrechte erwuchsen Nikolaus dadurch dass sein Vater Johann von Westerholt Herr zu Lembeck die Witwe von Berndt von Westerholt geheiratet hatte und er somit Vormund von Hermann Hektor wurde Als Vinzenz mundig wurde kam es zu Auseinandersetzungen um die Besitzungen bei denen er unterlag Belagerungen und Brandschatzungen durch hessische Truppen in den Jahren 1650 und 1653 taten ihr Ubriges um die Gebaude weiter verwahrlosen zu lassen Durch die Heirat von Nikolaus Erbtochter Anna Elisabeth mit Hermann Otto von Westerholt kam das Anwesen an die Hackforter Familienlinie Da das sogenannte Oberhaus der Burganlage nicht mehr bewohnbar war und im Jahr 1671 zudem ein Teil Vorburg abbrannte begannen unter ihm umfassende Bauarbeiten an der Anlage In der Zeit von 1675 bis 1678 liess Hermann Otto zunachst neue Wirtschaftsgebaude errichten Kurz vor 1707 2 folgte dann der Neubau eines sehr schlichten zweistockigen Gebaudes an der Westseite der Vorburginsel das teils als Wohnhaus und teils als Scheune genutzt wurde Das ungenutzte und marode alte Wohnhaus sturzte 1708 vollig ein 1 Im Jahr 1724 kam Ferdinand Otto von Westerholt durch Heirat mit Maria Agnes von Ketteler unter anderem in den Besitz des Gutes Gysenberg Gemeinsam mit seinem Bruder Johannes legte er in einem Fideikommiss am 22 Februar 1726 fest dass der gemeinsame Besitz fortan als ungeteiltes Erbe an den jeweils altesten Nachkommen gehen und die Familie von diesem Zeitpunkt an den Namen von Westerholt zu Gysenberg tragen sollte Schloss Westerholt erbte anschliessend Ferdinand Ottos Sohn Joseph Clemens August Maria von Westerholt Gysenberg Aus seiner Ehe mit Wilhelmine Franziska von der Recke ging als einziges Kind die Erbtochter Wilhelmine Friederike Franziska hervor Durch ihre Heirat um das Jahr 1770 3 kam das Schloss an den Freiherrn Ludolph Friedrich Adolf von Boenen zu Berge Er nahm gemass einer Bedingung des Fideikommisses Wappen und Namen der Familie von Westerholt an und wurde 1790 von Kaiser Joseph II in den Reichsgrafenstand erhoben Obwohl er mit seiner Frau auf Schloss Berge im heutigen Gelsenkirchener Stadtteil Buer residierte liess er das Haupthaus des Anwesens umgestalten Nachdem die Gebaude im Februar 1830 durch ein Feuer stark beschadigt worden waren liess der Sohn Wilhelm Ludwig bis 1833 das heutige klassizistische Herrenhaus mit zwei Geschossen errichten Aus der gleichen Zeit stammt das sogenannte Vogelhaus auf der mittleren der drei Schlossinseln das der Schlossherr bis 1835 fur seine ornithologische Sammlung errichten liess um ein im Jahre 1717 erbautes Orangeriegebaude zu ersetzen Die Entwurfe dazu lieferte der Essener Architekt Carl Wilhelm Theodor Freyse 4 Einige bauliche Veranderungen wie zum Beispiel der Giebel an der Ostseite des Gebaudes kamen im Jahr 1904 unter Egon von und zu Westerholt und Gysenberg hinzu Die an der Nordseite der Vorburginsel stehenden Nebengebaude darunter das seinerzeit in die Schlossfreiheit fuhrende Torgebaude wurden zwischen 1867 und 1870 5 durch Neubauten ersetzt Lediglich der Bau an der Nordost Ecke das Bureau des Landrathes blieb erhalten nbsp Egon Reichsgraf von Westerholt GysenbergSeit Beginn des 20 Jahrhunderts Bearbeiten Die Besitzungen wurden im weiteren Verlauf der Geschichte an die jeweiligen Sohne Otto und Johann sowie 1927 an dessen Enkel Egon Reichsgraf von Westerholt Gysenberg vererbt Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verwehrten die alliierten Besatzungsbehorden dem damaligen Schlossherrn Egon zunachst wegen des Vorwurfs nationalsozialistisch belastet zu sein die Verwaltung und Nutzung seines Besitzes Das Herrenhaus und die unmittelbaren Nebengebaude des Schlosses wurden von den amerikanischen spater englischen Besatzungstruppen als Unterkunft genutzt Nach Ruckgabe der Verfugungsgewalt verlegte der Schlossherr die Wohnung seiner Familie in das umgebaute Vogelhaus Das derweil stark verwohnte Herrenhaus wurde anschliessend noch eine Zeit lang als Berglehrlingswohnheim genutzt Danach stand das Gebaude uber Jahrzehnte leer 1993 wurde das Schloss einer umfassenden Restaurierung unterzogen und einer neuen Nutzung zugefuhrt Es beherbergt seitdem ein Hotel sowie Cafe Restaurant Ein grosser Teil des einstigen Schlossparks wird durch einen Golfclub mit 75 Hektar 6 grossen 18 Loch Anlage genutzt dessen Clubhaus in den einstigen Nebengebauden zu finden ist Heiratswillige haben daruber hinaus die Moglichkeit sich im Rittersaal trauen zu lassen Beschreibung BearbeitenSchlossanlage Bearbeiten nbsp Das Vogelhaus nbsp Die fruhere kath Pfarrkirche St Martinus im Alten Dorf ist heute die SchlosskapelleSchloss Westerholt ist eine weitlaufige Anlage bestehend aus drei von Osten nach Westen hintereinander liegenden Schlossinseln die von einem grossen englischen Landschaftsgarten eingeschlossen werden Die Wassergraben der Anlage werden vom Holzbach gespeist Die westlichste der Inseln ist ganzlich von Rasen bedeckt war fruher aber der Standort des Nutzgartens 2 Sie ist uber eine gemauerte Bogenbrucke mit der ostlich von ihr liegenden mittleren Schlossinsel verbunden Deren Sudseite ist Standort des sogenannten Vogelhauses einem zweigeschossigen unverputzten Ziegelbau mit Satteldach der seit 1955 der graflichen Familie als Wohnhaus dient Ein Wappenstein uber dem Eingang zeigt die Jahreszahl 1717 und stammt von einem nicht mehr existenten Orangeriegebaude das dieses Haus seinerzeit ersetzte Ihm liegt an der Nordseite ein moderner Neubau gegenuber der die heutige Rentei beherbergt Zwischen den beiden Gebauden lassen symmetrisch angelegte Wege die Grundzuge des einstigen Barockgartens erkennen Die ostlichste der drei Schlossinseln war fruher Standort der Vorburg beheimatet heute jedoch die eigentlichen Schlossgebaude Das Haupthaus steht an der Westseite und ist ein Neubau des 19 Jahrhunderts Der zweigeschossige Putzbau mit ziegelgedecktem Walmdach besitzt eine aufwandig gestaltete Schaufassade an der Ostseite Sie besitzt einen dreiachsigen Mittelrisalit mit vier Pilastern korinthischer Ordnung und Kapitelle aus Naturstein Es nimmt das dreiturigen Portal auf zu dem eine Freitreppe hinauffuhrt Der Risalit wird von einem Schmuckgiebel im Louis quinze Stil bekront Dieser wurde erst im Jahr 1904 angebracht und ersetzte ein dreiachsiges Attikageschoss Die beiden Geschosse des Gebaudes dessen Westfront vollkommen schmucklos ist werden durch ein kraftiges Konsolgesims architektonisch voneinander abgegrenzt An der Nordwestecke des Herrenhauses steht ein Vierecksturm mit Kuppeldach dessen Wetterfahne die Jahreszahl 1830 zeigt Die im rechten Winkel an den Westflugel anschliessenden Backsteinbauten stammen aus der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Lediglich ihr ostlichster Teil die sogenannte alte Rentei stammt aus einer Zeit vor 1830 Schlossumgebung Bearbeiten Direkt neben dem Schloss liegt das Alte Dorf Westerholt das seinerzeit zur Freiheit Westerholt gehorte 58 nach historischem Vorbild restaurierte Fachwerkhauser stehen dichtgedrangt in den engen Gassen rund um die Pfarrkirche St Martini und laden zu einem Besuch mit mittelalterlichem Flair ein Seit 1991 steht die Siedlung als kompletter Bereich unter Denkmalschutz Gleich neben dem Schloss Westerholt erstreckt sich mit dem Westerholter Wald das Naherholungsgebiet Die Baut Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen Band 2 Westfalen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1969 S 593 594 Westerholt In Alexander Duncker Hrsg Die landlichen Wohnsitze Schlosser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie nebst den koniglichen Familien Haus Fideicommiss und Schattull Gutern Band 2 Duncker Berlin 1859 Blatt 101 zlb de Text zwei Seiten danach Klaus Gorzny Emscherschlosser Burgen Schlosser und Adelssitze im Emscher Landschaftspark Piccolo Marl 2001 ISBN 3 9801776 5 3 S 79 81 Cornelia Kneppe Schloss Westerholt In Kai Niederhofer Red Burgen AufRuhr Unterwegs zu 100 Burgen Schlossern und Herrensitzen in der Ruhrregion Klartext Verlag Essen 2010 ISBN 978 3 8375 0234 3 S 343 346 August Kracht Burgen und Schlosser im Sauerland Siegerland und an der Ruhr Knaur Munchen 1983 ISBN 3 426 04410 2 S 302 307 Albert Weskamp Das alte Burghaus und das heutige Schlossgebaude In Vestischer Kalender Jahrgang 8 Nr 8 Buersche Druckerei Buer 1929 ISSN 0938 8745 S 58 59 Albert Weskamp Westerholt In Die Bau und Kunstdenkmaler des Landkreises Recklinghausen und der Stadtkreise Recklinghausen Bottrop Buer Gladbeck und Osterfeld Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 39 Schoningh Munster 1929 S 459 469 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Westerholt Album mit Bildern Videos und Audiodateien Westerholt im Internet Portal Westfalische Geschichte Website des Schlosshotels Website des Golfclubs Schloss Westerholt Haus Westerholt im GenWikiFussnoten Bearbeiten a b Burgen und Schlosser im Ruhrgebiet Folge 33 Schloss Westerholt In Essener Volkszeitung 1 Marz 1936 a b c d Cornelia Kneppe Schloss Westerholt 2010 S 344 Die Angaben schwanken zwischen 1769 und 1771 August Kracht Burgen und Schlosser im Sauerland Siegerland und an der Ruhr 1983 S 306 Cornelia Kneppe Schloss Westerholt 2010 S 346 GC Schloss Westerholt e V Abgerufen am 21 Marz 2021 51 5975 7 0902777777778 Koordinaten 51 35 51 N 7 5 25 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Westerholt amp oldid 236370020