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Das Schloss Le Vert Bois franzosisch Chateau du Vert Bois ist ein Schloss im Stil des klassizistischen Barocks auf dem Gebiet der nordfranzosischen Stadt Bondues Departement Nord an der Grenze zu Belgien Es wurde 1743 von einem Mitglied der Industriellenfamilie Prouvost im Stil eines Lustschlosses am Standort einer Vorgangeranlage aus den 1660er Jahren errichtet Ansicht des Schlosses aus Richtung Sudwesten vom VorhofDas Schloss steht samt Torgebaude und zweier Pavillons seit dem 17 Dezember 1962 als eingeschriebenes Monument historique franzosisch Monument historique inscrit unter Denkmalschutz 1 Am 8 April 1987 wurden zwei weitere Pavillons unter Schutz gestellt 1 Ein Grossteil des Schlossparks ist zudem seit dem 21 August 1965 als Naturdenkmal geschutzt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange und erstes Schloss 1 2 Zweites Schloss 1 3 Heutige Nutzung 2 Beschreibung 2 1 Architektur 2 2 Innenraume 2 3 Schlosspark 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte BearbeitenAnfange und erstes Schloss Bearbeiten Erster bekannter Herr von Vert Bois war 1389 Roger Boutelin dessen Nachkommen das Land bis 1576 besassen 3 In jenem Jahr verkaufte Helene de Heulle den Besitz an Guillaume Deliot Schoffe in Lille Dessen Tochter Jeanne heiratete 1602 Andre de Fourmestraux und brachte Vert Bois mit in die Ehe 1610 erwarb Andre die Seigneurie Wazieres weswegen der Sohn des Paars Jean Andre 1662 1663 den Namen de Wazieres annahm 3 Gemeinhin wird angenommen dass er es war der in den 1660er Jahren 4 ein erstes Schloss auf den Landereien errichtete Es gibt jedoch keine stichhaltigen Beweise fur diese Annahme 5 Zweites Schloss Bearbeiten Jean Andres Urenkel Andre Joseph Druon de Wazieres liess 1743 6 nicht nur den bestehenden Torbau der Anlage verandern sondern errichtete auch ein neues Hauptgebaude im Stil des klassizistischen Barocks und vererbte den Neubau seinem jungeren Bruder Dominique Joseph 7 Nach dem Tod Louis Edmond de Wazieresʼ 1856 und seiner Frau Elisa Flavie Buffin 1860 wurde der Besitz unter deren zwei Sohnen aufgeteilt Das Schloss fiel dem alteren Gaston Louis zu Er war zu jener Zeit aber erst neun Jahre alt und so verpachtete sein Vormund die Anlage samt den dazugehorenden Landereien an Louis Duchochois Dieser beendete im Jahr 1869 das Pachtverhaltnis zugunsten seines Verwandten Eugene Devemy der mit Marguerite Duchochois verheiratet war Derweil hatte Gaston Louis de Wazieres viel Geld in den Spielsalons von Paris verloren und musste das Schloss am 19 April 1876 an seinen Kreditgeber Devemy verkaufen um seine immensen Schulden begleichen zu konnen Drei Jahre nach dem Kauf brachte Devemys Tochter Marthe das Schloss 1879 durch Heirat an ihren Mann Albert Felix Prouvost Dessen Nachkomme Albert Eugene liess das Schloss bis 1945 durch den Architekten Jacques Regnault instand setzen und modernisieren Beginn der Arbeiten war am 17 Mai 1939 8 Fur die neue Gestaltung der Innenraume war Stephane Boudin verantwortlich Zugleich liess der Schlossherr den Park der Anlage von dem Landschaftsarchitekten Russell Page umgestalten 9 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zog das Ehepaar Albert und Anne Prouvost in das Schloss und nutzten es als Wohnsitz In den 1960er Jahren offneten die beiden den Besitz fur Besucher 9 sodass Schlosspark und Hauptgebaude heute entgeltlich besichtigt werden konnen Als ausgewiesene Kunstliebhaber grundeten sie 1975 eine Stiftung zur Forderung von zeitgenossischer Kunst 10 Diese organisierte Wechselausstellungen und betrieb im ehemaligen Wirtschaftshof des Anwesens Ferme des Marguerites genannt eine Galerie Heutige Nutzung Bearbeiten Nach dem Tod von Albert Prouvost im Jahr 1991 ubernahm sein Sohn Ghislain das Anwesen Er liess im Park Wege instand setzen Wasserspiele installieren sowie neue Baume pflanzen Ausserdem zeichnete er fur eine neue Inneneinrichtung des Schlosses verantwortlich wozu das Gebaude von 1994 bis 1996 fur die Offentlichkeit geschlossen werden musste Seit der Wiederoffnung kann es im Rahmen von Fuhrungen besichtigt werden Die Ferme des Marguerites ist heute ein Handwerkerdorf in dem mehr als 20 Kunstler Handwerker und Handler sowie zwei Restaurants ansassig sind 11 Ausserdem konnen die Orangerie und Bereiche des Parks fur Feierlichkeiten gemietet werden Beschreibung BearbeitenArchitektur Bearbeiten nbsp Die ConcergerieEine rund 340 Meter 12 lange Zufahrt fuhrt geradlinig von Sudwesten auf das Schloss zu und bildet damit zugleich eine der grossen Sichtachsen des Schlossareals An ihrem westlichsten Punkt steht ein zweiflugeliges Gittertor mit gemauerten quadratischen Pfeilern und Kugelabschlussen Sie endet an der Concergerie einem grossen zweiflugeligen Torgebaude das mehrheitlich aus der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts stammt 5 Seine Trakte stossen im stumpfen Winkel aufeinander und sind durch einen hohen viereckigen Torturm miteinander verbunden Dieser diente fruher als Taubenschlag und besitzt eine korbbogige Tordurchfahrt deren Schlussstein die Jahreszahl 1743 zeigt und damit an die Uberarbeitung des Tores sowie den Neubau des Hauptgebaudes erinnert Die Durchfahrt wird von zwei rustizierten Pfeilern flankiert die ein profiliertes Gesims tragen Auf diesem ruht ein Dreiecksgiebel mit skulptiertem Wappen und Blattwerk Die Ruckseite des Gebaudes besitzt im Erdgeschoss rundbogige Arkaden die heute durch Mauerwerk geschlossen sind Hinter der Concergerie liegt im Nordosten eine Art Hof mit einigen Okonomiegebauden der Orangerie und zwei Pavillons Diese beiden Backsteinbauten am Rand des Schlossgrabens wurden 1751 errichtet und erhielten 1772 eine neue Fassade aus hellem Haustein 13 14 Davon kunden Jahreszahlen im Inneren und in den Giebelfeldern uber den Eingangen 8 Der nordliche Pavillon wurde hochstwahrscheinlich als Kapelle genutzt denn sein Giebel zeigt ein Relief mit der Taufe Jesus und eine Kreuzigungsszene Der sudliche Pavillon wird Flora Pavillon franzosisch pavillon de Flore genannt und diente vielleicht fruher einmal als Obstkammer 13 nbsp Eingangsfassade des SchlossesDas Hauptgebaude der Anlage ist ein zweigeschossiger Rechteckbau mit schiefergedecktem Mansarddach wobei sein Erdgeschoss hoher als die erste Etage ist Er ist im Stil eines typischen Lustschlosses franzosisch maison de plaisance gehalten und steht an der Westecke einer von einem breiten Wassergraben umgebenen Insel Die sudwarts gerichtete Eingangsfassade ist siebenachsig wobei die drei mittleren Achsen in einem Mittelrisalit mit flachem Dreiecksgiebel liegen Die Fenster des Risalits sind von toskanischen Saulen umgeben Im Giebelfeld findet sich ein von Festons umgebenes Rundfenster Die Fenster der vier ausseren Achsen werden durch rustizierte Pilaster aus hellem Stein voneinander getrennt wahrend die Felder dazwischen mit roten Mauerziegeln gefullt sind Die gartenseitige Nordfassade ist ahnlich gestaltet besitzt jedoch keinen Risalit Direkt hinter dem Schloss stehen im Garten zwei kleine quadratische Pavillonbauten die Chinesische Pavillons franzosisch pavillons chinois genannt werden Bis 1937 waren sie als Eishaus und Gartenpavillon in Benutzung 8 Innenraume Bearbeiten In den Innenraumen kann der Besucher neben einigen Boiserien im Stil des Louis quinze Mobel des 18 Jahrhunderts und die grosse von den vormaligen Eigentumern zusammengetragene private Kunstsammlung sehen Dazu zahlen unter anderem persische und prakolumbische Keramik eine grosse Gemaldesammlung mit zeitgenossischer Malerei ebenso wie mit Gemalden aus dem 17 und 18 Jahrhundert sowie Delfter Fayencen 14 7 Die durch Albert und Anne Prouvost zusammengetragene Mineraliensammlung befindet sich indes aus Sicherheitsgrunden nicht mehr im Schloss 10 Zu den besonderen Exponaten gehoren zum Beispiel eine 3 4 Meter 15 messende Brusseler Tapisserie des 16 Jahrhunderts mit der allegorischen Darstellung Triumph der Weisheit und ein Gemalde von Andries van Eertvelt aus der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts das ein Seegefecht zwischen spanischen und turkischen Schiffen zeigt Vielleicht stellt es die Seeschlacht von Lepanto dar 15 Dies ist nur eines von vielen Gemalden aus dem 17 bis 19 Jahrhundert mit maritimem Thema die im Salon der Bibliothek und dem Billardzimmer im Erdgeschoss des Schlosses hangen Weitere aussergewohnliche und wertvolle Ausstellungsstucke sind eine von dem Kunsttischler Charles Cressent angefertigte Prunkkommode im Regence Stil vom Beginn des 18 Jahrhunderts und eine Dokumentenmappe Napoleon Bonapartes aus rotem Leder 16 Schlosspark Bearbeiten nbsp Raub der Sabinerinnen von Giovanni da Bologna im SchlossparkSchloss Le Vert Bois ist von einem 60 Hektar 10 grossen Park umgeben der etwa je zur Halfte auf dem Gebiet der Stadte Bondues und Marcq en Barœul liegt Mit seinen geradlinigen Alleen und langen Sichtschneisen folgt er mehrheitlich den Gestaltungsidealen des Barocks lediglich ein Teil an der Nordspitze des Areals ist als Landschaftsgarten gestaltet Um die Pflege des Areals kummern sich zwei Vollzeit Gartner 17 Etwa 42 Hektar des Schlossparks stehen unter Naturschutz Zu den Baumarten die dort wachsen gehoren neben haufig vorkommenden Linden Blutbuchen Pyramidenpappeln Spitzahornen und Platanen auch Exoten wie Schwarzer Tupelobaum Byzantinische Hasel Amberbaum Japanischer Schnurbaum Tulpenbaum und Paulownie 18 Das Interesse Albert Prouvosts und seiner Frau Anne fur die Bildende Kunst macht sich auch im Park bemerkbar Dort stehen mehrere Skulpturen bekannter zeitgenossischer Bildhauer darunter Les Tolmens von Jean Claude Bresler Herzi und L Humanite en Marche deutsch Die Menschheit in Bewegung von Eugene Dodeigne sowie eine Widderstatue die einst am Firmengebaude der Prouvosts in Roubaix stand 18 19 Kunsthistorisch ebenfalls bedeutsam sind zwei Bronzeskulpturen des Bildhauers Giovanni da Bologna Bei der ersten von ihnen handelt es sich um eine Neptunstatue in der Mitte eines Wasserbassins Sie stammt aus dem Jahr 1567 und ist eine Replik der Statue im Neptunbrunnen in Bologna 6 Zum anderen steht mit einer Bronze Replik des Raubs der Sabinerinnen ein weiteres von Bolognas beruhmten Werken im Schlosspark Literatur BearbeitenPierre Faucheux Merveilles des chateaux des Flandres d Artois de Picardie et du Hainaut Hachette Paris 1973 S 159 163 Aude Guiheneuc Remy Toulouse Hrsg Le Patrimoine des Communes du Nord Band 2 Flohic Paris 2001 ISBN 2 84234 119 8 S 1190 1192 Christiane Lesage Bondues Chateau du Vert Bois In Jacques Thiebaut Hrsg Le Guide des chateaux de France Nord Herme Paris 1986 ISBN 2 86665 042 5 S 28 29 Philippe Seydoux Chateaux de Flandre et du Hainaut Cambresis Editions de la Morande Paris 1993 ISBN 2 902091 26 5 S 88 90 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Le Vert Bois Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag des Schlosses in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Informationen und Fotos zum Schloss auf der Website von Fabrice Mrugala franzosisch Visites exceptionnelles au chateau du Vert Bois a Bondues auf YouTube franzosisch Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b Eintrag des Schlosses in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Zugriff am 12 Oktober 2019 Unterschutzstellungserlass des franzosischen Kulturministeriums vom 21 August 1965 PDF 1 7 MB a b Pierre Faucheux Merveilles des chateaux des Flandres d Artois de Picardie et du Hainaut 1973 S 159 In der Literatur finden sich verschiedene Angaben zum Baujahr Es wird sowohl das Jahr 1660 als auch die Jahre 1666 und 1668 genannt a b Christiane Lesage Bondues Chateau du Vert Bois 1986 S 28 a b Aude Guiheneuc Remy Toulouse Hrsg Le Patrimoine des Communes du Nord Band 2 2001 S 1190 a b Pierre Faucheux Merveilles des chateaux des Flandres d Artois de Picardie et du Hainaut 1973 S 161 a b c Informationen rund um die Familie Prouvost auf der privaten Website von Thierry Prouvost Zugriff am 12 Oktober 2019 a b Philippe Seydoux Chateaux de Flandre et du Hainaut Cambresis 1993 S 88 a b c F V A Bondues le chateau du Vert Bois et son parc se visitent tous les week ends cet ete In La Voix du Nord Ausgabe vom 3 August 2019 online Homepage der Fondation Septentrion Zugriff am 12 Oktober 2019 Angabe gemass Messung auf geoportail gouv fr a b Christiane Lesage Bondues Chateau du Vert Bois 1986 S 29 a b Philippe Seydoux Chateaux de Flandre et du Hainaut Cambresis 1993 S 89 a b Aude Guiheneuc Remy Toulouse Hrsg Le Patrimoine des Communes du Nord Band 2 2001 S 1191 Aude Guiheneuc Remy Toulouse Hrsg Le Patrimoine des Communes du Nord Band 2 2001 S 1191 1192 Prasentation von Schloss und Schlosspark auf der Internetprasenz der Stadt Bondues Zugriff am 12 Oktober 2019 a b Informationen zum Schlosspark auf der Website der Fondation Septentrion Zugriff am 12 Oktober 2019 Informationen zu den Skulpturen im Schlosspark auf der Website von Fabrice Mrugala Zugriff am 12 Oktober 2019 50 71186832 3 11487079 Koordinaten 50 42 42 7 N 3 6 53 5 O Normdaten Geografikum GND 7727884 7 lobid OGND AKS VIAF 244805491 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Le Vert Bois amp oldid 212367629